Rodau (Groß-Bieberau)

Rodau ist ein Stadtteil von Groß-Bieberau im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Rodau
Wappen von Rodau
Höhe: 191 (191–202) m ü. NHN
Fläche: 13,22 km²[1]
Einwohner: 563 (31. Jul. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 43 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Der Ortskern des Groß-Bieberauer Ortsteils Rodau mit Handwerkerbaum
Der Ortskern des Groß-Bieberauer Ortsteils Rodau mit Handwerkerbaum

Rodau ist von Wald umgeben und liegt im Granitgebiet des nördlichen Odenwaldes.

Geschichte

Ehemaliges Gemeindewappen
Der ehemalige Schrautenbach’sche Hof am südlichen Ortrand, Blick von Süden

Der Bereich ist schon sehr früh besiedelt worden. Erstmals schriftlich erwähnt wird das Dorf im Jahre 1392.[1]

Rodau lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Rodau gehörte zum „Großbieberauer Reiswagen“, dem Waldhausen[3][4] besteht aus den Orten Niedernhausen, Billings, Meßbach und Nonrod sowie die Dörfer Rodau, Wersau und Steinau angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[5]

In historischen Dokumenten ist der Ort unter folgenden Ortsnamen belegt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Rodin (1392); Roden under Liechtenberg (1400); Rodau im Bachauwe (1454); Roda (1671); Rodau (1730).

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Rodau:

»Rodau (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt 112  St. von Reinheim, und hat 46 Häuser und 343 Einw., die außer 5 Kath. und 2 Reform. lutherisch sind. Man findet 3 Mahlmühlen, mit welchen 3 Schneide- und 2 Oelmühlen verbunden sind. – Im Jahr 786 schenkte die Aebtissin Abba aus dem Kloster Rodau oder Rodaha (das bei dem jetzigen Rodau lag) ihr Kloster mit allem Zugehör in der Bellinger (Billingser) Mark an die Abtei Lorsch. Die Familie Stumpf von Aßbach besaß Rodau als ein Bickenbachisches Lehen von Erbach. Nachher kam der Ort an die Familie von Schrautenbach, die denselben 1672 an Hessen vertauschte.«[6]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinde Rodau auf freiwilliger Basis nach Groß-Bieberau eingegliedert.[7] Für den Stadtteil Rodau wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die Verwaltung des Ortes erfolgte schon zur Zeit der Grafen von Katzenelnbogen und nach deren Aussterben im 15. Jahrhundert, in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt durch das Amt Lichtenberg. Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Rodau lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]

Gerichte

Rodau gehörte zum Zentgericht Umstadt und später zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Rodau das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]

Einwohnerentwicklung

 1629:19 Hausgesesse[1]
 1791:179 Einwohner[3]
 1800:181 Einwohner[12]
 1806:222 Einwohner, 35 Häuser[11]
 1829:343 Einwohner, 46 Häuser[6]
 1867:303 Einwohner, 47 Häuser[13]
Rodau: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019
Jahr  Einwohner
1791
 
179
1800
 
181
1806
 
222
1829
 
343
1834
 
370
1840
 
330
1846
 
350
1852
 
338
1858
 
314
1864
 
321
1871
 
291
1875
 
291
1885
 
302
1895
 
294
1905
 
312
1910
 
307
1925
 
271
1939
 
274
1946
 
414
1950
 
396
1956
 
380
1961
 
363
1967
 
382
1970
 
378
1980
 
?
1990
 
?
2003
 
514
2007
 
528
2011
 
561
2016
 
574
2019
 
563
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; Stadt Groß-Bieberau 2003, 2016, 2019[2]; Zensus 2011[14]

Religionszugehörigkeit

 1829:336 lutheranische (= 97,96 %), 2 reformierte (= 0,58 %) und 5 katholische (= 1,46 %) Einwohner[6]
 1961:297 evangelische (= 81,82 %), 61 römisch-katholische Einwohner (= 16,80 %)[1]

Politik

Für Rodau besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Rodau) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[15] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Ortsvorsteherin in der Wahlperiode 2016–2021 ist Manuela Pilling.[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Natur und Schutzgebiete

In der Gemarkung von Rodau befindet sich am Hang des Berges Altscheuer das flächenhafte NaturdenkmalGranitfelsen-Felsenmeer Steingeröll“.[17]

Regelmäßige Veranstaltungen

Persönlichkeiten

Sonstiges

Die Wurzeln von Ästen und deren Zweige der Familiendynastie Boßler liegen von 1665 bis 1738 sowie danach im südhessischen Rodau.[19][20][21] Dort ist unter anderem eine Reihe der Ahnen des Neckarsteinacher Zweigs, der seit 1822 in Neckarsteinach ansässig ist, zu finden. Aus den Reihen der Familie gingen unter anderem fürstliche Förster sowie der landgräflich hessen-darmstädtische Schultheiß zu Rodau Johannes Boßler (1708–1780) hervor, der in diesem Amt von 1732 bis 1765 gewirkt hatte. Die Ahnen des Geschlechts waren außerdem Grund- und Hofbesitzer in Rodau, deren Landbesitz mit 34 bis 43 Seiten im historischen und lokalen Flurbuch aufgezählt wird.[20][22][23]

Literatur

Commons: Rodau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rodau, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 4. Juni 2018.
  2. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Oktober 2019.
  3. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 123 (Online in der HathiTrust digital library).
  4. Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamensbuch: Starkenburg. Hrsg.: Historische Kommission für den Volksstaat Hessen. Band 1. Selbstverlag, Darmstadt 1937, DNB 366995820, OCLC 614375103, S. 727.
  5. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (Online bei google books).
  6. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 203 (Online bei google books).
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 230.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 146 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Mai 2019.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  11. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 124 (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 74 (Online bei google books).
  14. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  15. Hauptsatzung. (PDF; 164 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Mai 2019.
  16. Ortsbeirat Rodau. In: Webauftritt. Stadt Groß-Bieberau, abgerufen im Oktober 2019.
  17. Horst Bathon, Georg Wittenberger: Die Naturdenkmale des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit Biotop-Touren, 2. erweiterte und vollständig überarbeitete Auflage. In: Schriftenreihe Landkreis Darmstadt-Dieburg, (Hrsg.) Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg - Untere Naturschutzbehörde, Darmstadt, 2016. ISBN 978-3-00-050136-4. 243 Seiten. S. 57–58.
  18. Darmstädter Echo, Freitag, 5. Oktober 2018, S. 22.
  19. Ulrich Kirschnick: Die Bevölkerung der Zent Ober Ramstadt-Lichtenberg von 1659 bis 1695. Hrsg.: Hessische familienkundliche Vereinigung. Band 75 Forschungen zur hessischen Familien- und Heimatkunde. Darmstadt 1991, OCLC 31205965, S. 67–69.
  20. Prof. Dr. Diethard Köhler: Familien in Rodau, Asbach, Klein-Bieberau, Webern 1635–1750. Band II: Adreßbuch vorderer Odenwald 1635–1750. Ober-Ramstadt 1987, OCLC 74995814.
  21. Werner Hahn: Ober-Ramstadt – Eine Chronik zur Geschichte der Stadt. Hrsg.: Magistrat der Stadt Ober-Ramstadt. Ober-Ramstadt 2010, ISBN 978-3-9813356-0-6, Zur Besiedlung des Pfarrdorfes Nieder-Modau nach dem Dreißigjährigen Krieg, S. 150.
  22. Stadt Groß-Bieberau: Schultheißen und Bürgermeister. Abgerufen am 11. Januar 2019 (deutsch).
  23. Prof. Dr. Diethard Köhler: 1200 Jahre Groß-Bieberau – Beiträge zu seiner Geschichte. Hrsg.: Magistrat der Stadt Groß-Bieberau. Groß-Bieberau 1987, OCLC 74938227, Rodau im 18. Jahrhundert, S. 311312, 323.
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