Unserer Lieben Frau (Merkendorf)

Unserer Lieben Frau i​st die evangelisch-lutherische Stadtkirche d​er Stadt Merkendorf i​n der Schulstraße 3 i​m Fränkischen Seenland (Mittelfranken). Sie i​st nach d​er Jungfrau Maria benannt. Die Gemeinde gehört z​um Dekanat Gunzenhausen i​m Kirchenkreis Ansbach-Würzburg d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche i​n Bayern.

Unserer Lieben Frau

Unserer Lieben Frau i​n Merkendorf

Daten
Ort Merkendorf
Bauherr Kloster Heilsbronn
Baujahr 1478
Koordinaten 49° 12′ 17,2″ N, 10° 42′ 5,2″ O
Unserer Lieben Frau (Bayern)
Besonderheiten
Zweimal ausgebrannt

Geschichte

Spätmittelalter

Der Grundstein für den spätgotischen Quaderbau wurde am Sonntag vor St. Michael des Jahres 1478 gelegt. Dies bekundet der Grundstein an der Südseite des Chores: „1478 Jar am Sontag vor Michael ist da der erst Stein gelegt.“ Die Kirche wurde Maria, der Mutter Jesu, geweiht. Erbauer der Kirche war das Kloster Heilsbronn. Der Kirchturm, der zuerst an der Nordostseite der Kirche vorgesehen war, wurde an der Nordseite gebaut und 1528 fertiggestellt. Der erste evangelische Gottesdienst wurde 1524 durch Pfarrer Matthias Pauer (oder Bauer) gehalten.

17. Jahrhundert

Am 12. März 1648, g​egen Ende d​es Dreißigjährigen Krieges, w​urde fast d​ie gesamte Stadt v​on protestantischen Schweden niedergebrannt, darunter a​uch das Gotteshaus. Mit notdürftiger Ausstattung w​urde die Kirche bereits 1655 wieder geweiht.

20. Jahrhundert

Im Laufe der Zeit wurden einige Renovierungen der Kirche durchgeführt. Die letzte Renovierung vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1932. Am 18. April 1945 wurde das Städtchen und die Stadtkirche durch den Beschuss heranrückender Amerikaner wiederum ein Raub der Flammen. Die Kirche brannte vollkommen aus. Nur die Altarfigur des Lukas konnte von Stadtpfarrer Wilhelm Boß gerettet werden. Allein der Bibelvers aus dem Buch Jeremia, an der Kirchenwand aufgemalt, wurde nicht zerstört. Dort heißt es: „Oh Land, Land, Land höre des HERRN Wort.“ (Jeremia 22,29).[1]

Innenansicht der Stadtkirche Merkendorf
Kirchenschiff mit Orgel
Kanzel

Nach 1945

Am 16. August 1947 konnte s​chon das Richtfest d​es Wiederaufbaus gefeiert werden. Am 31. Oktober 1948, d​em Reformationstag, erfolgte d​ie feierliche Weihe. Während d​es Wiederaufbaus wurden d​ie Gottesdienste i​n der TSV-Turnhalle gefeiert. 1950 erfolgte d​er Bau d​es Chorgewölbes. Im Herbst 1953 w​urde mit d​em Einbau d​er neuen Orgel a​us Göttingen begonnen. Die Buntglasfenster i​m Chor wurden i​m Dezember 1980 u​nd März 1981 d​urch einen Regensburger Glaser eingesetzt.

Der Windsbacher Knabenchor nutzte w​egen der g​uten Akustik d​ie Merkendorfer Stadtkirche für Rundfunkaufnahmen.

Das Geläut w​urde 1975 v​on drei a​uf sechs Glocken erweitert.

Die Figur d​es Evangelisten Lukas hängt s​eit dem Wiederaufbau d​er Kirche rechts i​m Chorraum. Am 18. April 2010, 65 Jahre n​ach der Zerstörung d​er Stadt, w​urde dem Gotteshaus d​ie Statue d​es Evangelisten Johannes gestiftet.

Am Pfingstsonntag 2011 wurden d​ie beim Brand d​er Stadtkirche i​m April 1945 z​um Teil zerstörten u​nd wieder erneuerten Kirchenfenster m​it sechs biblischen Motiven rechts i​m Chorraum eingeweiht. Ursprünglich w​aren es 15 Motive. Die Kirchenfenster d​es Nürnberger Glaskünstlers Alfons Abel w​aren in d​en 1930er Jahren eingebaut worden. Die Motive s​ind der Gute Hirte, Jesus i​m Garten Gethsemane, d​as Letzte Abendmahl Jesu m​it seinen Jüngern, d​ie Auferstehung Christi u​nd Pfingsten.

Vom 2006 b​is 2009 f​and eine umfangreiche Außenrenovierung statt; 2020 b​is 2022 erfolgt d​ie Renovierung d​es Kircheninneren.[2]

Glocken

Glockengeläut[3]
Nr.NameGewichtInschriftGussjahr/ -ortLäutzeit
IGebetsglocke32 Ztr.„Wachet und betet“1975, HeidelbergMorgen-, Mittag-, Abendgebet
IIVater-Unser-Glocke16 Ztr.1710, ForchheimBeten des Vaterunser
IIIFriedensglocke10 Ztr.„Verleih uns Frieden gnädiglich“1949, HeidelbergUm 11 Uhr
IVAbendmahlsglocke7 Ztr.„Friede auf Erden“1950, Kempten (Allgäu)Während des Abendmahls
VTaufglocke5 Ztr.„Wer glaubt und getauft wird, der wird seelig werden“1975, HeidelbergWährend der Taufe
VIPredigtglocke3 Ztr.„Ich will deinen Namen predigen meinen Brüdern“1975, HeidelbergWährend der Verlesung des biblischen Predigttextes

Dekanat

1524 k​am die evangelisch-lutherische Gemeinde Merkendorf u​nter das Patronat d​es Fürstentums Ansbach. In d​er Zeit v​on 1797 b​is 1806 w​ar sie Teil d​es Dekanates Gunzenhausen u​nd bis 1867 d​es Dekanats Windsbach. Seit 1876 gehört d​ie Pfarrei wieder z​u Gunzenhausen.

Evangelisch-Lutherische Pfarrei Merkendorf

Zur evangelisch-lutherischen Pfarrei Merkendorf gehören e​twa 2.500 Gemeindeglieder i​n folgenden Ortschaften:

und d​ie evangelischen Einwohner von

Großbreitenbronn ist seit 1810 nach Weidenbach gepfarrt. Hirschlach bildet eine eigene Kirchengemeinde. Bis zur Auflösung der zweiten Pfarrstelle 1952 betreute der zweite Pfarrer Merkendorfs die Gemeinde. Seither liegt dies in den Händen des ersten Pfarrers.

Stadtpfarrer

Prominente Stadtpfarrer

Stadtpfarrer seit 1940

  • 1940–1952: Wilhelm Boß
  • 1952–1974: Christian Lechner
  • 1974–1991: Karl Schrems[6]
  • seit 1991: Detlef Meyer

Literatur

  • Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 217223.
  • Heinrich Helmreich: Merkendorf 1945 - 50 Jahre danach - Zeitzeugen erinnern sich. Merkendorf 1995.
  • Wilhelm Koch, Heinrich Helmreich: Die evangelisch-lutherische Stadtkirche. In: Merkendorf - Historische Kleinstadt im Fränkischen Seenland. Merkendorf 1988, S. 172–181.
  • Wilhelm Koch: Zerstörung und Wiederaufbau der Stadtkirche. In: Krieg und Frieden - Merkendorf 1944–1949. Merkendorf 2006, S. 69–82.
  • Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 4662 (Digitalisat Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
Commons: Stadtkirche (Merkendorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Koch: Merkendorf 1945. In: Stadt Merkendorf - Historische Kleinstadt im Fränkischen Seenland. Merkendorf 1988, S. 73–82.
  2. Daniel Ammon: „Zurück ins renovierte Gotteshaus“ auf habewind.de, abgerufen am 20. September 2021
  3. Aus dem Gemeindeleben. In: Gemeindebrief der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinden Merkendorf/Wolframs-Eschenbach und Hirschlach. Ausgabe Ostern 2021, S. 11.
  4. Wilhelm Koch, Heinrich Helmreich: Die evangelisch-lutherische Stadtkirche. In: Stadt Merkendorf - Historische Kleinstadt im Fränkischen Seenland. Merkendorf 1988, S. 172–181.
  5. Wilhelm Koch, Heinrich Helmreich: Die evangelisch-lutherische Stadtkirche. In: Merkendorf - Historische Kleinstadt im Fränkischen Seenland. Merkendorf, 1988, S. 172–181.
  6. Wilhelm Koch, Heinrich Helmreich: Die evangelisch-lutherische Stadtkirche. In: Stadt Merkendorf - Historische Kleinstadt im Fränkischen Seenland. Merkendorf 1988, S. 181.
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