Arrecife
Arrecife ist seit 1852 die Hauptstadt der zu Spanien gehörenden Kanarischen Insel Lanzarote. Die alte Hauptstadt war zuvor Teguise im Landesinneren. Arrecife bildet auch eine der sieben Gemeinden der Insel und beherbergt mit 62.988 Einwohnern (1. Januar 2019) knapp die Hälfte aller Lanzaroteños.
Gemeinde Arrecife | |||
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Luftbild 2011, Blickrichtung Nordosten | |||
Wappen | Karte der Kanarischen Inseln | ||
Basisdaten | |||
Autonome Gemeinschaft: | Kanarische Inseln | ||
Provinz: | Las Palmas | ||
Insel: | Lanzarote | ||
Koordinaten | 28° 58′ N, 13° 33′ W | ||
Höhe: | 30 msnm | ||
Fläche: | 22,72 km² | ||
Einwohner: | 62.988 (1. Jan. 2019)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 2.772,36 Einw./km² | ||
Postleitzahl: | E–35500 | ||
Gemeindenummer (INE): | 35004 | ||
Verwaltung | |||
Bürgermeister: | Astrid Pérez (PP) (2019) | ||
Adresse der Gemeindeverwaltung: | Avda. de Vargas, 1 35500 – Arrecife | ||
Website: | www.arrecife.es | ||
Lage der Gemeinde | |||
Charakter
Das Stadtbild Arrecifes ist von seinen Bewohnern geprägt, Touristen spielen hier eine untergeordnete Rolle. Das Stadtzentrum mit dem Rathaus und der Fußgängerzone Calle de Leon y Castillo grenzt mit der Promenade an den Atlantik. Von dieser gelangt man über eine Zugbrücke zu der auf einer Insel vorgelagerten Festung Castillo de San Gabriel mit Ursprung im 16. Jahrhundert. An der Küste nach Süden folgt das höchste Gebäude der Insel, das Ende der 1960er Jahre fertiggestellte Gran Hotel, das jedoch aus wirtschaftlichen Gründen 1991 geschlossen wurde und 1994 ausbrannte. Im Juli 2004 wurde es nach Wiederaufbau neueröffnet. Weiter südlich folgt der Strand Playa del Reducto, der Busbahnhof und das Cabildo Insular de Lanzarote, das Gebäude der Inselregierung. Nördlich des Stadtzentrums liegt die Charco de San Ginés, die gezeitenabhängige Lagune, die bis ins Stadtgebiet reicht. In diesem Bereich liegen die Anfänge des Ortes Arrecife. An der Küste weiter nach Norden folgen der Fischereihafen Puerto de Naos, die Festung Castillo de San José aus dem 18. Jahrhundert und der für die gesamte Insel wichtige Handelshafen Los Mármoles. Nördlich davon befindet sich die 1964 errichtete Meerwasserentsalzungsanlage für die gesamte Insel, die bis heute in Betrieb ist.
Arrecife setzt sich aus 17 Stadtvierteln zusammen:
Arrecife Centro, Argana Alta, Argana Baja, El Cable, La Concha, Maneje, Los Alonso, Altavista, Parque Maneje, Las Salinas, San Francisco Javier, Tenorio, Titerroy, Valterra, La Vega, Puerto Naos und Punta Grande.
1974 eröffnete César Manrique das Mehrzweckkulturzentrum El Almacén, um die Kultur in der Inselhauptstadt zu fördern. Es sollte ein Treffpunkt für Künstler aller Nationalitäten werden. In der darin befindlichen El Aljibe-Kunstgalerie wurde auf der Insel Lanzarote die erste Möglichkeit zur Ausstellung geboten. Zu El Almacén gehört auch das nach dem Freund Manriques benannte Restaurant Pablo Ruíz Picásso und später noch ein Kino. 1989 erwarb die Inselregierung das mit Verlusten arbeitende Zentrum und brachte eine Kulturabteilung dort unter.
Der Fußballverein Unión Deportiva Lanzarote ist im Arrecifer Stadion Ciudad Deportiva de Lanzarote beheimatet und spielt derzeit in der dritthöchsten Liga. Das 7000 Plätze umfassende Stadion wurde 1968 eingeweiht. Das Vorgängerstadion hieß Avendaño Porrúa.
Seit 2010 ist die brasilianische Stadt Recife Partnerstadt.
Verkehr
Etwa fünf Kilometer südlich von Arrecife liegt der internationale Flughafen Lanzarote, der damit bereits in der Nachbargemeinde San Bartolomé liegt. Hier werden Charter- und Linienflüge aus ganz Europa und die regionalen Flüge zu den anderen Kanarischen Inseln abgefertigt.
Arrecife besitzt den für Lanzarote wichtigen Seehafen Los Mármoles. Er ist Umschlagplatz wichtiger Güter der Insel. Außerdem verkehren von hier einige Fähren zu den Nachbarinseln Teneriffa, Gran Canaria und Fuerteventura sowie nach Cádiz auf dem spanischen Festland. Kreuzfahrtschiffe legen hier oder am stadtnäheren Puerto de Naos an.
Öffentliche Linienbusse, guaguas genannt, fahren von einem Busbahnhof nördlich der Promenade zu mehreren Orten der Insel.
Bildergalerie
- Rathaus
- Castillo de San Gabriel
- Castillo de San José
- Iglesia de San Ginés
- Die Lagune Charco de San Ginés
- Gran Hotel Arrecife
- Uferpromenade
- Fußgängerzone, Calle de Leon y Castillo
- Gebäude des Cabildo Insular de Lanzarote
Geschichte
Arrecife wurde erstmals im 15. Jahrhundert als kleiner Fischerort erwähnt. Ihren Namen verdankt die Stadt den Arrecifes, den schwarzen vulkanischen Riffs, hinter denen sich die Boote schützend vor Piratenüberfällen verstecken konnten.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts begann Arrecife zu wachsen, denn es war notwendig geworden, für die Hafenarbeiter und Angestellten Wohnhäuser und Lagerhallen für den Handelsverkehr zwischen der Alten und der Neuen Welt (Amerika) zu errichten. Als Folge wurde der Ort ein begehrtes Piratenziel. 1571 plünderte und zerstörte der Seeräuber Dogan das Hafenstädtchen fast völlig.
Wenige Jahre später begannen die Arbeiten am Castillo de San Gabriel auf der vorgelagerten, kleinen Insel El Quemado, von dem man sich Schutz vor Piratenüberfällen versprach. Doch bereits 1586 landete der Pirat Morato Arraez in der Stadt, machte ihr praktisch den Garaus und zerstörte die erste, schon 1574 erbaute Festung. Das heutige Castillo de San Gabriel, mit Glockentürmchen und Wachhäuschen, wurde im Auftrag des spanischen Königs Philipp II. und nach Plänen von Leonardo Torriani um 1590 erbaut.[2] Im Castillo de San Gabriel befindet sich heute das Museo Arqueológico y Etnográfico Castillio de San Gabriel, in dem Fundstücke aus der Zeit vor 1402 gezeigt werden, als die Insel noch nicht von den Spaniern kolonisiert war. Ein Wahrzeichen Arrecifes ist die Zugbrücke Puente de las Bolas, die Arrecife mit dem Castillo verbindet.
Etwas nördlich außerhalb steht das 1776 auf Veranlassung König Karl III. erbaute Castillo de San José. Es befindet sich auf der acht Meter über der Steilküste liegenden Halbinsel, der Cueva de Inés, und wird von Einheimischen auch Hungerburg genannt, da die Bevölkerung nach den gewaltigen Vulkanausbrüchen auf der Insel Mitte des 18. Jahrhunderts Hunger litt. Der Bau nach Plänen des Bauingenieurs Alfonso Ochando sollte Arbeit und Schutz vor Piratenüberfällen bieten. Als die Piraten ausblieben, verlor die Hungerburg an Bedeutung. 1974 wurde das Castillo de San José vom Künstler und Umweltschützer César Manrique in das Museum für zeitgenössische Kunst (Museo Internacional de Arte Contemporáneo) umgewandelt. Dazu gehören ein Restaurant mit Panoramablick zum Meer und ein neu angelegter Saal für Konzerte und Tagungen. Die Galerie beherbergt Gemälde spanischer Künstler. Zu sehen sind unter anderem Werke von Joan Miró und Manolo Millares, Óscar Domínguez und Gerardo Rueda, Eusebio Sempérez, Augustín Cárdena und von Manrique selbst.
1792 entstand die Muelle de las Cebollas (die Mole der Zwiebeln) als Teil des neuen Hafens.
Kirche San Ginés
1574[3] entstand eine erste Kirche von Arrecife, die man dem Heiligen Genesius, Bischof von Clermont (San Ginés) weihte. Nach einer kompletten Überflutung musste sie 1665 neu aufgebaut werden.[3] Anlässlich der Eröffnung des Hafens wurde am 25. Juni 1798 die erste Messe in der zur unabhängigen Pfarrei erklärten Kirche gehalten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden nacheinander zwei Kirchenschiffe angebaut und als letztes 1842 der Kirchturm errichtet.[3] Mit ihrem dreischiffigen Innenraum und holzgeschnitzter Decke ist die Iglesia de San Ginés an der Plaza de las Palmas die älteste Kirche auf Lanzarote.
Söhne und Töchter der Stadt
- César Manrique (1919–1992), Künstler, Architekt, Bildhauer und Umweltschützer
- Goya Toledo (* 1969), Schauspielerin und Fotomodell
- Rosana (* 1963), Sängerin
Literatur
- Antonio Jesús Montelongo Franquiz, Marcial Alexis Palero Lemes: El Puerto del Arrecife. Cabildo de Lanzarote y Ayuntamiento de Arrecife, Arrecife 2000, ISBN 84-87021-75-1, S. 414 (spanisch, ulpgc.es [abgerufen am 14. Dezember 2017]).
- José Manuel Clar Fernández: La Iglesia de San Ginés en el Puerto del Arrecife. Hrsg.: M. Carmen Otero Alonso. Centro de la Cultura Popular Canaria, Gran Canaria 2002, ISBN 84-7926-417-9 (spanisch, ulpgc.es [abgerufen am 20. September 2018]).
Weblinks
Einzelnachweise
- Cifras oficiales de población resultantes de la revisión del Padrón municipal a 1 de enero. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsfortschreibung).
- Fernando Gabriel Martín Rodríguez: La primera imagen de Canarias / Los dibujos de Leonardo Torriani. Colegio Oficial de Arquitectos de Canarias (COAC), Santa Cruz de Tenerife 1986, ISBN 84-600-4660-5, S. 63 (spanisch, ulpgc.es [abgerufen am 13. Dezember 2017]).
- Dreisprachige Informationstafel auf dem Kirchplatz
- Municipio: 35004 Arrecife. Alteraciones de los municipios en los Censos de Población desde 1842, INEbase. Cuando se dispone del dato de población de hecho y de derecho se ha tomado la cifra más alta. Consultado el 15 de noviembre de 2013.