Siedlung Pottgießerhof
Die Siedlung Pottgießerhof ist eine späte, Mitte der 1930er Jahre errichtete Kruppsche Wohnsiedlung im Westen des Essener Stadtteiles Frohnhausen. Sie gehört heute zur Route der Industriekultur.
Geschichte
Auf dem Areal der heutigen Wohnsiedlung befanden sich einst Gutshöfe der Siedlung Overrath.
Pottgießerhof
Der Name Pottgießerhof geht auf einen von vier Höfen der ehemaligen Siedlung Overrath zurück. Dieser Pottgießerhof wurde 1220 in der Vogteirolle des Grafen von Isenberg erstmals erwähnt. Er unterstand als Behandigungsgut dem Oberhof Ehrenzell. Behandigung bedeutet, dass der Aufsitzer ein erbliches Nutzungsrecht besitzt, das er auch mit seiner Frau geteilt haben kann. Der Pottgießerhof, einst auch Jungenhof genannt, wurde 1562 vom Essener Bürger Conrad Wiederbach für 625 Thaler unter Verzicht des Behandigungsrechts an die Familie Pottgießer verkauft. 1668 war Dietherich Pottgießer als Aufsitzer des rund 33 Morgen großen Hofes genannt.[1] 1826 war Eberhard Pottgießer der Besitzer. 1830 war der Hof etwa 67 Morgen groß, als die auf dem Hof ruhenden Lasten abgelöst wurden. 1834 löste der Ackersmann Wilhelm Pottgieser die auf dem Hof ruhenden fiskalischen Lasten ab, wobei er uneingeschränkter Eigentümer wurde. Ab 1871 wurde der Hof durch Einheirat von Hermann Becker aus Bedingrade noch bis 1937 bewirtschaftet. In diesem Jahr verkaufte Hermann Becker wegen Planung der Wohnsiedlung den Hof an die Friedrich Krupp AG, die ihn abriss.[2] Das Gehöft hatte sich auf dem Gelände des ehemaligen Vereinshauses Eigene Scholle befunden, direkt östlich neben dem heutigen Parkplatz der Helmut-Rahn-Sportanlage.
Overrathhof
Der Hof Overrath, nachdem seit 1936 die Overrathstraße in der Siedlung benannt ist, unterstand ebenfalls als Behandigungsgut dem Oberhof Ehrenzell. 1668 war der Aufsitzer des 46 Morgen großen Hofes Hermann Overradt.[1] 1841 löste der Landwirt Heinrich Overradt die auf dem nun 70 Morgen großen Hof ruhenden fiskalischen Lasten ab, wodurch er uneingeschränkter Eigentümer wurde. 1902 veräußerte der letzte Bauer, Wilhelm Philipp Overrath, den Hof an den Mülheimer Bergwerks-Verein.[2]
Die Siedlung in den 1930er Jahren
Mit der Siedlung Pottgießerhof ließ die Firma Krupp ab 1935 288 Wohnungen für Werksangehörige bauen, die bereits 1936 bezogen wurden.[3] Es gibt im Pottgießerhof keine einheitliche Architektur wie in anderen Siedlungen, da hier mehrere Privatarchitekten mitwirkten. Die Häuser sind offen oder geschlossen gebaut, je nach Art des Geländes. Das rechtwinklig aufgeteilte Gesamtbild ist eher schlicht, teilweise aber auch durch Jugendstil geprägt und spiegelt den Zeitgeist der 1930er Jahre wider. 1938 wurde die in der Siedlung liegende Loerbrokstraße nach dem Justizrat, Prokuristen der Firma Krupp und Stadtverordneten (von 1867 bis 1876), Wilhelm Loerbrok, benannt. 1820 in Soest geboren, ist er nach seiner Laufbahn in Essen aus familiären Gründen wieder dorthin zurückgekehrt und als Rechtsanwalt und Notar verstorben[4].
Wiederaufbau bis heute
Nach dem Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Siedlung, ab dem Jahre 1954, wurde sie in den 1990er Jahren renoviert und modernisiert. Damit wurden die bis dahin genutzten Kohleeinzelöfen durch zentrale Gaskessel je Wohnblock ersetzt sowie mehrfach aus zwei kleinen Wohnungen eine Große gemacht. Wenig später wechselte die Siedlung in Teilen zu unterschiedlichen Eigentümern. Heute bietet der Pottgießerhof in 38 Wohneinheiten Wohnen mit Grünflächen und mehreren Spielplätzen.
Am südöstlichen Rand der Siedlung, an der Ecke Onckenstraße/Pottgießerstraße, befindet sich ein Findling, der in der Liste der Naturdenkmale in Essen eingetragen ist.
- Uhlenhautstraße
- Gänsereiterskulptur in der Schliemannstraße
- Findling, Naturdenkmal
Einzelnachweise
- Landmatrikel 1668 im Stift Essen
- Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Hrsg.: Stadt Essen–Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. Klartext-Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1231-1.
- Nationalzeitung (Essen) - Was 1936 geleistet wurde; Essen, 13. Januar 1937
- Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 18. Oktober 2008, Regionalteil Essen