Rifferswil
Rifferswil ist eine politische Gemeinde im Bezirk Affoltern des Kantons Zürich in der Schweiz. Ihr Mundartname: Riferschwiil[5].
Rifferswil | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Zürich (ZH) |
Bezirk: | Affoltern |
BFS-Nr.: | 0012 |
Postleitzahl: | 8911 |
Koordinaten: | 680032 / 232958 |
Höhe: | 579 m ü. M. |
Höhenbereich: | 519–676 m ü. M.[1] |
Fläche: | 6,51 km²[2] |
Einwohner: | 1148 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 130 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 10,1 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Christoph Lüthi (parteilos) |
Website: | www.rifferswil.ch |
Unter-Rifferswil, Juni 2007 | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Die Gemeinde Rifferswil liegt in der sanfthügligen Drumlinlandschaft des oberen Jonentals im Knonauer Amt, pop. Söiliamt genannt. Von der Gemeindefläche sind 66,5 % landwirtschaftliche Nutzflächen, 22,5 % Wald, 4,9 % Siedlungsfläche und 4,2 % dienen dem Verkehr, weitere 0,3 % sind Gewässer.
Geschichte
Rifferswil, in einer Urkunde vom Jahre 1019 Renifriedeswile genannt, muss eine Gründung des alemannischen Sippenältesten Reinfried gewesen sein. Im Oberdorf wurden 1929 Gräber aufgedeckt, welche – ins 8. Jahrhundert datiert – die ältesten Zeugen menschlichen Daseins im Gemeindebann sein dürften. Ein den Freiherren von Eschenbach-Schnabelburg verpflichtetes Dienstadelsgeschlecht verwaltete die Ortschaft im Mittelalter. Das ritterliche Geschlecht starb Ende des 14. Jahrhunderts aus und vererbte der Gemeinde Rifferswil sein Wappen. Das "Galgenfeld" an der alten Strasse nach Mettmenstetten erinnert daran, dass Rifferswil in früherer Zeit die Richtstätte des habsburgischen Amtes Meienberg war. Die Kirche in Rifferswil wird 1179 erstmals urkundlich erwähnt, war dem Hl. Martin geweiht und unterstand ab 1357 dem Kloster Kappel. Seit 1529 ist sie reformiert. Das heutige Schiff stammt aus dem 14. Jh. Die Kirche wurde 1720 erweitert und 1972–74 einer Gesamtrestauration unterzogen.
1415 geriet die Rifferswiler Gemeinde unter die Herrschaft von Zürich. Regenten waren jetzt die Landvögte von Knonau. Nach dem Untergang der Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1798 wurden an Stelle der Landvögte Amtsmänner und später Statthalter eingesetzt. Ab 1831 hatte der Rifferswiler Arzt Dr. Johann Jakob Hegetschweiler das Statthalteramt des Bezirks Knonau inne. Sein Bruder Johannes, Staatsrat und Kantonsarzt, erlag 1839 im "Züriputsch" einer Schussverletzung. Um 1800 waren in Rifferswil rund 200 Personen in der Baumwollverarbeitung in Heimarbeit beschäftigt. 1857 bauten Jakob und Theodor Bär in Oberrifferswil eine durch die Wasserkraft des Jonenbachs angetriebene Fabrik, eine Seidenzwirnerei. Sie stellte den Betrieb 1879 wieder ein.
Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche von rund 650 Hektaren, wurde anno 1950 von 55 Betrieben gepflegt; heute sind es noch 17 an der Zahl. Die durch Aufgabe oder Aussiedlung frei gewordenen Scheunen und Ställe werden und wurden zu Werkstätten und Wohnhäusern umgebaut. Dabei sind strenge Vorschriften zu beachten, denn Rifferswil ist Trägerin der Auszeichnung "Ortsbild von nationaler Bedeutung". Die Einwohnerzahl stieg nach dem Zweiten Weltkrieg von 450 auf 1200 Personen an. Die meisten Zuzüger arbeiten auswärts.[6]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
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Jahr | Einwohner |
1634 | 263 |
1708 | 421 |
1850 | 464 |
1860 | 540 |
1900 | 480 |
1960 | 444 |
1980 | 543 |
1990 | 663 |
2000 | 714 |
2010 | 900 |
2017 | 1103 |
- Bevölkerungsdichte: 170,0 Einw./km2
- Konfessionszugehörigkeit: 45,6 % evangelisch-reformiert, 19,3 % römisch-katholisch und 35,1 % haben eine andere Konfession oder keine konfessionelle Zugehörigkeit (Stand: 31. Dezember 2017)
Politik
Gemeinderat
Wahlsonntag vom 15. April 2018: Bei hoher Stimmbeteiligung von 60 % und bei einem absoluten Mehr von 187 Stimmen mit Glanzresultaten gewählt wurden Katja Lüchinger (384 Stimmen), Walter Jäggi (363), Christoph Lüthi (356), der einzige Bisherige Hugo Walter (322), Marlies Salzmann (284) und Claudia Strasky (250). Das absolute Mehr ebenfalls erreicht hat Vittorio Laubscher (218), der jedoch als Überzähliger ausschied. Laubscher, der sich zudem fürs Präsidium hatte aufstellen lassen, kam damit nicht mehr in Frage für den Vorsitz im Gemeinderat. Diese Wahl gewann der "nachgemeldete" Christoph Lüthi. Wie vorgeschlagen wurde Charlotte Wüst als neue Primarschulpräsidentin gewählt.[7] Die Präsidentin der Primarschulpflege nimmt von Amtes wegen Einsitz im Gemeinderat.
- Christoph Lüthi, Gemeindepräsident
- Hugo Walter, Tiefbau und Werke, Forst- und Landwirtschaft
- Walter Jäggi, Finanzen und Liegenschaften
- Katja Lüchinger, Hochbau
- Marlies Salzmann, Sicherheit und Soziales
- Claudia Strasky, Gesundheit und Umweltschutz, Kultur und Sport
- Charlotte Wüst, Präsidentin der Primarschulpflege
Parteien nach Wählerstärke
Bei den Nationalratswahlen 2007, 2011, 2015 und 2019 wurde in Rifferswil nach Parteistärke wie folgt gewählt:
Partei | 2019 | 2015 | 2011 | 2007 |
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SVP | 26,8 % | 30,5 % | 28,5 % | 32,7 % |
GP | 21,6 % | 10,5 % | 13,7 % | 14,3 % |
SP | 14,8 % | 21,1 % | 19,1 % | 22,8 % |
glp | 12,7 % | 9,0 % | 12,2 % | 8,8 % |
EVP | 7,1 % | 7,4 % | 6,1 % | 5,2 % |
FDP | 6,9 % | 9,2 % | 6,6 % | 6,6 % |
CVP | 3,6 % | 1,7 % | 2,5 % | 5,3 % |
EDU | 3,3 % | 2,8 % | 4,0 % | 2,3 % |
BDP | 1,2 % | 3,6 % | 3,9 % | 0,0 % |
AL | 1,1 % | 0,9 % | 1,1 % | 0,6 % |
SD | 0,0 % | 0,2 % | 0,3 % | 1,2 % |
übrige | 0,9 % | 3,1 % | 2,0 % | 0,2 % |
Die grüne Welle rollte 2019 auch über Rifferswil. Mit einem Rifferswiler Erdrutsch, welcher sich in einer fast unglaublichen Zunahme gegenüber 2015 von 11,1 % zeigt, kletterten die Grünen auf Platz zwei hoch. Bei den Nationalratswahlen vom 21. Oktober 2019 blieb die SVP die wählerstärkste Partei in Rifferswil, fuhr jedoch das schlechteste Wahlergebnis der Jahre 2007 bis 2019 ein. Einen grossen Teil des Gewinnes der Grünen geht wohl zu Lasten der SP. Während die Grünliberalen gegenüber den letzten Wahlen 3,7 % zulegten, verlor die FDP 2,3 %. Die Evangelische Volkspartei EVP konnte ihren guten Wähleranteil von über 7 % halten und ist nun die Nummer fünf in der Gemeinde.
Sehenswürdigkeiten
- Das Seleger Moor liegt an der östlichen Gemeindegrenze gegen Hausen am Albis hin, ist öffentlich zugänglich und wird in der Blütezeit der Pflanzen rege besucht. Der Park bietet mit seiner Vielfalt an Pflanzen, Tieren, Bächen und Teichen wunderschöne Motive für Fotografen. In der gepflegten Anlage können Rhododendren, Azaleen, Farne, Strauchpfingstrosen und Seerosen bestaunt werden.
- In Rifferswil befindet sich eine Windhundrennbahn. Die Anlage wird vom Schweizer Windhund-Rennverein SWRV betrieben.
Landhaus Nüscheler
1846–1847 baute der Architekt Ferdinand Stadler für den Kirchenhistoriker Arnold Nüscheler ein Landhaus am Homberg mit Blick auf den Zugersee. Das Haus ist in seiner ursprünglichen Nutzung erhalten geblieben.
Persönlichkeiten
- Johannes Jacob Hegetschweiler (1789–1839), Mediziner, Botaniker und Politiker
- Max U. Rapold (1925–2006), Journalist und Verleger
- Der Weiler Schonau an der Hauptstrasse von Unter-Rifferswil zum Albispass, März 2011
- Ober-Rifferswil, November 2006
- Kirche und Dorfplatz, August 2008
- Das Haus Baer, eines der zwei Kulturgüter von nationaler Bedeutung in Rifferswil
Literatur
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Rifferswil
- Seleger Moor
- Christian Baertschi: Rifferswil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
- siehe Website von Rifferswil und Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz, beides bei den Weblinks
- Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern. Abgerufen am 10. November 2018.