Schloss Jezeří
Das Schloss Jezeří (deutsch Schloss Eisenberg) liegt westlich von Dolní Jiřetín (Niedergeorgenthal) im Kreis Most in der Aussiger Region, am südlichen Hang des Erzgebirges in Tschechien. Unterhalb des Schlosses bestand bis in die 1980er Jahre das Dorf Jezeří (Eisenberg), das ein Ortsteil der Gemeinde Horní Jiřetín (Obergeorgenthal) war. Das Schloss befindet sich jetzt in etwa 0,5 km Entfernung direkt oberhalb eines riesigen Braunkohlen-Tagebaus. Es steht unter Denkmalschutz und ist für die Öffentlichkeit äußerlich zugänglich. Das Innere kann zu besonderen Terminen besichtigt werden.
Geschichte
Die ursprüngliche gotische Burg „Eisenberk“ wurde in den Jahren 1363 bis 1365 von den Herren von Ferbenz (Pány ze Rvenic) aus Ervěnice (Seestadtl) errichtet, die damals den Adelstitel von See oder „de Lacu alias de Aysemberg“ erhielten.
Ab 1365 wird als Besitzer ein Nevlas von See (Nevlas de Lacu alias de Aysemberg) genannt. Danach folgten verschiedene Besitzer, darunter die Smolik von Slawitz (Smolík ze Slavic) und ab 1450 auch der durch den sächsischen Prinzenraub bekannte Kunz von Kauffungen. Im Jahre 1459 wurde die Burg durch den böhmischen König Georg von Podiebrad erobert und war dann wieder im Besitz der Smolik von Slawitz.
Da Sigmund Smolik von Slawitz kinderlos starb, fiel die Burg Eisenberg 1513 an seinen Schwager Nikolaus Hochhauser von Hochhaus. Dieser ließ im Jahre 1549 die alte Burg in ein Renaissanceschloss umbauen. Wegen der Teilnahme Hochhausers am Böhmischen Adelsaufstand 1618 wurde die Herrschaft Eisenberg enteignet und im Jahre 1623 von Wilhelm von Lobkowitz übernommen. Dieser ließ das Schloss 1627 zum Barockschloss umbauen.
Bei der Belagerung der von den Schweden besetzten Schlossanlage durch kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss 1646 in Brand gesetzt, so dass es für längere Zeit unbewohnbar war. Erst 1690 bis 1696 erfolgte unter Ferdinand Wilhelm von Lobkowitz der Wiederaufbau des Schlosses im barocken Stil in seiner jetzigen Form, das aber 1713 unter Ulrich von Lobkowitz erneut ausbrannte. Nach 1722 wurde das Schloss als Jagdschloss genutzt.
Den Grundriss des Schlosses bildet ein doppeltes Kreuz mit vier Flügeln in H-Form und zwei Höfen, die sich zur freien Landschaft hin öffnen. An deren westlichen Enden erheben sich zwei Türme. Der Bau wurde auf der Grundlage von Plänen des böhmischen Barock-Baumeisters Giovanni Battista Alliprandi (1665–1720) geschaffen. Der mittlere, höchste Turm befindet sich über dem Eingangsportal. Das Portal im Ehrenhof wird von zwei Atlanten bewacht. Diese wurden vom Bildhauer Johann Adam Dietz (1671–1742) aus Holschitz (Kreis Komotau) geschaffen, dessen Sohn Ferdinand Dietz (auch Tietz) später in Franken wirkte.[1]
Das Hauptgebäude wird durch ein monumentales Portal betont, deren Innentreppe in eine polygonale große Halle mündet. Das Innere des Schlosses war einmal mit fürstlicher Pracht ausgestattet, es besaß ein vergoldetes Kabinett, einen Audienzsaal, einen Spiegelsaal und einen großen Festsaal, eine Geweihsammlung, das Fürstenzimmer, eine Bibliothek und ein Theater. An der Ost- und Westfassade sind Aussichtsterrassen zu finden.
Die Herrschaft Eisenberg umfasste 1848 auch die Stadt Seestadtl, sowie Trupschitz und 21 weitere Dörfer. Neben der Land- und Forstwirtschaft waren auch industrielle Betriebe von Bedeutung, z. B. eine Brauerei, Kalköfen, Ziegeleien und der Braunkohlenbergbau in Pohlody (Pahlet) und Komotau.
Schlosspark
Der Schlosspark wurde in den 1820er Jahren als etwa 50 Hektar großer Englischer Landschaftsgarten unterhalb des Burgbergs angelegt. Heute existiert nur noch der untere Teil des Parks, das so genannte „Eisenberger Arboretum“ mit uralten Eichen, Linden, Buchen und weiteren wertvollen Bäumen. Er steht unter Denkmalschutz. Oberhalb des Schlosses geht das Gelände in einen natürlichen Wald über.
Im Park sind die Reste eines Mausoleums für die Lobkowitz-Familie zu finden, erbaut nach 1753 wahrscheinlich von Andreas Altomonte (1699–1780). Im Jahre 1805 wurde im Park die Schlosskapelle „Schmerzen Mariens“ (Kaple Bolestné Panny Marie) errichtet.
Kultur
Am Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein kultureller Höhepunkt unter den Fürsten Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz (1772–1816) und Ferdinand von Lobkowitz (1797–1868) erreicht. Seit 1802 gab es im Schloss ein Schlosstheater, an dem auch verschiedene Wiener Schauspieler auftraten, außerdem eine Jagdmusik-Kapelle mit 22 Mitgliedern und den Eisenberger Chor. Die Kapelle hatte ihre größten Erfolge unter der Leitung des italienischen Kapellmeisters Antonio Casimir Cartellieri (1772–1807) und Joseph Cartellieri († 1870 in Eisenberg). Es gastierte auch der italienische Sänger Antonio Brizzi (1770–1854). Daneben gab es das berühmte Eisenberger Gesangsquartett und ein Musik-Oktett. Konzerte fanden auch im Park statt.
Unter Ferdinand Philipp Josef von Lobkowitz (1724–1784), Sohn des Fürsten Philipp Hyazinth von Lobkowitz (1680–1737), kam das Schloss in den Besitz des Neustädter Zweigs der Lobkowitzer. Ferdinand Philipp Josef hatte eine große Vorliebe für die Musik, wovon seine Ankäufe von Musikalien in Wien und die Unterstützung von Christoph Willibald Gluck während dessen Aufenthalts in London (1746) zeugen. Auch der Maler Carl Robert Croll hat Schloss Eisenberg besucht und sein Interieur in Bildern festgehalten.[2]
Wegen der zahlreichen kulturellen und gesellschaftlichen Veranstaltungen besuchten viele Gäste und prominente Persönlichkeiten das Schloss, z. B. Johann Wolfgang von Goethe (1810 und 1812)[3] und sein Herzog Karl August von Sachsen-Eisenach, Ludwig van Beethoven, der spätere Komponist Christoph Willibald Gluck, dessen Vater hier als Forstmeister beim Fürsten angestellt war, und die Brüder Paul Wranitzky und Anton Wranitzky.
Ludwig van Beethoven war ein enger Freund von Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz. Seine 3. Symphonie „Eroica“ wurde hier im Schlosstheater aufgeführt, ebenso Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Das Lobkowitz-Schloss hatte damit eine wichtige kulturelle Funktion für die ganze Region.
Entwicklung nach 1918
Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurden durch die erste Bodenreform Teile der Herrschaft in einzelne Bauernhöfe aufgeteilt. Während des Zweiten Weltkriegs stand das Schloss unter der NS-Verwaltung, weil der letzte Besitzer Max Prinz von Lobkowitz Botschafter der tschechischen Regierung in London war. Auf der Burg wurden hochrangige Offiziere der alliierten Armeen gefangen gehalten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloss bis 1948 wieder im Besitz der Familie Lobkowitz. Nach dem Februarumsturz 1948 wurden das Schloss und die Herrschaft Eisenberg enteignet. Im September 1950 wurde es an das Ministerium für Nationale Verteidigung übergeben und diente der tschechoslowakischen Armee als Unterkunft. Die Innenräume wurden den Bedürfnissen der Armee angepasst, verschiedene Räume wurden zerstört und die Möbel geplündert. Im Jahr 1955 wurde das Schloss vom Innenministerium übernommen und 1958 unter Denkmalschutz gestellt.
Im Jahr 1972 wurde das Schloss Eisenberg unter die Verwaltung des Regionalzentrums der staatlichen Denkmalpflege und Naturschutz in Ústí nad Labem gestellt.
Der Kampf um die Rettung von Schloss Eisenberg begann in den 1980er Jahren. Das Schloss sollte 1987 dem Braunkohlebergbau weichen, konnte aber dank einer Initiative von Bürgern gerettet werden. Umfangreiche Rekonstruktionen wurde in den Jahren 1988 bis 1991 durchgeführt (Dachreparaturen, Eindeckung mit Schindeln, Reparatur von zwei Stützmauern im Schlosspark). Das Schloss ist seit 1996 wieder öffentlich zugänglich und wird gegenwärtig weiter renoviert. Die ersten Räume im nördlichen Turm sind im Originalinterieur wieder zu besichtigen.[4]
Besitzer
- 1365–1372: Nevlas von See (Nevlas de Lacu alias de Aysemberg), danach Busco von See
- 1407–1410: Peter von Pertz (Petr z Perče)
- 1410–1413: Albrecht von Kolowrat; Burggraf von Elbogen
- 1416–1450: Johann Smolik von Slawitz und seine Nachfolger
- 1450: Familie von Kauffungen
- 1459–1513: Sigmund Smolik von Slawitz (Smolík ze Slavic)
- 1513: Da Smolik von Slawitz kinderlos blieb, übereignete er Eisenberg seinem Schwager Nikolaus Hochhauser von Hochhaus.
- 1623: Wilhelm Popel Freiherr von Lobkowitz
- 1696: Ferdinand Wilhelm von Lobkowitz, Erbauer des heutigen Schlosses
- 1713: Ulrich von Lobkowitz
- 1991: Restitution an die Familie Lobkowicz
- 1996: Rückgabe an den Staat wegen zu hoher Reparaturkosten
Anschrift: Státní zámek Jezeří, 435 43 Horní Jiřetín, Okres Most, Czech Republic
Literatur
- Viktor Karell: Burgen und Schlösser des Erzgebirges und Egertales. Bd. 1, Vinzenz Uhl Verlagsbuchhandlung, Kaaden, 1935. (Schloß Eisenberg S. 71–73)
Weblinks
Einzelnachweise
- Reiseziele in Böhmen – Schloss Eisenberg (abgerufen am 20. Mai 2016)
- Herrschaftliche Aussicht auf Mondlandschaft (abgerufen am 20. Mai 2016)
- Viktor Karell: Das Schloss Eisenberg (abgerufen am 20. Mai 2016)
- Informationen und Bilder vom Schloss (tschech.) (abgerufen am 20. Mai 2016)