Synagoge in der Fabrikstadt
Die Synagoge in der Fabrikstadt (rumänisch Sinagoga maură din Fabric, Marea Sinagogă) ist ein denkmalgeschütztes[1] historisches Gebäude und eine ehemalige Synagoge in der Strada Ion Luca Caragiale Nr. 2 im II. Bezirk Fabric (deutsch Fabrikstadt) der westrumänischen Stadt Timișoara.
Synagoge in der Fabrikstadt | |
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Synagoge in der Fabrikstadt | |
Baujahr: | 1895 |
Baumeister: | Josef Kremmer |
Architekt: | Leopold Baumhorn |
Baustil: | neo-maurischen Stil verbunden mit Elementen der italienischen Renaissance |
Lage: | 45° 45′ 22,7″ N, 21° 14′ 43,8″ O |
Anschrift: | Strada Ion Luca Caragiale Nr. 2 Timișoara Timiș, Rumänien |
Zweck: | Neolog Synagoge |
Geschichte
Das Baujahr des ersten als Synagoge genutzten Gebäudes an dieser Stelle ist umstritten, einige Quellen datieren den Bau auf das Jahr 1838, andere auf 1841. Die Synagoge wurde 1870 eröffnet, als sich die dortige jüdische Gemeinde der Glaubensrichtung „Status Quo ante“ des ungarischen und transylvanischen Judentums anschloss. Nach 1879 wandte sich die Gemeinde dem Neologischen Judentum zu.
Die Gemeinde wuchs an, und es wurde beschlossen ein neues Gotteshaus zu bauen. Die Finanzierung der neuen Synagoge erfolgte durch Sammlungen in der Gemeinde, durch eine öffentliche Lotterie, sowie durch Einzelspenden.
Die Synagoge wurde 1899 nach Plänen des Architekten Leopold Baumhorn (ungarisch Lipót Baumhorn) aus Budapest errichtet. Der Bau wurde von dem örtlichen Baumeister Josef Kremmer ausgeführt. Das neue Gebäude entsprach dem Stil zeitgenössischer reformierter Synagogen in der österreichisch-ungarischen Monarchie und ähnelt den Synagogen von Rijeka, Szolnok und Zrenjanin, die wie auch die Synagogen in Brașov und Szeged nach den Plänen des gleichen Architekten gebaut wurden. Die Einweihung fand am 3. September 1899 in Anwesenheit des Leiters der Gemeinde, Alex Kohn, und des damaligen Bürgermeisters von Timișoara, Karl Telbisz, statt.
Die Synagoge wurde zum Ende der kommunistischen Ära 1985 geschlossen, da die Gemeinde nach dem Zweiten Weltkrieg bedingt durch die Emigration der Mehrheit der ansässigen Juden nach Israel stark geschrumpft war. Die jüdische Population lag nach dem Krieg noch bei 13.600, jedoch war sie 1971 bereits auf 3000 gesunken. 1998 wurde sie auf etwa 900 Mitglieder geschätzt. Seit ihrer Schließung wurde die Synagoge mehrfach durch Vandalen verwüstet und Artefakte gestohlen. Durch den fortschreitenden Verfall des Gebäudes besteht mittlerweile Einsturzgefahr.[2]
In Ermangelung finanzieller Mittel zur Renovierung stellte die jüdische Gemeinde 2009 das Gebäude für 35 Jahre dem Rumänischen Nationaltheater von Timișoara (rumänisch Teatrul Național Timișoara) für Aufführungen zur Verfügung.[3] Bedingung hierfür ist, dass das Gebäude innerhalb von fünf Jahren zu renovieren ist, und dass hier keine judenfeindlichen, obszönen, oder gegen die Menschenwürde verstoßenden Theaterproduktionen gezeigt werden.
Siehe auch: Judentum in Timișoara
Beschreibung
Die Synagoge in der Fabrikstadt gilt als eines der markantesten Gebäude der Stadt.
Das Gebäude im neo-maurischen Stil verbunden mit Elementen der italienischen Renaissance hat einen quadratischen Grundriss. Die zentrale Kuppel ruht auf einer achteckigen Holzkonstruktion mit vier Säulen.
Die Außenwände sind mit Fenstern und Rundbögen versehen. An der polychromen Fassade wechseln sich roter Backstein mit verputzten Bauelementen ab.[4]
Die Synagoge hat zwei Eingänge, davon einen für Männer und einen zweiten für Frauen. Im Obergeschoss befindet sich die Orgel.
- 2010
- 2007
- 2007
- Um 1900
- Um 1900
Orgel
Die Orgel wurde 1895 als Opus 16 von dem Orgelbaumeister Carl Leopold Wegenstein gebaut. Das pneumatische Instrument hat 13 Register über zwei Manuale und Pedal. Die Traktur und die Konzeption des Spieltisches ähnelt der 1896 gefertigten Millenniumsorgel in der Katharinenkirche im Bezirk Cetate. Seit einem Einbruch, bei dem die Orgel um 2003 teilweise zerstört wurde, ist sie nicht mehr spielbar.
Disposition der Orgel:
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Literatur
- Ioan Munteanu, Rodica Munteanu: Timișoara Monografie. Editura Mirton, Timișoara 2002, ISBN 973-585-650-6, S. 570.
- Martin Eichler, Dan Leopold Ciobotaru, Martin Rill: Temeswar – Timișoara. Eine Perle des Banats. Wort+Welt+Bild Verlag, München 2010, ISBN 978-3-9810825-6-2, S. 208.
- Jakab Singer: Avatóbeszéd a temesvári gyárvárosi izraelita templom avatásának ünnepén 1899. szept. 3, Bonyhád, 1899, in rumänischer Sprache
- I.Pintilie: Interferenţe regionale în arhitectura de stil 1900 reflectată în opera lui Lipot Baumhorn In: Studii şi comunicări 7, Arad, 2001–2002, S. 316–317, in rumänischer Sprache
Weblinks
- Spiritual tourism in Timișoara of yesterday and of today- the "Moorish Synagogue" of Fabric (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- timisoara.uvt.ro, e-Patrimonium Timisiensis: Sinagoga din Fabric, in rumänischer Sprache
- Evenimentul Zilei, ediția de Vest: Die maurische Synagoge ist in Gefahr (Memento vom 7. Oktober 2007 im Internet Archive)
- primariatm.ro, Primăria Municipiuliu Timișoara: Sinagoga din Fabric
- edwardvictor.com, Timișoara (Temesvar), Romania, historische Postkarten
Siehe auch
Einzelnachweise
- gtztm.ro (Memento vom 21. September 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei; 240 kB), Denkmalliste Lista Monumentelor Istorice 2004 des Kreises Timiș, TM-II-m-B-06128, in rumänischer Sprache
- timpolis.ro, Timpolis, Monica Gaiță: Sinagogile, mărturia de multiculturalitate a timișorenilor, 18. August 20089, in rumänischer Sprache
- Adevărul: Teatrul salvează o sinagogă veche de 120 de ani, 20. Mai 2009, in rumänischer Sprache (Memento vom 26. Juni 2009 im Internet Archive)
- intercultural.ro, Fișă de evaluare a obiectivului – Sinagoga din Fabric, in rumänischer Sprache