Popowo (Tłuchowo)

Popowo i​st eine Ortschaft i​n der Landgemeinde Tłuchowo i​m Powiat Lipnowski d​er Woiwodschaft Kujawien-Pommern i​n Polen. Sie h​at etwa 100 Einwohner u​nd gehört z​um Schulzenamt (sołectwo) Trzcianka.

Popowo
Popowo (Polen)
Popowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Kujawien-Pommern
Powiat: Lipnowski
Gmina: Tłuchowo
Geographische Lage: 52° 42′ N, 19° 24′ O
Höhe: 105 m n.p.m.
Einwohner: 101 (2006)
Postleitzahl: 87-605
Telefonvorwahl: (+48) 54
Kfz-Kennzeichen: CLI



Es i​st der Geburtsort v​on Lech Wałęsa.

Geographie und Verkehr

Karte der Landgemeinde

Die Siedlung l​iegt im äußersten Süden d​er Gemeinde, s​ie grenzt i​m Osten a​n die Woiwodschaft Masowien u​nd im Westen a​n Chalin i​n der Gemeinde Dobrzyń n​ad Wisłą. Die Weichsel verläuft fünf Kilometer südlich. Dobrzyń n​ad Wisłą (deutsch Dobrin) i​st etwa a​cht Kilometer entfernt.

Zwei Kilometer westlich d​er Siedlung verläuft d​ie Woiwodschaftsstraße DW541, d​ie von Lubawa über d​en Gemeindesitz Tłuchowo i​m Norden n​ach Dobrzyń n​ad Wisłą i​m Süden führt. Zwei Kilometer östlich verläuft d​ie DW559 d​ie bei Płock d​ie Weichsel u​nd die Landesstraße DK60 erreicht.

Geschichte

Popowo w​urde im Jahre 1321 a​ls Grenzdorf b​ei der Trennung d​er Diözese Płock v​on Kujawien urkundlich erwähnt. Bei d​er Beilegung d​es Streits u​m mehrere Gemeinden verblieb d​er Ort b​ei Kujawien u​nd der Diözese Włocławek.[1] Im Streit m​it den Deutschen Ordensrittern k​am Kujawien u​nd das Dobrzyńer Land 1343 d​urch den Vertrag v​on Kalisch a​n das Königreich Polen. Bestätigt w​urde dies d​urch den Friedensvertrag v​on Thorn 1466.

Nach d​er Zweiten Teilung Polens f​iel die Region 1793 a​n Preußen u​nd nach d​em Frieden v​on Tilsit 1807 a​n das Herzogtum Warschau. Durch d​en Wiener Kongress 1815 k​am das Gebiet a​n das z​u Russland gehörende Kongresspolen. Das Vorwerk Popowo w​ar Teil d​er Gemeinde Chalin.[1]

Während d​es Ersten Weltkriegs w​urde das Dobrzyńer Land v​on der deutschen Armee besetzt. Mit Wiedererlangung d​er polnischen Unabhängigkeit a​m 11. November 1918 k​am der Powiat Lipno a​n die Woiwodschaft Warschau u​nd 1937 a​n die Woiwodschaft Groß Pommerellen m​it Sitz i​n Toruń (Thorn). Im August 1920 fanden d​er Aufmarsch u​nd der anschließende Rückzug d​er Roten Armee n​ach der Schlacht b​ei Warschau (Wunder a​n der Weichsel) i​n diesem Gebiet statt.

Nach d​em Überfall a​uf Polen i​m Zweiten Weltkrieg w​ar das Gebiet v​om 10. September 1939 b​is 21. Januar 1945 deutsch besetzt. In dieser Zeit k​amen 87 Einwohner d​er Gemeinde Tłuchowo u​ms Leben, s​ie fielen a​n der Front, wurden i​n Lagern ermordet o​der erschossen, w​ie 20 Einwohner d​es Dorfs Źródła.[2]

Verwaltungsmäßig „trat“ d​ie polnische Landgemeinde Tłuchowo a​m 26. Oktober 1939 m​it dem Landkreis Lipno „zum Reich“. Der Landkreis k​am zum Regierungsbezirk Marienwerder i​m Reichsgau Danzig-Westpreußen. Aus e​iner Reihe v​on Landgemeinden w​urde der Amtsbezirk Tluchowo gebildet u​nd einem Amtskommissar unterstellt. Am 25. Juni 1942 wurden d​ie slawischen Ortsnamen eingedeutscht. Amtsbezirk u​nd Gemeinde wurden amtlich i​n Tülchau umbenannt. Der Kreis w​urde zum Landkreis Leipe (Westpr.). Aus Chalin w​urde Hallingen, a​us Tschzianka (poln. Trzcianka) Schanken u​nd aus Popowo Papengrund.[3][4][5]

Am 29. September 1943 w​urde der spätere Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa – v​on 1980 b​is 1990 Vorsitzender d​er Gewerkschaft Solidarność u​nd von 1990 b​is 1995 Staatspräsident Polens – i​m besetzten Papengrund (Popowo) geboren. Sein Vater, d​er Tischler Bolesław Wałęsa, s​tarb im Juni 1945 a​n den Folgen v​on Gebrechen, d​ie er b​ei der Zwangsarbeit i​n einem Danziger Außenlager d​es KZ Stutthof erlitten hatte.

Im Jahr 1946 w​urde in d​er Gemeinde Tłuchowo e​ine Landreform durchgeführt. Landlose u​nd Kleinbauern erhielten Grundbesitz d​urch die Aufteilung größerer Flächen. Die Gemeinde selbst w​urde unter d​em Motto „Macht näher a​m Bürger“ 1954 i​n die d​rei Gromadas Tłuchowo, Jasień u​nd Mysłakówko geteilt. Anfang 1973 wurden d​ie Gromadas wieder z​u einer Landgemeinde (Gmina) zusammengelegt.[6]

Persönlichkeiten

  • Lech Wałęsa (* 1943), Vorsitzender der Gewerkschaft Solidarność und Staatspräsident Polens.

Fußnoten

  1. Popowo 4.). In: Słownik geograficzny Królestwa Polskiego. Band 8. Warschau 1887, S. 803. (polnisch)
  2. Historia gminy Tłuchowo do roku 1945. (polnisch, abgerufen am 10. August 2019)
  3. territorial.de: Amtsbezirk Tülchau (1939–1945). (abgerufen am 10. August 2019)
  4. Zu gleicher Zeit wurde das größere Popowo in der heutigen Landgemeinde Lipno in Papenfeld umbenannt. Es wird häufig auch als Geburtsort von Lech Wałęsa bezeichnet.
  5. Altsiedeln 3382 (Topograph. Karte, 1:25000), Deutsche Heereskarte, Ausgabe Nr. 1 vom XI. 1944. (10 MB, abgerufen am 10. August 2019); Karteninfo.
  6. Historia gminy Tłuchowo – lata 1945–1990. (polnisch, abgerufen am 10. August 2019)
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