Paul Ranft
Michael Paul Ranft (* 20. November 1854 in Treben, damals Sachsen-Altenburg; † 18. Februar 1938 in Leipzig) war ein deutscher Bauingenieur und Architekt, der auf Industriebauten spezialisiert war.
Leben
Paul Ranft war ein Sohn des Kirchenrats und Pfarrers in Hermsdorf (Thüringen) Friedrich Albin Ranft († 1901)[1] und seiner Frau Konkordia Pauline, geb. Sorge.
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Eisenberg leistete er 1874/75 als Einjährig-Freiwilliger Militärdienst in der königlich Sächsischen Armee. Im Anschluss erhielt er zunächst eine Ausbildung an der Königlich Sächsischen Gewerbeakademie in Chemnitz; von 1877 bis 1881 folgte ein Studium an der Technischen Hochschule Dresden. 1882 trat er in Meißen als Hilfsingenieur in den Dienst der königlich Sächsischen Wasserbauinspektion ein. In den folgenden Jahren arbeitete er für die Berliner Firma Scharowsky, unter anderem in Stettin. 1896 eröffnete er in Leipzig, Inselstr. 14, ein technisches Bureau für Ingenieurarbeiten. Er spezialisierte sich auf große Industrieanlagen wie Werften. Dabei legte er besonderen Wert auf gutes Licht, frische Luftzufuhr und hygienisch einwandfreie Beschaffenheit aller Arbeitsstätten und auf freundliche Aufenthaltsräume.
Im Verein Deutscher Ingenieure war er sowohl im Leipziger Bezirks-Verein wie im Hauptverein aktiv als Vorsitzender und als Vorstandsmitglied.
Er baute sich ein Landhaus in Großdeuben, das er Ende der 1920er Jahre in Folge der Weltwirtschaftskrise verkaufen musste.
Seit 1887 war er verheiratet mit Anna Friederike Elisabeth, geb. Flügel (1855–1939), der jüngsten Tochter des Kirchenmusikers und Komponisten Gustav Flügel, die er in Stettin kennengelernt hatte. Paul und Elisabeth Ranft hatten fünf Kinder, vier Söhne und eine Tochter.
Paul Ranft wurde am 22. Februar 1938 auf dem Johannisfriedhof in Leipzig beigesetzt.
Bauten
Eine 1928 oder 1929 veröffentlichte Broschüre des Ingenieurbüros listet 168 Bauten für alle Zwecke der Industrie in allen Teilen Deutschlands, besonders in Leipzig und Umgebung, aber auch im Ausland, in Leicestershire, Warschau, Manila und São Paulo.[2] Dazu zählen:
- Möbelfabrik Hengst in Pirna, ab 1899
- Papierfabrik und Druckerei Hugo Bestehorn in Magdeburg, 1902/03 und 1911/12
- Vulkanwerft in Hamburg, 1907–1909[3]
- Erweiterungsbauten der Fabrik H. C. Bestehorn in Aschersleben, 1910–1911 (architektonische Gestaltung von Hans Heckner)[4]
- Luftschiffhalle auf dem Flughafen Leipzig-Mockau, 1913 (1917 zerstört; damals größte Luftschifffahrtshalle der Welt: 193 m lang, 77 m breit, 32 m hoch)[5]
- Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft (LMG)
- Schiffswerft von Henry Koch in Lübeck mit Kesselhaus (Lübeck), 1924
- Möbelfabrik Hengst in Pirna
- Fabrikgebäude H. C. Bestehorn in Aschersleben (2007)
- Luftschiffhalle in Leipzig
- Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft
- Kesselhaus der Schiffswerft von Henry Koch in Lübeck
Ehrungen
- 25. Mai 1912: Ehrentitel (königlich sächsischer) Baurat
- 1913: königlich sächsischer Albrechts-Orden, Ritterkreuz 1. Klasse[6]
- königlich sächsisches Kriegsverdienstkreuz
- 9. Oktober 1932: Ehrenzeichen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) (anlässlich des 50. Jubiläums des Leipziger Bezirks-Vereins)
- posthum: Errichtung der Paul Ranft-Stiftung zur Unterstützung notleidender Ingenieure durch den Bezirks-Verein Leipzig des VDI
Literatur
- Wer ist wer?: Das Deutsche who's who. 9 (1928), S. 1229
Weblinks
Einzelnachweise
- Todesanzeige
- Nach Michael Albrecht Ranft: Neue Genealogisch-Historische Nachrichten zur Geschichte der Familie Ranft i. Sa. Ranftscher Familienverband 1962, zitiert hier
- Die neue Werft der Stettiner Maschinenbau AG Vulcan in Hamburg I u. II. In: Zeitschrift der Vereins Deutscher Ingenieure (ZVDI), 53. Jahrgang 1909, S. 34 f.
- Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 60. Jahrgang 1914, S. 227.
- Peter Guth, Bernd Sikora, Bertram Kober: Jugendstil & Werkkunst. Architektur um 1900 in Leipzig. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00590-6, S. 58.
- Staatshandbuch für das Königreich Sachsen. 1914, S. 43.