Stolperstein in Amt Creuzburg

Der Stolperstein i​n Amt Creuzburg i​st Julius Rothschild gewidmet, e​r liegt i​m heutigen Ortsteil Mihla, d​er bis 31. Dezember 2019 e​ine eigenständige Gemeinde war. Stolpersteine werden v​om Kölner Künstler Gunter Demnig i​n weiten Teilen Europas verlegt. Sie erinnern a​n das Schicksal d​er Menschen, d​ie von d​en Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben o​der in d​en Suizid getrieben wurden u​nd liegen i​m Regelfall v​or dem letzten selbstgewählten Wohnsitz d​es Opfers.

Der bislang einzige Stolperstein i​n Amt Creuzburg i​m thüringischen Wartburgkreis w​urde am 18. Juni 2015 v​on Gunter Demnig verlegt.

Stolperstein

Stolperstein Inschrift Verlegeort Name, Leben
KAUFMANN
JULIUS ROTHSCHILD
JG. 1898
ERMORDET VON SA
GASTHOF -ZUM SCHWAN-
15.3.1934
Anger
Julius Rothschild wurde am 21. Mai 1898 in Netra geboren. Er entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie und betrieb in Mihla an der Werra eine Filiale seines Textilkaufhauses, die von Arno Hotze vor Ort geleitet wurde. Einmal im Monat kam Rothschild nach Mihla, unter anderem um die Abrechnungen zu prüfen. Er nächtigte zumeist im Gasthof „Zum Schwan“, der gleich neben seinem Geschäft gelegen war. Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP hatte sich auch in Mihla eine offen feindselige Stimmung gegenüber Juden breitgemacht und führende Nazis im Ort wetterten gegen das einzige Geschäft Mihlas in jüdischem Besitz. Am 15. März 1934 weilte Julius Rothschild wiederum in Mihla, parkte sein Automobil in der Nähe des Gasthauses und nächtigte nach der Arbeit ebendort. Mitten in der Nacht und mitten im Schlaf wurde er – unter Beihilfe der Wirtin – von fünf ortsansässigen Nazis überfallen und blutig geschlagen. Die Täter zerstachen auch noch die Reifen seines Wagens. Die Familie wurde verständigt, holte den Schwerverletzten ab und brachte ihn ins Eschweger Krankenhaus. Dort starb Julius Rothschild acht Tage später.[1] Der Vater von Julius Rothschild starb ein Jahr später aus Trauer um seinen Sohn.[2]

Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen, auch nicht nach 1945.[3] Aufgedeckt wurde der ungesühnte Mord vom Mihlaer Ortschronisten Rainer Lämmerhirt.

Commons: Stolpersteine in Eisenach und Wartburgkreis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig

Einzelnachweise

  1. Rothschild, Julius. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 15. Februar 2021.
  2. Stolperstein verlegt. Verwaltungsgemeinschaft Hainich-Werratal, 25. Juni 2015, abgerufen am 15. Februar 2021.
  3. Mord ohne Sühne / Aus dem Archiv: Julius Rothschild aus Netra wurde 1934 brutal getötet. Werra-Rundschau, 21. November 2014, abgerufen am 22. Januar 2021.
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