Wabe (Schunter)
Die Wabe ist ein Bach in Niedersachsen von etwa 26,5 Kilometer Länge. Sie entspringt im Elm und mündet in Braunschweig von links in die Schunter.
Wabe | ||
An der „Wabetal-Siedlung“ in Braunschweig | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 48288 | |
Lage | Landkreis Wolfenbüttel, Niedersachsen, Deutschland | |
Flusssystem | Weser | |
Abfluss über | Schunter → Oker → Aller → Weser → Nordsee | |
Quelle | Im Elm 52° 12′ 33″ N, 10° 46′ 12″ O | |
Quellhöhe | 240 m ü. NHN[1] | |
Mündung | In Braunschweig in die Schunter 52° 17′ 44″ N, 10° 33′ 5″ O | |
Mündungshöhe | 70 m ü. NHN[1] | |
Höhenunterschied | 170 m | |
Sohlgefälle | 6,4 ‰ | |
Länge | 26,5 km[2] | |
Einzugsgebiet | 105 km²[2] | |
Linke Nebenflüsse | Essenbeek, Salzdahlumer Graben | |
Rechte Nebenflüsse | Ohe, Feuergraben, Reitlingsgraben, Weddeler Graben | |
Großstädte | Braunschweig | |
Mittelstädte | Wolfenbüttel | |
Gemeinden | Erkerode, Sickte | |
Wabe in Erkerode |
Name
Der Name ist aus dem 13. Jahrhundert als Wevene bzw. Wavena überliefert.[3] Die Namensbedeutung wird mit „Wabernde“, „sich hin und her Bewegende“ angegeben.
Geografie
Quelle
Die Wabe entwässert den Nordteil des Elm nach Westen. Ihr Quellgebiet liegt oberhalb des Reitlingstals in dem gleichnamigen Naturschutzgebiet Reitlingstal. Der Bach bildet sich in dem Gebiet eines Quellsumpfes, der seit Jahrhunderten im Volksmund als „Hölle“ bezeichnet wird. Er fließt durch das rund drei Kilometer lange Tal und hat in Lucklum bereits 100 Höhenmeter zurückgelegt. Im Talkessel wurde der Bach mehrfach zu Fischteichen angestaut, der größte heißt „Großer Teich“. Dort befindet sich heute ein Weidehof mit Pferdeställen, wo im Mittelalter eine Wasserburg stand.
Verlauf
Bei Erkerode verlässt die Wabe den Elm, fließt auf Fahrbahnhöhe durch das Dorf und treibt eine Museumsmühle an. Im weiteren Verlauf erreicht sie Lucklum, Neuerkerode und Sickte. Bei der ehemaligen Zuckerfabrik Salzdahlum ändert sie ihre Fließrichtung nach Norden und nimmt mehrere Gräben auf. Zwischen Mascherode und Hötzum ist der zufließende Salzdahlumer Graben durch eine kleine Furt überquerbar. Auf Höhe der Bundesstraße 1 nördlich des Schöppenstedter Turms zweigt von der Wabe das Gewässer Mittelriede ab und führt durch ein umfangreiches Feuchtgebiet, das seit 2009 westlich der Buchhorst im Rahmen einer Renaturierungsmaßnahme angelegt worden ist. Beide Bäche verlaufen im Stadtgebiet von Braunschweig auf einer Strecke von etwa sechs Kilometern parallel in Richtung Norden und durchfließen dabei die Ortsteile Riddagshausen, Gliesmarode und Querum im Stadtbezirk Wabe-Schunter. Zum Schutz gegen Hochwasser in der Wabe bestehen mehrere Entlastungswehre, die das Wasser in die Mittelriede abschlagen. Die Stauhöhe dieser Wehre verhindert zudem ein Trockenfallen der Wabe in der Niedrigwasserperiode. Bei Querum münden beide Gewässer in einem Abstand von rund 400 Meter in die Schunter.
Zuflüsse
- Kuxbergbach, (GKZ 4828812, links)[4]
- Butterbergbach (GKZ 4828814, rechts)
- Markmorgengraben, (GKZ 4828816, links)
- Galgenbergbach (GKZ 4828818, rechts)
- Ohe, (GKZ 482882, rechts)
- Salzdahlumer Graben, auch Breite Beeke (GKZ 482884, links)
- Feuergraben (GKZ 4828856, rechts)
- Reitlingsgraben (GKZ 482886, rechts)
- Mönchsteichgraben (GKZ 4828872, rechts)
- Weddeler Graben, (GKZ 482888, rechts)
Siedlungsnamen
Nahe der Wabe entstand in Braunschweig-Gliesmarode 1922 die „Wabetal-Siedlung“. Um 1937 wurde in Braunschweig-Querum nahe der Mündung in die Schunter die „Wabenkampsiedlung“ gebaut.
Gewässerqualität
Gewässerüberwachung
Die Wabe wird als löss-lehmgeprägter Tieflandbach eingestuft. Die Qualität wird vom zuständigen niedersächsischen Landesbetrieb NLWKN und außerdem abschnittsweise von den Unteren Naturschutzbehörden überwacht. Im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie hat der NLWKN ein Wasserkörperdatenblatt erstellt[5], das Wabe und Mittelriede erfasst. Dort werden der ökologische Zustand und das ökologische Potenzial als „unbefriedigend“ bewertet. Dies ist in den Strukturdefiziten durch kanalartige Begradigungen im mittleren Lauf sowie in weiten Abschnitten durch fehlenden Uferbewuchs begründet.
Der chemische Gesamtzustand ist „gut“, auch das Fischaufkommen wird als gut eingestuft, obwohl der biologische Zustand nur „mäßig“ ist. Die Gewässerqualität wird durch Schadstoffe aus der Landwirtschaft und durch die Kläranlage Sickte belastet.
Verbesserung der Strukturgüte
Nördlich der ehemaligen B1 bis zur Bahnstrecke an der Mastbruchsiedlung ist seit 2009 das Bett der dort abzweigenden und parallel verlaufenden Mittelriede völlig neu und naturnah umgestaltet worden, während die Wabe dort in ihrem alten Bett fließt. Ein weiterer Renaturierungs-Abschnitt ist südlich der A 39 bis zur Stadtgrenze bei Hötzum im Dezember 2018 als Ausgleichsmaßnahme für den Autobahnbau fertiggestellt worden. Er umfasst umfangreiche naturnahe, neu angelegte Verläufe zwischen dem Feuergraben und dem Reitlingsgraben, Totholzzonen, Stillgewässer sowie die Umwandlung von Acker und Wiesen in extensiv genutzte Grünlandflächen.[6] Neben den bereits erfolgten Umgestaltungen in der Mittelriede ist auch die Beseitigung von Sohlabstürzen in Erkerode und Rautheim günstig für die Bachstruktur.
Wirtschaftliche Nutzung
- Mühlen
Entlang der Wabe sind zahlreiche historische Standorte für Wassermühlen verzeichnet, wovon die Obere Mühle in Erkerode noch als Museum genutzt wird und zeitweise der Öffentlichkeit zugänglich ist. Am Standort Niedersickte wurde bis 2005 noch eine Getreidemühle betrieben und 2011 abgerissen. Die Mühlenstandorte waren:[7]
- Obere Mühle, Erkerode, heute Museum
- Mittelmühle, Erkerode
- Untere Mühle, Erkerode
- Steinmühle, Lucklum
- Gutsmühle, Rittergut Lucklum
- Mühlenhof, Lucklum
- Kupfermühle, Lucklum
- Voigtsmühle, Veltheim
- Loh- und Sägemühle, Neuerkerode
- Obere Papiermühle, Neuerkerode
- Petersmühle, Neuerkerode
- Untere Papiermühle, vor Obersickte, 1872 abgerissen
- Öl- und Walkmühle, Obersickte am Bad
- Sickter Mühle, Niedersickte, bis 2005 in Betrieb
- Apelnstedter Mühle, Apelnstedt
- Rautheimer Mühle, östlich Rautheim
- Klostermühle in Riddagshausen
- Walkemühle, Riddagshausen
- Gliesmaroder Mühle, Gliesmarode (Karl-Hintze-Weg).
- Zuckerfabriken
Ab dem 19. Jahrhundert entstanden mit dem Anbau von Zuckerrüben die Zuckerfabriken in Salzdahlum und am Schöppenstedter Turm, deren Abwässer zu einer enormen biologischen Belastung führten. Beide Fabriken sind schon länger nicht mehr in Betrieb.
Kulturelles
Die Wabe gilt als Vorbild des „Mühlbachs“ in Wilhelm Raabes Erzählung „Pfisters Mühle“ (1884). Raabe beschreibt dort die Folgen der Wasserverschmutzung durch die Rautheimer Zuckerfabrik.[8]
Weblinks
- Karte der Wabe bei openstreetmap.org
- Kurzbeschreibung mit Foto bei www.schuntersiedlung
- Verein ProWabe e. V. für Schutz und Förderung der Wabe
- Dokumente zur EG-WRRL im Gebiet der Oker bei wasserblick.net
- Wassermühle Erkerode e. V.
- NLWKN-Wasserkörperdatenblatt 15045 mit Handlungsempfehlungen
- NLWKN-Wasserkörperdatenblatt 150 41 mit Handlungsempfehlungen
- Einstufung der Wabe als Risiko-Gewässer durch den NLWKN, Pressemitteilung vom 20. Januar 2020
Einzelnachweise
- Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen: Top. Karte 1:50.000 Niedersachsen/Bremen, Stand 2001
- NLWKN: Bestandsaufnahme zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie, Bearbeitungsgebiet Oker, Braunschweig November 2004, Tabelle 3.
- H. Blume: Oker, Schunter, Wabe. In: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Band 86, 2005, S. 25 ff.
- NLWKN: Flächenverzeichnis zur Hydrographischen Karte Niedersachsen, Stand 2010, S. 69 ff. FV_Weser.pdf, abgerufen bei umwelt.niedersachsen.de am 19. August 2013
- NLWKN: Wasserkörperdatenblatt 15041 Wabe/Mittelriede, Stand November 2012, Internetpräsenz des NLWKN zur EG-Wasserrahmenrichtlinie, abgerufen am 24. Mai 2013.
- Wabe/Mittelriede: Gewässerentwicklungskonzept. Stadt Braunschweig, abgerufen am 24. Juli 2021.
- Ina Essmann: Wassermühlen an der Wabe in Der Tetzelstein, 7. Jahrgang, Nr. 13, herausgegeben von Thomas Heldt, Schöppenstedt 2013.
- Horst Denkler: Nachwort, in: Wilhelm Raabe, Pfisters Mühle, Stuttgart 1996, S. 227–228.