Steffi Jones
Stephanie Ann „Steffi“ Jones (* 22. Dezember 1972 in Frankfurt am Main) ist eine ehemalige deutsche Fußballspielerin. Sie spielte von 1991 bis 2007 in der Bundesliga und von 1993 bis 2007 in der Nationalmannschaft. Von 2008 bis 2011 war sie Präsidentin des Organisationskomitees für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 und von 2011 bis 2015 Direktorin beim Deutschen Fußball-Bund. Von September 2016 bis März 2018 war sie Nachfolgerin von Silvia Neid als Bundestrainerin.
Steffi Jones | ||
Steffi Jones in Köln (2013) | ||
Personalia | ||
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Voller Name | Stephanie Ann Jones | |
Geburtstag | 22. Dezember 1972[1] | |
Geburtsort | Frankfurt am Main, Deutschland | |
Größe | 180 cm | |
Position | Innenverteidigung | |
Juniorinnen | ||
Jahre | Station | |
1976–1986 | SV Bonames | |
Frauen | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1986–1991 | SG Praunheim | |
1991–1992 | FSV Frankfurt | |
1992–1993 | SG Praunheim | |
1993–1994 | TuS Niederkirchen | |
1994–1997 | SG Praunheim | |
1997–1998 | FSV Frankfurt | |
1998–2000 | SC 07 Bad Neuenahr | |
2000–2002 | 1. FFC Frankfurt | |
2002–2003 | Washington Freedom | |
2003–2007 | 1. FFC Frankfurt | |
Nationalmannschaft | ||
Jahre | Auswahl | Spiele (Tore) |
1993–2007 | Deutschland | 111 (9) |
Stationen als Trainerin | ||
Jahre | Station | |
2015–2016 | Deutschland (Co-Trainerin) | |
2016–2018 | Deutschland | |
2019– | SSV Buer 07/28 (Co-Trainerin) | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Leben
Steffi Jones, Tochter eines afroamerikanischen US-Soldaten und einer Deutschen, wuchs in Frankfurt-Bonames auf. Der Vater verließ die Familie und kehrte in die Vereinigten Staaten zurück, als sie drei Jahre alt war. Jones absolvierte eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau und eine Fußball-Lehrer-Ausbildung an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Neben der deutschen besitzt sie auch die Staatsbürgerschaft der Vereinigten Staaten.
Jones ist seit 2012 mit Nicole Parma liiert.[2] Am 7. Juni 2014 ließen beide eine Lebenspartnerschaft unter dem gemeinsamen Familiennamen Jones eintragen.[3][4] Sie arbeitet in der IT-Firma ihrer Frau, engagiert sich sozial und hält Vorträge. Seit April 2019 betreut sie ehrenamtlich als Co-Trainerin die Landesliga-Frauenmannschaft des SSV Buer.[5]
Sportliche Karriere
Im Alter von vier Jahren begann Steffi Jones mit dem Fußballspielen. Von 1976 bis 1986 spielte sie in der männlichen Jugendmannschaft des SV Bonames in Frankfurt. Danach wechselte sie für fünf Jahre zur Frauenmannschaft der SG Praunheim. 1990 wurde sie mit 15 Treffern in 18 Begegnungen Oberliga-Torschützenkönigin und führte den Verein in die Bundesliga. In den folgenden Jahren wechselte sie häufig den Verein, was ihr den Ruf „Wechselkönigin der Bundesliga“ einbrachte: 1991/92 beim FSV Frankfurt, 1992/93 Rückkehr zur SG Praunheim, 1993/94 für den TuS Niederkirchen, 1994–1997 erneut für die SG Praunheim, 1997/98 wieder beim FSV Frankfurt, von 1998 bis 2000 für den SC 07 Bad Neuenahr und seit 2000 beim 1. FFC Frankfurt. Ihre aktive Laufbahn beendete sie Ende 2007. Zwischendurch spielte sie von 2002 bis 2003 in den USA in der Frauen-Profi-Liga (WUSA) für Washington Freedom, wo sie an der Seite der zweifachen Weltfußballerin Mia Hamm die US-Meisterschaft gewann.
Ihr erstes Länderspiel bestritt Jones 1993 gegen Dänemark beim Spiel um Platz drei bei der Europameisterschaft, das verloren wurde. Jones wurde noch unter dem Namen Jones-Field eingewechselt. 1997 wurde sie erneut in den EM-Kader aufgeboten. Als Organisatorin der deutschen Abwehr hatte sie großen Anteil am Gewinn des EM-Titels, wurde am Ende in das All-Star-Team berufen und zur besten Abwehrspielerin des Turniers gekürt. 1999 nahm Steffi Jones an ihrer ersten WM teil. Ein Jahr später gewann sie mit der Nationalmannschaft die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney. 2001 spielte sie im siegreichen deutschen Team bei der EM im eigenen Land.
Bei der Weltmeisterschaft 2003 in den USA zog sie sich im Vorrunden-Spiel gegen Argentinien einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu und musste ein halbes Jahr pausieren. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen errang sie die Bronzemedaille und wurde dafür am 16. März 2005 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[6]
2005 wurde sie zum dritten Mal in Folge Europameisterin mit der Nationalmannschaft. Nach 111 Länderspielen erklärte sie am 26. März 2007 ihren Rücktritt aus dem Nationalteam.[7] Ein Grund waren die körperlichen Verschleißerscheinungen nach 30 Jahren sportlicher Laufbahn.[8]
Tätigkeit beim DFB
Am 9. November 2007 berief der DFB Steffi Jones zur Präsidentin des Organisationskomitees für die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011. Nach Abschluss dieser Tätigkeit, die sie am 1. Januar 2008 aufgenommen hatte und für die sie mehrfach geehrt wurde, wurde Steffi Jones Direktorin beim DFB,[9] zuständig für die Bereiche Frauenfußball, Mädchenfußball und Schulfußball.[10]
Nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wurde Jones Bundestrainerin der Frauennationalmannschaft als Nachfolgerin von Silvia Neid.[11] Jones ist zwar im Besitz einer Fußballlehrer-Lizenz;[12] da sie jedoch über keinerlei Trainererfahrung verfügte, wurde an der Entscheidung des DFB offen Kritik geäußert.[13][14] Dabei war sie, um Erfahrungen zu sammeln, bereits im August 2015 Co-Trainerin von Neid geworden[15] und hatte wenige Monate zuvor bei der U19-Nationalmannschaft in Griechenland unter dem damaligen Trainer Marcus Sorg hospitiert.[16]
Bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2017 in den Niederlanden schied das Nationalteam durch eine 1:2-Niederlage im Viertelfinale gegen Dänemark aus. Im Anschluss an dieses frühe Ausscheiden wurde sowohl negative[17] als auch positive[18] Kritik an Jones geübt.
Nach dem Turnier sprach der DFB Jones das Vertrauen aus und verlängerte ihren Vertrag bis zur Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich, mit der Option auf eine weitere Verlängerung bis zu den Olympischen Spielen 2020.[19] Nach dem schlechten Abschneiden ihres Teams beim SheBelieves Cup 2018,[20][21] bei dem dieses nur den letzten Platz belegte, wurde sie am 13. März 2018 mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden.[21]
Co-Trainerin bei SSV Buer
Seit April 2019 ist Jones Co-Trainerin der Frauen Landesliga Mannschaft des SSV Buer 07/28.[22]
Soziales Engagement
Steffi Jones wurde am 23. Februar 2012 zum Vorstandsmitglied der Bundesliga-Stiftung ernannt.[23] Am 31. Oktober 2014 schied sie aufgrund einer Umstrukturierung der Stiftung wieder aus dem Vorstand aus.[24]
Erfolge
Vereinsfußball
- Deutsche Meisterin 1998 mit dem FSV Frankfurt
- Deutsche Meisterin 2001, 2002, 2003, 2005 und 2007 mit dem 1. FFC Frankfurt
- DFB-Pokalsiegerin 2001, 2002 und 2003 mit dem 1. FFC Frankfurt
- US-Meisterin 2003 mit Washington Freedom
- UEFA Women’s Cup-Siegerin mit dem 1. FFC Frankfurt 2002 und 2006
Nationalmannschaft
- Weltmeisterin 2003
- Europameisterin 1997, 2001 und 2005
- Olympische Bronzemedaille 2000 und 2004
Auszeichnungen
- 11. Juni 2006: Hessischer Verdienstorden am Bande „für jahrelanges ehrenamtliches Engagement als Schirmherrin des Projekts ‚Ballance 2006 – Integration und Toleranz für eine friedliche Fußball-Weltmeisterschaft.‘“[25]
- 2010: Georg-August-Zinn-Preis[26]
- 2012: Gabriele Strecker Preis[27]
- FIFA-Botschafterin für den Frauenfußball[28]
- 2019: Aufnahme in die Hall of Fame
Trivia
- Von ihren Mitspielerinnen wurde Jones „Schoko“ gerufen.[29]
- Jones ist nicht mit dem früheren Schalke-04-Spieler Jermaine Jones verwandt; ihre Mutter war allerdings Jermaine Jones’ Tagesmutter, so dass sich beide kennen; außerdem wuchsen sie im selben Stadtteil auf.[30]
- 2011 hatte Jones einen Gastauftritt in der Fernsehreihe Tatort in der Folge Im Abseits.
- Jones war bis Oktober 2011 Schirmherrin der Initiative Respekt! Kein Platz für Rassismus.
- Im Jahr 2020 nahm Jones an der 13. Staffel von Let’s Dance teil, schied aber bereits nach der ersten Sendung aus.[31] Ihr zugeordneter Tanzpartner war Robert Beitsch.
- Im Jahr 2021 war sie Teil der Dokumentation Schwarze Adler des Streaminganbieters Prime Video.
Publikation
- Der Kick des Lebens: wie ich den Weg nach oben schaffte. Unter Mitarbeit von Broka Herrmann. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-17641-0.
Weblinks
- Steffi Jones in der Datenbank von weltfussball.de
- Steffi Jones in der Datenbank des Deutschen Fußball-Bundes
- Steffi Jones in der Datenbank von soccerdonna.de
- Steffi Jones bei filmportal.de
- Offizielle Website von Steffi Jones
- Steffi Jones über ihre Nationalmannschaftskarriere
- „Frauen können auch Männer trainieren“. Interview mit Steffi Jones bei spox.com
- Statement von Steffi Jones bei der Initiative „Respekt!“, (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Heute in Rhein-Main („Geburtstag haben am Dienstag“ [22. Dezember 2020]). In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Dezember 2020.
- Steffi Jones outet sich – „Ja, wir sind ein Paar“. (dpa). Die Welt, 3. Februar 2013, abgerufen am 1. August 2017.
- Sie schwärmen von ihrem Liebesglück. bunte.de, 11. Juni 2014, abgerufen am 1. August 2017.
- Die Verliererin will bleiben. Die Zeit, 31. Juli 2017, abgerufen am 1. August 2017.
- Antje Windmann: „Was mich super nervt, ist dieses Klüngel-Klüngel beim DFB.“ In: Der Spiegel. 24/2019, 8. Juni 2019. S. 100–104 (Interview).
- Pressemitteilung des Bundespräsidialamtes vom 16. März 2005 .... Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes an die Medaillengewinner der Olympischen und Paralympischen Spiele 2004 ...
- Steffi Jones tritt sofort aus Nationalmannschaft zurück. DFB, 26. März 2007, abgerufen am 14. März 2018.
- Mein Leben - Steffi Jones. Phoenix, 6. September 2009, archiviert vom Original am 14. März 2018; abgerufen am 14. März 2018.
- Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 31. Dezember 2011
- DFB-Zentralverwaltung (Memento vom 3. Januar 2012 im Internet Archive)
- Jones wird 2016 Nachfolgerin von Neid. DFB, 30. März 2015, abgerufen am 14. März 2018.
- Hennes-Weisweiler-Akademie 2000–2008 (Memento vom 23. Juni 2015 im Internet Archive)
- morgenweb.de: Kritik an Steffi Jones, abgerufen am 23. Juni 2015.
- focus.de: Potsdam-Trainer Schröder will Männerquote im Frauenfußball, abgerufen am 23. Juni 2015.
- Jones ab sofort Co-Trainerin von Neid (Memento vom 9. September 2015 im Internet Archive)
- Steffi Jones. In: Meine Traumelf. 24. Januar 2019, abgerufen am 3. Oktober 2019 (deutsch).
- Bernd Schröder übt heftige Kritik an Bundestrainerin Steffi Jones. Abgerufen am 9. August 2017.
- Ralf Kellermann: Die Deutschen hatten Angst, etwas zu verlieren. Abgerufen am 9. August 2017.
- DFB-Präsidium spricht Bundestrainerin Jones das Vertrauen aus. Abgerufen am 9. August 2017.
- Nach Pleite beim SheBelieves Cup - Jones mehr denn je unter Druck. sportschau.de, 8. März 2018, abgerufen am 13. März 2018.
- DFB entbindet Bundestrainerin Steffi Jones von Aufgaben. dfb.de, 13. März 2018, abgerufen am 13. März 2018.
- Steffi Jones. ssvbuer.de, 1. Mai 2019, abgerufen am 19. Januar 2020.
- Steffi Jones in den Vorstand berufen. DFL-Stiftung, 23. Februar 2012, abgerufen am 14. März 2018.
- Die Bundesliga-Stiftung strafft ihre Gremien-Struktur – Stefan Kiefer neuer Vorstandsvorsitzender. In: bundesliga-stiftung.de. Bundesliga-Stiftung, 17. Oktober 2012, abgerufen am 25. August 2016.
- Pressemitteilung. (PDF, 240 KB) Hessische Staatskanzlei, 14. Juni 2006, abgerufen am 14. März 2018.
- Steffi Jones mit Georg-August-Zinn-Preis ausgezeichnet. FIFA, 17. November 2010, abgerufen am 14. März 2018.
- Gabriele Strecker Preis 2012: Steffi Jones. SI-Club Frankfurt am Main, Soroptimist International Deutschland, abgerufen am 30. Dezember 2020.
- Jones und Prinz zu FIFA-Botschafterinnen für Frauenfussball ernannt. FIFA, 17. April 2012, abgerufen am 14. März 2018.
- Die Hälfte vom Ball für die Frauen! Emma, 1. Januar 1998, abgerufen am 14. März 2018.
- Das Gesicht der Frauen-WM. Rheinische Post online, 5. Mai 2011, abgerufen am 14. März 2018.
- Ex-Fußballprofi Steffi Jones kämpft um den Tanz-Titel auf rtl.de, vom 14. Januar 2020