Olympie
Olympie ist eine Tragödie in fünf Aufzügen von Voltaire. Die erste Fassung der Olympie wurde von Voltaire im Herbst 1761 in nur sechs Tagen fertiggestellt und wurde von ihm für die Pariser Aufführung 1764 überarbeitet. Die erste Buchausgabe wurde von Cosimo Alessandro Collini 1763 nach einem Manuskript Voltaires für die Aufführung im Schlosstheater Schwetzingen vom 30. September 1762 besorgt.
Daten | |
---|---|
Titel: | Olympie |
Gattung: | Tragödie |
Originalsprache: | Französisch |
Autor: | Voltaire |
Erscheinungsjahr: | 1763 |
Uraufführung: | Am 24. März 1762 in Voltaires privatem Theater |
Ort der Uraufführung: | Le Ferney |
Personen | |
|
Handlung
Die Handlung spielt innerhalb des Tempelbezirkes von Ephesus. Olympie ist als Sklavin von Cassandre in Babylon aufgewachsen und wird in den Mysterien auf die Heirat mit ihrem Herrn vorbereitet. Cassandre hat Alexander vergiftet und vermeintlich auch Statira ermordet. Diese, durch eine Dienerin gerettet, hat als Priesterin des Tempels überlebt und erkennt in Olympie ihre als Kind geraubte Tochter. Statira fordert Olympie auf anstatt Cassandre dessen Gegner Antigone, den sie zur Rache aufgefordert hat, zu heiraten. Als der Kampf zwischen Cassandres und Antigones Soldaten auf den Tempel übergreift begeht Statira Selbstmord. Olympie erdolcht sich in ihrem Konflikt zwischen natürlicher Mutterliebe und der Liebe zu Cassandre und fällt auf den Scheiterhaufen der Mutter. Der erschütterte Cassandre tötet sich ebenfalls und überlässt seine Herrschaft über das Reich Alexander des Großen Antigone.[1]
Literarische Vorlage und biografische Bezüge
Voltaire bediente sich frei einiger Motive und Themen der hellenistischen Geschichte. In der Handlungsfolge ließ er sich von Jean Racines Athalie inspirieren, die er als Höhepunkt der französischen Tragödie betrachtete.[2] Collini berichtet den Arbeitstitel Cassandre.[3] Nach einem Brief Voltaires an seinen Jugendfreund d'Argental vom 20. Oktober 1761 wurde die Olympie in nur sechs Tagen verfasst. D'Argental entgegnete, es wäre besser gewesen, wenn Voltaire am siebten Tag nicht geruht hätte.[4] Voltaire zeigte Einsicht und überarbeitet die Olympie nochmals für die Pariser Aufführung von 1764.
Aufführungen und zeitgenössische Rezeption
Die Tragödie wurde in Voltaires privatem Theater in Le Ferney am 24. März 1762 uraufgeführt. Am 30. Oktober 1762 folgte eine weitere Aufführung im Schlosstheater von Schwetzingen. Eine Aufführung des überarbeiteten Stückes an der Comédie-Française in Paris erfolgte erst am 14. März 1764. Trotz eines beachtlichen Erfolges wurde die Olympie bald vom Spielplan genommen.[5] Gaspare Spontini vertonte 1819 den sehr frei bearbeiteten Stoff der Olympie zur Oper in drei Akten Olimpie.
Drucklegung
Alessandro Collini, der ehemalige Sekretär Voltaires von 1751 bis 1756, war anschließend auf Voltaires Empfehlung am Hof von Schwetzingen als Historiograph und Sekretär des Pfalzgrafen untergekommen. Collini, der weiter mit Voltaire korrespondierte und um dessen Arbeit an der Olympie wusste, erbat sich Ende 1761 die Tragödie für die exzellente Mannheimer Schauspielertruppe des Pfalzgrafen.[6] Er besorgte auch den Erstdruck der Olympie mit dem Impressum Francfort et Leipsic (sic!) im März 1763.[7]
Beigaben
Collini stellte der Tragödie einen L'avis de l'éditeur voran. Dem Text der Tragödie folgen Remarques à l'occasion de cette pièce.
Erste Ausgaben
- Olimpie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, ohne Drucker, Frankfurt und Leipzig, 1763, 8°, VI, 136 S.
- Olimpie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, ohne Drucker, Frankfurt und Leipzig, 1763, 8°, VIII, 119 S.
- Olympie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, ohne Drucker, Genf (vermutlich Belgien), 1763, 8°, VI, 134 S.
- Olimpie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, ohne Drucker, Frankfurt und Leipzig, 1763, 8°, 98, XVI S.
- Olympie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, Knoch und Esslinger, Frankfurt und Leipzig, 1763, 8°, 92, XVI S.
- Olympie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques, Knoch und Esslinger, Frankfurt und Leipzig, 1763, 8°, 76 S.
- Olympie, tragédie nouvelle de M. de Voltaire, suivie des remarques historiques. Représentée pour la première fois par les Comédiens francais ordinaires du Roi, le 14 mars 1764. Nouvelle édition revue et corrigée et conforme à la représentation, Duchesne, Paris, 1764, 8°, VIII, 119 S.
Literatur
- Theodore Besterman: Der Fall Calas (1761–1763), in: Voltaire, Winkler, München, 1971, S. 364.
- Éric van Schueren: Olympie, in: Dictionnaire Voltaire, Hachette Livre, 1994, S. 146.
- Siegfried Detemple: Olympia, in: Voltaire: Die Werke. Katalog zum 300. Geburtstag. Reichert, Wiesbaden 1994, S. 152 f.
Einzelnachweise
- Vgl. Siegfried Detemple: Voltaire: Die Werke, Katalog zum 300. Geburtstag, Berlin, 1994, S. 152.
- Èric van Schueren: Olympie, in: Dictionnaire Voltaire, Hachette Livre, 1994, S. 146.
- Cosimo Alessandro Collini: Vorbemerkung zu Voltaires Begleitbrief des Manuskriptes vom 20. Januar 1762, in: Mon séjour aupres de Voltaire, Gratiot, Paris, 1807, S. 230.
- Avertissement der Herausgeber zum Abdruck der Olympie in der Gesamtausgabe der Werke Voltaires, Société littéraire-typographique, Kehl, 1784, Band 5, S. 3.
- Theodore Besterman: Der Fall Calas (1761–1763), in: Voltaire, Winkler, München, 1971, S. 364.
- Cosimo Alessandro Collini: Vorbemerkung zu Voltaires Begleitbrief des Manuskriptes vom 20. Januar 1762, in: Mon séjour aupres de Voltaire, Gratiot, Paris, 1807, S. 230.
- Vgl. Siegfried Detemple: Voltaire: Die Werke, Katalog zum 300. Geburtstag, Berlin, 1994, S. 152.