Seinsheim
Seinsheim ist ein Markt im unterfränkischen Landkreis Kitzingen und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Marktbreit.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Kitzingen | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Marktbreit | |
Höhe: | 252 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,51 km2 | |
Einwohner: | 1086 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 62 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97342 | |
Vorwahl: | 09332 | |
Kfz-Kennzeichen: | KT | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 75 167 | |
Marktgliederung: | 15 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Rathausplatz 1 97342 Seinsheim | |
Website: | ||
Erste Bürgermeisterin: | Ruth Albrecht (parteilos) | |
Lage des Marktes Seinsheim im Landkreis Kitzingen | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde liegt an den südlichen Ausläufern des Steigerwaldes. Die namengebende Ortschaft ist durch den Weinbau geprägt. Im Südosten des Gemeindegebietes befindet sich der sogenannte Kunigundenwald, der im Mittelalter lange Zeit von insgesamt acht Dörfern der Umgebung gemeinsam genutzt wurde.
Gemeindegliederung
Es gibt 15 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Backofenmühle (Einöde)
- Barthsmühle (Einöde)
- Beigelsmühle (Einöde)
- Dorfmühle (Einöde)
- Gehrenmühle (Einöde)
- Iffigheim (Kirchdorf)
- Lungenmühle (Einöde)
- Nagelsmühle (Einöde)
- Schleifmühle (Einöde)
- Seinsheim (Hauptort)
- Stadtmühle (Einöde)
- Tiefenstockheim (Pfarrdorf)
- Wässerndorf (Pfarrdorf)
- Winkelhof (Weiler)
- Winkelhofmühle (Einöde)
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Willanzheim, Ippesheim, Martinsheim, Obernbreit und Marktsteft.
Naturräumliche Lage
Naturräumlich haben Seinsheim und seine Gemeindeteile Anteil an mehreren Naturräumen, darunter der zum Ochsenfurter Gau und zum Gollachgau gehörende Ifftalbereich.[4] Die Dörfer und Mühlen liegen in den Tälern des Breitbachs bzw. der Iff und deren Nebenbächen, die Ackerflächen auf der Hochebene des fruchtbaren Gäulandes.
Geschichte
Der Ortsname verweist mit seiner Endsilbe -heim auf den Ausbau des Ortes während der fränkischen Kolonisation am Ende des 7. Jahrhunderts. Die Stelle von Seinsheim war bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit besiedelt, worauf Reihengräberfunde in den 1920er und 1930er Jahren hinweisen.[5]
Urkundlich wurde der Ort Seinsheim in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Er war ein Zentralort des frühen Iffgaus mit einer Urpfarrei (St. Peter). Der Ort wurde in der älteren Literatur zusammen mit den benachbarten Dörfern Herrnsheim, Iffigheim und Weigenheim als Reichsdorf bezeichnet, das nur dem Kaiser unterstellt war. Heute geht man davon aus, dass der Kaiser lediglich Würzburger Güter vogteilich verwaltete.[6] Im Jahr 1147 wurde „Eispertus de Souvensheim“ aus einem ortsadeligen Geschlecht Würzburger Lehensleute erstmals im Ort erwähnt.[7]
Nach dem Niedergang der Staufer kurz nach 1260 übernahmen die Hohenlohe die „Reichsgüter unter den Bergen“ (bona sub montibus). Als Gerichtsort der Zent Hohenlandsberg gelangte Seinsheim um 1415 an Erkinger von Seinsheim-Stephansberg. Erkinger nannte sich bald nach der von ihm gekauften Burg Schwarzenberg bei Scheinfeld und wurde zum Stammvater der heutigen Fürsten von Schwarzenberg.
1434 erhielt Seinsheim auf Bitten des Erkinger das Marktrecht durch Kaiser Sigismund. Bis 1806 gehörte Seinsheim den Herren/Grafen/Fürsten von Schwarzenberg, die dort 1626/27 die Gegenreformation durchführten und Seinsheim wieder katholisch prägten. Mit der auf dem Fränkischen Kreistag vertretenen Herrschaft bzw. Grafschaft Seinsheim, deren Mittelpunkte Marktbreit und Markt Nordheim/Seehaus waren, hat der Ort Seinsheim nichts zu tun.
Der Ort war mit Zaun, Graben und zwei Torhäusern befestigt, denn „Johann von Schwarzenberg erließ dem Marktflecken 1502 auf ewige Zeiten das Umgeld, mit der Auflage, damit Tore, Gräben und Mauern zu erhalten.“[8] Seinsheim diente weiterhin als Gerichtssitz der Zent Hohenlandsberg der Herrschaft Schwarzenberg, die ab 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte und 1806 an das Königreich Bayern fiel.
Im Rahmen der Gemeindegebietsreform wurden am 1. Mai 1978 die Gemeinden Iffigheim, Wässerndorf und Tiefenstockheim eingemeindet.[9]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stagnierte die Einwohnerzahl bzw. sie sank konkret geringfügig von 1060 auf 1054 um 6 bzw. um 0,6 %. 1997 hatte der Markt 1152 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl 2020 erbrachte folgende Stimmenanteile und Sitzverteilung:[10]
- Freie Wähler Seinsheim: 38,4 % (4 Sitze)
- Wahlgemeinschaft Tiefenstockheim: 22,0 % (3 Sitze)
- Wählervereinigung Wässerndorf: 22,6 % (3 Sitze)
- Unabhängige Wähler Iffigheim: 17,0 % (2 Sitze)
Bürgermeisterin
Ruth Albrecht wurde für die Wahl am 15. März 2020 von vier Wählergruppen nominiert und mit 93,9 % der gültigen Stimmen zur Ersten Bürgermeisterin gewählt. Sie trat das Amt am 1. Mai 2020 an. Ihr Vorgänger war 30 Jahre lang, vom 1. Mai 1990 bis 30. April 2020, Heinz Dorsch, nominiert ebenfalls von mehreren Wählergruppen.
Wappen
Blasonierung: „In Silber drei blaue Pfähle, im Ganzen überdeckt mit einem schräglinken goldenen Wellenbalken.“[11] | |
Wappenbegründung: Das Wappen geht auf das Adelsgeschlecht derer von Seinsheim zurück, die hier ihren Stammsitz hatten. Bedeutendste Vertreter waren Erkinger, Landkomtur des Deutschen Ordens; Johann "der Starke" von Schwarzenberg (um 1500), Adam Friedrich von Seinsheim, Fürstbischof von Würzburg (1755–1779) und Bamberg (1757–1779), sein Bruder der bayerische Gesamtminister, Erbauer von Schloss Sünching, der österreichische Feldherr in den Napoleonischen Kriegen Karl Schwarzenberg, der österreichische Ministerpräsident Felix von Schwarzenberg (um 1850) und weitere Fürsten bis hin zum ehemaligen tschechischen Minister Karel Schwarzenberg.´ |
Wappen von Tiefenstockheim | |
Blasonierung: „St. Kilian in goldenem Bischofsornat und der Mitra, in der Rechten das silberne Schwert, in der Linken den Krummstab; unten in Silber ein Baumstumpf“ | |
Wappenbegründung: Der obere Teil verweist auf die historische Zugehörigkeit von Tiefenstockheim zum Hochstift Würzburg, der untere symbolisiert den Ortsnamen. Die Tingierung in Silber und Rot spielt dagegen auf das Wappen des Hochstifts Würzburg an. |
Sehenswürdigkeiten
Seinsheim hat sich zunehmend touristisch entwickelt. Der Verbund Weinparadies Franken, bestehend aus unter- und mittelfränkischen Weinbaugemeinden rund um Seinsheim, hat hierzu wesentlich beigetragen.
Baudenkmäler
- Rathaus aus dem 17. Jahrhundert mit Pranger
- Katholische Kirche St. Peter und Paul: Sie wurde 1810 bis 1814 neu erbaut. Rund um die Kirche erstreckt sich das Ensemble der Kirchengaden. Darin befinden sich heute unter anderem die kleinste Brauerei Unterfrankens sowie Jugend- und Ausstellungsräume.
- Kirchgaden
- Statue Maria Immaculata in der Frankenstraße (Familie Schilling) und eine Anzahl von Bildstöcken in der Flur
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Baumhoroskopweg: Der Seinsheimer Baumhoroskopweg führt um den Landschaftssee und durch die Ortschaft und ist ein Baumlehrpfad der besonderen Art. Er vermittelt auf ca. 1,8 Kilometer Länge die Mystik eines auf keltischen Ursprung zurückgehenden Horoskops mit dem Wissenswerten eines Baumlehrpfades. An 21 Thementafeln erhält der Wanderer kultische, kulturelle, geschichtliche und medizinische Informationen über die Bäume.
- Bildstockweg
- Landschaftssee
Weinbau
Seinsheim ist ein fränkischer Weinbauort. Die Weinberge (ca. 40 Hektar) liegen östlich des Dorfes am Hang des Bullenheimer Berges auf Keuperböden in West- und Südlagen. Der Wein wird seit den 1970er Jahren unter dem Namen "Seinsheimer Hohenbühl" vermarktet. Seinsheim ist Teil des Bereichs Weinparadies, bis 2017 waren die Winzer im Bereich Steigerwald zusammengefasst. Die Gipskeuperböden um Seinsheim eignen sich ebenso für den Anbau von Wein wie die Lage in der Maingauklimazone, die zu den wärmsten Deutschlands gehört.
Bereits seit dem Frühmittelalter betreiben die Menschen um Seinsheim Weinbau. Die fränkischen Siedler brachten wohl im 7. Jahrhundert die Rebe mit an den Main. Im Mittelalter gehörte die Region zum größten zusammenhängenden Weinbaugebiet im Heiligen Römischen Reich. Die Menschen betrieben zumeist Nebenerwerbsweinbau zur Selbstversorgung, gleichzeitig bildeten sich bereits Exportzentren insbesondere entlang des Maines heraus. Die Seinsheimer produzierten den Wein zum einen für die kirchlichen und weltlichen Feudalherren (Zehnt, Weingült – eine Art Pacht), verkauften ihn an den Weinhandel und benötigten ihn natürlich für den Hausgebrauch.
Der Weinbau erlebte nach der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen umfassenden Niedergang. Vor allem klimatisch weniger begünstige Lagen gab man vollständig auf. Zusätzlich erschwerte das Aufkommen von Schädlingen wie der Reblaus den Anbau. Konsolidieren konnte sich die Weinbauregion Franken erst wieder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Einsatz von Düngern und verbesserte Anbaumethoden hatten dazu ebenso beigetragen wie die Organisation in Genossenschaften und die Flurbereinigung der 1970er Jahre.[12]
Seinsheim ist von dieser jahrhundertealten Weinkultur geprägt, so unterkellerte man die zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu errichtete Kirche vollständig, um hier Weinfässer lagern zu können. Auf rund 40 Hektar werden in Seinsheim insbesondere die Rebsorten Müller-Thurgau, Silvaner, Traminer und Bacchus (als Weißwein) sowie Dornfelder, Portugieser und Domina (als Rotwein) angebaut. Mittelpunkt des Festkalenders ist das Seinsheimer Weinfest, das jährlich Anfang Juni gefeiert wird.
Weinlage[13] | Größe 1993[14] | Himmelsrichtung | Hangneigung | Hauptrebsorten | Großlage |
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Hohenbühl | 40 ha | Westen | 15–35 % | Silvaner, Müller-Thurgau, Traminer | Frankenberger Schloßstück |
Literatur
- Hans Ambrosi, Bernhard Breuer: Deutsche Vinothek: Franken. Begleiter zu den Weinberg-Lagen, Winzern und ihren Küchen. Herford2 1993.
- Johann Kaspar Bundschuh: Seinsheim. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 281–282 (Digitalisat).
- Eberhard Graf Fugger, Die Seinsheims und ihre Zeit, München 1893
- Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit. Band 2. Verl. für Kunstreprod. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1993, ISBN 3-923006-90-X, S. 403–404 (Digitalisat – Erstausgabe: Beck, Nördlingen 1879).
- Otto Selzer: Stadt und VG Marktbreit. In: Landrat und Kreistag des Landkreises Kitzingen (Hg.): Landkreis Kitzingen. Münsterschwarzach 1984. S. 576–596.
- Pleikard Joseph Stumpf: Markt Seinsheim. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 698 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Seinsheim in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 14. November 2011.
- Gemeinde Seinsheim, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. Dezember 2021.
- Geographie Giersbeck: Karte 152 Würzburg, PDF-Datei, abgerufen am 8. Januar 2019.
- Selzer, Otto: Stadt und VG Marktbreit. S. 588.
- Schmitt, Richard: 1200 Jahre Bullenheim. S. 43.
- Selzer, Otto: Stadt und VG Marktbreit. S. 588.
- Jesko Graf zu Dohna (Hrsg.): Auf den Spuren der Grafen zu Castell. Vier Türme, Benedict Press, Münsterschwarzach 2004, S. 60.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 748.
- Gemeinderatswahl Markt Seinsheim 15. März 2020, Vorläufiges Ergebnis. 27. März 2020, abgerufen am 1. Januar 2021.
- Eintrag zum Wappen von Seinsheim in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 50–52.
- Regierung von Unterfranken: Weinbergslagen in Bayern gegliedert nach Bereichen, PDF-Datei, abgerufen am 16. Mai 2019.
- Ambrosi, Hans (u. a.): Deutsche Vinothek: Franken. S. 237.