Seehausen (Oberuckersee)

Seehausen als altes Fischerdorf und Straßenangerdorf[2] ist ein Ortsteil der Gemeinde Oberuckersee mit rund 238 Einwohnern im Landkreis Uckermark im Nordosten Brandenburgs.

Seehausen
Gemeinde Oberuckersee
Höhe: 20 m ü. NHN
Fläche: 11,09 km²
Einwohner: 287 (21. Feb. 2018)[1]
Bevölkerungsdichte: 26 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2001
Postleitzahl: 17291
Vorwahl: 039863
Seehausen (Brandenburg)

Lage von Seehausen in Brandenburg

Seehausen vom Kanal aus
Seehausen vom Kanal aus

Geografie

Der Ort liegt in der Uckermark zehn Kilometer südlich von Prenzlau und sieben Kilometer westlich von Gramzow.

Seehausen befindet sich am Nordende (Lanke) des Oberuckersees. Im Südwesten des Ortes führt eine Straßenbrücke über den Fluss Ucker weiter nach Potzlow. In Ortsnähe zu sehen ist der Krummesee in Richtung Quast und südöstlich der Bahnstrecke Angermünde–Stralsund.

Geschichte

Erste Erwähnung der Gemeinde 1250 als Sehusen.

Seit dem 31. Dezember 2001 bildet Seehausen zusammen mit drei weiteren ehemaligen Gemeinden die neue Gemeinde Oberuckersee.[3]

Verkehrsinfrastruktur und Tourismus

Seehausen liegt an der Bahnstrecke Angermünde–Stralsund. Durch das Dorf führt der Radfernweg Berlin–Usedom. Im Ort befindet sich eine Anlegestelle des Fahrgastschiffes, direkt am Hotel.

Sehenswürdigkeiten

Dorfkirche Seehausen

Zisterzienserinnenkloster Marienwerder

Das Zisterzienserinnen-Kloster Marienwerder stifteten mutmaßlich die Herren von Blanckenburg um 1250.[4] Zur gleichen Zeit wechselte mit dem Vertrag von Landin von 1250 die Herrschaft über das nördliche Uckerland – vom Herzogtum Pommern-Stettin zur Mark Brandenburg.[5]

Das Kloster befand sich auf dem einst inselartigen, jetzt mit dem Festland zusammengewachsenen Werder, südlich vom heutigen Dorf Seehausen. Die einstige Halbinsel war im Mittelalter durch eine überdachte Holzbrücke mit der Burgwallinsel im Oberuckersee verbunden. Dem Kloster gehörten die acht Dörfer Seehausen, Potzlow, Blankenburg, Warnitz, Seelübbe, Grünow, Drense, Grenz mit Gerichten und Kirchenpatronaten, vier Klostervorwerke, Wiesen, zwei Mühlen und die Heide der Jacobsdorf. Mit den Frauenklöstern zu Prenzlau und Boitzenburg besaßen die Seehausener Zisterzienserinnen gemeinsam einen Hof in Göritz.[6]

Bei Grabungen auf dem Werder und bei Tauchfunden und Unterwassergrabungen im Oberuckersee in den Jahren von 1984 bis 1991 kamen Fundamentreste ans Tageslicht, mehr als 20.000 Gegenstände aus dem Klosterleben wurden gefunden. Teile der Funde sind im Kulturhistorischen Museum im Dominikanerkloster Prenzlau zu sehen.

Im Jahr 2012 wurden in zwei Ausgrabungskampagnen unter Leitung von Felix Biermann 61 menschliche Skelette geborgen. Aus Kostengründen konnten nur eingeschränkte anthropologische Untersuchungen durchgeführt werden. Es handelte sich um 49 Erwachsene, vier Jugendliche und acht Kinder, davon 28 weiblich und 27 männlich. Bei sechs Skeletten ließ sich das Geschlecht nicht feststellen. Die Altersverteilung entsprach nicht den Vorstellungen einer gewachsenen vorindustriellen Bevölkerung. Unterschiedliche Bestattungsplätze, die bei den Grabungen in Ausschnitten erfasst wurden (Friedhof, Kreuzgang, Kreuzhof und Kirche), wurden offensichtlich von verschiedenen Bevölkerungsgruppen genutzt. Eine niedrige Belastung mit Zahnkaries lässt auf fleischreiche Kost schließen. An den Skeletten ließen sich zahlreiche Erkrankungen nachweisen. Ein 50–70 Jahre alter Mann hatte durch eine Zahnkrankheit Durchbrüche in beiden Kieferhöhlen. Am Schädel und linken Schulterblatt eines 25–35 Jahre alten Mannes fand man vier unverheilte Hiebverletzungen, an deren Folgen der Mann verstorben sein dürfte.[7][8]

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Schultze (1803–1884), Verwaltungsjurist und Abgeordneter, hier geboren

Literatur

Literatur zur Uckermark

Literatur zum Kloster Marienwerder

  • Gereon Christoph Maria Becking: Zisterzienserklöster in Europa. Kartensammlung (= Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser. Band 11). 2., durchgesehene Auflage, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2005, ISBN 978-3-931836-44-3, S. 45 C.
  • Felix Biermann, Katrin Frey (Hrsg.): Das Nonnenkloster von Seehausen in der Uckermark. Neue Forschungen zur untergegangenen Zisterze am Oberuckersee (= Veröffentlichungen des Dominikanerklosters Prenzlau. Band 2). Prenzlau 2014.
  • Ralf Jaitner, Gerhard Kohn: Ein wüstes Zisterzienserinnenkloster bei Seehausen in der Uckermark. 1. Auflage, Trafo-Verlag Weist, Berlin 1998, ISBN 978-3-89626-246-2.
  • Gerhard Kohn: Seehausen/Uckermark. Zisterzienserinnenkloster Marienwerder. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich und Weitere (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Band II (= Klaus Neitmann im Auftrag Brandenburgische Historische Kommission und in Verbindung Brandenburgisches Landeshauptarchiv [Hrsg.]: Brandenburgische Historische Studien. Band 14). 2 Bände, Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, S. 1099–1106.
  • Bernard Peugniez: Guide Routier de l’Europe Cistercienne. Editions du Signe, Straßburg 2012, S. 452.
  • Peter Pfister: Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum. 2. Auflage, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 1998, ISBN 978-3-931820-57-2, S. 186.
  • Uta Puls: Die Klöster im heutigen Land Brandenburg. Seehausen. In: H. Jürgen Feuerstake, Oliver H. Schmidt (Hrsg.): Die Zisterzienser und ihre Klöster in Brandenburg. Ein kulturhistorisch-touristischer Führer. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, Berlin 2005, ISBN 3-936872-23-6, S. 159–166.
Commons: Seehausen (Uckermark) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amt Gramzow – Einwohnermeldeamt (Hrsg.): Einwohnerzahlen des Amtes Gramzow mit den amtsangehörigen Gemeinden. Stand: 21. Februar 2018. Gramzow 21. Februar 2018.
  2. siehe dazu L. Enders "Hist. Ortslex. Brandenburg", Teil VIII, Uckermark, Seite 912
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  4. Gerhard Kohn: Seehausen/Uckermark. Zisterzienserinnenkloster Marienwerder. In: Brandenburgisches Klosterbuch. Band II. Be.Bra Wissenschaft Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, 1. Allgemeines. 1.3 Kennzeichnung der Institutionen. 1.3.2 Gründungsjahr / Gründer / evtl. Mutterkloster, S. 1099.
  5. Lieselott Enders: Die Uckermark. 2. Auflage, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8305-1490-9, I. Die Herrschaftsbildung feudaler Fürsten im Land zwischen Elbe und Oder. 3. Die Herrschaftsbildung in der zweiten Hälfte des 12. und im 13. Jahrhundert, S. 34–43, Vertrag von Landin: S. 42–43.
  6. Ursula Creutz: Bibliographie der ehemaligen Klöster und Stifte im Bereich des Bistums Berlin, des Bischöflichen Amtes Schwerin und angrenzender Gebiete. 1988 S. 191–193.
  7. Bettina Jungklaus, Felix Biermann, Katrin Frey, C. Meyer: Das verschwundene Kloster. Ausgrabungen in Seehausen, Lkr. Uckermark. In: Archäologische Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e.V. in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum und dem Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Archäologie in Berlin und Brandenburg. Konrad Theiss Verlag, 2012, ISSN 0948-311X, S. 135136.
  8. Projekt Seehausen, Zisterzienserinnenkloster Marienwerder. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
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