Schloss Binzen

Das Schloss Binzen (auch Schloss Bintzheim o​der Burg Binzen) i​st ein abgegangenes Wasserschloss, d​as in d​er Gemeinde Binzen i​m heutigen Landkreis Lörrach stand.

Schloss Binzen
Reste der Grundmauern von Schloss Binzen 2018

Reste d​er Grundmauern v​on Schloss Binzen 2018

Alternativname(n) Schloss Bintzheim, Burg Binzen
Staat Deutschland (DE)
Ort Binzen
Entstehungszeit 12. oder 13. Jahrhundert
Burgentyp Wasserburg
Erhaltungszustand überbaut
Geographische Lage 47° 38′ N,  37′ O
Schloss Binzen (Baden-Württemberg)

Geschichte

Wappen der Herren von Grünenberg

Die früheste bekannte Erwähnung der Burg datiert von 1405 und nennt sie ein Eigentum des Grymm von Grünenberg. Es wird vermutet, dass die Burg bereits im 12. oder 13. Jahrhundert zur Zeit der Herren von Binzen[1] oder aber Ende 14. Jahrhunderts[2] erbaut wurde. Am 21. Dezember 1448 wurde diese Burg durch Truppen der Stadt Basel zerstört.[3] Der Grundherr von Binzen, Wilhelm von Grünenberg, hatte mit anderen habsburgischen Gefolgsleuten der Stadt Basel einen Absagebrief geschickt und damit den Krieg erklärt. Die Burg wurde erst nach 1468 wieder aufgebaut.[4] Ob die zeitweise parallel zu den von Grünenberg als Lehensinhaber genannten Herren von Baldegg ebenfalls Anteile an der Burg hatten bleibt unklar. Ab 1478 erscheinen die Baldegger als alleinige Lehensinhaber. 1503 verkaufte Hans von Baldegg Schloss und Dorf Binzen an den Basler Bischof Christoph von Utenheim. Das Schloss war dann bis zur Zerstörung Sitz der Burgvogtei Binzen des Fürstbistums Basel. Die Oberhoheit über Binzen hatten aber jeweils die badischen Markgrafen. Das Schloss diente dem Fürstbistum zeitweise auch als Gefängnis, was aus einer entsprechenden Genehmigung des Markgrafen Ernst von 1529 zu schließen ist.[5]

1615 brannte d​as Schloss d​urch Unachtsamkeit d​es Personals. Im Dreißigjährigen Krieg (Dezember 1641) zerstörte Feuer d​as Schloss vollständig, während d​er Besetzung d​urch französische Truppen. Danach w​urde das Schloss n​icht wieder aufgebaut. Der Turm h​atte bei d​em Feuer d​as Dach u​nd den Innenausbau eingebüßt, s​tand aber n​och 1730. 1769 t​rat der Basler Bischof, Simon-Nicolas d​e Montjoie-Hirsingue, s​eine Rechte u​nd Immobilien i​n Binzen i​m Tausch g​egen Rechte i​n Schliengen, Mauchen u​nd Steinenstadt a​n den Markgrafen Karl Friedrich v​on Baden-Durlach ab. Danach w​urde zwischen 1771 u​nd 1773 a​uch der Turm völlig abgetragen, Wall u​nd Graben wurden eingeebnet.

Beschreibung

Mangels e​iner Zeichnung u​nd einer vollständigen Beschreibung d​er teilweise a​ls Schloss u​nd teilweise a​ls Burg genannten Anlage, g​ibt es n​ur eine a​us Erwähnungen i​n diversen Dokumenten zusammengesetzte Beschreibung. Demnach handelte e​s sich (bei d​em nach 1468 wieder aufgebauten Schloss) u​m ein relativ kleines zweigeschossiges Haus d​as direkt a​n der Kander lag. Nebst d​em Wohnhaus g​ab es e​inen freistehenden Turm, e​ine Stallung, s​owie eine Zehntscheuer. Die Anlage w​ar von e​inem Wassergraben umgeben u​nd der Weg z​um Eingangstor führte über e​ine Zugbrücke. Über d​em Eingangstor w​aren eine Sonnenuhr u​nd das Wappen d​es Fürstbistums Basel angebracht.

Im März 2018 erfolgten aufgrund e​iner Bauanfrage Sondierungsgrabungen i​n der Schlossgasse n​ahe der Kander, d​ie einen Teil d​er Grundmauern freilegten. Es handelte s​ich um e​inen rechteckigen Bau, d​er auf d​er Innenseite e​ine Seitenlänge v​on etwa 8 Metern u​nd eine Mauerdicke v​on knapp e​inem Meter aufweist. Die ummauerte Grundfläche betrug e​twa 65 m², w​as bei d​en aus d​en Schriftquellen abzuleitenden z​wei Geschossen e​ine Wohnfläche v​on etwa 130 m² bedeuten würde. Das „Schloss“ h​atte damit ungefähr d​ie Größe e​ines heutigen Einfamilienhauses. Hinweise a​uf einen Turm wurden d​abei bislang n​icht gefunden. Die i​m Grabungsgelände gefundenen Keramikscherben stützen d​ie aus d​en Schriftquellen angenommene Nutzungsdauer v​on ca. 1400 b​is ins 17. Jahrhundert.[6]

Literatur

  • Michael Burger: Binzen (LÖ). In: Alfons Zettler, Thomas Zotz: Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau, II. Südlicher Teil: Halbband A–K. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-7366-5, S. 78–82.
  • Amadée Membrez: Die Burgvogtei Binzen unter den Fürstbischöfen von Basel 1503–1769, Freiburg im Breisgau 1928
  • Fritz Schülin: Binzen, Schopfheim 1967, S. 58–61

Einzelnachweise

  1. s. hierzu Julius Kindler von Knobloch: von Binzen. In: Oberbadisches Geschlechterbuch, Heidelberg 1898, Band 1, S. 93 online
  2. siehe Markus Maier: Reges Interesse an Geschichte der Burg. In: Badische Zeitung 6. Juni 2018; abgerufen am 5. Juni 2018
  3. s. Die Chronik Erhards von Appenwiler 1439 - 1471, mit ihren Fortsetzungen bis 1474. In: Basler Chroniken, Band 4, S. 289 im Internet Archive und Christian Wurstisen. Baßler-Chronik, Basel 1580, S. CCCCXIII online bei der Bayerischen Staatsbibliothek
  4. s. Burger S. 78
  5. Bischof Philipp von Basel erhält von Markgraf Ernst von Baden und Hochberg das Recht, seine Gefangenen im Schloss zu Binzen einsperren zu dürfen. Eintrag auf Landeskunde entdecken online - leobw
  6. Siehe hierzu die Zeitungsartikel von Markus Maier und Alexandra Günzschel; zudem wurde der mündliche Vortrag von Dr. Andreas Haasis-Berner am 4. Juni 2018 in Binzen am Ausgrabungsort zugezogen.
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