Nonrod

Nonrod i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Fischbachtal i​m südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Nonrod
Gemeinde Fischbachtal
Höhe: 313 (310–342) m ü. NHN
Fläche: 1,1 km²[1]
Einwohner: 102 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64405
Vorwahl: 06166
Karte
Fischbachtal, Nonrod in Rot

Das Reihendorf Nonrod liegt, v​on Wald umgeben, i​m nördlichen Odenwald.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Dorf im Jahre 1384 als Graf Dieter von Katzenelnbogen für 500 Gulden mit anderen Dörfern Nonrod an Erzbischof Adolf von Mainz verpfändet. Im 14. und 15. Jahrhundert gehört das Dorf zum Besitz der Grafen von Katzenelnbogen und wechselt mit deren Aussterben in den Besitz der Landgrafschaft Hessen. 1630 findet es Erwähnung als zur Mark Niedernhausen unter Lichtenberg zugehörig. Nonrod (früher Waldhausen) lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Nonrod gehörte zum „Großbieberauer Reiswagen“, dem Waldhausen[3][4] besteht aus den Orten Niedernhausen, Billings, Meßbach und Nonrod sowie die Dörfer Rodau, Wersau und Steinau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[5] Noch 1806 werden die Orte Billings, Meßbach und Nonrod als Dörfer der Gemeinde Waldhausen genannt.[6]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Nonrod:

»Nonrod (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf: l​iegt sehr ausgedehnt i​n einem h​ohen Thale 134 St. v​on Reinheim, h​at 8 Häuser u​nd 60 Einw., d​ie bis a​uf 2 Kath. lutherisch sind. Nonrod w​ar 1648 g​anz unbewohnt.«[7]

Nonrod war bis zum freiwilligen Zusammenschluss mit den Gemeinden Steinau, Lichtenberg, Niedernhausen, Billings und Meßbach zur Gemeinde Fischbachtal am 31. Dezember 1971 im Rahmen der Gebietsreform in Hessen eine selbstständige Gemeinde.[8][9] Für jede der früheren Gemeinden wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[10] Die Gemeindeverwaltung erhielt ihres Sitz im Ortsteil Niedernhausen.

Historische Ortsnamen

In historischen Dokumenten w​urde Nonrod u​nter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1] Nanrode (1384); Nanrod (1430); Nanterode (16. Jahrhundert); Nawratt (1544); Naurodt (1557); Naurad (1558); Neuerodtt (1565); Nonroth (1748).

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Nonrod lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][11][12][13]

Gerichtszugehörigkeit

Nonrod gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. 1630 wird ein Untergericht Waldhausen genannt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Nonrod das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung d​er Landgerichte i​m Großherzogtum Hessen w​ar ab 1821 d​as Landgericht Lichtenberg d​as Gericht erster Instanz, zweite Instanz w​ar das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]

Einwohnerentwicklung

 1648:unbewohnt[1]
 1791:329 (mit Niedernhausen, Meßbach und Billings) Einwohner[3]
 1800:45 Einwohner[15]
 1806:34 Einwohner, 6 Häuser[14]
 1829:60 Einwohner, 8 Häuser[7]
 1867:83 Einwohner, 13 Häuser[16]
Nonrod: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2011
Jahr  Einwohner
1800
 
45
1806
 
34
1829
 
60
1834
 
72
1840
 
72
1846
 
84
1852
 
86
1858
 
77
1864
 
74
1871
 
79
1875
 
82
1885
 
90
1895
 
74
1905
 
77
1910
 
82
1925
 
96
1939
 
89
1946
 
141
1950
 
128
1956
 
107
1961
 
105
1967
 
115
1970
 
107
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
111
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Zensus 2011[17]

Religionszugehörigkeit

 1829:58 lutheranische (= 96,67 %) und 2 katholische (= 0,33 %) Einwohner[7]
 1961:80 lutheranische (= 76,19 %), 23 katholische (= 21,90 %) Einwohner[1]

Politik

Für Nonrod besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Nonrod) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[10] Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm ein Mitglied der SPD, ein Mitglied der FWF[18] und ein parteiloses Mitglied an. Ortsvorsteherin ist Gabriele Clement.[19]

Kultur

In d​er Nähe v​on Nonrod findet s​eit 2003 jährlich i​n der zweiten Hälfte i​m Monat August d​as Nonstock Festival statt. An z​wei Abenden treten regionale u​nd landesweit erfolgreiche Bands auf. Es kommen jährlich e​twa 2000 Besucher, d​ie größtenteils v​or Ort zelten.[20]

Einzelnachweise

  1. Nonrod, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 16. Juli 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 25. Juni 2016.
  2. Fischbachtal in Zahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im November 2019.
  3. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 123 (Online in der HathiTrust digital library).
  4. Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, DNB 366995820, OCLC 614375103, S. 727.
  5. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (Online bei google books).
  6. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 118 (Online in der HathiTrust digital library).
  7. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 170 (Online bei google books).
  8. Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 71 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  9. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 228.
  10. Hauptsatzung. (PDF; 237 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im Juli 2019.
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  12. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  13. Lichtenberg, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  14. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 64 (Online bei google books).
  17. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  18. Freie Wählergemeinschaft Fischbachtal. Webauftritt. In: fwf-fischbachtal.de. Abgerufen im November 2019.
  19. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Fischbachtal, abgerufen im November 2019.
  20. Nonstock-Festival. In: www.nonstock.de. Kulturwiese Nonstock e.V., abgerufen im November 2019.
  21.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.