Ow (Adelsgeschlecht)
Ow (auch Owa, Ouwe, Owe, Awa, Aw, Auw, Au und Ow und in allen Fällen Au(e) gesprochen) ist der Name eines alten schwäbischen Adelsgeschlechts mit seinem Stammhaus Ouwe bei Obernau (Landkreis Tübingen), das der schwäbischen Reichsritterschaft angehört.
Geschichte
Ursprung, Namensträger und Besitztümer
Das Geschlecht hat seinen Ursprung in Schwaben und erscheint erstmals urkundlich mit Wolferat de Owa im Jahr 1095.[1]
Die Stammreihe beginnt mit Hermanus de Owe im Jahr 1245 und bildete eine frühe Nebenlinie der Grafen von Altshausen-Veringen.[2]
Unter den Mitgliedern derer von Ow waren u. a. Geistliche, Künstler, Gutsbesitzer, Politiker, Juristen, sowie Söldner und Beamte. Johannes von Ow († 1481) war Herrenmeister des Johanniterordens. Andreas Meinrad von Ow (1712–1792), betätigte sich als hohenzollerischer Maler. Hans von Ow (1843–1921) war Gutsbesitzer und arbeitete als Mitglied des Deutschen Reichstags. Hans Hartmann Freiherr von Ow-Wachendorf (1882–1966) war Jurist. Karl Freiherr von Ow (1818–1898) betätigte sich als bayerischer Politiker. Maximilian von Ow (1784–1845) war deutscher Regierungsbeamter und Parlamentarier. Zudem besaß er ein Rittergut. Sein Verwandter Felix Freiherr von Ow (* vor 1846; † nach 1865) war Landrichter und Bezirksamtmann von Berchtesgaden von 1846 bis 1865. Maximilian von Ow (1815–1896) diente als bayerischer General der Infanterie und war Oberhofmeister. Sigismund Felix Freiherr von Ow-Felldorf (1855–1936) war Bischof von Passau. Friedrich von Ow-Wachendorf (* vor 2014) gehört zu den jüngeren Namensträgern und war Bürgermeister von Ammerbuch bis 2014. Vom Ableben einiger Mitglieder derer von Ow zeugen Denkmäler sowie Grabsteine wie etwa in der barocken Bischofskirche, dem Dom St. Stephan, oder in der Barockkirche von Hirrlingen aus dem 18. Jh. Die 1950 in Zürich geborene Anita von Ow spielte mit Heinz Rühmann und Gert Fröbe in dem schwarz-weiß Kinofilm Es geschah am hellichten Tag als Mädchen die Rolle des Lockvogels.
- Vermuteter Ahnherr: Hartmann von Aue (idealisierte Miniatur im Codex Manesse um 1300)
- Grabstein Franz Alexander von Ow (in der Kirche von Hirrlingen)
- Grabstein Johann Friedrich von Ow
- Grabstein Philipp von Ow
- Grabstein Volmar von Ow
- Melchior von Ow
- Grab des Sigismund Felix von Ow-Felldorf, Bischof von Passau (1906–1936)
- Passau Dom: Grabdenkmal mit Büste des deutschen, katholischen Bischofs von Passau (von 1906 bis 1936), Freiherr Sigismund Felix von Ow-Felldorf
- Grabplatte der Elisabeth von Ow (1458) Balingen (Friedhofskirche)
Adelige Linie Öschingen
Die Familie derer von Ow erfuhr im Laufe der Zeit Adelserhebungen und Adelsbestätigungen. Die Immatrikulation im Königreich Bayern erfolgte bei der Adelsklasse am 8. April 1813 für Joseph Fidel von Ow, gräflich Eckart’scher Gerichtsverwalter zu Bertoldsheim
Freiherrliche Linie
Die Kurfürstlich bayerische Edelmannsfreiheit wurde am 21. September 1677 auf Schloss Schleißheim für Franz Carl von Ow, nachmalig kurfürstlich bayerischer Hauptpfleger zu Hohenschwangau vergeben.
Reichsfreiherrnstand mit der Anrede „Wohlgeboren“ am 6. September 1681 in Wien erhielten die Brüder und Vettern Johann Erhard von Ow, Gutsherr auf Ahldorf (heute Ortsteil von Horb am Neckar) und Wachendorf, erzherzoglicher österreichischer und bischöflich augsburgischer Rat, Oberstjägermeister sowie Pfleger zu Oberdorf (heute Ortsteil von Bopfingen) und Ottilienberg, Franz Carl von Ow, kurfürstlich bayerischer Oberstfalkenmeister und Oberstjägermeister sowie Hauptpfleger zu Hohenschwangau, Adam Gottfried von Ow, Gutsherr auf Neuhaus und Hirrlingen, kurfürstlich pfälzischer Kämmerer und bischöflich augsburgischer Geheimer Rat sowie Hofmarschall und Pfleger zu Eislingen, Johann Friedrich von Ow, Gutsherr auf Hirrlingen und Sternegg, kaiserlicher Rittmeister und bischöflich eichstättischer Rat sowie Oberstallmeister und Pfleger zu Dollenstein (Dollnstein), und für Ferdinand Carl von Ow, markgräflich badischer Hofkavalier. Johann Anton Freiherr von Ow (1748–1812) war dirigierender Minister des Fürstentums Eichstätt.[3]
Die Kurfürstlich bayerische Anerkennung am 22. November 1688 für den oben genannten Franz Carl Freiherr von Ow.
Bezüglich des familiären Astes Felldorf erfolgte die Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Freiherrnklasse am 22. Juni 1810 für Johann Anton Freiherr von Ow, Gutsherr auf Felldorf (ab 1414/1433 im Besitz der Linie Ow-Felldorf), Ahldorf, Neuhaus und Bierlingen, k.k. und bayerischer Geheimer Rat und Appellationsgerichtspräsident a. D.
Bezüglich des familiären Astes Wachendorf erfolgte die Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Freiherrnklasse am 22. Juni 1810 für Menrad Friedrich Freiherr von Ow, Gutsherr auf Wachendorf, bayerischer Kämmerer, Generalleutnant und Kommandant von München, sowie für seine Geschwister bzw. am 7. April 1881 für den späteren Generalmajor Hartmann von Ow auf Wachendorf (1888–1969). Bezüglich des familiären Astes Wachendorf erfolgte zudem die württembergische Namensmehrung als „Freiherr von Ow-Wachendorf“, geknüpft an den Besitz von Wachendorf, am 4. März 1907 in Stuttgart für o. g. Hartmanns Bruder Hans-Otto Freiherr von Ow, Majoratsherr auf Wachendorf und Bierlingen, württembergischer Kammerherr und Staatsrat.
Das Geschlecht der Herren und Freiherren von Ow war der schwäbischen Reichsritterschaft mit St. Jörgen-Schild zugehörig. Von 1488 bis 1501 waren alle drei Hauptlinien der Herren von Ow nicht nur kontinuierlich Mitglieder der Rittergesellschaft, sondern haben darin regelmäßig auch hohe Funktionen wahrgenommen.[4]
Der Ast Ow-Wachendorf ist bis heute auf Wachendorf ansässig. Der Ast Ow-Felldorf besitzt das Hofgut Neuhaus bei Starzach und erwarb 1869 im Erbwege von den Grafen Berchem die Güter Haiming und Piesing in Oberbayern, die sich ebenfalls bis heute im Besitz der Familie befinden.
- Schloss Hirrlingen, vom 13. Jh. bis 1709 im Besitz der Familie
- Schloss Haiming
- Schloss Piesing
Wappen
Blasonierung: Das Stammwappen ist in Gold und Blau geteilt und zeigt oben einen zweischwänzigen roten Löwen; auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein viereckiges gold bequastetes rotes Kissen, darauf die fünfspeichige obere Hälfte eines silbernen Rades, die Speichen außen mit je fünf schwarzen Hahnenfedern besteckt.
Literatur
- Gerhard Faix: Ow, von. In: Neue Deutsche Biographie. Band 19 (1999), S. 730 f. (Digitalisat).
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon. Band X, S. 106–108. Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, ISBN 3-7980-0819-1.
- Franz Quarthal, Gerhard Faix: Adel am oberen Neckar. Beiträge zum 900jährigen Jubiläum der Familie von Ow. Bibliotheca-Academica-Verl., Tübingen 1995, ISBN 3-928471-12-0.
- Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Band 3, (herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten). Verlag Georg Joseph Manz, Regensburg 1865, S. 126 (Digitalisat)
- Theodor Schön: Geschichte der Familie von Ow. Kastner & Callwey, München 1910.
- Rudolf Seigel: Archive der Freiherren von Ow. Überlieferung in den Familienarchiven Wachendorf und Piesing und im Staatsarchiv Sigmaringen. Kohlhammer Verlag, 2004, ISBN 3-17-018100-9 bzw. ISBN 978-3-17-018100-7.
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Georg Olms Verlag, Hildesheim 1973, S. 154, ISBN 3-487-04550-8 bzw. ISBN 978-3-487-04550-4 (Digitalisat).
Weblinks
- Wappen derer von Owen im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554–1568
- Ahnentafel des Adam Maximilian von Ow bei Ahnentafeln (1365–1937). In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research
- Gerhard Faix: Ow, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 730 f. (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Staatsarchiv Stuttgart: Sammlung Gabelkofer. Band IV, S. 1612 b.
- Gerhard Faix: Ow, von. In: Neue Deutsche Biographie. 19 (1999), S. 730 f.
- Heinrich Dhom: Eichstätts Humanistische Lehranstalten. Eichstätt, 1914, S. 27, Fußnote 64.
- Neun Forscher stellen Untersuchungen zur Landesgeschichte an. Die Beiträge erscheinen in der aktuellen Ausgabe der vom Geschichtsverein herausgegebenen Vierteljahresschrift Hohenzollerische Heimat. In: Schwäbische Zeitung. vom 7. Juli 2011.