Rieben (Adelsgeschlecht)
Rieben, auch Riebe, ist der Name eines alten, ursprünglich mecklenburgischen Adelsgeschlechts. Die Herren von Rieben gelangten später auch in Pommern, Schlesien und Preußen zu Besitz und Ansehen.
Geschichte
Herkunft
Die Familie ist wahrscheinlich wendischen Ursprungs und stammte aus Lauenburg.[1] Erstmals urkundlich wird das Geschlecht am 26. Dezember 1237 mit Henricus Ribe erwähnt, der als Zeuge die Bestätigung des Klosters Rehna durch Bischof Ludolf von Ratzeburg besiegelt.[2] Nach Namen, Wappen und Überlieferungen kann unterstellt werden, dass die von Riben edler wendischer Herkunft sind, ebenso, dass sie bereits 1170 auf Gaslenbeck saßen. 1171 wird Ribe als Mitstreiter vom Kloster Broda auf Galenbeck und 1237 Heinrich Ribe als Ritter von Jatzke genannt.[3] Die ununterbrochene Stammreihe der Familie beginnt 1383–1408 mit Vicco von Rieben auf Burg Galenbeck.[4] Er war als Herzoglich mecklenburgischer Rat 1408 Zeuge für eine Stiftung der Herzöge von Mecklenburg wegen des Sieges über Brandenburg 1399.
Ausbreitung und Besitzungen
Nach Kneschke gehörte auch Hermann Rybe zur Familie, der 1289 Vormund von Herzog Albert war.
1523 gehörten die Herren von Rieben zu den Mitunterzeichnern der Union der Landstände. Achim von Rieben war um 1545 fürstlich braunschweigischer Rat. Georg von Rieben diente unter den deutschen Truppen im Navarrischen Religionskrieg; er wurde 1587 von Bauern in der Schweiz erschlagen. Johann Carl von Rieben war 1712 königlich preußischer Oberstwachtmeister in der Grenadiergarde. Um 1800 lebte ein von Rieben als königlicher Forstmeister in Berlin und 1806 war ein Herr von Rieben Postmeister zu Iserlohn.[1]
Friedrich von Rieben, Herr auf Schliesen im ehemaligen Landkreis Wohlau, war 1837 Landesältester. Sein Bruder Adolph von Rieben besaß das Gut Kutscheborwitz bei Wohlau. Um die gleiche Zeit war der Landdrost von Rieben Herr auf Galenbeck.[1]
Galenbeck gehörte zu den ältesten riebenschen Besitzungen. Es war von 1170 bis 1945 in Familienbesitz.[5] Die dort errichtete Burg stammte aus dem 13. Jahrhundert, wurde aber 1453 von brandenburgischen Truppen zerstört. Von der Burg sind noch die Ruinen des Bergfrieds aus dem 15. Jahrhundert und eines eckigen Wohnturms aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhalten. Das Gutshaus, ein Fachwerkbau, wurde 1712 von der Familie von Rieben als herrschaftliches Wohnhaus errichtet.[6] 1521 konnten Angehörige Cosa und Brohm (heute beides Ortsteile von Friedland) erwerben. In der Mark Brandenburg war die Familie 1565 zu Lauenhagen und 1588 zu Neuensund besitzlich. Mitte des 19. Jahrhunderts war Helmut von Rieben, Major außer Dienst, Herr auf Schildberg im Landkreis Soldin und Lauenhagen im Landkreis Prenzlau. Wilhelm Bernhard Adolph von Rieben, Major außer Dienst, war Herr auf Kadlewe und Kutscheborwitz im Landkreis Wohlau. Ein Herr von Rieben war zu Schlaube im Landkreis Guhrau, Bernhard von Rieben zu Schliesen und Brenowitz im Landkreis Wohlau besitzlich. Die Witwe Rieben, eine geborene von Tschammer, war Besitzerin des Gutes Hochbeltsch im Landkreis Guhrau, und eine Frau von Rieben war Besitzerin des Kölmergutes Schrotz im Landkreis Deutsch Krone.[1]
Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 14 Eintragungen von Töchtern der Familien von Rieben aus Brohm, Rey, Schönhausen, Klein Lunow und Kutscheborwitz aus den Jahren 1706-1832 zur Aufnahme in das dortige adelige Damenstift. Auf dem Klosterfriedhof Dobbertin steht noch der Grabstein der Konventualin Nr. 1275 Minna von Rieben.
Besitzungen
Im Land Stargard
- Galenbeck 1170–1945
- Gehren 1500–1945
- Wittenborn 1703–1945
- Brohm 1525–1846
- Friedrichshof 1749–1831
- Hohenstein 1805–1877
- Cosa 1525–1846
- Schönhausen 1477–1820
- Voigtsdorf 1521–1820
- Matzdorf 1519–1808
In Mecklenburg-Schwerin
Familienverband
Seit 1920 bestand ein Familienverband, der alle zwei Jahre in Galenbeck Familientage abhielt. Mitglieder der Linie Galenbeck lebten 1977 in Ontario, Canada.[9] Andere Familienmitglieder lebten im 19. und 20. Jahrhundert zumindest bis 1949 in Südaustralien.[10]
Standeserhebungen
Carl Constantin von Rieben auf Giesendorf im Landkreis Teltow, königlich preußischer Leutnant außer Dienst, wurde am 15. Oktober 1840 zu Berlin in den preußischen Freiherrenstand erhoben.[4]
Wappen
Das Wappen zeigt in Rot einen gekrümmten silbernen Fisch. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken drei Straußenfedern (rot-silbern-rot).[4]
Das Wappen ist vermutlich redend, da im Wendischen Riba »Fisch« bedeutet.
Personen
- Otto von Rieben (1773–1814), auf Brohm mit Cosa, württembergischer Kammerherr[11]
- Georg Alexander von Rieben (1799–1877), mecklenburgischer Gutsbesitzer, Landrat und Politiker
- Julius von Rieben (1800–1888), preußischer Generalleutnant, Direktor des Marineministeriums; 1867 Bevollmächtigter zum Bundesrat des Norddeutschen Bundes
- Henning von Rieben (1911–2005)[12], Ehrenkommendator des Johanniterordens[13]
Einzelnachweise
- Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 4, Seite 512–513
- Mecklenburgisches Urkundenbuch, Band 1, Nr. 471
- Wolf Lüdeke von Weltzien: Die Rieben 1170–1989. 1989, S. 251.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, Seite 397–398
- Wolf Lüdeke von Weltzien: Die Rieben 1170–1989. 1989, S. 247
- www.gutshaeuser.de
- Friedrich Schlie: Das Gut und Filial-Kirchdorf Weisin. 1901. S. 543.
- 1806 durch die Franzosen geplündert, angezündet und nicht wieder aufgebaut, danach in Kaarz untergegangen.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A, Band XIV, Band 66 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1977, S. 386–394
- Siehe: en:Attunga, Toorak Gardens (in Englisch)
- Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705-1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705-1913 Verlag=Selbstverlag (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis I von IV. Otto v. Rieben, RA-Zögling-Nr.: 671. Selbstverlag, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 128 f.
- https://www.ancientfaces.com/person/henning-von-rieben-birth-1911-death-2005/16215555
- Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958 - 1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 113 (kit.edu [abgerufen am 5. September 2021]).
Literatur
- Nachrichten vom Geschlechte der Herren von Rieben im Mecklenburgischen in: Hannoverische Gelehrte Anzeigen, Hannover 1752.
- Carl v. Pentz: Familiengeschichte v. Rieben. Pen(t)zlin, 1780
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 4, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, Seite 114–115. (Digitalisat)
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). 1864 Seite 217–218
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 7, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1867, Seite 495–496. (Digitalisat)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser AA, 1913, Justus Perthes, Gotha, 1912-11. S.584ff
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, AA, 1913 (STR, ÄG), Ergänzungen (1915–1939), Gotha, Justus Perthes
- Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A 14, Band 66 der Gesamtreihe GHdA, Seite 386–394; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1977
- Wolf Lüdeke von Weltzien: Die Rieben 1170-1989. In: Familien aus Mecklenburg und Vorpommern, Genealogie erloschener (und lebender) Geschlechter. Band 1, Seite 247–299, Buch und Bild Verlag Nagold, 1989
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe GHdA, Seite 397–398; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2000, ISSN 0435-2408
Weblinks
- Literatur über Familien (von) Rieben in der Landesbibliographie MV
- Wappensiegel von 1237 mit Beschreibung (Seite 76, Nr. 103-105) (Memento vom 5. Mai 2012 im Internet Archive) in Friedrich Crull: Die Wappen der bis 1360 in den heutigen Grenzen Meklenburgs vorkommenden Geschlechter der Mannschaft.
- Die Riebe(n) in Band 5 des Johann Siebmacherschen Wappenbuchs in 5 Bänden (1703)
- Familie von Rieben im Schlossarchiv Wildenfels