Steinau (Fischbachtal)
Steinau (im lokalen Dialekt: Stoane)[3] ist ein Ortsteil der Gemeinde Fischbachtal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Steinau Gemeinde Fischbachtal | |
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Höhe: | 315 m ü. NHN |
Fläche: | 1,96 km²[1] |
Einwohner: | 322 (31. Dez. 2015)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 164 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 64405 |
Vorwahl: | 06166 |
Fischbachtal, Steinau in Rot | |
Steinau von Nordwesten |
Das Straßendorf liegt, von Wald umgeben, innerhalb des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald im nördlichen Odenwald. Am nördlichen Ortsrand verläuft die Landesstraße 3102.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1347, als Erkingen von Rodenstein seine Rechte zu Steinau „wiederlöstlich“ an den Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen verkaufte. Im 16. Jahrhundert stand das Dorf den Junkern von Rodenstein zu; der Landgraf von Hessen hatte die „hohe und centbare Obrigkeit“.[1]
Im Dreißigjährigen Krieg überlebte nur ein Bauer die Kriegsgräuel.
Steinau lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Steinau gehörte zum „Großbieberauer Reiswagen“, dem Waldhausen[4][5] besteht aus den Orten Niedernhausen, Billings, Meßbach und Nonrod sowie die Dörfer Rodau, Wersau und Steinau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[6]
Von 1821 bis 1909 gehörte das Dorf zur Bürgermeisterei Neunkirchen und war danach wieder eine eigenständige Gemeinde. Kirchlich gehört der Ort seit 1877 zum Kirchspiel Neunkirchen. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden eine Getreidemühle und eine Ölmühle betrieben. 1901 wurde die Schule erbaut.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Steinau:
»Steinau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 2 1⁄4 St. von Reinheim in einem hohen Thale am Fuße der Neunkircher Höhe, und hat 20 Häuser und 143 Seelen die außer 1 Kath. lutherisch sind. Man findet 2 Mahlmühlen womit 1 Oelmühle verbunden ist. – Steinau wurde 1347 von Erkinger von Rodenstein an Wilhelm II., Grafen von Katzenellenbogen, verpfändet. Diese Pfandschaft wurde indessen nie wieder abgelößt.«[7]
Steinau war bis zum freiwilligen Zusammenschluss mit den Gemeinden Nonrod, Lichtenberg, Niedernhausen, Billings und Meßbach zur Gemeinde Fischbachtal am 31. Dezember 1971 im Rahmen der Gebietsreform in Hessen eine selbstständige Gemeinde.[8][9] Für jeder der früheren Gemeinden wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[10] Die Gemeindeverwaltung erhielt ihres Sitz im Ortsteil Niedernhausen.
Historische Namensformen
In den historischen Dokumenten ist der Ort im Laufe der Jahrhunderte unter wechselnden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Steina (1347); Steynauw (1433); Steinha (16. Jahrhundert); Steinenn (16. Jahrhundert); Steina (1653); Steinau (1748).
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Steinau lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][11][12]
- vor 1479: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Katzenelnbogen, Obere Grafschaft Katzenelnbogen (1457: zur Rodensteiner Mark)
- ab 1479: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Obere Grafschaft Katzenelnbogen
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Obere Grafschaft Katzenelnbogen (1783: Amt Lichtenberg, Zent Oberramstadt, Großbieberauer Reiswagen)
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Fürstentum Starkenburg, Amt Lichtenberg[13]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Amt Lichtenberg
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landratsbezirk Reinheim (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Landkreis Dieburg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Dieburg
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1866: Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Starkenburg, Kreis Dieburg
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Dieburg (Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die drei hessischen Provinzen Starkenburg, Rheinhessen und Oberhessen aufgelöst.)
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Dieburg
- am 31. Dezember 1971 zur neuen Gemeinde Fischbachtal
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg (in dem die Landkreise Dieburg und Darmstadt im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgingen)
Gerichte
Steinau gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. 1791 wird das Untergericht „Der kleinen Märker“ genannt.[4] In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Steinau das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.
Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]
- ab 1848: Landgericht Reinheim (Verlegung von Lichtenberg nach Reinheim), zweite Instanz: Hofgericht Darmstadt
- ab 1879: Amtsgericht Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
- ab 1968: Amtsgericht Darmstadt mit der Auflösung des Amtsgerichts Reinheim, zweite Instanz: Landgericht Darmstadt
Einwohnerentwicklung
• 1629: | Hausgesesse[1] | 10
• 1791: | [4] | 66 Einwohner
• 1800: | 114 Einwohner[14] |
• 1806: | 116 Einwohner, 16 Häuser[13] |
• 1829: | 143 Einwohner, 20 Häuser[7] |
• 1867: | 178 Einwohner, 28 Häuser[15] |
Steinau: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 66 | |||
1800 | 114 | |||
1829 | 143 | |||
1834 | 167 | |||
1840 | 163 | |||
1846 | 180 | |||
1852 | 176 | |||
1858 | 170 | |||
1864 | 171 | |||
1871 | 183 | |||
1875 | 198 | |||
1885 | 225 | |||
1895 | 228 | |||
1905 | 246 | |||
1910 | 245 | |||
1925 | 230 | |||
1939 | 215 | |||
1946 | 285 | |||
1950 | 242 | |||
1956 | 232 | |||
1961 | 245 | |||
1967 | 272 | |||
1970 | 293 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 306 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[16] |
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 142 lutheranische (= 99,30 %) und ein katholischer (= 0,97 %) Einwohner[7] |
• 1961: | 236 evangelische (= 96,33 %), 7 katholische (= 2,86 %) Einwohner[1] |
Politik
Für Steinau besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Steinau) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[10] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm drei Mitglieder der SPD, ein Mitglied der CDU und zwei parteilose Mitglieder an. Ortsvorsteher ist Rainer Wüst (SPD).[17]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler
Naturräume
Am Südrand von Steinau liegt das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Buchenwälder des Vorderen Odenwaldes (FFH-Nr. 6218-302; 37,0545 km²).[18] Hier finden sich einige durch Rundwanderwege erreichbare Felsformationen wie das unmittelbar am Ortsrand gelegene Kleine Felsenmeer und weiter östlich der Rimdidim mit markanten Felsklippen und dem sogenannten Gagernstein[19] an seiner Nordwestflanke. Südwestlich des Ortes liegt der Steinkopf mit dem als Naturdenkmal ausgewiesenen Zindenauer Schlösschen.
Weblinks
- Ortsteil Steinau In: Webauftritt der Gemeinde Fischbachtal.
- Steinau. Ortsgeschichte, Infos. In: www.fischbachtal-odw.de. Private Website
- Steinau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Steinau In: Hessische Bibliographie[21]
Einzelnachweise
- Steinau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. Juni 2016). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 25. Juni 2016.
- Fischbachtal in Zahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im November 2019.
- Darmstädter Echo, Mittwoch, 1. August 2018, S. 19
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 123 (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, DNB 366995820, OCLC 614375103, S. 727.
- Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (Online bei google books).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 293 (Online bei google books).
- Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 71 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 228.
- Hauptsatzung. (PDF; 237 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im Juli 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
- Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 84 (Online bei google books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im November 2019.
- 6218-302 Buchenwälder des vorderen Odenwaldes (FFH-Gebiet). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 14. November 2019.
- Gagernstein bei Steinau im Fischbachtal. In: Online-Destination.de. Private Website, abgerufen im November 2019.
- Darmstädter Echo, Donnerstag, 27. August 2015, S. 18
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!