Schachweltmeisterschaft 2018
Die Schachweltmeisterschaft 2018 fand vom 9. bis zum 28. November 2018 in London zwischen dem amtierenden Schachweltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) und seinem im Kandidatenturnier 2018 ermittelten Herausforderer Fabiano Caruana (USA) statt. Carlsen verteidigte seinen Titel mit einem Sieg in den Schnellschach-Partien des Tie-Breaks, nachdem alle zwölf ursprünglich angesetzten Partien des Wettkampfs remis geendet hatten. Die Weltmeisterschaft wurde vom Weltschachbund FIDE und dem kommerziellen Veranstalter AGON ausgerichtet.
Magnus Carlsen | Fabiano Caruana | |||
Nation |
|
| ||
Status | Titelverteidiger, Weltmeister seit 2013 |
Herausforderer, Sieger des Kandidatenturniers | ||
Alter | 27 Jahre | 26 Jahre | ||
Elo-Zahl (November 2018) |
2835 | 2832 | ||
Punkte | 6(3) | 6(0) | ||
12+3 gespielte Partien | ||||
Siege | 0+3 | 0+0 | ||
Remisen | 12+0 | |||
◄ 2016 | 2021 ► |
Kandidatenturnier
Im Kandidatenturnier vom 10. bis 27. März 2018 in Berlin ermittelten acht Spieler den Herausforderer. Caruana gewann das doppelrundige Turnier mit 9 Punkten aus 14 Partien vor Şəhriyar Məmmədyarov und Sergei Karjakin, dem Herausforderer bei der Schachweltmeisterschaft 2016, mit jeweils 8 Punkten.
Vergleich der Kontrahenten
Für Carlsen war es nach 2013, 2014 und 2016 die vierte Weltmeisterschaft und die dritte Titelverteidigung. Für Caruana war es die erste WM-Teilnahme.
Elo-Zahlen
Zu Beginn der Weltmeisterschaft lagen Carlsen auf Platz 1 und Caruana auf Platz 2 der FIDE-Weltrangliste. Es war das erste Mal seit der Schachweltmeisterschaft 1990 zwischen Garri Kasparow und Anatoli Karpow, dass die beiden Bestplatzierten der Weltrangliste in einem Weltmeisterschaftskampf gegeneinander antraten. Dabei betrug Carlsens Vorsprung vor Caruana lediglich drei Elopunkte; nie zuvor lagen Titelverteidiger und Herausforderer so nahe beieinander.
Partienbilanz
Caruana und Carlsen hatten zuvor 34 Partien mit klassischer Zeitkontrolle gegeneinander gespielt. Davon gewann Carlsen 10 und Caruana 5 Partien, 19 mal wurde remis gespielt.[2] Ihre letzte Partie, während des Sinquefield Cups 2018, endete remis.
Zweikampf-Bilanz[2] | Carlsen-Siege | Unentschieden | Caruana-Siege | Total |
---|---|---|---|---|
Klassisch | 10 | 19 | 5 | 34 |
Blitzschach, Schnellschach | 13 | 3 | 6 | 22 |
Total | 23 | 22 | 11 | 56 |
Rahmen
Hauptschiedsrichter des Wettkampfes war der Franzose Stéphane Escafre.
Spielort
Die Weltmeisterschaft wurde im Veranstaltungszentrum The College ausgetragen, dem ehemaligen Gebäude des Central Saint Martins College of Art and Design.[3] Es liegt nahe der U-Bahn-Station Holborn, im gleichnamigen Stadtteil des Bezirks London Borough of Camden.[4] Im Gebäude befindet sich ein Theater, auf dessen Bühne das Match ausgetragen wurde. Trotz einer Kapazität von 500 Plätzen wurden täglich nur höchstens 400 Karten verkauft.[5]
Eintritt
Eintrittskarten kosteten bis zu 100 £ für das Standard- und 600 £ für das VIP-Ticket (am 28. November). Vorher waren die Tickets etwas günstiger (z. B. VIP-Tickets bis zum 15. November 350 £ und vom 16. bis zum 19. November 400 £). Es wurden pro Person/Kreditkarte maximal 9 Karten abgegeben.[6][7]
Preisfonds
Der von der FIDE geforderte Mindestfonds betrug eine Million Euro (inklusive Steuer). World Chess, als Veranstalter, stellte diesen Betrag und einen Teil der Eintrittskartenerlöse für diesen Fonds zur Verfügung.
Dieser Betrag wäre nach regulärem Verlauf (also bei höchstens 12 Langpartien) im Verhältnis 60 zu 40 zwischen Sieger und Verlierer aufgeteilt worden. Da es zum Tie-Break kam, wurde im Verhältnis 55 zu 45 geteilt.[8]
Reglement
Eigentlicher Wettkampf
- Der Weltmeisterschaftskampf war auf maximal 12 Partien mit klassischer Bedenkzeit angesetzt.
- Im Rahmen der Eröffnungszeremonie wurde durch Losentscheid bestimmt, dass Caruana in der ersten Partie die weißen Steine führt. Bis zur sechsten Partie wechselten die Spieler die Farbe nach jedem Spiel. Die zweite Hälfte der 12 Partien begann Carlsen mit Weiß (Partie Nr. 7) Der Farbwechselmodus wurde beibehalten.
- An jedem Tag wurde eine Partie gespielt. Auf je zwei Spieltage folgte ein Ruhetag, einen zusätzlichen Ruhetag gab es vor der 12. und letzten Partie. Die Partien begannen um 15 Uhr Ortszeit (16 Uhr MEZ).[9]
- Die Bedenkzeit betrug 100 Minuten für die ersten 40 Züge, 50 Minuten für die folgenden 20 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie, bei einer Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Zug ab dem 1. Zug – z. B. somit für eine 70-zügige Partie 200 Minuten pro Spieler. Remisangebote waren erst nach dem 30. Zug von Schwarz zulässig.
- Jeder Sieg wurde mit einem Punkt, jedes Remis mit einem halben Punkt gewertet. Mit dem Erreichen von 6,5 Punkten wäre ein Spieler Weltmeister geworden. Da es nach 12 Partien unentschieden (6:6) stand, wurde am Mittwoch, dem 28. November, ein Tie-Break ausgespielt.
Schnellschachpartien
- Im Tie-Break waren zunächst maximal 4 Schnellschachpartien mit 25 Minuten Bedenkzeit und 10 Sekunden Aufschlag pro Zug vorgesehen. (Mit angenommenen vier Partien und einer Spielzeit von etwa einer Stunde pro Partie entspräche das insgesamt etwa vier Stunden reiner Spielzeit.)
- Nach jedem Spiel gab es eine Pause von 10 Minuten.
- Die Farben des ersten Spiels wurden nach der Pressekonferenz nach Ende der Langpartien ausgelost.
- Zum Sieg im Wettkampf waren 2,5 Punkte aus 4 Partien zu erreichen. (Nachdem Carlsen mit 3 Punkten aus 3 Partien dies erreicht hatte, war er erneut Weltmeister und der Wettbewerb beendet.)
Blitzpartien
- Wäre nach vier Schnellschachpartien noch immer keine Entscheidung gefallen, wären maximal fünf „Mini-Matches“ aus jeweils zwei Blitzpartien mit 5 Minuten Bedenkzeit pro Spieler und 3 Sekunden Aufschlag pro Zug anberaumt worden. (Mit einer angenommenen Spielzeit von etwas mehr als 10 Minuten pro Partie wären zwei weitere Stunden reiner Spielzeit dazugekommen.)
- Vor jedem „Mini-Match“ wären jeweils die Farben der ersten Partie ausgelost worden.
- Der erste Sieger eines solchen „Mini-Matches“ wäre Weltmeister geworden.
Armageddon-Partie
- Wäre nach fünf „Mini-Matches“ – also zehn Blitzpartien – noch keine Entscheidung gefallen, wäre eine sogenannte Armageddon-Partie gefolgt.
- Davor wäre noch einmal gelost worden. Der Gewinner hätte bestimmen dürfen, wer mit Weiß beginnt.
- Der Spieler mit den weißen Steinen hätte eine längere Bedenkzeit von 5 Minuten im Gegensatz zu Schwarz mit 4 Minuten erhalten. Das hätte für 60 Züge einer Bedenkzeit für Weiß von 5 Sekunden pro Zug und für Schwarz von 4 Sekunden pro Zug entsprochen. Ab dem 61. Zug hätten beide Spieler eine Zeitgutschrift von 3 Sekunden pro Zug erhalten.
- Weiß hätte, um Weltmeister zu werden, gewinnen müssen; Schwarz hätte ein Remis gereicht.[10]
Verlauf
Alle zwölf angesetzten Wettkampfpartien endeten remis. Damit wurde ein Tie-Break nötig.
Übersicht
Nr. | Datum (2018) | Partieergebnis | Eröffnung | ECO- Schlüssel |
Züge | Zwischenstand | Link (Chessbomb.com) | ||
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Wettkampfpartien mit klassischer Bedenkzeit | |||||||||
Caruana | Carlsen | Caruana | Carlsen | ||||||
1 | Fr., 9. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante) | B31 | 115 | ½ | ½ | Spiel 1 |
2 | Sa., 10. November | ½ | ½ | Abgelehntes Damengambit | D37 | 49 | 1 | 1 | Spiel 2 |
1. Ruhetag | |||||||||
3 | Mo., 12. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante) | B31 | 49 | 1½ | 1½ | Spiel 3 |
4 | Di., 13. November | ½ | ½ | Englische Eröffnung | A29 | 34 | 2 | 2 | Spiel 4 |
2. Ruhetag | |||||||||
5 | Do., 15. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante) | B31 | 34 | 2½ | 2 ½ | Spiel 5 |
6 | Fr., 16. November | ½ | ½ | Russische Verteidigung | C42 | 80 | 3 | 3 | Spiel 6 |
3. Ruhetag | |||||||||
7 | So., 18. November | ½ | ½ | Abgelehntes Damengambit | D37 | 40 | 3½ | 3½ | Spiel 7 |
8 | Mo., 19. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante) | B33 | 38 | 4 | 4 | Spiel 8 |
4. Ruhetag | |||||||||
9 | Mi., 21. November | ½ | ½ | Englische Eröffnung | A29 | 56 | 4½ | 4½ | Spiel 9 |
10 | Do., 22. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante) | B33 | 54 | 5 | 5 | Spiel 10 |
5. Ruhetag | |||||||||
11 | Sa., 24. November | ½ | ½ | Russische Verteidigung | C42 | 55 | 5½ | 5½ | Spiel 11 |
6. Ruhetag | |||||||||
12 | Mo., 26. November | ½ | ½ | Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante) | B33 | 31 | 6 | 6 | Spiel 12 |
7. Ruhetag | |||||||||
Tie-Break | |||||||||
Schnell- schach | Caruana | Carlsen | Caruana | Carlsen | |||||
1 | Mi., 28. November | 0 | 1 | Englische Eröffnung (Sizilianisch im Anzuge) | A22 | 55 | 6 (0) | 6 (1) | Schnellschach-Partie 1 |
2 | 0 | 1 | Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante) | B33 | 28 | 6 (0) | 6 (2) | Schnellschach-Partie 2 | |
3 | 0 | 1 | Sizilianische Verteidigung (Französische Variante) | B40 | 51 | 6 (0) | 6 (3) | Schnellschach-Partie 3 |
Langpartien
1. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 9. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante), B31
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 g6 4. Lxc6 dxc6 5. d3 Lg7 6. h3 Sf6 7. Sc3 Sd7 8. Le3 e5 9. 0–0 b6 10. Sh2 Sf8 11. f4 exf4 12. Txf4 Le6 13. Tf2 h6 14. Dd2 g5 15. Taf1 Dd6 16. Sg4 0–0–0 17. Sf6 Sd7 18. Sh5 Le5 19. g4 f6 20. b3 Lf7 21. Sd1 Sf8 22. Sxf6 Se6 23. Sh5 Lxh5 24. gxh5 Sf4 25. Lxf4 gxf4 26. Tg2 Thg8 27. De2 Txg2+ 28. Dxg2 De6 29. Sf2 Tg8 30. Sg4 De8 31. Df3 Dxh5 32. Kf2 Lc7 33. Ke2 Dg5 34. Sh2 h5 35. Tf2 Dg1 36. Sf1 h4 37. Kd2 Kb7 38. c3 Le5 39. Kc2 Dg7 40. Sh2 Lxc3? 41. Dxf4 Ld4 42. Df7+ Ka6 43. Dxg7 Txg7 44. Te2 Tg3 45. Sg4 Txh3 46. e5 Tf3 47. e6 Tf8 48. e7 Te8 49. Sh6 h3 50. Sf5 Lf6 51. a3 b5 52. b4 cxb4 53. axb4 Lxe7 54. Sxe7 h2 55. Txh2 Txe7 56. Th6 Kb6 57. Kc3 Td7 58. Tg6 Kc7 59. Th6 Td6 60. Th8 Tg6 61. Ta8 Kb7 62. Th8 Tg5 63. Th7+ Kb6 64. Th6 Tg1 65. Kc2 Tf1 66. Tg6 Th1 67. Tf6 Th8 68. Kc3 Ta8 69. d4 Td8 70. Th6 Td7 71. Tg6 Kc7 72. Tg5 Td6 73. Tg8 Th6 74. Ta8 Th3+ 75. Kc2 Ta3 76. Kb2 Ta4 77. Kc3 a6 78. Th8 Ta3+ 79. Kb2 Tg3 80. Kc2 Tg5 81. Th6 Td5 82. Kc3 Td6 83. Th8 Tg6 84. Kc2 Kb7 85. Kc3 Tg3+ 86. Kc2 Tg1 87. Th5 Tg2+ 88. Kc3 Tg3+ 89. Kc2 Tg4 90. Kc3 Kb6 91. Th6 Tg5 92. Tf6 Th5 93. Tg6 Th3+ 94. Kc2 Th5 95. Kc3 Td5 96. Th6 Kc7 97. Th7+ Td7 98. Th5 Td6 99. Th8 Tg6 100. Tf8 Tg3+ 101. Kc2 Ta3 102. Tf7+ Kd6 103. Ta7 Kd5 104. Kb2 Td3 105. Txa6 Txd4 106. Kb3 Te4 107. Kc3 Tc4+ 108. Kb3 Kd4 109. Tb6 Kd3 110. Ta6 Tc2 111. Tb6 Tc3+ 112. Kb2 Tc4 113. Kb3 Kd4 114. Ta6 Kd5 115. Ta8 ½:½
In der ersten Partie hatte Caruana Weiß und eröffnete wie gewohnt mit dem Königsbauern. Carlsen überraschte mit dem für ihn untypischen Zug 1. … c5. Sein Gegner wich jedoch den Hauptvarianten der offenen Sizilianischen Verteidigung aus und spielte stattdessen 3. Lb5. Carlsen kam gut aus der Eröffnung, übernahm die Initiative und behielt sie bis zum Ende des Spiels. Kurz vor der ersten Zeitkontrolle (40. Zug) hatte er eine komfortable Stellung mit guten Gewinnaussichten erreicht. Obwohl Caruana mindestens in den letzten 8 Zügen in extremer Zeitnot war und den rettenden 40. Zug erst drei Sekunden vor Ablauf der Uhr machte,[11] gelang es Carlsen zur großen Überraschung aller Kommentatoren[11] nicht, das Spiel vor der Zeitkontrolle zu entscheiden. Im 34.[12] und im 38. Zug[13] hätte er nach Ansicht der Kommentatoren Niclas Huschenbeth und Daniel King besser spielen und so das Spiel gewinnen können. In der Partie konnte sich Caruana hingegen schließlich in ein Turmendspiel mit Minusbauer retten.
Caruana–Carlsen, Partie 1
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Caruana–Carlsen, Partie 1
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2. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 10. November 2018
- Abgelehntes Damengambit, D37
- 1. d4 Sf6 2. Sf3 d5 3. c4 e6 4. Sc3 Le7 5. Lf4 0–0 6. e3 c5 7. dxc5 Lxc5 8. Dc2 Sc6 9. a3 Da5 10. Td1 Td8 11. Le2 Se4 12. 0–0 Sxc3 13. bxc3 h6 14. a4 Se7 15. Se5 Ld6 16. cxd5 Sxd5 17. Lf3 Sxf4 18. exf4 Lxe5 19. Txd8+ Dxd8 20. fxe5 Dc7 21. Tb1 Tb8 22. Dd3 Ld7 23. a5 Lc6 24. Dd6 Dxd6 25. exd6 Lxf3 26. gxf3 Kf8 27. c4 Ke8 28. a6 b6 29. c5 Kd7 30. cxb6 axb6 31. a7 Ta8 32. Txb6 Txa7 33. Kg2 e5 34. Tb4 f5 35. Tb6 Ke6 36. d7+ Kxd7 37. Tb5 Ke6 38. Tb6+ Kf7 39. Tb5 Kf6 40. Tb6+ Kg5 41. Tb5 Kf4 42. Tb4+ e4 43. fxe4 fxe4 44. h3 Ta5 45. Tb7 Tg5+ 46. Kf1 Tg6 47. Tb4 Tg5 48. Tb7 Tg6 49. Tb4 ½:½
In der zweiten Partie ergaben sich trotz eines ganz anderen Stellungstyps deutliche Parallelen zur ersten Partie, jedoch mit vertauschten Rollen: Diesmal war es der Titelverteidiger, der mit den weißen Steinen unter Druck geriet und sich in ein Turmendspiel mit einem Minusbauern retten musste, das für Schwarz ebenso wenig zu gewinnen war wie dasjenige am Vortag. Caruana verzichtete, im Gegensatz zu Carlsen, auf langwierige Gewinnversuche mit dem Mehrbauern.
a | b | c | d | e | f | g | h | ||
8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
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3. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 12. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante), B31
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 g6 4. Lxc6 dxc6 5. d3 Lg7 6. 0–0 Dc7 7. Te1 e5 8. a3 Sf6 9. b4 0–0 10. Sbd2 Lg4 11. h3 Lxf3 12. Sxf3 cxb4 13. axb4 a5 14. bxa5 Txa5 15. Ld2 Taa8 16. Db1 Sd7 17. Db4 Tfe8 18. Lc3 b5 19. Txa8 Txa8 20. Ta1 Txa1+ 21. Lxa1 Da7 22. Lc3 Da2 23. Db2 Dxb2 24. Lxb2 f6 25. Kf1 Kf7 26. Ke2 Sc5 27. Lc3 Se6 28. g3 Lf8 29. Sd2 Sg5 30. h4 Se6 31. Sb3 h5 32. Ld2 Ld6 33. c3 c5 34. Le3 Ke7 35. Kd1 Kd7 36. Kc2 f5 37. Kd1 fxe4 38. dxe4 c4 39. Sd2 Sc5 40. Lxc5 Lxc5 41. Ke2 Kc6 42. Sf1 b4 43. cxb4 Lxb4 44. Se3 Kc5 45. f4 exf4 46. gxf4 La5 47. f5 gxf5 48. Sxc4 Kxc4 49. exf5 ½:½
In der dritten Partie kam wie bereits in der ersten die Rossolimo-Variante der Sizilianischen Verteidigung aufs Brett. Nach einigen Abtäuschen übernahm Carlsen bald die Initiative und bildete schließlich einen Freibauern am Damenflügel. Caruana verteidigte sich jedoch sehr genau. Indem er seinen Springer für den Freibauern opferte, sicherte er sich das Remis, denn Carlsen blieb nur der „falsche“ Läufer, der den verbleibenden eigenen Bauern bei der Umwandlung nicht unterstützen konnte.
Caruana–Carlsen, Partie 3
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Caruana–Carlsen, Partie 3
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4. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 13. November 2018
- Englische Eröffnung (Englisches Vierspringerspiel), A29
- 1. c4 e5 2. Sc3 Sf6 3. Sf3 Sc6 4. g3 d5 5. cxd5 Sxd5 6. Lg2 Lc5 7. 0–0 0–0 8. d3 Te8 9. Ld2 Sxc3 10. Lxc3 Sd4 11. b4 Ld6 12. Tb1 Sxf3+ 13. Lxf3 a6 14. a4 c6 15. Te1 Ld7 16. e3 Df6 17. Le4 Lf5 18. Df3 Lxe4 19. Dxf6 gxf6 20. dxe4 b5 21. Ted1 Lf8 22. axb5 axb5 23. Kg2 Ted8 24. Tdc1 Kg7 25. Le1 Tdc8 26. Tc2 Ta4 27. Kf3 h5 28. Ke2 Kg6 29. h3 f5 30. exf5+ Kxf5 31. f3 Le7 32. e4+ Ke6 33. Ld2 Ld6 34. Tbc1 ½:½
In der vierten Partie wurde die Vierspringer-Variante der Englischen Eröffnung gespielt. In einer wenig aufregenden Partie dachte Carlsen knapp 20 Minuten lang über seinen 15. Zug nach, bevor er Te1 zog. Es stellte sich jedoch heraus, dass ihn dieser Zug nicht in Vorteil brachte. Großmeister Michael Adams sah in seiner Analyse auf Chessbase als kritischen Zug für Weiß stattdessen 15. b5! an.[14]
Carlsen–Caruana, Partie 4
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Carlsen–Caruana, Partie 4
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5. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 15. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Rossolimo-Variante), B31
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 g6 4. 0–0 Lg7 5. Te1 e5 6. b4?! Sxb4 7. Lb2 a6 8. a3 axb5 9. axb4 Txa1 10. Lxa1 d6 11. bxc5 Se7 12. De2 b4 13. Dc4 Da5 14. cxd6 Le6 15. Dc7 Dxc7 16. dxc7 Sc6 17. c3 Kd7 18. cxb4 Ta8 19. Lc3 Kxc7 20. d3 Kb6 21. Ld2 Td8 22. Le3+ Kb5 23. Sc3+ Kxb4 24. Sd5+ Lxd5 25. exd5 Txd5 26. Tb1+ Kc3 27. Txb7 Sd8 28. Tc7+ Kxd3 29. Kf1 h5 30. h3 Ke4 31. Sg5+ Kf5 32. Sxf7 Sxf7 33. Txf7+ Lf6 34. g4+ ½:½
Erneut stand die Rossolimo-Variante auf dem Prüfstand. Mit dem Zug 6. b4?! überraschte Caruana das Publikum, nicht jedoch Carlsen – dieser reagierte sehr besonnen auf das Flügelgambit, das auch als Gurgenidse-Variante bekannt ist.[15] In Folge konnte Caruana auch in dieser Partie nie wirklich Vorteil erlangen. Alex Yermolinsky äußerte in seiner Videoanalyse[16] die Befürchtung, dass Caruanas Eröffnungsvorbereitung damit mehr oder weniger gescheitert sei, weil er in seinen drei Weißpartien der ersten Wettkampfhälfte den Weltmeister nie unter Druck habe setzen können. Carlsen, der nun zweimal hintereinander den Eröffnungsvorteil genieße, habe damit die besseren Chancen auf seiner Seite. Wie sich zeigen sollte, erwies sich diese Einschätzung als nicht zutreffend, denn Carlsen schaffte es seinerseits nicht, diesen kleinen Vorteil in den folgenden Partien zu nutzen.
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8 | 8 | ||||||||
7 | 7 | ||||||||
6 | 6 | ||||||||
5 | 5 | ||||||||
4 | 4 | ||||||||
3 | 3 | ||||||||
2 | 2 | ||||||||
1 | 1 | ||||||||
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6. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 16. November 2018
- Russische Verteidigung, C42
- 1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 3. Sxe5 d6 4. Sd3 Sxe4 5. De2 De7 6. Sf4 Sc6 7. Sd5 Sd4 8. Sxe7 Sxe2 9. Sd5 Sd4 10. Sa3 Se6 11. f3 S4c5 12. d4 Sd7 13. c3 c6 14. Sf4 Sb6 15. Ld3 d5 16. Sc2 Ld6 17. Sxe6 Lxe6 18. Kf2 h5 19. h4 Sc8 20. Se3 Se7 21. g3 c5 22. Lc2 0–0 23. Td1 Tfd8 24. Sg2 cxd4 25. cxd4 Tac8 26. Lb3 Sc6 27. Lf4 Sa5 28. Tdc1 Lb4 29. Ld1 Sc4 30. b3 Sa3 31. Txc8 Txc8 32. Tc1 Sb5 33. Txc8+ Lxc8 34. Se3 Sc3 35. Lc2 La3 36. Lb8 a6 37. f4 Ld7 38. f5 Lc6 39. Ld1 Lb2 40. Lxh5 Se4+ 41. Kg2 Lxd4 42. Lf4 Lc5 43. Lf3 Sd2 44. Lxd5 Lxe3 45. Lxc6 Lxf4 46. Lxb7 Ld6 47. Lxa6 Se4 48. g4 La3 49. Lc4 Kf8 50. g5 Sc3 51. b4 Lxb4 52. Kf3 Sa4 53. Lb5 Sc5 54. a4 f6 55. Kg4 Se4 56. Kh5 Le1 57. Ld3 Sd6 58. a5 Lxa5 59. gxf6 gxf6 60. Kg6 Ld8 61. Kh7 Sf7 62. Lc4 Se5 63. Ld5 La5 64. h5 Ld2 65. La2 Sf3 66. Ld5 Sd4 67. Kg6 Lg5 68. Lc4 Sf3 69. Kh7 Se5 70. Lb3 Sg4 71. Lc4 Se3 72. Ld3 Sg4 73. Lc4 Sh6 74. Kg6 Ke7 75. Lb3 Kd6 76. Lc2 Ke5 77. Ld3 Kf4 78. Lc2 Sg4 79. Lb3 Se3 80. h6 Lxh6 ½:½
In seiner dritten Weiß-Partie geriet Carlsen erstmals an den Rand einer Niederlage. Er eröffnete zum ersten Mal im Wettkampf mit 1. e4 und ermöglichte es seinem Gegner damit, mit dessen Lieblingsverteidigung, der Russischen Verteidigung, zu antworten. Die Damen wurden früh abgetauscht und Carlsen ließ sich im 44. Zug dazu hinreißen, einen Läufer für drei Bauern zu geben. Dieser Tausch erwies sich als Fehler, denn einer der Bauern ging bald wieder verloren. Es ergab sich daraufhin ein für beide Parteien äußerst schwieriges Endspiel. Carlsen musste gegen das materielle Übergewicht von Schwarz ankämpfen. Caruana hingegen musste einen Weg finden, einen Bauern zu verwandeln, obwohl Carlsen die Bauernmehrheit hatte. Ob das Endspiel theoretisch remis oder für Schwarz zu gewinnen war, war allen Live-Kommentatoren unklar.[17] Obwohl er im Rückstand war, opferte Carlsen mutig einen Bauern, um den schwarzen Läufer vorübergehend abzulenken. So konnte er einen weiteren Bauern abtauschen und eine vermeintliche Festung errichten. Das war insofern bemerkenswert, weil er noch bei der letzten Weltmeisterschaft bei einer Pressekonferenz den berühmten Satz: „I don’t believe in fortresses.“ („Ich glaube nicht an Festungen.“) gesagt hatte. Peter Svidler lobte die Präzision, mit der Carlsen sich in schwieriger Lage verteidigt habe. Nach sechs Stunden und 80 Zügen endete auch diese Partie unentschieden. Trotzdem wurde das komplizierte Endspiel allgemein als eines der Glanzlichter einer bis dahin an Höhepunkten eher armen Weltmeisterschaft gewertet. Am gleichen Abend wurde bekannt, dass der norwegische Supercomputer Sesse einen Gewinnweg für Schwarz gefunden hatte, der jedoch so kompliziert war, dass er weder von den Kontrahenten selbst noch von kommentierenden Großmeistern verstanden wurde. Carlsen sagte über die Computeranalyse: „I am not going to disagree with the computers, I just don’t understand it.“ („Ich werde den Computern nicht widersprechen, ich verstehe es einfach nicht.“) Ex-Weltmeister Garri Kasparow twitterte sinngemäß, dass kein menschliches Wesen ohne Computerunterstützung solche Züge machen würde.[18]
Carlsen–Caruana, Partie 6
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Carlsen–Caruana, Partie 6
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Carlsen–Caruana, Partie 6
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Carlsen–Caruana, Partie 6
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7. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 18. November 2018
- Abgelehntes Damengambit, D37
- 1. d4 Sf6 2. Sf3 d5 3. c4 e6 4. Sc3 Le7 5. Lf4 0–0 6. e3 c5 7. dxc5 Lxc5 8. Dc2 Sc6 9. a3 Da5 10. Sd2 Dd8 11. Sb3 Lb6 12. Le2 De7 13. Lg5 dxc4 14. Sd2 Se5 15. 0–0 Ld7 16. Lf4 Sg6 17. Lg3 Lc6 18. Sxc4 Lc7 19. Tfd1 Tfd8 20. Txd8+ Txd8 21. Td1 Txd1+ 22. Dxd1 Sd5 23. Dd4 Sxc3 24. Dxc3 Lxg3 25. hxg3 Dd7?! 26. Ld3 b6 27. f3 Lb7 28. Lxg6 hxg6 29. e4 Dc7 30. e5 Dc5+ 31. Kh2 La6 32. Sd6 Dxc3 33. bxc3 f6 34. f4 Kf8 35. Kg1 Ke7 36. Kf2 Kd7 37. Ke3 Lf1 38. Kf2 La6 39. Ke3 Lf1 40. Kf2 ½:½
Zum zweiten Mal in diesem Match kam das abgelehnte Damengambit zur Anwendung. Auch in dieser Partie konnte Carlsen gegen Caruanas Damengambit nichts ausrichten. Chancen erhielt der Weltmeister erst, als Caruana begann, sich selbst in Bedrängnis zu bringen.[19] Am Ende steht das 7. Remis im 7. Spiel zu Buche.
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8. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 19. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante), B33
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Sd5 Sxd5 8. exd5 Sb8 9. a4 Le7 10. Le2 0–0 11. 0–0 Sd7 12. Ld2 f5 13. a5 a6 14. Sa3 e4 15. Sc4 Se5 16. Sb6 Tb8 17. f4 exf3 18. Lxf3 g5 19. c4 f4 20. Lc3 Lf5 21. c5 Sxf3+ 22. Dxf3 dxc5 23. Tad1 Ld6 24. h3 De8 25. Sc4 Dg6 26. Sxd6 Dxd6 27. h4 gxh4 28. Dxf4 Dxf4 29. Txf4 h5 30. Te1 Lg4 31. Tf6 Txf6 32. Lxf6 Kf7 33. Lxh4 Te8 34. Tf1+ Kg8 35. Tf6 Te2 36. Tg6+ Kf8 37. d6 Td2 38. Tg5 ½:½
Nachdem Carlsen in seiner vierten Schwarzpartie zum vierten Mal die Sizilianische Verteidigung gewählt hatte, wich Caruana zum ersten Mal von der Rossolimo-Variante ab. Es kam die Sweschnikow-Variante aufs Brett, die zu taktisch scharfen Stellungen führen kann. Danach hatte es zunächst auch den Anschein, als es Caruana gelang, einen starken Springer auf b6 zu platzieren und am Damenflügel Druck zu machen, während Carlsen mit 18. … g5 – vielleicht etwas übereilt – sein Heil in einem Angriff am Königsflügel suchte. Allerdings gelang es Caruana nicht, daraus einen Vorteil zu ziehen. So spielte er mit 24. h3?! zu sehr auf Sicherheit und verpasste die Gelegenheit, mit 24. Dh5! starken weißen Druck aufrechtzuerhalten.[20] Daher wechselte die Partie aus einem vielversprechenden Mittelspiel schneller als erwartet in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern und endete nach 38 Zügen abermals remis.
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9. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 21. November 2018
- Englische Eröffnung (Englisches Vierspringerspiel), A29
- 1. c4 e5 2. Sc3 Sf6 3. Sf3 Sc6 4. g3 d5 5. cxd5 Sxd5 6. Lg2 Lc5 7. 0–0 0–0 8. d3 Te8 9. Lg5 Sxc3 10. bxc3 f6 11. Lc1 Le6 12. Lb2 Lb6 13. d4 Ld5 14. Dc2 exd4 15. cxd4 Le4 16. Db3+ Ld5 17. Dd1 Lxf3 18. Db3+ Kh8 19. Lxf3 Sxd4 20. Lxd4 Dxd4 21. e3 De5 22. Lxb7 Tad8 23. Tad1 De7 24. h4 g6 25. h5 gxh5 26. Dc4 f5 27. Lf3 h4 28. Txd8 Txd8 29. gxh4 Tg8+ 30. Kh1 Df6 31. Df4 Lc5 32. Tg1 Txg1+ 33. Kxg1 Ld6 34. Da4 f4 35. Dxa7 fxe3 36. Dxe3 Dxh4 37. a4 Df6 38. Ld1 De5 39. Dxe5+ Lxe5 40. a5 Kg7 41. a6 Ld4 42. Kg2 Kf6 43. f4 Lb6 44. Kf3 h6 45. Ke4 La7 46. Lg4 Lg1 47. Kd5 Lb6 48. Kc6 Le3 49. Kb7 Lb6 50. Lh3 Le3 51. Kc6 Lb6 52. Kd5 La7 53. Ke4 Lb6 54. Lf1 Ke6 55. Lc4+ Kf6 56. Ld3 Ke6 ½:½
In der neunten Partie kam es, wie bereits in der vierten Partie, zur Vierspringer-Variante der Englischen Eröffnung. Carlsen erspielte sich erstmals einen kleinen Eröffnungsvorteil. Bei deutlichem Zeitvorteil (über eine Stunde gegenüber nur 25 Minuten seines Kontrahenten) forcierte Carlsen mit einer Öffnung am Königsflügel das Spiel. Mit dem Zug 25. h5 war er jedoch zu ungeduldig und verlor letztendlich die Initiative. In der geöffneten Stellung hielt Caruana stark dagegen. Die Partie endete schließlich in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern remis.[21]
Carlsen–Caruana, Partie 9
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Carlsen–Caruana, Partie 9
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10. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 22. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante), B33
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Sd5 Sxd5 8. exd5 Sb8 9. a4 Le7 10. Le2 0–0 11. 0–0 Sd7 12. b4 a6 13. Sa3 a5 14. bxa5 Txa5 15. Sc4 Ta8 16. Le3 f5 17. a5 f4 18. Lb6 De8 19. Ta3 Dg6 20. Lc7 e4 21. Kh1 b5 22. Sb6 Sxb6 23. Lxb6 Dg5 24. g3 b4 25. Tb3 Lh3 26. Tg1 f3 27. Lf1 Lxf1 28. Dxf1 Dxd5 29. Txb4 De6 30. Tb5 Ld8 31. De1 Lxb6 32. axb6 Tab8 33. De3 Dc4 34. Tb2 Tb7 35. Td1 De2 36. Te1 Dxe3 37. Txe3 d5 38. h4 Tc8 39. Ta3 Kf7 40. Kh2 Ke6 41. g4 Tc6 42. Ta6 Ke5 43. Kg3 h6 44. h5 Kd4? 45. Tb5 Td6 46. Ta4+ Ke5 47. Tab4 Ke6 48. c4 dxc4 49. Txc4 Tdxb6 50. Txe4+ Kf7 51. Tf5+ Tf6 52. Txf6 Kxf6 53. Kxf3 Kf7 54. Kg3 ½:½
Wie bereits in der achten Partie kam die Sweschnikow-Variante der Sizilianischen Verteidigung aufs Brett. Carlsen griff am Königsflügel an, konnte jedoch keinen Vorteil erzielen. Im schließlich entstehenden Doppelturmendspiel konnte Caruana nach Carlsens aggressivem, aber missglücktem Gewinnversuch 44. … Kd4? einen Bauern gewinnen, doch dies reichte nicht für den Sieg. Laut André Schulz hatte Caruana mit dem prinzipiellen 24. Lxb5!, also der Annahme des von Carlsen angebotenen Bauernopfers, die Möglichkeit, entscheidend in Vorteil zu kommen.[22]
Caruana–Carlsen, Partie 10
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Caruana–Carlsen, Partie 10
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11. Partie
- Carlsen–Caruana ½:½
- London, 24. November 2018
- Russische Verteidigung, C42
- 1. e4 e5 2. Sf3 Sf6 3. Sxe5 d6 4. Sf3 Sxe4 5. Sc3 Sxc3 6. dxc3 Le7 7. Le3 0–0 8. Dd2 Sd7 9. 0–0–0 Sf6 10. Ld3 c5 11. The1 Le6 12. Kb1 Da5 13. c4 Dxd2 14. Lxd2 h6 15. Sh4 Tfe8 16. Sg6 Sg4 17. Sxe7+ Txe7 18. Te2 Se5 19. Lf4 Sxd3 20. Txd3 Td7 21. Txd6 Txd6 22. Lxd6 Td8 23. Td2 Lxc4 24. Kc1 b6 25. Lf4 Txd2 26. Kxd2 a6 27. a3 Kf8 28. Lc7 b5 29. Ld6+ Ke8 30. Lxc5 h5 31. Ke3 Kd7 32. Kd4 g6 33. g3 Le2 34. Lf8 Kc6 35. b3 Ld1 36. Kd3 Lg4 37. c4 Le6 38. Kd4 bxc4 39. bxc4 Lg4 40. c5 Le6 41. Lh6 Ld5 42. Le3 Le6 43. Ke5 Ld5 44. Kf4 Le6 45. Kg5 Ld5 46. g4 hxg4 47. Kxg4 La2 48. Kg5 Lb3 49. Kf6 La2 50. h4 Lb3 51. f4 La2 52. Ke7 Lb3 53. Kf6 La2 54. f5 Lb1 55. Lf2 Lc2 ½:½
In der elften Partie eröffnete Carlsen wie in der sechsten Partie mit 1. e4 und Caruana wählte wiederum die Russische Verteidigung. Wie in der neunten Partie kam es zu einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Caruana opferte mit 29. … Ke8 einen Bauern, um seinen König im Endspiel besser zu positionieren. Nach der Blockade des weißen Freibauern auf c5 durch den schwarzen König vollzog Caruana hauptsächlich Wartezüge mit seinem Läufer; Carlsen gelang es jedoch nicht, unter Zuhilfenahme seines Königs seinen Bauern auf dem Königsflügel zum Durchbruch zu verhelfen.[23] Weil die Spieler in dieser Partie ihre Züge vor allem im Endspiel sehr schnell ausführten, hatten beide wegen der Zeitgutschrift von 30 Sekunden pro Zug am Ende kurioserweise mehr Bedenkzeit auf der Uhr als zu Beginn der Partie.
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12. Partie
- Caruana–Carlsen ½:½
- London, 26. November 2018
- Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante), B33
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Sd5 Sxd5 8. exd5 Se7 9. c4 Sg6 10. Da4 Ld7 11. Db4 Lf5 12. h4 h5 13. Da4 Ld7 14. Db4 Lf5 15. Le3 a6 16. Sc3 Dc7 17. g3 Le7 18. f3 Sf8 19. Se4 Sd7 20. Ld3 0–0 21. Th2 Tac8 22. 0–0–0 Lg6 23. Tc2 f5 24. Sf2 Sc5 25. f4 a5 26. Dd2 e4 27. Le2 Le8 28. Kb1 Lf6 29. Te1 a4 30. Db4 g6 31. Td1 Ta8 ½:½
In der letzten Langpartie dieser Schachweltmeisterschaft wurde zum dritten Mal die Sweschnikow-Variante der Sizilianischen Verteidigung gespielt. Bereits früh in der Partie offerierte Carlsen zweimal seinem Gegner die Möglichkeit einer dreimaligen Stellungswiederholung. Caruana wich beide Male aus, wodurch die Komplexität der Stellung deutlich zunahm. Im 25. Zug ließ Carlsen wie bereits in der ersten Partie eine klare Gewinnmöglichkeit aus. Statt mit dem Hebel 25. … b5!, evtl. auch erst nach Abtausch auf f4, die Stellung zu öffnen und einen vielversprechenden Angriff zu erhalten, legte er mit 25. … a5 und 26. … e4 die Bauernstruktur fest. Laut Wesley So bot 29. … La4! statt des Partiezuges eine weitere Möglichkeit, in der Folge einen nahezu gewinnbringenden Vorteil zu erhalten.[24] Im 31. Zug bot Carlsen in immer noch deutlich besserer Stellung zur Überraschung seines Gegners und der Kommentatoren remis an, was Caruana annahm. In der anschließenden Pressekonferenz begründete Carlsen das frühe Remisangebot damit, dass Schwarz zwar die bessere Stellung habe, aber seinen Druck nicht ausbauen könne, ohne Risiken auf sich zu nehmen. Es sei aber nicht seine Absicht gewesen, irgendwelche Risiken einzugehen. Auf die vergebene Chance angesprochen sagte er nur: „I don’t care.“ („Das ist mir egal.“)[25][26]
Caruana–Carlsen, Partie 12
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Caruana–Carlsen, Partie 12
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Tie-Break
- London, 28. November 2018
Bei der Auslosung der Farben zwei Tage zuvor zog Carlsen die weiße Dame. Damit hatte er in den Partien 1 und 3 des Schnellschachmatches die weißen Steine, Caruana in den Partien 2 und 4. Carlsen gewann durch ein Zwischenschach im Endspiel die erste Partie, anschließend verlor Caruana die folgende, von ihm scharf angelegte Partie taktisch. Die dritte Partie verlor Caruana erneut im Endspiel.
Damit war der Tie-Break mit 3:0 Punkten für Carlsen entschieden. Die vierte Schnellschachpartie wurde entsprechend dem Reglement nicht mehr ausgetragen.
Schnellschach-Partie 1
- Carlsen–Caruana 1:0
- Englische Eröffnung (Sizilianisch im Anzuge), A22
- 1. c4 e5 2. Sc3 Sf6 3. g3 Lb4 4. e4 0–0 5. Sge2 c6 6. Lg2 a6 7. 0–0 b5 8. d4 d6 9. a3 Lxc3 10. Sxc3 bxc4 11. dxe5 dxe5 12. Sa4 Le6 13. Dxd8 Txd8 14. Le3 Sbd7 15. f3 Tab8 16. Tac1 Tb3 17. Tfe1 Se8 18. Lf1 Sd6 19. Tcd1 Sb5 20. Sc5 Txb2 21. Sxe6 fxe6 22. Lxc4 Sd4 23. Lxd4 exd4 24. Lxe6+ Kf8 25. Txd4 Ke7 26. Txd7+ Txd7 27. Lxd7 Kxd7 28. Td1+ Ke6 29. f4 c5 30. Td5 Tc2 31. h4 c4 32. f5+ Kf6 33. Tc5 h5 34. Kf1 Tc3 35. Kg2 Txa3 36. Txc4 Ke5 37. Tc7 Kxe4? 38. Te7+ Kxf5 39. Txg7 Kf6 40. Tg5 a5 41. Txh5 a4 42. Ta5 Ta1 43. Kf3 a3 44. Ta6+ Kg7 45. Kg2 Ta2+ 46. Kh3 Ta1 47. h5 Kh7 48. g4 Kg7 49. Kh4 a2 50. Kg5 Kf7 51. h6 Tb1 52. Ta7+ Kg8 53. Txa2 Tb5+ 54. Kg6 Tb6+ 55. Kh5 1:0
Carlsen–Caruana,
Schnellschach-Partie 1
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Carlsen–Caruana,
Schnellschach-Partie 1
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Schnellschach-Partie 2
- Caruana–Carlsen 0:1
- Sizilianische Verteidigung (Sweschnikow-Variante), B33
- 1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Sd5 Sxd5 8. exd5 Se7 9. c4 Sg6 10. Da4 Ld7 11. Db4 Db8 12. h4 h5 13. Le3 a6 14. Sc3 a5 15. Db3 a4 16. Dd1 Le7 17. g3 Dc8 18. Le2 Lg4 19. Tc1 Lxe2 20. Dxe2 Df5 21. c5 0–0 22. c6 bxc6 23. dxc6 Tfc8 24. Dc4 Ld8 25. Sd5 e4 26. c7 Lxc7 27. Sxc7 Se5 28. Sd5 Kh7 0:1
Die zweite Schnellschachpartie war in den ersten 10 Zügen mit der 12. Partie des Wettkampfs identisch. Hatte Carlsen in der Langpartie noch recht schnell – und für viele Beobachter unverständlich – ein Remis angeboten, so forcierte er in der Schnellschachpartie die Stellung und konnte nach nur 28 Zügen den vorentscheidenden zweiten Sieg einfahren.
Schnellschach-Partie 2
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7 | 7 | ||||||||
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Schnellschach-Partie 3
- Carlsen–Caruana 1:0
- Sizilianische Verteidigung (Französische Variante), B40
- 1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. c4 Sc6 4. d4 cxd4 5. Sxd4 Lc5 6. Sc2 Sf6 7. Sc3 0–0 8. Le3 b6 9. Le2 Lb7 10. 0–0 De7 11. Dd2 Tfd8 12. Tfd1 Se5 13. Lxc5 bxc5 14. f4 Sg6 15. De3 d6 16. Td2 a6 17. Tad1 Dc7 18. b3 h6 19. g3 Td7 20. Lf3 Te8 21. Df2 Se7 22. h3 Ted8 23. Lg2 Sc6 24. g4 Da5 25. Sa4 Dc7 26. e5 dxe5 27. Sxc5 Txd2 28. Txd2 Txd2 29. Dxd2 La8 30. fxe5 Dxe5 31. Sd7 Db2 32. Dd6 Sxd7 33. Dxd7 Dxc2 34. De8+ Kh7 35. Dxa8 Dd1+ 36. Kh2 Dd6+ 37. Kh1 Sd4 38. De4+ f5 39. gxf5 exf5 40. De3 Se6 41. b4 Sg5 42. c5 Df6 43. c6 Se6? 44. a4 Sc7 45. Df4 Se6 46. Dd6 Da1+ 47. Kh2 Sd4 48. c7 Dc3 49. Dc5 De3 50. c8D f4 51. Dg4 1:0
Carlsen–Caruana,
Schnellschach-Partie 3
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Carlsen–Caruana,
Schnellschach-Partie 3
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Folgen
Carlsen, der den Weltmeistertitel seit 2013 trägt, behält diesen bis zur Schachweltmeisterschaft 2021 in Dubai, die für 2020 geplant war, aber wegen der COVID-19-Pandemie verschoben wurde.[27]
Die fast identischen Elo-Zahlen der beiden Kontrahenten – Carlsen 2835, Caruana 2832 – wurden durch die zwölf regulären Remispartien des Wettkampfes nicht verändert.[28]
Besonderheiten
Remis-Serie
Es handelte sich um die erste Weltmeisterschaft, bei der alle Langpartien mit Remis endeten. Damit wurde auch ein neuer Rekord von zwölf ununterbrochenen Remispartien zu Beginn einer Weltmeisterschaft aufgestellt. Dieser lag zuvor bei acht Partien, gespielt bei der Weltmeisterschaft 1995 zwischen Kasparow und Anand.[21] Die absolut längste Remisserie bei einer Weltmeisterschaft – 17 Remis in Folge von der 10. bis zur 26. Partie der Schachweltmeisterschaft 1984 zwischen Karpow und Kasparow – konnte modusbedingt in den regulären Partien nicht überboten werden.
Zusammen mit den letzten zwei Remispartien bei der Schachweltmeisterschaft 2016 und den fünf Remispartien zu Beginn der Schachweltmeisterschaft 2021 ergab sich aber WM-übergreifend eine Rekordserie von 19 Remis in Folge in regulären WM-Partien.
Fehlender Anzugsvorteil
Durch den Anzugsvorteil erreicht Weiß im Schnitt etwa 55 % der möglichen Punkte. In Weltmeisterschaften spielt dies meist eine besonders große wettkampftechnische Rolle: Beide Spieler streben danach, mit Weiß auf Sieg zu spielen und mit Schwarz Ausgleich zu erlangen. Oft schlägt sich dies deutlich in den Ergebnissen nieder. Beispielsweise lautete die Siegbilanz in der Schachweltmeisterschaft 1990 zwischen Kasparow und Karpow 7:0 für Weiß. In der Schachweltmeisterschaft 2000 schaffte Wladimir Kramnik vor allem durch die vorbereitete Berliner Mauer, mit Schwarz Verlustgefahr zu vermeiden, während ihm mit Weiß zwei Siege gelangen.
In der Schachweltmeisterschaft 2018 gelang es aber dem jeweils Anziehenden kaum jemals, den Anzugsvorteil zu einem Eröffnungsvorteil auszubauen oder gar ihn bis ins Mittelspiel zu halten. Meist erreichte Schwarz sehr schnell Ausgleich oder gar die Initiative, in mehreren Partien spielte Schwarz auf Gewinn. Erklärungsansätze bestehen darin, dass durch die ebenbürtige Spielstärke und die geringe Partienzahl des Wettkampfes beide Spieler vor allem das Risiko eines Verlustes minimierten. Gerade durch den weißen Anzugsvorteil musste daher der Schwerpunkt der Eröffnungsvorbereitung, stärker als ohnehin schon sonst üblich, beim Repertoire von Schwarz liegen, während jenes von Weiß eher vernachlässigt wurde.[29]
Videogate
Zur vierten Partie kam es zum sogenannten „Videogate“. Ein zweiminütiges Video, das angeblich Szenen aus einem Trainingscamp des Herausforderers Fabiano Caruana samt Eröffnungsvorbereitungen zeigte, wurde im YouTube-Kanal des Chess Club and Scholastic Center of Saint Louis hochgeladen, später aber wieder entfernt. Ob das Video echt oder ein Hoax war, wurde nicht offiziell geklärt.[30] Allerdings spielte Caruana in der neunten Partie tatsächlich eine im Video zu sehende (wiewohl auch ansonsten moderne) Variante der Russischen Verteidigung mit 8. … Sd7 und 9. … Sf6. Carlsen vermochte keinen Vorteil daraus zu ziehen.[31]
Presseecho
In den Medienkommentaren zum Ausgang der Weltmeisterschaft war das beherrschende Thema der durchgängige Remisausgang aller Partien im klassischen Schach. Darüber hinaus wurde die Bedeutung des finalen Tie-Breaks für die beiden Kontrahenten reflektiert.
Zur Remis-Serie
Die Süddeutsche Zeitung kommentierte dazu, dass alle zwölf regulären Schachpartien mit Remis endeten: „Carlsen ist also der erste Weltmeister der Geschichte, der zum Titelgewinn kein reguläres Schachspiel gewinnen musste. Caruana ist somit auch der erste Herausforderer, der nicht Weltmeister wird, obwohl er über die ‚volle Distanz‘ keine Niederlage kassierte.“[32]
In der Zeit hieß es vor dem Tie-Break: „Das zwölfte Remis! Und nun enthüllt sich der Schachwelt etwas, das niemand für möglich gehalten hätte: Der Weltmeister hatte dem Herausforderer in sehr viel besserer Stellung ohne Not Remis angeboten. […] Die Schlussstellung dieser unverrichteter Dinge abgebrochenen Partie entfaltet die zerstörerische Energie eines nicht eingelösten Versprechens. Seit Magnus Carlsen vor fünf Jahren in Chennai den Inder Viswanathan Anand entthronte und die Schachkrone errang, umgibt ihn der Nimbus des Kraftmenschen und Vollstreckers. Ein Carlsen schiebt kein Remis. Der fängt in remisverdächtigen Stellungen erst an zu spielen. Der findet Mittel und Wege, um aus dem Nichts einen Vorteil entstehen zu lassen. Der presst Steine aus, wenn er auf einen Tropfen hofft.“ Carlsen brauche, unabhängig vom Ausgang des Tie-Breaks, nun ein neues Narrativ: „Eine Zukunft als Remisweltmeister kann es ja nicht sein.“[33]
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung bescheinigt den Langpartien gleichwohl hohe Qualität und zitiert Carlsen: „Dass alle remis endeten, lag daran, dass wir uns beide sehr gut verteidigt haben, nicht daran, dass wir zu wenig versucht hätten – mit Ausnahme der zwölften Partie“. Damit kam Carlsen selbst auf die einzige nicht ausgekämpfte Stellung zu sprechen. Er habe trotz vorteilhafter Stellung Remis angeboten, weil er sich vorher entschieden habe, ins Stechen zu gehen – getroffene Entscheidungen müsse man als Profi durchziehen. „Ich war nie gut darin, auf andere zu hören.“[34]
Für die Neue Zürcher Zeitung ruft der Rekord von zwölf Remis und null Siegen nach einer Modusänderung der Schachweltmeisterschaft. „Gewiss, ein beachtlicher Teil der Partien war hart umkämpft, und zwischen Eröffnungszug und Remis-Schluss spielten sich Dramen ab. […] Dass nun zum wiederholten Mal eine Lotterie notwendig war, um das Duell zu entscheiden, ist eine Knacknuss, für die die Schachwelt in den nächsten Jahren eine Lösung finden muss.“[35]
Zum Tie-Break-Ausgang
Für den Tagesspiegel hat die zweite Partie des Tie-Breaks als „eine Machtdemonstration“ Carlsens den Ausschlag gegeben. „Die Großmeister wiederholten die gleiche Variante aus der zwölften Partie mit klassischer Bedenkzeit. In sehr komplizierter Stellung ging Caruana mit einem Bauernvorstoß auf der c-Linie voll ins Risiko. Carlsen opferte eine Figur, um den Bauern aufzuhalten, baute aber im Zentrum gegen die weiße Dame und den in der Brettmitte verbliebenen König so große Drohungen auf, dass Caruana schon nach 28 Zügen aufgeben musste.“[36] Carlsen bleibe also, was er war. Doch stelle sich die Frage, was nun aus Caruana werde, dessen steiler Aufstieg einen Dämpfer bekommen habe. „Aus diesem Tief muss sich der stille Grübler wieder herausziehen. Wenn ihm das gelingt, könnte er noch stärker werden, als er ohnehin schon ist. Die Frage ist dann nur: Wird er stärker als Carlsen?“[37]
Weblinks
- Offizielle Website der Schachweltmeisterschaft 2018
- Carlsen–Caruana World Championship Match (2018) – Alle Partien bei chessgames.com
Einzelnachweise
- Zahlen gemäß Elo-Listen der FIDE. Datenquellen: fide.com (Zeitraum seit 2001), olimpbase.org (Zeitraum 1971 bis 2001)
- Caruana vs. Carlsen. In: chessgames.com. Abgerufen am 27. März 2018.
- The College. In: timeout.com. 14. September 2014, abgerufen am 22. November 2018.
- André Schulz: Agon gibt Austragungsort für WM-Kampf bekannt. In: chessbase.com. 2. August 2018, abgerufen am 11. November 2018.
- Peter Doggers: Schachweltmeisterschaft 2018: Carlsen–Caruana. Spielort. (Nicht mehr online verfügbar.) In: chess.com. 10. November 2018, archiviert vom Original am 11. November 2018; abgerufen am 11. November 2018.
- Peter Doggers: Schachweltmeisterschaft 2018: Carlsen–Caruana. Eintrittskarten. (Nicht mehr online verfügbar.) In: chess.com. 10. November 2018, archiviert vom Original am 11. November 2018; abgerufen am 11. November 2018.
- World Chess Championships Tickets. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ticketmaster.co.uk. Archiviert vom Original am 13. November 2018; abgerufen am 11. November 2018.
- Peter Doggers: Schachweltmeisterschaft 2018: Carlsen–Caruana. Preisgeld. (Nicht mehr online verfügbar.) In: chess.com. 10. November 2018, archiviert vom Original am 11. November 2018; abgerufen am 11. November 2018.
- Carlsen–Caruana World Championship Match (2018). In: chessgames.com. Abgerufen am 23. November 2018 (englisch).
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- Colin McGourty: Carlsen–Caruana 1: Magnus lets Fabi off the hook. In: chess24.com. 10. November 2018, abgerufen am 11. November 2018.
- Franz Jittenmeier: Caruana–Carlsen Partie 1 Schach WM 2018. (Nicht mehr online verfügbar.) In: chess-international.de. 10. November 2018, archiviert vom Original am 12. November 2018; abgerufen am 11. November 2018 (kommentiert von Großmeister Niclas Huschenbeth).
- „Man spürt die Kampfeslust“. In: spiegel.de. 10. November 2018, abgerufen am 12. November 2018 (Videoanalyse von Großmeister Daniel King ab Minute 02:15).
- Michael Adams: „Another frustrating day with the white pieces“. In: de.chessbase.com. 13. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- André Schulz: Auch Gurgenidze reicht nicht zum Sieg. In: de.chessbase.com. 15. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- Mike Klein: Caruana’s Surprise Gambit Doesn’t Break Impasse. In: chess.com. 15. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- Johannes Fischer: Carlsen rettet sich mit Mühe ins Remis. In: de.chessbase.com. 16. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- Mike Klein: Caruana Misses ‘Impossible’ Win. In: chess.com. 17. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- Marco Baldauf: Die Geschichte setzt sich fort. In: de.chessbase.com. 18. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- André Schulz: Carlsen im Glück. In: de.chessbase.com. 19. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- André Schulz: Remis, remis, remis. In: de.chessbase.com. 21. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- André Schulz: Viel Spannung, aber kein Sieger in Partie zehn. In: de.chessbase.com. 22. November 2018, abgerufen am 23. November 2018.
- Klaus Besenthal: Elf Partien, elf Remisen. In: de.chessbase.com. 24. November 2018, abgerufen am 24. November 2018.
- Johannes Fischer: Schach-WM, Partie 12 – Konnte Carlsen gewinnen? In: de.chessbase.com. 27. November 2018, abgerufen am 29. November 2018.
- Pressekonferenz zur 12. Partie auf YouTube, abgerufen am 26. November 2018.
- Johannes Fischer: Schachweltmeisterschaft, Partie 12: Ein taktisches Remis führt zum Tie-Break. In: de.chessbase.com. 26. November 2018, abgerufen am 26. November 2018.
- Die Schach-WM wird auf 2021 verschoben. In: chess.com. 29. Juni 2020, abgerufen am 24. November 2020.
- Klaus Besenthal: Die FIDE-Weltrangliste vom Dezember. chessbase.com, 1. Dezember 2018, abgerufen am 9. Januar 2019.
- Richard Forster: Der Fluch der weissen Figuren an der Schach-WM. Neue Zürcher Zeitung, 21. November 2018, abgerufen am 3. Januar 2019.
- Macauley Peterson: World Championship: Game 4 drawn amid ‘videogate’. In: en.chessbase.com. 14. November 2018, abgerufen am 23. November 2018 (englisch).
- Anatol Vitouch: Magnus Carlsen will das Tie-Break. In: derStandard.de. 24. November 2018, abgerufen am 27. November 2018.
- Sieg im Tie-Break. Magnus Carlsen gewinnt erneut die Schach-WM. In: Süddeutsche.de. 28. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
- Ulrich Stock: Der Weltmeister, der sich verloren hat. In: Zeit.de. 29. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
- Stefan Löffler: Weltmeister im Tie-Break. Carlsen bleibt der König des Schachs. In: faz.net. 28. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
- Richard Forster: Die Schach-WM braucht neue Ideen. In: NZZ.ch. 29. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
- Magnus Carlsen ist wieder Schach-Weltmeister. In: Tagesspiegel.de. 29. November 2018, abgerufen am 30. November 2018.
- Mozarts Moment. Magnus Carlsen zeigt mit seiner dritten WM-Titelverteidigung, wie sehr er das Schachspiel dominiert. In: Der Tagesspiegel. 30. November 2018, S. 22, online bei: PressReader.com.