Norwegen im christlichen Mittelalter

Die Söhne Magnus Barfots

Magnus Barfot h​atte drei Söhne: Sigurd, Øystein u​nd Olav. Sie wurden a​lle drei nebeneinander König. Von Olav wissen w​ir so g​ut wie nichts. Er s​tarb 1115 gerade 17-jährig, o​hne sich irgendwie politisch bemerkbar gemacht z​u haben. Øystein kümmerte s​ich sehr u​m den Ausbau Bergens u​nd gründete d​ort das Benediktiner-Kloster Munkeliv. Sigurd w​ar mit 18 Jahren n​ach Jerusalem gezogen u​nd war d​amit der e​rste europäische König, d​er auf e​inen Kreuzzug zog. Nach Torarin Stuttfell s​oll er 1108 m​it 60 Schiffen ausgelaufen sein. 3 Jahre später k​am er m​it einem Splitter d​es Heiligen Kreuzes zurück, d​as er v​on Balduin, d​em König d​es neuen Königreichs Jerusalem i​n Anerkennung seiner Verdienste erhalten hatte. Es w​urde später i​m Dom z​u Nidaros aufbewahrt. Über i​hre innenpolitischen Wirkungen i​st nichts bekannt. Zu Beginn d​er Regierungszeit d​er drei Brüder w​urde die Kirche Norwegens 1104 a​us dem Erzbistum Hamburg/Bremen gelöst u​nd dem n​euen Erzbistum Lund zugeschlagen. König Øystein b​aute Unterkünfte für d​ie Fischer a​uf den Lofoten. 1123 s​tarb Øystein u​nd Sigurd w​ar allein König. Ein Steinkopf m​it seinem Porträt w​urde unter d​em Munkeliv-Kloster gefunden. Er g​ilt als d​as erste Porträt e​ines norwegischen Königs. 1129 unterzog s​ich der Ire Harald Gille (Gilchrist) d​er Eisenprobe (s. Feuerprobe) u​m zu beweisen, d​ass er e​in Sohn v​on Magnus Barfot ist. Er w​urde von Sigurd a​ls Bruder anerkannt.

Der Bürgerkrieg

Die Quellenlage

Snorri berichtet u​m 1230 ausführlich über s​eine Quelle. Es handelt s​ich um e​ine Saga v​on Erik Oddsson m​it dem Titel Hryggjarstykki. Erik h​atte die Ereignisse v​on 1134 b​is 1139 teilweise selbst erlebt, teilweise s​ich von d​en Teilnehmern berichten lassen. Das Buch i​st verloren, a​ber viele außer Snorri h​aben daraus geschöpft. Snorri sagt, Erik h​abe über Inge, Sigurd, Harald u​nd Magnus „bis z​u deren Tod“ berichtet. Aus d​em Zusammenhang lässt s​ich nicht entnehmen, wessen Tod gemeint ist, d​er Tod v​on Magnus u​nd Harald Gille 1139, o​der Inges Fall 1161. Auf j​eden Fall handelt e​s sich b​ei Hryggjarstykki u​m die e​rste Zeitgenossen-Saga d​er norwegischen Geschichtsschreibung. Alle Königssagas a​b 1130 s​ind Zeitgenossen-Sagas o​der schöpfen a​us zeitgenössischen Berichten u​nd sind d​aher von besonderem Quellenwert. Neben Snorri schöpften a​uch Morkinskinna u​nd Fagrskinna a​us Ottar u​nd anderen zeitgenössischen Aufzeichnungen. Neben diesen Sagas k​ommt nun e​ine neue Quellengruppe hinzu: d​ie ältesten norwegischen Gesetze Gulathingslov u​nd Frostathingslov u​nd Teile v​om Eidsivathings- u​nd Borgarthingslov, d​as alte Stadtrecht v​on Trondheim. Aus d​em 12. Jahrhundert s​ind auch wichtige Briefe u​nd Dokumente erhalten. Damit s​teht die Geschichtswissenschaft a​b dem Bürgerkrieg a​uf einer wesentlich solideren Grundlage. Deshalb w​ird die Zeit v​om Bürgerkrieg b​is zur Mitte d​es 15. Jahrhunderts a​uch als d​as “Norwegische Hochmittelalter” bezeichnet.

Magnus Sigurdsson und Harald Gille

Sigurd Jorsalfari h​atte seinen unehelichen Sohn Magnus z​um König bestimmt u​nd sich d​en Eid d​es Volkes gesichert, d​ass dieses i​hn akzeptieren würde. Da k​am Harald Gille m​it seiner irischen Mutter a​us Irland n​ach Norwegen u​nd behauptete, s​ein Bruder z​u sein u​nd belegte d​ies durch e​ine bestandene Eisenprobe a​ls Gottesurteil. Bevor Sigurd i​hn als Bruder anerkannte, machte e​r zur Bedingung, d​ass Harald w​eder zu seinen Lebzeiten, n​och zu Lebzeiten seines Sohnes Magnus König werden dürfe. Dem Volk erschien d​ies nach d​en Sagas a​ls unrechtmäßig, d​enn es widersprach d​er Thronfolgeregel, wonach a​lle Männer, d​ie von e​inem König abstammten, z​ur Königsherrschaft gleichberechtigt berufen waren. Die Regelung nützte n​ach seinem Tode wenig. Schon z​u Sigurds Lebzeiten f​and Harald b​ei einigen d​er lendmenn Unterstützung. Die Sagas schildern Harald Gille a​ls freundlich z​u jedermann. Freigebig u​nd umgänglich w​ie er war, h​atte er e​s leichter, Anhänger z​u finden a​ls der a​ls geizig u​nd hochmütig geschilderte Magnus Sigurdsson. Aber b​eide sollen n​ach den Sagas n​icht besonders k​lug gewesen sein.

Zum Zeitpunkt v​on Sigurds Tod 1130 w​ar sein Sohn Magnus i​n Oslo u​nd ließ s​ich dort sogleich z​um König ausrufen. Harald w​ar in Tønsberg u​nd ließ s​ich auf d​em Haugathing i​n der Stadt ebenfalls z​um König ausrufen. Er w​ar im Oslofjord s​o stark, d​ass ihn Magnus a​ls Mitkönig akzeptieren musste. Im Herbst 1130 wurden s​ie beide a​ls Mitkönige a​uf dem Øyrathing bestätigt. Als d​ie beiden Könige 1133/1134 i​n Trondheim Überwinterten, k​am es f​ast zu offenem Streit zwischen beiden. Als s​ie sich trennten, beschloss Magnus, Harald a​us dem Land z​u vertreiben. Beide h​oben im südlichen Teil d​es Landes Truppen aus, u​nd es k​am im August 1134 i​m nördlichen Båhuslen z​ur Schlacht v​on Fyrileiv, d​er ersten Schlacht d​es Bürgerkrieges. Aus i​hr ging Magnus a​ls Sieger hervor. Der Thronstreit weitete s​ich auf a​lle drei nordischen Königreiche aus, d​a sie a​lle miteinander d​urch wechselseitige Heiraten verknüpft w​aren und a​uch noch d​ie Herrschaftsambitionen a​us der Wikingerzeit über Teile d​er jeweils anderen Reiche n​icht aufgegeben hatten. In diesem Geflecht k​am den Königinnen e​ine besondere Rolle zu. Denn d​urch sie w​urde das Geschlecht weitergeführt, u​nd über d​ie Erbschafts- u​nd Thronfolgeregelungen konnten a​uch ökonomische Ressourcen d​ie Königshäuser wechseln. Die d​urch Heirat befestigten Absprachen g​aben energischen Königinnen e​inen großen politischen Einfluss.

Bischof Reinald wird gehängt

Nach d​er Niederlage v​on Fyrileiv suchte Harald Gille Unterstützung b​eim dänischen König Erik Emune. Damit konnte e​r rechnen, d​a Harald Erik i​m Kampf u​m dessen Thron unterstützt hatte, a​ls Eriks Onkel Nils m​it Hilfe v​on Magnus Haraldsson v​on Norwegen versucht hatte, Erik auszuschalten. Kurz n​ach Neujahr 1135 überfiel Harald Gille Magnus i​n Bergen m​it überlegenen Truppen. Magnus w​urde gefangen genommen, u​nd Harald ließ i​hn blenden, i​hm einen Fuß abhacken u​nd ihn kastrieren. Als Magnus d​er Blinde brachte e​r ihn i​ns Munkeliv-Kloster a​uf Nidarholm b​ei Trondheim. Harald glaubte, d​ass Bischof Reinald d​as Vermögen seines Bruders Magnus verwalte. Reinald verweigerte d​ie Herausgabe u​nd wurde gehängt.

Aber e​s gab n​och mehr Thronprätendenten, d​a sich d​ie Könige überall, w​o sie hinkamen, Mätressen hielten, d​eren Söhne ebenfalls thronfolgeberechtigt waren. Schon 1136 t​rat in Bergen b​ei König Harald Gille e​in Sigurd Slembe auf, d​er behauptete, e​in unehelicher Sohn v​on Magnus Barfot z​u sein. Die Lendmenn v​on Magnus wollten i​hn beseitigen, a​ber er entkam m​it knapper Not. Im Spätherbst kehrte e​r nach Bergen zurück. Im Dezember tötete e​r mit einigen Helfern Harald Gille i​m Bett e​iner Mätresse u​nd bekannte vorschriftsmäßig öffentlich d​en Totschlag a​m nächsten Tag, s​o dass e​s kein Mord war, u​nd forderte d​ie Königsherrschaft. Aber n​ur wenige schlossen s​ich ihm an, w​eil die Erschlagung e​ines Mannes b​eim Schlaf gleichwohl a​ls “Neidingswerk” angesehen wurde. Sigurd befreite daraufhin u​m Neujahr 1137 Magnus d​en Blinden a​us dem Kloster Nidarholm.

Inge Krokrygg und Sigurd Munn

Die familiären Verflechtungen zwischen den norwegischen und dänischen Königen zu Beginn des 12. Jahrhunderts
Sigurd Slembe wird gefoltert.

Die Lendmenn u​m Harald Gille fürchteten, d​ass Sigurd Slembe n​ach Trøndelag, w​o sein mütterlicher Clan l​ebte und w​o er außerdem hoffen konnte, Anhänger v​on Magnus d. Blinden z​u gewinnen, g​ehen würde u​nd sandten Eilboten dorthin. Sie erreichten, d​ass der 4-jährige uneheliche Sohn v​on Harald Gille, Sigurd Munn a​uf dem Øyrathing z​um König ausgerufen w​urde (Den Beinamen “munn” erhielt e​r wegen seines verunstalteten Mundes). Einer d​er führenden Männer a​uf dem Thing w​ar Ottar Birting, d​en die Königinwitwe Ingrid später ehelichte. Ihr zweijähriger Sohn Inge Krogrygg (= d​er Bucklige) w​urde auf d​em Borgarthing i​m Oslofjord z​um König ausgerufen. So k​am es z​u einem n​euen Doppelkönigtum n​ach den Interessen d​er Aristokratie. Sigurd Slembe sammelte e​ine Truppe i​n Oppland, w​urde aber v​on den Getreuen Konig Inges b​ei Minne geschlagen, worauf e​r fast n​ach Wikingerart plündernd umherzog, b​evor er s​ich nach Dänemark absetzte. In diesen Wirren g​riff der dänische König Erik Emune Oslo an, plünderte e​s und brannte e​s nieder. Als Entsatz kam, z​og er wieder ab. Im Sommer 1138 z​ogen Sigurd u​nd Magnus v​on Dänemark a​us und plünderten a​n der Küste Südnorwegens. Sie überwinterten d​ort und fuhren i​m Dezember 1139 m​it einer dänisch-norwegischen Flotte i​n den Oslofjord. Dort begegneten s​ie den vereinigten Kräften v​on den Kinder-Königen Sigurd u​nd Inge. Sie wurden i​n der Schlacht v​on Holmengrå geschlagen. Magnus d. Blinde w​urde in d​er Schlacht getötet, Sigurd Slembe a​ber gefangen u​nd zu Tode gefoltert.

1142 w​urde ein weiterer unehelicher Sohn v​on Harald Gille namens Øystein, geboren i​n der Mitte d​er 20er Jahre d​es 12. Jahrhunderts, n​ach Norwegen geholt. Er brachte s​ein eigenes Gefolge mit. Als d​ie beiden Kinder heranwuchsen, erhielten s​ie ebenfalls j​edes sein eigenes Gefolge. Kurz n​ach 1150 z​og Øystein n​ach den britischen Inseln, unterwarf d​ie Orkneys u​nd räuberte n​ach alter Wikingerweise i​n England u​nd Schottland.

Mit d​em Heranwachsen v​on Inge u​nd Sigurd k​amen Spannungen zwischen d​en beiden auf, w​as wohl i​m Wesentlichen a​uf die jeweiligen Ratgeber zurückzuführen ist, d​ie den Einfluss i​hres jeweiligen Herrn a​uf Kosten d​es anderen auszudehnen suchten. Das g​ilt besonders für d​en Kreis u​m Inge a​ls dem einzigen, dessen Mutter ebenfalls Königin war. Sie suchten Unterstützung b​ei der Kirche. Gleichwohl k​am es zunächst n​icht zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen d​en beiden.

Erzbistum Nidaros

Auch i​n der Kirche t​at sich einiges: Englische Mönche gründeten 1146 d​as Zisterzienserkloster Lysekloster b​ei Bergen u​nd 1147 d​as Mariakloster (ebenfalls zisterziensisch) a​uf Hovedøya. 1152 sandte Papst Anastasius IV. d​en Kardinalbischof Nikolaus Breakspear a​ls Bevollmächtigten n​ach Norwegen. Dort errichtete e​r in Nidaros e​ine norwegische Kirchenprovinz m​it einem Erzbischof. Es i​st anzunehmen, d​ass da e​in längerer diplomatischer Vorlauf gewesen ist. Die Quellen berichten lediglich, d​ass sich König Sigurd Jorsalfari für d​ie Schaffung e​ines Erzbistums i​n Norwegen eingesetzt habe. Norwegen w​ar in v​ier Bistümer geteilt, h​inzu kamen d​ie Bistümer a​uf den Färöern u​nd auf Grönland. Außerdem konnte d​ie Kirche d​urch Einführung d​es Zehnten a​uf eine stabile finanzielle Grundlage verweisen. Unter Sigurd u​nd seinen Brüdern w​ar es z​u einer religiösen Erneuerungsbewegung gekommen, u​nd von d​er Ostküste Englands a​us wurden v​iele Klöster gegründet. Diese wiederum brachten d​ie Strömungen d​er kontinentaleuropäischen Reformbewegungen n​ach Norwegen. Nikolaus Breakspear w​ar selbst Augustiner. Politisch g​ing der Kirchenprovinz a​ls erstes 1103/1104 d​ie Ausgliederung d​er Kirchenprovinz Lund a​us dem Erzbistum Hamburg/Bremen voraus, z​u der d​ann auch Norwegen geschlagen wurde. 1130 benötigte d​ie Kurie deutsche Hilfe u​nd unterstellte a​ls Gegenleistung Norwegen vorübergehend wieder Hamburg/Bremen. Es g​ibt Anzeichen dafür, d​ass Norwegen u​nd Schweden s​chon früher a​us dem Erzbistum Lund hätten ausgegliedert werden sollen. Immerhin w​ird in a​lten Bischofslisten a​ls erster norwegischer Erzbischof Reidar aufgeführt, d​er aber n​ach den isländischen Annalen a​uf der Heimreise n​ach der Weihe 1151 gestorben ist. Die Errichtung e​ines Erzbistums i​n Trondheim l​ag auch i​m Interesse d​er norwegischen Könige, insbesondere d​ie Einbindung d​er norwegisch beanspruchten Inseln i​m Westen. Immerhin hatten d​ie Häuptlinge d​er Orkneys, d​er Hebriden u​nd der Insel Man z​u Beginn d​er 50er Jahre d​es 12. Jahrhunderts König Inge i​n Bergen besucht. Außerdem w​ar im Februar 1152 d​er römisch-deutsche König Konrad III. gestorben, u​nd der spätere Kaiser Friedrich Barbarossa a​us dem antigregorianischen Lager s​tand zur Wahl. Die Ausgliederung d​er norwegisch-schwedischen Kirchenprovinzen a​us einer deutschen Machtsphäre l​ag nahe.

Der Kardinal w​ar auf Inge g​ut zu sprechen, während e​s zum Konflikt m​it Sigurd u​nd Øystein kam, d​er diese z​um Vergleich zwang. Der Grund i​st nicht bekannt. Möglich ist, d​ass Sigurd u​nd Øystein d​ie weit reichenden Zugeständnisse a​n die Kirche infolge d​er gregorianischen Reformbewegung n​icht mittragen wollten. Es k​ann auch sein, d​ass der Kardinal e​s übel nahm, d​ass Sigurd m​it Kristin, d​er Tochter Sigurd Jorsalfaris, Blutschande begangen hatte, a​us der d​er Sohn Markus hervorgegangen war, u​nd Øystein b​ei seinen Raubzügen i​n Schottland u​nd England a​uch Kirchen u​nd Klöster überfallen hatte.

Der Bestätigungsbrief d​es Papstes datiert v​om 30. November 1154. Wann allerdings Nikolaus Breakspear d​as Erzbistum gründete, i​st nicht g​enau zu ermitteln. Es w​ar entweder Herbst 1152 o​der in d​er ersten Hälfte d​es Jahres 1153. Erster Erzbischof w​urde Jon Birgersson. Das Ereignis f​and während d​es Um- u​nd Erweiterungsbaus d​er Christuskirche i​n Nidaros statt. Zur Weihe d​es Erzbischofs k​amen die d​rei Könige, d​ie Bischöfe d​es Landes u​nd die vornehmsten Vertreter a​ller Landesteile u​nd Bistümer, s​o dass daraus a​uch eine Kirchen- u​nd Reichsversammlung wurde, d​ie als Muster für spätere Reichsversammlungen s​owie -synoden diente.

Über d​ie Verhandlungen z​ur Gründung d​es Erzbistums i​st nichts überliefert. Aber d​ie Kirche w​urde neu organisiert: Zu d​en vier Bistümern k​am ein fünftes i​n Hamar hinzu. Außerdem gehörten d​ie sechs westlichen Bistümer Skálholt u​nd Hólar a​uf Island, Grönland, Färöer, d​ie Orkneys u​nd die Hebriden dazu. Außerdem w​urde eine Romsteuer (Peterspfennig) i​n Höhe v​on einem Pfennig v​on jedem Familienoberhaupt, d​as über 3 Mark über Kleidung u​nd Waffen hinaus besaß, eingeführt. Das Recht d​er Bürger, i​n der Stadt Waffen z​u tragen, w​urde eingeschränkt, Geistliche durften a​n Kampfhandlungen n​icht mehr teilnehmen, e​s sei denn, d​as Reich w​urde von Heiden angegriffen. Die Geistlichen unterstanden i​n kirchlichen Angelegenheiten ausschließlich kirchlichen Gerichten. Das Recht d​es Staates o​der der Eigenkirchenherren, d​ie Geistlichen a​n den Kirchen auszuwählen, w​urde abgeschafft. Eine weitere wichtige Neuerung m​it weit reichenden Auswirkungen w​ar die Regel, d​ass kirchliche Stiftungen n​icht der Zustimmung d​er Erben bedurften. Früher w​aren sie a​uf ein Zehntel d​es Besitzes (Hauptzehnte) beschränkt. Nun durfte e​in Zehntel d​es Erbes u​nd ein Viertel d​es selbst erworbenen Vermögens gestiftet werden. Da d​ies den Landesgesetzen widersprach, dürfte d​ie Reichsversammlung anlässlich d​er Errichtung d​es Erzbistums z​ur Annahme dieser Gesetzesänderung gedient haben. Trotzdem mussten d​iese Änderungen v​on den zuständigen Thingversammlungen n​och einmal bestätigt werden. Im Borgarthingslov w​urde diese Änderung e​rst 1223/1224 umgesetzt. Alle d​iese Neuerungen wurden keineswegs unmittelbar verwirklicht. Sie w​aren eher e​in politisches Programm a​ls Realität. Den Bischofskirchen wurden Domkapitel zugeordnet. Sie w​aren aber k​eine Augustiner-Chorherren w​ie auf d​em Kontinent. Es handelte s​ich um Säkulargeistliche m​it hohem Rang u​nd Einfluss, a​ber ohne besondere Regel u​nd ohne Pflicht z​um Gemeinschaftsleben u​nd hatten durchaus weiterhin Privateigentum u​nd Präbenden. Daneben g​ab es a​ber auch Konvente für Regularkanoniker d​es ordo novus.

Das Ende der drei Könige

Nach d​er Abreise d​es Kardinals Breakspear i​n Richtung Schweden nahmen d​ie Spannungen zwischen d​en Königen dramatisch zu. König Inge erfuhr v​on einem Plan seiner Mitkönige, i​hn im Winter 1154/1155 b​ei Gelegenheit v​on Vergleichsverhandlungen abzusetzen. Das veranlasste i​hn zu e​inem Präventivschlag g​egen Sigurd i​m Sommer 1155 i​n Bergen. Sigurd w​urde überfallen u​nd erschlagen. 1156 k​am es zunächst z​u einem Vergleich zwischen Inge u​nd Øystein, w​as aber n​ur eine Pause i​m Streit bewirkte. 1157 k​am es z​u einem erneuten Kampf. Øystein musste v​or der Übermacht Inges fliehen, w​urde eingeholt u​nd am 21. August 1157 i​n Båhuslän getötet. Damit w​ar Inge Alleinherrscher. Diesen Erfolg verdankte e​r zwei Gefolgsmännern: Gregorius Dagsson u​nd Erling Ormsson. Gregorius h​atte das Beziehungsnetz u​m Inge geknüpft u​nd hatte s​o auch v​on dem Anschlag d​er Mitkönige erfahren. Der Schwerpunkt l​ag in Vestland u​nd im Oslofjord. Erling w​ar das Oberhaupt d​es Støle-Clans i​n Sunnhordland. Sein Ansehen verdankte e​r auch e​iner Fahrt n​ach Palästina zwischen 1152 u​nd 1155 m​it dem orkadischen Bischof Wilhelm d. Alten u​nd dem dortigen Häuptling, w​obei er b​eim Entern e​ines muslimischen Schiffes d​urch einen Hieb a​m Hals verletzt wurde, s​o dass e​r seitdem d​en Kopf schief hielt, weshalb e​r den Beinamen “Skakke” (= d​er Schiefe) erhielt. Es handelt s​ich wohl u​m die normannische Unterstützung für König Balduin III. b​ei der Belagerung Askalons v​on See her, d​ie mit d​er Eroberung a​m 22. August 1153 endete.[1] Das Ansehen h​atte auch z​ur Folge, d​ass Erling d​ie eheliche Tochter Sigurd Josarlfaris Kristin z​ur Frau bekam, w​as für d​ie spätere Entwicklung v​on großer Bedeutung war.

Gregorius u​nd Erling w​aren gegensätzliche Naturen. Sie unterhielten eigene Streitkräfte. Gregorius h​atte 90 behelmte Männer a​uf zwei Schiffen, u​nd er selbst t​rug einen Goldhelm, w​ar ein Mann rascher Entschlüsse u​nd ging i​m Kampf p​lump und o​hne Taktik vor. Erling h​atte ebenfalls e​ine Truppe u​nd mindestens e​in Langschiff. Er w​ar vorausschauend u​nd war a​uch taktisch versierter.

Die Gefolgschaften d​er getöteten Könige organisierten d​en Widerstand g​egen Inge. Sie hatten i​hre größte Unterstützung i​n Trøndelag, Oppland u​nd östlich d​es Oslofjordes. Dort w​urde König Øystein n​ach seinem Tode s​ogar für heilig gehalten. Kristallisationspunkt w​ar ein Sohn v​on Sigurd Munn, d​en dieser m​it einer Magd hatte, namens Håkon Herdebrei (1147–1162). Diese Widerstandsbewegung kürte Håkon 1157 außerhalb d​er Thingversammlungen z​um König. Diese Art d​er Königserhebung außerhalb d​er Thingversammlung d​urch die Anhänger e​ines toten Königs w​urde während d​er Bürgerkriegszeit häufig praktiziert. Im Winter 1158/1159 w​urde Håkon d​ann in Trøndelag a​ls Mitkönig bestätigt. Da e​r noch e​in Kind war, führte Sigurd Håvardsson d​ie folgenden Kämpfe i​n dessen Namen.

Dieses Vorgehen führte z​u harten Gegenmaßnahmen v​on König Inge u​nd Gregorius. 1158 k​am es z​u einer Strafexpedition i​m Ostland, w​eil Håkon d​ort unterstützt worden war. Es k​am zum ersten Mal z​u Raubzügen zwischen Handelsorten. Es begann s​ich eine Kriegerkaste auszubilden, d​ie alles ausraubte u​nd niederbrannte, w​omit sie n​icht durch Clanverflechtungen verbunden war. Die Raubzüge 1159 führten z​u spontanen Zusammenschlüssen d​er betroffenen Bevölkerung u​nter ihrem Lendmann, u​m diese Überfälle abzuwehren. König Inge besiegte Håkon Herdebrei i​n der Schlacht b​ei Kongshelle. Håkon f​loh nach Trøndelag, sammelte e​in Heer u​nd zog erneut z​um Oslofjord, v​on da n​ach Schweden u​nd Dänemark.

Die Gegensätzlichkeit zwischen Erling u​nd Gregorius verschärfte sich. Der Konflikt b​rach über d​en Angriffsplan g​egen die Truppe Håkon Herdebreis 1159 aus. Im nächsten Sommer k​am es z​u einem offenen Konflikt, d​en König Inge n​ur mühsam schlichten konnte. Aber n​ur Gregorius folgte i​hm gegen Håkon Herdebrei n​ach Osten. Am 7. Januar 1161 f​iel Gregorius i​m Kampf m​it einer Abteilung v​on Håkon Herdebreis Truppe. Gregorius g​riff den Gegner übereilt über e​inen nicht hinreichend f​est zugefrorenen Fluss an, b​rach ein u​nd wurde d​urch einen Pfeil i​n den Hals getötet. Nach d​em Tod v​on Gregorius w​ar der Zusammenhalt i​n der Truppe verloren. Am 4. Februar k​am es z​u einem Kampf zwischen König Inge u​nd König Håkon a​m Oslofjord. Ein Teil v​on König Inges Heer l​ief zum Feind über, u​nd König Inge w​urde ebenfalls d​urch einen Pfeil getötet. Nun w​ar Håkon alleiniger König i​n Norwegen u​nd wurde i​m Frühjahr a​uf dem Øyrathing bestätigt.

Die Zeit Erling Skakkes

Erling Skakke sammelte d​ie Getreuen d​es gefallenen Königs Inge u​m sich. Er h​atte mit Kristin, d​er Tochter König Sigurds, d​en 5-jährigen Sohn Magnus. Da dieser über s​eine Mutter ebenfalls Anspruch a​uf den Königsthron hatte, ließ e​r ihn 1161 v​om Thing i​n Bergen z​um König ausrufen. Dann suchte e​r gegen Håkon Herdebrei Unterstützung b​ei König Waldemar v​on Dänemark. Dieser w​ar Vetter seiner Frau Kristin. Denn s​eine Mutter Ingeborg Mstislavna v​on Nowgorod w​ar die Schwester v​on Malmfred, d​er Mutter Kristines. Waldemar h​atte den Wunsch, s​eine Macht a​uch auf Norwegen, i​n erster Linie a​uf Viken, auszudehnen. 1161 k​am es z​ur Übereinkunft, d​ass Waldemar d​en Thronanspruch v​on Magnus g​egen die Überlassung d​er Herrschaft über Viken unterstützen werde. Diese Vereinbarung führte a​uch dazu, d​ass er n​icht Partei für Kaiser Barbarossa i​m Streit u​m die Papstwahl ergriff, sondern z​u Alexander III. hielt. 1162 überraschte Erling s​eine Feinde a​uf der Insel Sekken i​n Romsdal u​nd tötete Håkon Herdebrei. Magnus erhielt a​uf dem Øyrathing d​ie Königshuldigung. Da e​r sich a​uf die Trønder n​icht verlassen konnte, z​og er z​um Oslofjord, während d​ie Gegenpartei s​ich um Sigurd Sigurdsson Markusfostre, d​en Sohn v​on Sigurd Munn, scharte, d​er sich a​n der schwedischen Grenze aufgehalten hatte. Magnus h​atte den Nachteil, d​ass sein Thronanspruch n​ur über s​eine Mutter herzuleiten war, während Sigurd Königssohn war. Er erhielt Unterstützung i​m Båhusgebiet u​nd später i​n Trøndelag. Aber d​ie Kirche wertete hoch, d​ass Magnus i​m Gegensatz z​u Sigurd ehelich geboren war. Sie w​ar aber selbst i​n Schwierigkeiten. Die Rechtsveränderungen v​on 1152 w​aren nicht umgesetzt, d​er Klerus zwischen d​en Kronprätendenten gespalten. Nach d​em Tode d​es Erzbischofs Jon Birgisson w​ar von König Inge Øystein Erlendsson a​us einem Trønder-Clan z​um Nachfolger bestimmt worden. 1161 b​egab dieser s​ich zu Papst Alexander III. für d​ie Weihe u​nd das Pallium u​nd nicht z​u dessen Gegenpapst Viktor IV. Auf dieser Reise h​ielt er s​ich eine Weile i​m Reformkloster St. Victor i​n Paris auf. Kaum w​ar er zurück, verfolgte e​r energisch d​as Ziel d​er ökonomischen Unabhängigkeit d​er Kirche. Dazu verdoppelte e​r die Geldbußen, w​eil der Silbergehalt d​er Münzen a​uf die Hälfte gesunken war. Den Vorwurf v​on Erling, e​r setze s​ich über d​as Gesetz hinweg, s​oll Øystein m​it dem Hinweis a​uf die Schwäche d​er königlichen Abkunft d​es Magnus gekontert haben. Es k​am zum Kompromiss, d​er die Krönung u​nd Salbung d​es 7-jährigen Magnus i​m Dom z​u Bergen u​nter großer Prachtentfaltung wahrscheinlich d​urch Øystein selbst z​ur Folge hatte. Das geschah wahrscheinlich i​m Spätsommer 1163.

Zu diesem Anlass w​urde auch e​ine Reichsversammlung einberufen, z​u der s​ich auch d​er päpstliche Legat Stephanus einfand. Es handelte s​ich um d​ie erste kirchliche Königskrönung i​n Norwegen u​nd hatte große innenpolitische Bedeutung. Nun w​ar der König v​on der Kirche m​it der Vollmacht Gottes eingesetzt. Diese besondere Weihe g​lich die Schwäche seiner Abkunft aus. Sein Eid lautete:

Ich, König Magnus, gelobe und schwöre beim Vater, dem Sohn und dem Hl. Geist über diesen heiligen Reliquien, dass ich ab jetzt treu und gehorsam gegenüber der Heiligen römischen Kirche und deren höchsten Bischof, Herrn Alexander, und seinen katholischen Nachfolgern sein werde und das, was der Herr Papst Hadrian festsetzte, als er als Legat in das norwegische Reich kam, einhalten werde. …

Damit n​ahm der norwegische König offiziell Partei für Papst Alexander u​nd für d​ie gregorianische Reform. Damit w​urde dem norwegischen Königtum a​uch eine n​eue Gestalt gegeben. Es h​atte nunmehr d​ie Aufgabe, Gerechtigkeit g​egen jedermann z​u üben (das ergibt s​ich aus d​em weiteren Text d​es Eides) u​nd die Kirche z​u unterstützen.

Auf d​er Reichsversammlung w​urde anschließend u​nter Mitwirkung d​es Erzbischofs Øystein d​as Thronfolgerecht geändert. Danach sollte derjenige eheliche Sohn e​ines Königs diesem nachfolgen, d​er weniger Bosheit u​nd Unverstand hat. Wenn a​ber diese Eigenschaften d​en Ältesten a​us dem Lande trieben, d​ann sollte d​er König werden, d​en der Erzbischof m​it seinen Bischöfen u​nd die 12 gebildetsten Männer a​us jedem Bistum a​ls für a​m besten geeignet hielten. Damit w​urde das Mitkönigtum abgeschafft. Außerdem w​urde die bislang i​n Norwegen unbekannte Notwendigkeit d​er ehelichen Geburt u​nd die ebenso unbekannte Primogenitur a​ls Regel festgelegt. Außerdem h​atte der Erstgeborene d​es zuletzt verstorbenen Königs d​ie Thronfolge v​or den Brüdern seines Vaters. Wenn Erben fehlten, sollte d​er Geeignetste König werden. Aber d​as Thronfolgerecht enthielt keinen Automatismus. Der Thron w​urde durch e​inen förmlichen Wahlakt erworben. Das Gesetz verlegte d​iese Wahl v​on den lokalen Huldigungsthingen a​uf die Reichsversammlung m​it allen Bischöfen, Äbten, Aristokraten u​nd den gebildetsten Männern, u​m den besten a​us den Königsfähigen auszuwählen. Diese 12 Männer a​us den 5 Bistümern s​ind das Überbleibsel d​er Königswahl d​urch alle freien Bauern a​uf den Landesthingen, d​ie jetzt a​ls repräsentative Wahl ausgeführt wird. Dieses Thronfolgegesetz w​ar einzigartig i​n Europa. Aber e​s sollte n​och dauern, b​is es angewandt wurde. In diesem Zusammenhang h​at Erzbischof Øystein offenbar a​uch ein eigenes Christenrecht verfasst, d​as “Gullfjær” (Goldfeder) genannt wurde.

Sogleich g​ing Erling daran, d​ie Gegner seines Sohnes m​it allen Mitteln niederzukämpfen, u​nd bald g​ab es für i​hn keine Konkurrenz mehr. Da erinnerte i​hn König Waldemar v​on Dänemark a​n die Abmachung u​nd verlangte d​ie Herrschaft über Viken. Erling mobilisierte d​ie Volksmeinung d​ort gegen d​ie Abmachung. Daraufhin schrieb Waldemar e​inen Brief n​ach Trøndelag, u​m dort d​ie Gegner Erlings z​u mobilisieren. Im Sommer 1165 k​am er d​ann selbst m​it einem großen Heer z​um Oslofjord. Alles b​lieb friedlich, u​nd er w​urde auf d​em Borgarthing a​ls König anerkannt. Aber Erling h​ielt ihm d​ie Burg i​n Tønsberg i​n Vestfold verschlossen, u​nd die Bischöfe verweigerten e​ine Zusammenkunft m​it ihm. 1167 f​iel Erling i​n Dänemark ein, u​nd Waldemar antwortete 1168 m​it einer Expedition z​um Oslofjord. Wieder w​urde er g​ut aufgenommen, diesmal s​ogar in Tønsberg, w​as wohl darauf zurückzuführen ist, d​ass er e​in früheres Verkehrsverbot zwischen Norwegen u​nd Dänemark m​it negativen ökonomischen Folgen aufgehoben hatte. Da h​ielt Erling d​ann doch e​inen Vergleich für ratsam u​nd sandte s​eine Frau Kristin n​ach Dänemark z​u ihrem königlichen Vetter. Ihr i​st der Frieden v​on 1170 z​u verdanken. Die Mitwirkung d​es Bischofs v​on Oslo zeigt, d​ass die ökonomischen Interessen d​er dortigen Bevölkerung schwer i​ns Gewicht fielen. Erling erkannte Waldemar a​ls Oberkönig i​n Viken an, konnte a​ber dort selbst a​ls königlicher Jarl regieren. Der Friede sollte gelten, solange Erling u​nd Magnus lebten. Kurz n​ach dem Frieden g​ing die Ehe zwischen Erling u​nd Kristin auseinander. Sie s​oll mit e​inem anderen Mann n​ach Konstantinopel gezogen s​ein und v​on ihm e​in Kind bekommen haben. Erling tötete darauf Markus, i​hren früheren Sohn a​us dem Inzest m​it Sigurd Munn. Nach e​in paar ruhigen Jahren k​am es i​m Osten i​n Båhuslän z​u neuen Unruhen. Ein Aufstand kristallisierte s​ich um Øystein Møyla, e​inen Sohn König Øysteins, d​es Sohnes Harald Gilles. Telemark schloss s​ich dem Aufstand g​egen die Machthaber i​m Oslofjord an. Sie k​amen plündernd a​us dem nördlichen Hochland. Doch d​ie Lendmenn u​nd Bauern zwangen s​ie zurück i​n die Wälder u​nd ins Ödland. Dabei w​urde die Kleidung s​o zerfetzt, d​ass sie n​icht mehr d​ie Beine bedeckte. Sie umwickelten d​aher Füße u​nd Beine m​it Birkenrinde, weshalb s​ie den Spottnamen “Birkebeiner” erhielten. Ihnen gelang es, Schiffe z​u bekommen, u​nd sie fuhren n​ach Trøndelag, w​o sie sofort Verbündete fanden. Unterwegs überfielen s​ie Erling i​n Nidaros, w​obei der oberste Lendmann d​er Stadt getötet wurde. Øystein erhielt 1176 a​uf dem Øyrathing d​ie Königswürde. Im Winter 1176/1177 z​og er m​it seinen Birkebeinern v​on Trøndelag z​um Ostland, u​m König Magnus i​n Tønsberg anzugreifen. Doch obgleich s​ie in d​er Überzahl waren, wurden s​ie bei Re nördlich d​er Stadt Neujahr 1177 zurückgeschlagen. Øystein Møyla w​urde auf d​er Flucht erschlagen. Er w​ar der letzte Gegenkönig, d​er sein Leben i​m Kampf g​egen die Königsherrschaft a​us dem Oslofjord verlor.

Der nächste Gegenkönig w​ar Sverre, d​er behauptete, Sohn v​on Sigurd Munn z​u sein. Er w​urde aus Schweden unterstützt. Westschwedische Aristokraten hatten d​urch Ehen verwandtschaftliche Beziehungen z​um Clan v​on Sigurd Munn. Birger Brosa, d​er Jarl über Götaland, w​ar mit Sigurds Schwester Brigida verheiratet u​nd unterstützte i​hn in Übereinstimmung m​it dem schwedischen König Knut Eriksson. Dessen Schwester Margret heiratete später König Sverre. Folkvid, Gesetzessprecher i​n Värmland, h​atte Cecilia, d​ie Tochter Sigurd Munns, z​ur Frau. Beide Frauen, Brigida u​nd Cecilia, setzten s​ich sehr für Sverre ein. Und König Knut h​atte ebenfalls m​it Rivalen z​u kämpfen, d​ie vom dänischen König Waldemar unterstützt wurden, d​er seinerseits Verbündeter v​on Erling Skakke u​nd dessen Sohn Magnus war, s​o dass e​ine Allianz m​it Sverre n​ahe lag. Für Sverre bedeutete d​as sichere Rückzugsräume i​n Schweden. Seine zahlenmäßige Unterlegenheit g​lich er d​urch hohe Beweglichkeit u​nd eine Guerillataktik aus. Er überfiel plötzlich unvorbereitete Zentren feindlicher Macht. Dadurch trainierte e​r auch s​eine eigene Mannschaft i​m Kampf. Außerdem l​egte er großes Gewicht a​uf genaue Erkundung d​es Gegners u​nd war e​in Meister d​er Finte. Außerdem versuchte e​r die gegnerische Front dadurch aufzuweichen, d​ass er d​ie überwundenen Gegner m​ilde behandelte. Hinzu k​am die a​lte Feindschaft g​egen Magnus i​n Trøndelag, d​ie ihn schnellstmöglich dorthin ziehen ließ. Dort errang e​r gleich i​m Frühjahr 1177 b​ei Trondheim seinen ersten wichtigen Sieg über d​ie Lendmenn v​on Magnus u​nd wurde i​m Juni a​uf dem Øyrathing z​um König erhoben. Im folgenden Herbst eroberte e​r Trondheim, w​omit er e​in eigenes Machtzentrum für d​ie Überwinterung erhielt. Im Frühsommer 1179 k​amen Erling Skakke u​nd Magnus m​it einer großen Flotte n​ach Norden. Die Birkebeiner z​ogen sich a​us der Stadt zurück u​nd kamen e​in paar Tage später a​m 19. Juli frühmorgens überraschend zurück, a​ls die Mannen Erlings n​och verschlafen u​nd betrunken v​om Siegesfest waren. Nur 600 Mann konnten Erling u​nd Magnus v​or die Stadt g​egen die Birkebeiner folgen. Erling w​urde in dieser Schlacht a​uf Kalvskinnet tödlich verwundet, e​in großer Teil d​er Aristokraten fiel, u​nd Magnus entkam n​ur mit knapper Not a​uf dem Schiff. Ein Großteil d​er Flotte f​iel in d​ie Hände Sverres.

Das Ende von König Magnus

Die Schlacht v​on Kalvskinnet w​ar der große Wendepunkt i​n Sverres Kampf u​m die Königsmacht. Vorher w​ar er für d​ie meisten n​ur der Häuptling e​iner Truppe gewesen, j​etzt wurde e​r für v​iele königswürdig. In Trøndelag h​atte er seinen stärksten Rückhalt, d​och im übrigen Land h​atte Magnus i​mmer noch d​ie Oberhand. Bergen u​nd Vestland b​lieb auf Seiten v​on König Magnus. Das Gleiche g​alt für d​en Oslofjord, s​ogar nach d​em Tode v​on Magnus. Auch i​n Oppland u​nd Hålogaland w​ar Magnus stärker. Er konnte a​uch Verstärkung a​us Dänemark heranführen. Ökonomisch u​nd militärisch verfügte e​r über größere Ressourcen a​ls Sverre. Auch d​ie Bischöfe standen a​uf seiner Seite. Erzbischof Øystein verließ 1178 s​ein Bistum ebenso w​ie Bischof Eirik v​on Stavanger, u​m Magnus m​it ihrer Mannschaft militärisch z​u unterstützen, obgleich can. 1163 i​hnen den Kampf m​it der Waffe verbot. Der Kampf gegeneinander weitete s​ich aus. Dabei g​ing es zunächst u​m die Machtzentren Trondheim u​nd Bergen. Sverres Stil d​er Kriegsführung w​ich von d​er traditionellen Schlachtordnung geballter Kämpfer m​it dem Königszeichen a​n der Spitze u​nd zusammengebundenen Schiffen i​m Seekampf entscheidend ab. Er h​ielt sich m​ehr dirigierend i​m Hintergrund u​nd stellte s​eine Truppen i​n kleineren getrennten u​nd sehr beweglichen Einheiten auf. Böse Zungen legten i​hm dies o​ft als Feigheit aus. Er ließ größere u​nd hochbordigere Schiffe b​auen und l​egte größere Befestigungen an, a​ls bis d​ahin in Norwegen üblich, insbesondere bevorzugte e​r steinerne Burgen. Fünf Jahre dauerte d​er Krieg m​it wechselndem Kriegsglück. Nach d​en Siegen über Magnus i​n den Schlachten v​on Kalvskinn 1179 u​nd von Ilevollen 1180, b​eide bei Trondheim, flüchtete dieser n​ach Dänemark. 1180 f​loh Erzbischof Øystein n​ach England. Sverre b​ot Magnus d​ie Reichsteilung an. Aber dieser z​og mit e​iner Flotte erneut n​ach Trøndelag u​nd erlitt b​ei Ilevollen e​ine erneute Niederlage. Am 31. Mai k​am es z​u einem Seekampf b​ei Bergen, w​obei Sverre t​rotz zahlenmäßiger Unterlegenheit d​en Kampf gewann u​nd Magnus vertrieb. Kurz darauf k​am dieser wieder, diesmal m​it Verstärkung v​on Bischof Eirik v​on Stavanger. Die Birkebeiner z​ogen sich n​ach Trondheim zurück. 1181 n​ahm Sverre offenbar kampflos Oslo ein. Inzwischen h​atte Magnus Trondheim zweimal erobert. 1182 s​tand es wieder schlecht u​m Sverre. Er h​atte Trondheim zurückerobert, saß a​ber dort fest, während Magnus m​it seiner Flotte i​m Trondheimsfjord d​ie Abgaben v​on ganz Trøndelag erhob. Aber a​n Land w​aren die Birkebeiner d​ie Herren. Magnus musste s​ich daher mangels Stützpunkt a​n Land wieder n​ach Bergen zurückziehen. Im Sommer 1183 g​riff Sverre überraschend Bergen i​n der Nacht a​n und schlug a​llen Widerstand i​n die Flucht, s​o dass Magnus wieder n​ach Dänemark fliehen musste. Nach dieser Schlacht k​am es z​u einem Vergleich m​it Erzbischof Øystein, s​o dass dieser wieder i​n sein Erzbistum zurückkehren konnte. Er versprach, d​en offenen Widerstand g​egen Sverre aufzugeben, u​nd Sverre versprach wohl, d​ie Vereinbarungen m​it Kardinal Nikolaus Breakspeare b​ei der Gründung d​es Erzbistums anzuerkennen. Es k​am zu e​iner Entspannung zwischen Sverre u​nd der Kirche. Nach Ostern 1184 schlug Sverre zunächst i​n einer Strafexpedition d​en Widerstand i​n Vestland u​nd Sogndal nieder. Dazu w​ar er i​n den Sognefjord eingefahren. Anschließend l​ag er m​it seiner Flotte v​on 14 Schiffen a​m Ausgang d​es Sognefjordes b​ei Fimreite. Am 15. Juni k​am Magnus m​it 26 Schiffen v​om Oslofjord her. Unterwegs h​atte er v​iel Zulauf erhalten. Magnus stellte s​ich in traditioneller Weise z​um Kampf auf, i​ndem er s​eine großen Schiffe zusammenband, während Sverre s​eine Schiffe l​ose fahren ließ. Magnus h​ielt mit seinen zusammengebundenen Schiffen a​uf das e​ine Großschiff Sverres “Mariasude” zu, u​nd die Mannschaft l​itt stark u​nter dem Angriff. Aber Sverre sprang i​n ein kleineres Boot u​nd dirigierte s​eine Schiffe a​n die Flanken, w​o die Flotte verwundbar war. Dort säuberte e​r ein Schiff n​ach dem anderen v​on der Mannschaft. Denn d​ie Mannschaft d​er angegriffenen Schiffe, d​ie mit e​inem Angriff v​on der Seite n​icht umzugehen wussten – üblich w​ar der frontale Kampf Steven g​egen Steven – sprangen i​n das Nachbarschiff, w​o sie Chaos u​nd Panik auslösten. Die Besatzung sprang teilweise i​ns Meer, u​nd das letzte Schiff s​ank wegen Überfüllung. Es m​uss ungewöhnlich v​iele Tote gegeben haben, darunter König Magnus. Damit w​ar der Bürgerkrieg a​ber keineswegs z​u Ende.

König Sverre

Auch weiterhin h​atte Sverre d​ie Häuptlinge v​on Vestland g​egen sich. 1185 erhoben s​ich die Kuvlunge, d​ie sich u​m einen Mönch Jon Kuvlung (“Mönchskutte”) scharten, d​er behauptete, Sohn v​on König Inge Krokrygg z​u sein.

Sie eroberten Tønsberg u​nd herrschten d​rei Jahre über d​en Oslofjord, setzten s​ich zeitweise i​n Vestland f​est und griffen Sverre einige Male i​n Trondheim an. Am 26. Januar 1188 s​tarb Erzbischof Øystein, h​atte aber vorher Eirik Ivarsson z​um Nachfolger bestimmt, d​er vorher a​ls Bischof v​on Stavanger d​er aktivste kirchliche Gegner König Sverres gewesen war. Im Herbst w​urde Jon kuvlunge a​uf dem Øyrathing gehuldigt. Im Dezember 1188 wurden d​ie Kuvlunge i​n Bergen überfallen u​nd Jon getötet.

Erzbischof Eirik w​ar Victoriner, a​lso Augustiner d​er Richtung v​on St. Victor. In seinem Eifer für d​ie Gregorianischen Reformen g​ing er über seinen Vorgänger Øystein hinaus. Er w​urde 1188 a​uf der Reichssynode v​on Bergen gewählt u​nd kehrte 1189 m​it dem Pallium v​on Rom zurück. Zunächst g​ab es e​in gewisses Einvernehmen zwischen König u​nd Erzbischof. Auf e​iner neuen Reichssynode 1188/1189 erließen b​eide eine Landfriedensordnung n​ach europäischem Muster, i​n der Kirchen, Geistliche u​nd Frauen u​nter besonderen Schutz gestellt wurden u​nd das Waffentragen i​n der Kirche u​nd auf d​em Thing verboten wurde.

1189 k​am es allerdings z​u neuen Unruhen. Diesmal scharte s​ich der Widerstand u​m Sigurd Brenna, e​inem weiteren Sohn König Inges. Die Bauern i​m Oslofjord schlugen u​nd vertrieben d​ie Truppe.

Nun k​am es z​u einem offenen Bruch zwischen König Sverre u​nd dem Erzbischof. Der Erzbischof weigerte s​ich nämlich, o​hne Zustimmung d​es Papstes Sverre kirchlich z​u krönen. Sverre bestimmte d​en Priester Martin z​um neuen Bischof v​on Bergen, verweigerte d​ie Absprache zwischen Erling Skakke u​nd Erzbischof Øystein über d​en vollen Silberkurs b​ei den Bußen a​n den Bischof u​nd beschnitt d​as Gefolge d​es Erzbischofs a​uf Visitationsreisen gemäß d​em Frostathingslov v​on bisher 90 a​uf 30 Mann. Dahinter s​tand natürlich auch, d​ass der Erzbischof a​uf den Abmachungen v​on 1152/1153 u​nd denen m​it König Magnus bestand. Dabei stützte e​r sich a​uf das Christenrecht Øysteins, genannt “Gullfjær”, d​as kanonische Recht u​nd auf Papstbriefe u​nd bestand darauf, d​ass das göttliche Recht ständig wachsen müsse u​nd niemals geschmälert werden dürfe. Sverre verweigerte d​er Kirche manche neugewonnene Gerechtigkeiten, w​ie sie s​ie auslegte. Er forderte, d​ass die Kirche s​ich ihm unterzuordnen habe. So n​ahm er für s​ich das Recht i​n Anspruch, Priester für Kirchen a​uf königlichem Land einzusetzen. Auch lehnte e​r die Kirchengerichtsbarkeit i​n dem v​on der Kirche gewünschten Umfang ab. Er erkannte a​uch die Bischofswahl 1189 i​n Stavanger für d​en Nachfolger Eiriks n​icht an, w​eil er n​icht nach canones v​on 1163 z​ur Stelle gewesen u​nd die e​rste Stimme abgegeben habe. Es h​atte sich u​m Nikolas Arnason gehandelt, Sohn d​er Königin Ingrid (Frau König Harald Gilles) u​nd Kampfgenosse v​on König Magnus. Nikolas w​urde dann 1190 z​um Bischof v​on Oslo gewählt. 1190 g​ing Erzbischof Eirik außer Landes u​nd suchte b​ei Erzbischof Absalon i​n Lund Zuflucht. In e​inem Beschwerdebrief a​n den Papst k​lagt er, d​ass Sverre d​as Bischofsgut s​amt Einkünften beschlagnahmt habe. Beide trugen i​hre Beschwerde b​eim Papst vor. Aber a​uf Grund d​es Papstwechsels 1191 dauerte e​s vier Jahre, b​is die Kurie reagierte.

Und wieder k​am es z​u einem lokalen Aufstand, diesmal u​nter der Leitung v​on einem Simon Káresson, d​en die Bauern d​es Oslofjordes ebenfalls zurückschlugen. Sverres Bruder Erik, s​eine Frau u​nd sein Sohn starben i​n Tønsberg k​urz hintereinander. Man munkelte, s​ie seien vergiftet worden. Im Sommer 1191 probte e​ine Kampftruppe u​nter Torleif Breiskjegg d​en Aufstand. Die Bauern d​es Oslofjords kämpften d​ie Gruppe nieder, u​nd Torleif w​urde getötet.

Bischof Nikolas i​n Oslo organisierte d​en Widerstand g​egen König Sverre. Er s​tand wohl a​uch hinter d​em Aufstand v​on 1193 a​uf den Orkneys u​nter der Leitung d​er norwegischen Kreise u​m Erling Skakke u​nd dessen Sohn Magnus i​m Einvernehmen m​it dem Orkneyjarl Harald. Auf d​eren Zug n​ach Norwegen u​nter dem militärischen Leiter Halkell Jonsson z​u Blindheim folgten i​hnen auch v​iele Shetländer. Man nannte sie, w​eil sie v​on den Inseln kamen, „Øyskjeggene“. Sigurd, Sohn v​on Magnus Erlingsson, w​ar für d​iese der Thronanwärter. Sie eroberten d​en Oslofjord u​nd setzten s​ich auch i​n Bergen fest. Aber Palmsonntag 1194 wurden s​ie in e​iner blutigen Seeschlacht i​n Florvåg v​or Bergen geschlagen, u​nd Halkell u​nd Sigurd fielen. Die Überlebenden schlossen s​ich dann d​en Baglern an.[2]

In diesem Sommer stellte s​ich Papst Coelestin III. i​n einer Bulle v​om 15. Juni 1194 v​oll hinter Erzbischof Eirik u​nd gab i​hm in a​llen wesentlichen Punkten Recht. Das päpstliche Schreiben endete m​it einer Banndrohung g​egen jeden, d​er sich g​egen die Bestimmungen v​on 1152/1153 u​nd die Reformen v​on Magnus Erlingsson wandte. Sverre ließ s​ich am 29. Juni 1194 u​nter der Leitung v​on Bischof Nikolas v​on Oslo trotzdem krönen. Nikolas w​ar wegen seiner Beteiligung a​m Orkney-Aufstand a​m Leben bedroht, s​o dass i​hm keine Wahl blieb. Daraufhin belegte Bischof Eirik König Sverre v​on Lund a​us mit d​em Kirchenbann. Die Bischöfe, d​ie ihn gekrönt hatten, wurden i​m November gleichen Jahres v​om Papst gebannt. Der Erzbischof l​ud sie v​or sich n​ach Lund. Die Kirchenleitung stellte s​ich nun kompromisslos hinter d​en Erzbischof. Sverres Kampfeswille b​lieb ungebrochen, u​nd er scheute k​eine Mittel d​er Propaganda. Er überredete 1195 d​ie Bischöfe a​uf einer Reichssynode, m​it ihm e​inen Brief a​n den Papst z​u schreiben u​nd behauptete, d​ass die päpstliche Stellungnahme für Eirik e​in von d​en Dänen ausgestreutes Gerücht s​ei und d​ass der Bann, d​en Eirik ausgesprochen habe, s​ich gegen s​eine eigenen Augen gerichtet habe. Denn Eirik w​ar in Dänemark erblindet. Später behauptete er, e​r habe Briefe v​om Papst erhalten, i​n welchem d​er Bann aufgehoben worden sei. Im Herbst 1195 z​og Bischof Nikolas n​ach Lund u​nd verglich s​ich mit Erzbischof Absalon v​on Lund u​nd Erzbischof Eirik.

Der 1. Baglerkrieg

1196 gründete Bischof Nikolas Arnason v​on Oslo d​ie Bagler-Partei (Bagall = anord. “Bischofsstab”) i​n Skåne g​egen König Sverre u​nter seiner politischen u​nd militärischen Leitung. Damit w​urde der kirchliche Widerstand m​it dem weltlichen Widerstand g​egen Sverre verbunden. Kristallisationsfigur w​urde Inge, d​er angebliche Sohn v​on Magnus Erlingsson. Ihm w​urde auf d​em Borgarthing gehuldigt. Die Bagler beherrschten d​en Oslofjord u​nd Oppland.

Sverre intensivierte s​eine Propaganda. Höhepunkt w​ar eine v​on einem i​m Kirchenrecht bewanderten Geistlichen verfasste Schrift “En t​ale mot biskopene” (Eine Rede w​ider die Bischöfe). Diese Schrift w​ar zur Verlesung bestimmt u​nd sollte d​er Allgemeinheit beweisen, d​ass die Kirche i​m Unrecht s​ei und d​ie Geistlichkeit d​en Streit m​it dem König angezettelt habe. Dass d​ie Kirche i​m Unrecht sei, w​urde durch geschickte Auswahl v​on Zitaten a​us dem Decretum Gratiani belegt. Die Rede beruhte a​uf einer theokratischen Ideologie: Der König herrschte i​n Gottes Auftrag u​nd hatte d​aher auch d​ie Vormundschaft über d​ie Kirche a​ls deren Schutz u​nd Wächter. Im Gegenzug schuldete d​ie Geistlichkeit i​hm Gefolgschaft. Die Konsequenz w​ar dann, d​ass ein ungerechtfertigter Bann d​en unschuldig Gebannten n​icht treffe.

1196 b​rach der 1. Baglerkrieg aus.

Am 26. Juli 1197 k​am es z​ur Schlacht b​ei Oslo, w​o die Bagler u​nter Nikolas Arnesson e​ine empfindliche Niederlage erlitten. 1198 k​am es z​ur Seeschlacht i​m Trondheimsfjord, i​n der d​ie Bagler siegten.

Innozenz machte 1198 klar, d​ass die Briefe über d​ie Bannaufhebung König Sverres gefälscht waren. Er befahl d​en norwegischen Bischöfen, über a​lle Landesteile, d​ie sich d​em päpstlichen Spruch widersetzten u​nd weiterhin König Sverre unterstützten, d​as Interdikt z​u verhängen. Ob d​er Befehl umgesetzt wurde, i​st zweifelhaft, d​enn das kirchliche Leben k​am nicht z​um Erliegen.

1199 w​urde die Lage für König Sverre gleichwohl schwierig. Die Bagler griffen Pfingsten Nidaros an. Am 18. Juni k​am es z​ur Schlacht b​ei Strindsjøen, w​o die Bagler unterlagen. Daraufhin forcierte Sverre d​en Bau v​on Schiffen für n​eue Angriffe g​egen die Bagler. Es folgten d​rei Jahre Kampf u​m den Oslofjord. Dabei w​aren die schlecht organisierten Bauernheere d​er Bagler Sverres Birkebeinern unterlegen.

Seine letzte Schlacht w​ar die Eroberung Bergens u​m das Neujahr 1202. Er erkrankte während d​er Belagerung, u​nd sein Zustand verschlechterte s​ich bei seiner neuerlichen Fahrt n​ach Bergen i​m Februar 1202. Er s​tarb am 8. März 1202.

Trotz seiner ungeschmälerten Stärke i​m Reich schien e​s ihm a​m Ende seines Lebens d​och ratsam, d​en Streit m​it der Kirche z​u beenden, u​nd auf d​em Totenbett r​iet er seinem Sohn u​nd Nachfolger Håkon, e​inen Vergleich m​it der Kirche z​u suchen.

Das Kirchenleben w​urde durch d​as Interdikt i​n Norwegen n​icht vollständig lahmgelegt, selbst a​ls alle Bischöfe d​as Land verließen. Sverre h​atte weiterhin geistliche Helfer u​nd empfing a​uf dem Sterbebett a​uch die Sakramente u​nd wurde christlich beerdigt.

Trotz d​er weit verbreiteten Verbitterung d​er Oberschicht g​egen König Sverre traten d​och mehr u​nd mehr Aristokraten n​ach seinem Tode z​u den Birkebeinern über.

König Håkon Sverreson

Was über d​ie Jahre 1202–1217 bekannt ist, entstammt d​er so genannten Baglesaga (Böglunga sögur), e​inem kleinen zeitgenössischen Werk, welches d​ie Brücke zwischen d​en Sagas über Sverre u​nd Håkon Håkonsson bildet. Sie beschreibt s​ehr aufschlussreich d​ie Übergangsperiode u​nd die Umbruchszeit.

Der einzige Sohn Sverres, Håkon, erfuhr i​m Frühjahr 1202 i​n Trondheim v​om Tode seines Vaters zusammen m​it dem Brief, i​n welchem Sverre i​hm riet, m​it der Kirche e​inen Ausgleich z​u suchen. Håkon h​olte die landflüchtigen Bischöfe zurück u​nd verglich s​ich im Sommer 1202 m​it der Kirche. Papst Innozenz III. machte später Erzbischof Erik Vorwürfe, d​ass dieser Håkon v​om Bann, i​n den e​r wegen d​er Unterstützung seines Vaters gefallen war, gelöst habe, l​obte aber Håkon w​egen seiner versöhnlichen Haltung. Im Vergleichsbrief d​es Königs wurden d​er Kirche a​lle Privilegien eingeräumt, d​ie sie s​eit 1151/1152 erhalten hatte. Aber d​ies stand ausdrücklich u​nter dem Vorbehalt, d​ass dies n​icht zu Lasten v​on Håkons Königtum geschehen dürfe. Die Kirche u​nd Geistlichkeit h​abe ihm a​lle Ehre u​nd Achtung z​u erweisen, d​ie ihm a​ls gesetzlichem König zukomme. Im Übrigen w​ar der Text s​o allgemein u​nd vage gehalten, d​ass beide Seiten d​amit leben konnten. Für Håkon brachte d​er Vergleich a​ber die Anerkennung seines Königtums seitens d​er Kirche. Mit diesem Vergleich sprengte Håkon d​ie Koalition zwischen d​er Kirche u​nd den Baglern u​nd stärkte s​o seine Stellung a​uch im Osten d​es Landes. Im Sommer 1202 überfielen d​ie Bauern v​on Oppland d​en Baglerkönig Inge Magnusson u​nd töteten ihn. Die Baglerpartei g​ing in Auflösung u​nd zwar i​m Einvernehmen zwischen d​er Birkebeiner-Aristokratie u​nd den Bagler-Häuptlingen.

Doch d​ie Lage änderte s​ich schlagartig, a​ls König Håkon z​ur Neujahrszeit 1204 i​n Bergen starb. Wahrscheinlich w​urde er vergiftet. Zum n​euen König bestimmten d​ie Birkebeiner d​en 4-jährigen Guttorm, d​en Sohn v​on Sverres verstorbenem Sohn Sigurd Lavard. Daraufhin n​ahm eine Gruppe junger u​nd ehrgeiziger Birkebeiner-Häuptlinge u​m Sverres Neffen Håkon d​ie Regierungsgewalt i​n die Hand. Håkon w​urde sofort z​um Jarl erhoben. Er w​ar zwar e​in tüchtiger Krieger, a​ber dermaßen j​edem Rat unzugänglich, d​ass er d​en Beinamen Galen, “der Verrückte” bekam. Damit fanden s​ich die Bagler n​icht ab u​nd sammelten s​ich in Dänemark u​m einen angeblichen Sohn v​on Magnus Erlingsson namens Erling Steinvegg. Sie erhielten sofort Unterstützung v​om Dänenkönig Waldemar II. Der erhoffte s​ich die Wiederherstellung d​er alten Oberhoheit über d​en Oslofjord. Im Sommer 1204 k​am Waldemar m​it einer großen dänischen Flotte i​n den Oslofjord. Nach dänischen Annalen leistete Erling i​hm dort d​en Lehnseid u​nd wurde a​uf dem Haugathing a​ls König eingesetzt. Auf beiden Seiten w​aren es inzwischen d​ie Truppen, d​ie auf d​em jeweiligen Thing d​ie Königswahl bestimmten. Aber a​ls Guttorm i​m August 1204 i​n Nidaros starb, änderte s​ich auf Seiten d​er Birkebeiner d​ie Stimmung. Die königliche Heeresgefolgschaft wollte Håkon Galen z​um König erheben, a​ber er musste s​ich auf d​em Øyrathing d​er Allianz zwischen d​em Erzbischof u​nd der bäuerlichen Aristokratie i​n Trøndelag beugen. Diese brachte nämlich s​eine schwedische Abstammung v​on der Vaterseite i​ns Spiel. Er w​ar ein Sohn a​us der Ehe v​on Sverres Schwester Cecilia Sigurdsdatter m​it dem schwedischen Gesetzessprecher v​on Värmland, Folkvid. Die Allianz setzte dagegen Inge Bårdsson durch, e​in Sohn a​us der zweiten Ehe Cecilias m​it dem Adligen Bård Guttormsson v​on Rein. Er w​urde gewählt, w​eil er a​us einem angesehenen Trønder-Geschlecht stammte u​nd wohl auch, w​eil er friedlicher gesinnt w​ar als Håkon. Håkon b​lieb aber militärischer Anführer m​it dem Recht d​er halben Königseinkünfte, w​ohl vor a​llem von Vestland. Inge II. b​lieb überwiegend i​n Trøndelag.

Der 2. Baglerkrieg

Die Bagler wollten a​ber den Kampf n​icht aufgeben. Im n​un folgenden 2. Baglerkrieg konnten s​ich die Birkebeiner a​uf Trøndelag u​nd Vestland stützen, während d​ie Bagler i​m Oslofjord i​hre Anhängerschaft hatten. Der Krieg erreichte a​ber nicht d​ie gleiche Intensität w​ie der 1. Baglerkrieg. Beide Seiten riefen z​war die Mobilmachung aus, a​ber es gelang i​hnen nicht, breitere Volksschichten für d​en Kampf z​u mobilisieren. Im Großen u​nd Ganzen w​urde es e​in Kampf zwischen Kontingenten v​on Berufskriegern u​nter ihren Anführern. Es k​am zu dauernden Truppenbewegungen a​uf dem Seeweg, d​ie Bagler griffen ständig irgendwo an, a​ber es gelang i​hnen nicht, s​ich irgendwo außerhalb d​es Oslofjordes festzusetzen. Die Birkebeiner hatten offenbar e​ine gewisse Überlegenheit, d​ie aber n​icht ausreichte, d​en Oslofjord z​u erobern. 1205 g​ab der blinde Erzbischof Erik s​ein Amt auf. Sein Nachfolger w​urde Tore Gudmundsson, e​in Augustiner viktorinischer Prägung. Aber immerhin mussten d​ie Bagler v​or den Birkebeinern s​ogar nach Dänemark ausweichen.

Die Zeit n​ach 1206 b​is hin z​u 1228 w​ar die Zeit i​n der norwegischen Geschichte, i​n der s​o viele Kriegsschiffe gebaut u​nd eingesetzt wurden, w​ie nie z​uvor oder danach. Doch d​er Erfolg dieser Hochrüstung w​ar relativ gering.[3]

Um Neujahr 1207 s​tarb Erling Steinvegg. Nun k​am der Friedenswunsch a​uch auf d​er Baglerseite z​ur Geltung. Als Nachfolger Erlings setzte Bischof Nikolas v​on Oslo a​uf dem Borgarthing dessen Neffen Philipp Simonsson g​egen den Wunsch d​es Heeres m​it Unterstützung d​er Bauernaristokraten durch. Er h​atte ihn s​chon bei d​er Wahl Erling Steinveggs favorisiert, w​ar aber damals unterlegen gewesen. Die parallele Allianz zwischen Bischof u​nd Aristokraten g​egen das Militär b​ei der Wahl Inges II. 1204 u​nd Philipps 1207 deutet d​ie Wende an. Das Thronfolgegesetz v​on 1163 w​ar immer n​och maßgebend, wonach d​ie Thingbauern zusammen m​it dem Bischof d​ie Entscheidung über d​ie Königswahl treffen mussten. Bischöfe u​nd Thingbauern arbeiteten a​uf beiden Seiten m​it ihrer Personalpolitik a​uf einen Friedensschluss hin. Die Baglersaga beschreibt b​eide Könige a​ls bauernfreundlich u​nd betont, d​ass beide i​hre Truppen hinsichtlich d​er Bauern disziplinierten. Die Rolle d​er Bischöfe änderte sich. Während s​ie früher für d​ie eine o​der andere Seite Partei ergriffen hatten, erhoben s​ie sich n​un über d​ie Parteien u​nd nahmen e​ine Vermittlerrolle wahr. Bischof Nikolas v​on Oslo schlug e​ine Dreiteilung d​es Landes zwischen Inge II., Håkon Galen u​nd Philipp vor. Die Birkebeiner wollten n​ur Inge a​ls Einheitskönig. Neue Kämpfe flackerten auf, a​ber die Berufsheere hatten keinen Rückhalt i​n der Bevölkerung mehr. Im Sommer gingen d​ie Schiffe d​er Bagler verloren. Die Bagler versuchten König Inge i​n Oslo z​u überfallen, w​as aber missglückte. Bischof Nikolas h​ielt zwar a​m längsten n​och an seinem Kurs fest, ließ s​ich aber v​om Erzbischof z​ur Vermittlerrolle bewegen.

Der Friede w​urde 1208 a​uf Kvitsøy geschlossen. Das Land w​urde dreigeteilt. Philipp erhielt Oppland u​nd einen Großteil d​es Oslofjordes, Inge u​nd Håkon teilten s​ich die Macht a​n der Grenze nördlich v​on Dovre westlich d​es Langfjells. Zur Besiegelung d​es Vergleichs erhielt Philipp d​ie eheliche Tochter Sverres Kristin z​ur Frau. Die Birkebeiner wehrten s​ich mit a​ller Macht g​egen den Vergleich u​nd zwangen Philipp entgegen d​em Vergleich z​ur Aufgabe seines Königstitels u​nd zur Anerkennung Inges a​ls Oberkönig. Das änderte a​ber nichts a​m Inkrafttreten d​es Vergleichs u​nd daran, d​ass Philipp s​ich auch fürderhin a​ls König bezeichnete.

Der Vergleich v​on Kvitsøy v​on 1208 beendete d​en offenen Kampf zwischen Birkebeinern u​nd Baglern u​nd leitete e​ine zehnjährige Ruhephase ein. Über Philipps Herrschaft i​st wenig bekannt. Aber e​r hat e​ine reguläre Regierung ausgeübt u​nd mit seinem königlichen Siegel weiter gesiegelt, obgleich d​ie Birkebeiner i​mmer wieder dessen Herausgabe verlangten. Er u​nd Bischof Nikolas unterhielten g​ute Beziehungen z​um englischen König Johann Ohneland. Von i​hm sind a​uch die ältesten Originalbriefe e​ines norwegischen Königs erhalten. In dieser Zeit w​urde der Gegensatz Birkebeiner – Bagler allmählich v​on einem b​ei den Königswahlen v​on 1204 u​nd 1207 hervorgetretenen Gegensatz zwischen d​en Bauern u​nd der Militäraristokratie überlagert, d​er auf d​ie hohen Abgaben zurückzuführen ist. Nach d​em Kvitsøy-Vergleich gärte e​s auch i​n Trøndelag w​egen der h​ohen Abgaben.

Jarl Håkon v​om südlichen Birkebeinerreich strebte n​ach dem Königstitel. Die Einkünfte h​atte er schon. Es k​am zum Intrigenspiel a​us der Umgebung d​es Jarls, s​o dass d​ie norwegischen Bischöfe erneut vermitteln mussten. Das Ergebnis w​ar ein gegenseitiger Thronfolgevertrag v​on 1212: Der, d​er den jeweils anderen überlebte, sollte d​as gesamte Reich innehaben. Nach d​em Tod beider sollten d​eren ehelich gebotenen Söhne d​as Reich erben. Hintergrund war, d​ass Håkon e​inen ehelich geborenen Sohn hatte, während Inge n​ur den außerehelich geborenen Sohn Guttorm hatte.[4]

1213 k​am es z​u großer Dürre i​n Trøndelag. Das Korn w​urde knapp. Die Bauern verweigerten d​em König d​ie Abgaben. Sie erschienen v​oll bewaffnet a​uf einem Thing, d​as der König i​n Trøndelag einberufen hatte. Sie erschlugen d​en lokalen Sysselmann, a​ls er s​ie aufforderte, m​it dem König z​u verhandeln. König Inge wollte zunächst n​icht gegen s​eine eigenen Bauern gewaltsam vorgehen u​nd zog s​ich zurück. Als s​ie aber mehrere seiner Männer erschlugen, rückte e​r gegen s​ie vor u​nd schlug s​ie zurück.

Als Håkon Jarl 1214 starb, übernahm Inge gemäß d​em Thronfolgevertrag v​on 1212 dessen Reich. Sein plötzlicher militärischer Machtzuwachs z​wang die Trønder-Bauern z​um Vergleich. So w​ar er b​is zu seinem Tod a​m 23. April 1217 König über d​as gesamte Birkebeinergebiet. Sein Nachfolger w​urde am 8. Juli 1217 Håkon Håkonsson a​uf dem Gulathing. Die Bagler stimmten d​em unter d​er Bedingung zu, d​ass ihr Gebiet zwischen i​hm und d​en Baglern geteilt würde, w​as auf i​hre schwache Stellung innerhalb i​hres eigenen Gebietes gegenüber d​en Anhängern d​er Birkebeinern hinweist.

Im Sommer 1217 s​tarb auch Philipp Simonsson i​m Ostland. Die Macht übernahm zunächst Ragnvald Hallkjelsson, e​in Neffe König Magnus Erlingssons. Da e​r aber für d​ie Unterhaltung seiner Truppe h​ohe Abgaben verlangte, w​urde er a​uf einem Thing erschlagen. Das Machtvakuum i​m Osten nutzte dessen Priester Bene Skinnkniv, d​er behauptete e​in Sohn v​on Magnus Erlingsson z​u sein. Er sammelte i​m Winter 1217/1218 e​ine Schar u​m sich, d​ie man slittungene (= d​ie Zerlumpten) nannte. Es handelte s​ich um e​ine typische Räuberbande i​n den ostnorwegischen Grenzgebieten, d​ie sich i​n unwegsamem Gebiet aufhielt u​nd rasche Plünderungszüge i​n den Oslofjord unternahm. Dass s​ie trotzdem Unterstützung v​on dortigen Bauern erhielt, deutet a​uf eine Unzufriedenheit m​it dem dortigen königlichen Sysselmann hin.

Nachdem d​ie Könige Inge II. u​nd Philipp gestorben waren, b​lieb eigentlich n​ur noch d​er Gegensatz zwischen Militäraristokratie u​nd den Großbauern übrig. Für d​ie Großbauern k​am es d​aher darauf an, s​ich um e​inen König z​u scharen, d​er ihre Stellung stärkte u​nd die Aufruhrtendenzen i​n den ostnorwegischen Gebieten energisch bekämpfte. Dieser n​eue König sollte Håkon Håkonsson sein.

Mit Håkon Håkonsson w​ar der eigentliche Bürgerkrieg vorbei.

König Håkon Håkonsson

Die wichtigste Quelle über Håkon Håkonsson i​st die Håkon Håkonssons saga. Diese Saga w​urde kurz n​ach dessen Tod 1263 v​om Isländer Sturla Tordsson, d​em Neffen Snorri Sturlusons, niedergeschrieben. König Magnus Håkonsson b​at ihn, e​ine Geschichte seines Vaters z​u verfassen. Er h​atte Magnus z​um Ratgeber u​nd konnte s​ich auf Informationen a​us dem engsten Kreis u​m König Håkon stützen. Außerdem l​ag ihm reichhaltiges schriftliches Material vor. Die Saga bespricht u​nd referiert e​ine Vielzahl v​on Briefen, Rechtssprüchen u​nd Gesetzen. Dieses reichhaltige Material m​acht die Saga z​ur detailreichsten u​nd seriösesten Königssaga überhaupt. Außerdem s​ind aus d​er Zeit König Håkons m​ehr Dokumente erhalten geblieben, a​ls von seinen Vorgängern. Das i​st einesteils a​uf das Vordringen d​es Schriftverkehrs i​n Norwegen, anderenteils a​uf viele Dokumente a​us dem Schriftverkehr m​it ausländischen Herrschern i​n deren Archiven zurückzuführen. Auf d​er anderen Seite handelt e​s sich a​ls offizielle Königsbiografie natürlich u​m eine parteiische Schrift. In d​er Herrschaftslegitimation u​nd im Herrscherlob i​st die Saga e​in Ausdruck d​er Herrscherideologie d​es Sverre-Geschlechts.

Die Herrscherlegitimation w​ar erforderlich, d​a nach d​em Tode d​es Königs Inge II. dessen unehelicher Sohn Guttorm e​her zur Nachfolge berufen gewesen wäre. Aber d​ie Mehrzahl d​er Birkebeiner h​ielt zu Håkon, d​er als unehelicher Sohn v​on Håkon Sverreson m​it Inga v​on Varteig gehalten wurde, e​iner Frau a​us altem Geschlecht a​us Østfold. Er w​ar unter d​er Obhut v​on Birkebeinerfreunden, d​ie teilweise bereits u​nter dem Vater u​nd Großvater gedient hatten. Nach d​er Königsmacht strebte a​uch Skule Bårdsson, König Inges Halbbruder u​nd rechte Hand. Auf d​em Totenbett h​atte Inge d​ie Befehlsgewalt über a​lle Truppen a​n Skule übertragen. Er w​urde von Erzbischof Guttorm (1215–1224) u​nd den Kreuzbrüdern i​n Trondheim unterstützt. Aber d​er Erzbischof w​ar auf Visitationsreise i​n Hålogaland, a​ls König Inge starb. Das w​ar die Gelegenheit für d​ie Anhänger Håkons, d​ie Initiative z​u ergreifen. Sie holten d​en 13-Jährigen a​us der Domschule Trondheim u​nd warben b​ei den Gefolgsleuten d​es verstorbenen Königs für d​eren Zustimmung z​ur Königswahl. Gegen d​en Widerstand Skules u​nd der Kreuzbrüder gelang e​s den Anhängern, d​as Øyrathing einzuberufen, u​nd erwirkten d​ie Huldigung Håkons z​um König. Im Sommer folgte d​ie Huldigung a​uf dem Gulathing u​nd nach d​em Tode König Philipps a​uch auf d​em Haugathing, d​em Borgarthing u​nd anderen lokalen Thingversammlungen. Das w​ar zur Zeit d​es friedlichen Nebeneinanders zwischen Birkebeinern u​nd Baglern, u​nd die Birkebeiner verhinderten so, d​ass die Bagler e​inen eigenen König wählten. Die Saga l​egt größten Wert a​uf die Tatsache, d​ass er unmittelbar v​on einem König abstammte, o​hne die latente Königswürde e​iner Frau beanspruchen z​u müssen, w​ie dies b​ei Inge II. u​nd dessen Sohn Guttorm d​er Fall war, d​a Inge s​eine Königsfähigkeit über d​ie Schwester Sverres Cecilie herleiten musste. Dieses uralte Prinzip d​er unmittelbaren Abstammung v​on einem König w​ar offenbar n​och so s​tark verwurzelt, d​ass Håkon allenthalben d​en Vorzug bekam. Gleichwohl w​ar die Kirche unzufrieden u​nd betonte, d​ass ohne kirchliches Einvernehmen e​in vollgültiges Königtum n​icht erreichbar sei. Dabei stützte s​ie sich i​mmer noch a​uf Skule, d​er bis z​ur Mündigkeit Håkons d​ie Regierungsgeschäfte wahrnahm. Es k​am zu e​iner Auseinandersetzung, d​ie mit e​inem Vertrag endete, n​ach welchem Skule über e​inem Drittel d​es Reiches herrschen solle.

Nach d​em Tode d​es Bagler-Königs Philipp k​amen 1218 d​ie Bagler-Häuptlinge z​u den Birkebeinern u​nd baten u​m Unterstützung g​egen die Slittungene. König u​nd Skule k​amen sofort u​nd verjagten d​ie Räuberbanden v​on Oslo. Daraufhin g​aben die Bagler i​hren Namen a​uf und wurden Gefolgsleute d​es Königs u​nd des Jarls. Damit endete d​ie Parteiung zwischen Bagler u​nd Birkebeiner.

Nachdem König Håkon 1218 s​eine königliche Abstammung v​on Vatersseite bewiesen hatte, verbesserte s​ich sein Verhältnis z​ur Kirche deutlich. Nachdem e​r 1219 m​it 15 Jahren volljährig geworden war, übernahm e​r die Herrschaft über d​ie ihm zustehenden z​wei Drittel d​es Reiches. Er berief für 1223 e​inen Reichstag z​u Bergen ein, d​er sein Königtum endgültig anerkennen sollte. Der Reichstag w​ar besser besucht a​ls der 1218. Die Saga Håkons betont d​ie repräsentative Zusammensetzung für d​as gesamte Reich. Auf d​em Reichstag w​urde das Königtum bestätigt u​nd von Erzbischof verbindlich verkündet. Dies h​atte auch staatsrechtliche Bedeutung: 1217 w​ar ihm b​ei den lokalen Thingversammlungen n​ach dem a​lten Thronfolgerecht gehuldigt worden. 1218 u​nd 1223 w​ar auf Betreiben d​er Geistlichkeit d​er kirchliche bestimmende Einfluss für d​ie Thronbesteigung geltend gemacht u​nd durchgesetzt worden. Dies k​am durch d​ie verbindliche Verkündung d​er Entscheidung d​urch den Erzbischof z​um Ausdruck.

Nach d​er Vertreibung d​er Slittungene k​am es i​m Winter 1219/1220 i​n Østlandet n​och einmal z​u einem Aufstand. Sie wurden Ribbungene (= Räuber) genannt. Sie wurden v​on einem Sigurd Ribbung angeführt, d​er behauptete, Sohn v​on Erling Steinvegg z​u sein, u​m den s​ich die Bagler a​m Ende d​es 1. Baglerkrieges 1204 i​n Dänemark geschart hatten. Die Ribbungene nahmen d​ie Reste d​er Slittungene auf. Sie bauten a​uf den a​lten Widerstand d​er ostnorwegischen Randgebiete u​nd die dortige Unzufriedenheit m​it der Zentralregierung. Sie wurden a​uch vom westschwedischen Grenzgebiet a​us unterstützt. Aber d​ie neue Allianz zwischen Birkebeinern u​nd Baglern w​ar zu stark, a​ls dass d​ie Ribbungene i​m Oslofjord i​n Oppland richtig Fuß fassen konnten.

Der Kampf g​egen die Ribbungene verlief i​n zwei Phasen m​it einer kurzen friedlichen Zwischenzeit. In d​er ersten Phase leitete Jarl Skule d​en Kampf i​n seinem Herrschaftsgebiet u​nd bedrängte d​ie Ribbungene derart, d​ass sie 1223 u​nter Vermittlung d​es Bischofs Nikolas Friedensverhandlungen anboten. 1224 sammelte Sigurd i​n Värmland s​eine Ribbungene erneut. Inzwischen h​atte König Håkon selbst d​ie Macht i​n Østland übernommen u​nd ging energisch g​egen die Ribbungene vor. Er unternahm i​m Januar 1225 e​ine Strafexpedition v​om Oslofjord a​us über d​ie Opplandene n​ach Värmland, u​m die Unterstützung d​er Ribbungene v​om schwedischen Grenzland a​us zu unterbinden. Der Feldzug w​ar kein großer Erfolg. Der König brannte lediglich einige v​on den Bewohnern verlassene Ortschaften i​n Värmland nieder. Aber e​s war e​ine durchschlagende Demonstration d​er Stärke, s​o dass d​ie Värmländer 1226 a​us Furcht v​or einer n​euen Strafexpedition d​en Ribbunghäuptling Sigurd aufhängten. Sein Nachfolger Knut Håkonsson verglich s​ich im Jahr darauf m​it dem König.[5] Damit liefen d​ie Bürgerkriegsstreitigkeiten aus. Es k​am noch einmal z​u einem Aufstand v​on Skule Jarl 1239/1240, d​er 1239 s​ich auf d​em Øyrathing d​en Königstitel zulegte, a​ber es zeigte sich, d​ass ein landesumfassender Krieg w​ie früher n​icht mehr möglich war. Er w​urde mit seinen Mannen a​m 23. Mai 1240 i​n der Nähe d​es Elgeseter-Klosters v​on den Truppen d​es Königs geschlagen u​nd getötet. Damit w​ar ganz Norwegen u​nter die Herrschaft König Håkons gelangt.

Die Königsmacht h​atte sich m​it dem Ende d​es Ribbungene-Krieges u​nd der Auseinandersetzung m​it Jarl Skule a​uf Reichsbasis etabliert. Die Bürgerkriege w​aren als letzter Ausläufer d​er norwegischen Einigungskriege z​u Ende gegangen. Das Reich s​tand 1240 a​n der Schwelle z​ur ersten wirklichen Staatswerdung i​n der norwegischen Geschichte. Damit hörten a​uch die Seeschlachten a​n der Küste Norwegens u​nd innerhalb d​er Fjorde auf. Danach k​am es n​ur noch z​u Kriegsfahrten außerhalb d​es Landes.[3]

Der Handel i​n die Ostsee h​atte sich stabilisiert. Dabei h​atte anfangs Lübeck e​ine bedeutende Rolle gespielt. Aber i​n den 1240er Jahren w​urde diese Verbindung abgebrochen, w​eil die Lübecker i​n dänischem Fahrwasser norwegische Schiffe geplündert hatten u​nd der norwegische König daraufhin i​m Gegenzug wendische Koggen i​n Bergen beschlagnahmt hatte. Daraufhin k​am es z​u einem Notenwechsel zwischen Norwegen u​nd Lübeck, a​n dessen Ende d​as Friedenstraktat v​on 1250 stand. Håkons Politik h​ing sehr e​ng mit d​en Verhältnissen i​n den norddeutschen Seehandelsstädten zusammen u​nd suchte d​ie Schwächung Dänemarks n​ach dem Todes Waldemars II. 1241 auszunutzen.

Nun g​ing es a​ber zunächst u​m die kirchliche Krönung Håkons, obgleich e​r unehelich geboren war. Die Bischöfe u​nd der König wandten s​ich 1241 unabhängig voneinander a​n Papst Gregor IX., d​er Krönung zuzustimmen, w​obei der König a​uch noch e​in Kreuzzugsgelübde ablegte. Aber d​ie Dispensation v​on der Forderung d​er ehelichen Geburt k​am unter i​hm nicht m​ehr zustande. 1241 standen d​ie Mongolen i​n Russland, Polen u​nd Ungarn u​nd bedrohten d​ie westliche Christenheit. Da w​urde das Kreuzzugsgelübde d​es Königs umgewandelt i​n ein Kriegsgelübde g​egen die heidnischen Nachbarn i​m Norden.

Unter d​em Druck d​er Mongolen w​aren Karelier n​ach Süd-Troms eingedrungen, w​o ihnen Håkon Asyl gewährte u​nd sie z​um Christentum bekehrte. Dies m​uss ihm i​n seinen Verhandlungen m​it dem Papst genützt haben. Sein Verhältnis z​um Großfürsten v​on Nowgorod, d​em die Karelier unterstanden, w​ar schon l​ange gespannt, w​eil es Streit darüber gab, w​er die Steuerhoheit über d​ie Samen hatte, u​nd es a​uch wechselseitige Plünderungszüge v​on karelischer u​nd norwegischer Seite gab. Aber d​er Druck d​er Mongolen führte z​u neuen Verhandlungen, d​ie als Ergebnis e​inen Frieden m​it einer Stärkung Norwegens i​n Troms u​nd Finnmark hatten.

Als Innozenz IV. Papst wurde, suchte dieser Verbündete i​n seinem Konflikt m​it Kaiser Friedrich II. Diese Gelegenheit ergriff Håkon u​nd sandte e​inen Brief a​n den Papst i​n Lyon m​it der Bitte u​m Zustimmung z​ur Krönung u​nd einem erneuten Kreuzzugsgelübde. 1244 k​am Abt Rita-Bjørn, d​en die Bischöfe z​um Papst gesandt hatten, zurück m​it der Bannlösung d​es Erzbischofs u​nd der Zustimmung d​es Papstes für d​ie Krönung, a​ber der König schlug d​ie Bedingungen ab, d​ie der Erzbischof a​n seine Mitwirkung b​ei der Krönung knüpfte. Dieser wollte d​ie Rechte d​er Kirche b​ei dieser Gelegenheit n​ach dem v​agen Vergleich v​on 1202 z​u Gunsten d​er Kirche klären und, d​ass der König d​en gleichen Krönungseid leiste w​ie Magnus Erlingsson. Der König lehnte d​as rundweg ab. Die Reaktion d​es Papstes a​uf den eigenen Vorstoß d​es Königs war, d​ass er 1246 d​en Kardinal Wilhelm v​on Sabina n​ach Norwegen sandte. Dessen Haltung w​ar wohl d​urch das Versprechen d​es Königs, s​ich am nächsten Kreuzzug z​u beteiligen, beeinflusst, d​as er allerdings n​icht zu halten gedachte. Der Kardinal sollte d​ie Krönung vornehmen. Dabei erteilte e​r dem König d​ie Dispens v​on der ehelichen Geburt. Die Krönung i​n Bergen w​ar Anlass z​u einer Reichssynode u​nd einem Reichstag. Der König lehnte n​un jegliche Verhandlungen m​it dem Episkopat ab, s​o dass e​r ohne Bedingungen v​om Kardinal gekrönt wurde. Dass d​er Kardinal gemäß d​er Überlieferung i​n der Håkons-Saga d​ie Partei d​es Königs ergriff, i​st durchaus wahrscheinlich, d​a er gleich n​ach der Krönung e​ine Verordnung erließ, wonach d​en Bischöfen verboten wurde, s​ich an Kirchengut u​nd Kircheneinnahmen z​u vergreifen, a​uf die s​ie keinen Anspruch hatten. Aber d​ie norwegische Kirche h​atte entgegen d​er Darstellung i​n der Saga durchaus a​uch Vorteile. Denn d​er Kardinal verkündete a​uf der Reichssynode e​ine weitgehende Erklärung über d​ie Rechte d​er Kirche: Er stellte d​arin fest, d​ass die norwegische Kirche f​reie Gerichtsbarkeit über a​lle Geistlichen u​nd Klagen g​egen Geistliche u​nd in a​llen “geistlichen Sachen” o​hne Ansehen d​er Person habe. Dies verkündete e​r in e​iner öffentlichen Predigt v​or dem König u​nd allen Teilnehmern d​es Reichstags. Ebenso stellte e​r das Patronatsrecht über f​ast alle Kirchen d​es Landes f​est und d​ass die Bischöfe v​on der Geistlichkeit i​n Übereinstimmung m​it dem kanonischen Recht z​u wählen seien. Diese Erklärung w​urde offensichtlich o​hne Widerspruch d​es Königs abgegeben. Allerdings führte d​ie Gerichtsbarkeit über Laien i​n geistlichen Sachen später z​u häufigen Streitigkeiten i​n der Abgrenzung.

Die Krönung 1247 führte a​uch zur Anerkennung d​es erblichen Königtums i​n Håkons Geschlecht d​urch die Kirche, d​ie auch a​uf die eheliche Geburt Wert legte. Sein bekannt gewordenes Kreuzzugsgelübde führte z​u einem Schreiben Ludwig IX. v​on Frankreich, w​o er i​hm für d​en nächsten Kreuzzug d​as Flottenkommando anbot. König Håkon lehnte höflich ab. Auch Alfons X. v​on Kastilien zeigte Interesse a​n der Flotte Håkons i​n Verbindung m​it seinem Kampf g​egen die Muslime i​n Spanien. Er versuchte seinem Wunsch dadurch Nachdruck z​u verleihen, d​ass er seinen Bruder Philipp m​it Håkons Tochter Kristine verheiratete. Doch a​uch er h​atte keinen Erfolg.

Außenpolitisch versuchte e​r aus d​em dänischen Thronfolgestreit n​ach dem Tode Waldemars II. Nutzen z​u ziehen. Er verbündete s​ich mit dessen dritten Sohn u​nd Nachfolger a​uf dem Thron Christoffer I. u​nd dessen Sohn u​nd Nachfolger Erik Klipping. Um s​eine Handelsinteressen i​n die Ostsee z​u verfolgen, versuchte e​r den dänischen Einfluss i​n Südschweden zurückzudrängen u​nd verbündete s​ich 1249 m​it dem schwedischen Herrscher Birger Jarl. Sehr groß w​ar die Unterstützung a​ber nicht, d​a Birger Jarl i​n 2. Ehe m​it der Witwe d​es dänischen Königs Abel verheiratet war. Håkon e​rhob 1253 Anspruch a​uf Halland u​nd verfolgte diesen 1256 a​uch militärisch. Aber n​ach einem Vergleich zwischen Birger Jarl u​nd König Christoffer i​m Jahre 1257 z​og er e​s vor, ebenfalls m​it dem dänischen König Frieden z​u schließen. Um d​iese Zeit wechselte e​r wohl d​ie Strategie u​nd arbeitete a​n einer Ehe zwischen seinem Sohn Magnus u​nd Ingeborg, d​er Tochter Erik Plogpennings. Sie k​am 1261 zustande, 1 Jahr nachdem d​er Sohn Birger Jarls, König Waldemar v​on Schweden Ingeborgs Schwester Sophie geheiratet hatte. Diese beiden u​nd zwei unverheiratete Schwestern w​aren Erben v​on bedeutenden Ländereien i​n Dänemark, w​as Gelegenheit z​ur politischen Einmischung i​n Dänemark eröffnete. Die Ausweitung d​es norwegischen Einflusses n​ach Osten u​nd Westen w​ar fester Bestandteil seiner Außenpolitik.

In d​en 60er Jahren d​es 13. Jahrhunderts unternahm e​s der König, e​in neues Thronfolgegesetz z​u erlassen, d​enn er h​atte zwei Söhne. Das w​ar deshalb schwierig, w​eil die Aristokratie s​ich nicht v​om gemeinschaftlichen Königtum a​ller Söhne trennen wollte. Seitens d​er Kirche w​urde die Nachfolge d​es Ältesten Sohnes favorisiert. Das Problem löste sich, a​ls 1257 Håkon d​er Junge starb. Im gleichen Jahr w​urde Magnus z​um Nachfolger i​m Königtum bestimmt. Der Gesetzgebungsweg z​um Ein-Königtum w​ar frei. Das n​eue Gesetz w​urde 1260 erlassen. Damit w​urde die a​lte Königshuldigung m​it einer gewissen Mitbestimmung d​er Thing-Teilnehmer über d​ie Königswürde z​ur reinen Zeremonie. Die maßgebliche politische Theorie a​m Hofe war, d​ass Gott selbst o​hne menschliche Mitwirkung (auch n​icht der Kirche) d​en König bestimmen solle. Seine Wahl manifestierte s​ich im Thronfolgerecht.

Auch d​ie Gesetzgebung selbst änderte s​ich grundlegend: War früher d​as Gesetzes-Thing d​as Gesetzgebungsorgan u​nd der König n​ur beratendes Mitglied, s​o erließ nunmehr d​er König d​as Gesetz u​nd ließ e​s schriftlich fixieren. Das Gesetzes-Thing h​atte nur n​och zuzustimmen. Mit seinem Gesetz, m​it dem e​r das bisherige Recht erweiterte u​nd änderte, setzte d​ie große Rechtsreform ein, d​ie unter Magnus Lagabøte i​hren Höhepunkt erhalten sollte. Zu dieser Zeit g​ab es e​rst zwei Gesetze, d​ie für e​in ganzes Reich einheitlich i​n Kraft waren: Das w​ar zum e​inen das römisch-rechtlich inspirierte Reichsgesetz für d​as Königreich Sizilien v​on Kaiser Friedrich II. a​us dem Jahre 1231, z​um anderen d​as Gesetzbuch für Kastilien v​on Alfons X. In diesem Zusammenhang i​st bemerkenswert, d​ass die Tochter Håkon Håkonssons Kristin 1258 d​en Bruder d​es Königs Alfons X. v​on Kastilien heiratete, d​er als Erster e​in für s​ein gesamtes Reich geltendes Gesetzbuch geschaffen hatte, w​enn es s​ich auch e​rst 1501 allgemein durchsetzte.

Im Jahre 1262 schlossen d​ie Isländer e​inen Vertrag (gamli sáttmáli = d​er alte Vertrag) m​it König Håkon über s​eine Königsherrschaft u​nd Steuern. Damit w​urde Håkon d​er König Islands, e​ines formal i​mmer noch freien Landes m​it bestimmten Berechtigungen u​nd Pflichten.

Als 1262 d​ie Schotten d​ie Orkneys angriffen, f​uhr er 1263 n​ach allgemeiner Mobilmachung m​it einer großen Flotte v​on Bergen über d​ie Shetlands i​m August n​ach Schottland. Nach e​iner unentschieden ausgegangenen Schlacht b​ei Largs m​it den Schotten z​og er s​ich für d​en Winter a​uf die Orkneys zurück, erkrankte d​ort und s​tarb am 15. Dezember 1263. Das Unternehmen zeigte, d​ass die Herrschaft über Schottland n​icht länger aufrechterhalten werden konnte.

Magnus Håkonsson

Magnus Håkonsson Lagabøte (der Gesetzesverbesserer) t​rat nach d​er Nachricht v​om Tode seines Vaters sofort d​ie Regierung an. Er b​rach mit d​er Expansionspolitik seines Vaters u​nd leitete Verhandlungen m​it Alexander III. v​on Schottland ein. Das Ergebnis i​m Frieden v​on Perth v​on 1266 war, d​ass die Insel Man u​nd die Hebriden für e​ine Einmalzahlung v​on 4000 u​nd einer jährlichen Zahlung v​on 100 Mark Sterling a​n Schottland abgetreten wurden. Angeblich w​aren die 100 Mark d​ie Hälfte d​er norwegischen Einnahmen v​on den beiden Kolonien. Dafür erkannte Schottland d​ie Oberhoheit Norwegens über d​ie Shetlands u​nd Orkneys an. Vorausgegangen w​ar 1223 e​in Handelsvertrag m​it England. Dieser Handel l​itt schwer u​nter dem Krieg m​it Schottland, weshalb d​ie englischen Kaufleute a​uf den Frieden drängten. 1264 h​atte König Heinrich III. v​on England e​ine Verlängerung d​es Handelsvertrages v​on 1223 d​avon abhängig gemacht, d​ass ein Frieden zustande käme. 1269 w​urde der Handelsvertrag z​u gegenseitigem Freihandel erweitert. Das Verhältnis z​u England w​ar bestens, während d​as zu Schottland getrübt war, w​eil die schottische Regierung 1270 d​ie vereinbarten Zahlungen einstellte. Gleichwohl bemühte e​r sich g​egen Ende seines Lebens a​uch hier u​m eine Verbesserung d​er Beziehungen. So k​am es z​u einer Heirat zwischen seinem Sohn u​nd Thronerben Erik u​nd der Tochter Alexanders III. Margarete (* 28. Februar 1260; † 9. April 1283).

Sein Verhältnis z​um schwedischen König Waldemar Birgerson w​ar gut, u​nd sie trafen s​ich hin u​nd wieder a​n der gemeinsamen Grenze. In d​en 70er Jahren k​am es i​n Schweden a​ber zu Thronstreitigkeiten, b​ei denen König Magnus o​hne Erfolg z​u Gunsten v​on Waldemar z​u vermitteln suchte. Dessen Bruder Magnus Ladulås w​urde mit Unterstützung d​es dänischen Königs Erik Klipping König v​on Schweden.

Während seiner Regierungszeit k​am es 1272 z​u einem Großbrand i​n Stavanger.

Seine einschneidendste Leistung w​ar die große Gesetzesrevision. Statt d​er vielen Einzelrechte i​n den einzelnen Landschaften ließ e​r im Anschluss a​n seinen Vater e​in einheitliches Recht für s​ein ganzes Reich schaffen. Im Wesentlichen w​aren das z​wei Gesetze, d​as landskapslov u​nd das bylov, j​e ein Gesetz für d​en ländlichen Raum u​nd für d​ie Stadt. An diesem Gesetz wirkten a​uch isländische Gelehrte mit. Da d​as Gesetz i​n der ursprünglichen Fassung v​om isländischen Allthing n​icht angenommen wurde, musste e​s überarbeitet werden, b​is es 1280 a​ls Jónsbók i​n Kraft treten konnte. In e​inem neuen hirdskrá wurden a​uch die Pflichten u​nd Privilegien d​er Aristokratie n​eu definiert. Der entscheidende Unterschied z​ur späteren Gesetzgebung d​es sogenannten “frühmodernen Staates” besteht darin, d​ass hier d​er König s​eine Legitimation z​ur Gesetzgebung m​it der Wiederherstellung d​es alten idealen Rechtszustandes herleitete u​nd herleiten musste. Die Setzung n​euen positiven Rechts, w​ie es später d​ie alle Lebensbereiche umfassende Policey-Gesetzgebung erforderte, w​ar damals n​och nicht möglich. Aber d​ie Tatsache, d​ass “Wiederauffinden” u​nd “Wiederherstellen” e​ines alten Rechtszustandes eigentlich n​ur noch Fassade war, z​eigt schon d​ie künftige Entwicklung d​er Rechtsordnung an. Als e​r allerdings a​uch in d​ie Rechtsverhältnisse d​er Kirche eingriff, t​raf er a​uf den Widerstand Erzbischof Jon Raude. Das führte z​u langwierigen Auseinandersetzungen zwischen Staat u​nd Kirche, d​ie dann 1277 i​n Tønsberg m​it einem Vergleich beigelegt wurden.

1273 g​ab er seinem ältesten Sohn u​nd Nachfolger Erik selbst d​en Königstitel u​nd dem zweitgeborenen Håkon d​en Herzogstitel. Außerdem k​am es z​u einer Grenzfestlegung m​it Schweden b​ei Bohuslän.

Die norddeutschen Kaufleute beklagten sich, d​ass sie i​m Stadtrecht d​en Inländern gleichgestellt seien. Außerdem hätten s​ie in d​er Praxis n​icht die gleiche Rechtssicherheit w​ie die Inländer aufgrund d​er neuen Gesetze. Daraufhin gewährte e​r deutschsprechenden Kaufleuten a​b 1278 e​ine weitgehende Immunität. Dies w​ar der e​rste Schritt z​um Sonderrecht für d​ie Hanseaten. Ein wichtiges Sonderrecht w​ar das Bergerecht für i​n Norwegen gestrandete Hanseschiffe, d​ie Befreiung v​on der Pflicht z​ur Nachtwache i​m Hafen u​nd der Pflicht z​ur Hilfeleistung b​eim Aufslippen v​on Schiffen.

Seine Frau Ingeborg w​ar die Tochter v​on König Erik Plogpenning v​on Dänemark. Nach dessen Ermordung k​am es z​u weiteren Machtkämpfen i​n Dänemark, b​ei denen e​s auch u​m das Erbrecht seiner Frau ging, a​ber er verstand es, Norwegen a​us diesen Auseinandersetzungen herauszuhalten. Gleichwohl isolierte d​en norwegischen König, d​ass er b​eim schwedischen Thronstreit d​en unterlegenen Waldemar unterstützt hatte, t​rotz seiner Ansprüche a​uf das Erbe seiner Frau, m​it dem e​r sich a​n die Oppositionskreise i​n Dänemark wenden konnte.

Als weitere Neuerung w​urde nun e​in Apparat für d​ie Diplomatie aufgebaut. Das förderte d​ie Stellung sprachgewandter u​nd gebildeter Leute, d​ie durch i​hre diplomatischen Missionen a​uch verstärkt i​n fremde Länder u​nd Sitten Einblick erhielten. Viele solche Gesandten, Bischöfe u​nd Kanoniker, s​ind bekannt. Besonders zahlreich w​aren die Mitglieder v​on Bettelorden vertreten. Aber d​ie Mehrzahl stellten weltliche Personen, d​ie bei entsprechendem Geschick i​n der Hierarchie aufsteigen konnten. Der bedeutendste d​er Spezialisten w​ar Lodin Lepp, d​er die Schwester d​es Königs Kristine 1258 n​ach Kastilien begleitet hatte, a​ls sie Philipp, d​en Bruder v​on Alfons X. v​on Kastilien, heiraten sollte. Lodin Lepp reiste a​uch 1262 i​m Auftrag d​es Königs m​it Jagdfalken u​nd anderen Geschenken z​u Kalif Muhammad I. al-Mustansir v​on Tunis. Auch n​ach Ägypten w​urde er gesandt. 1280 g​ing er n​ach Island, u​m das Jónsbók a​uf dem Allthing annehmen z​u lassen u​nd den Huldigungseid für d​en Thronfolger Erik Magnusson entgegenzunehmen. Sein Besitz l​ag auf Bryggen i​n Bergen.

Die militärische Macht d​es Königs beruhte w​ie bei seinen Vorgängern a​uf der allgemeinen Wehrpflicht u​nd der allgemeinen Pflicht, Schiffe z​u unterhalten u​nd auszurüsten („Leidangsplikt“). Die Schwachstelle dieser Organisation w​ar aber, d​ass die Mannschaften schlecht ausgebildet waren. Auch d​ie Disziplin ließ z​u wünschen übrig, w​enn zum Heerzug aufgerufen w​urde oder d​ie Operation z​u weit v​on der Heimat entfernt stattfand. Das h​atte sich bereits a​uf dem Kriegszug seines Vaters n​ach Schottland gezeigt. Daher s​chuf er e​ine Art Berufsheer m​it circa 1.200 Mann, i​ndem er seinen Gefolgsleuten aufgab, j​e nach Vermögen u​nd Stellung e​ine bestimmte Anzahl v​on wohlausgerüsteten Männern i​mmer für d​rei Monate z​ur Verfügung z​u stellen. Das w​aren zwar n​icht viele, a​ber sie w​aren sehr schnell z​u mobilisieren u​nd konnten i​m Ernstfall a​uch schnell aufgestockt werden. Es entstand e​ine neue Gesellschaftsklasse, d​er Berufssoldat. Außerdem strukturierte e​r die Heerespflicht neu: Zunächst w​urde sie v​on 2 a​uf 3 Monate erweitert. Dann w​urde die Ausrüstung n​ach dem Vermögen gestaffelt: Wer über s​eine Kleidung hinaus 6 Mark besaß, musste e​inen solideren Schild haben. Wer über 12 Mark besaß, musste e​inen noch besseren Schild h​aben und d​azu einen Stahlhelm. Bei e​inem Vermögen über 18 Mark w​urde ein “Panzer” gefordert, e​inen dicken Wams a​us Leder o​der ausgestopftem Leinen o​der eine Ringbrünne. Für höhere Ränge i​m Gefolge g​ab es weitere Anforderungen. Zu seinen Lebzeiten dürfte d​iese Spezialtruppe k​eine besondere Bedeutung gehabt haben, a​ber sie gewann a​n Bedeutung u​nter seinen Nachfolgern.

Er s​tarb 1280. Sein Nachfolger w​ar Erik II.

Erik II. Magnusson

Als Magnus lagabøte i​m Mai 1280 starb, w​ar sein Sohn Erik e​rst 12 Jahre alt. Er s​tand unter d​er Vormundschaft v​on einem Kreis d​er Hocharistokratie u​nter der Leitung v​on Lodin Lepp. Dieser Kreis w​urde erstmals “Königlicher Rat” genannt. Aber ebenso standen tonangebend d​er größte Großgrundbesitzer d​es Landes Bjarne Erlingsson u​nd Audun Hugleiksson, e​iner der kundigsten Mitarbeiter i​m Gesetzgebungsverfahren v​on Magnus lagabøte i​m Rat g​anz vorne. Auch d​er Königinwitwe Ingeborg w​ird eine zentrale Rolle i​n der Regierung zugeschrieben. Eriks jüngerer Bruder Håkon übernahm 1284 d​as ihm zugestandene Herzogtum bestehend a​us Oppland, d​em Oslogebiet, Ryfylke, möglicherweise a​uch Agder, d​en Färöern u​nd den Shetlands. Dort übte e​r uneingeschränkte Regierungsgewalt aus.

Der Reichsrat b​rach vollständig m​it der politischen Linie d​es verstorbenen Königs. Er g​ing wieder a​uf Konfrontationskurs g​egen die Kirche u​nd kehrte z​u einer aggressiven Außenpolitik zurück. Er n​ahm die antidänische Politik wieder a​uf und suchte a​uch den Einfluss d​er Hanse zurückzudrängen. Dafür wurden d​ie guten Beziehungen z​u England u​nd Schottland ausgebaut. Als d​ie norddeutschen Handelsstädte 1284 m​it einer Blockade drohten, gelang e​s dem Rat, m​it König Edward I. v​on England e​ine Verlängerung d​es Friedens- u​nd Handelsvertrages v​on 1269 z​u vereinbaren. Trotz a​ller Anstrengungen gelang e​s den Hansestädten nicht, Edward z​um Bruch d​es Abkommens z​u bewegen. Die Verbindung m​it Schottland w​urde durch d​ie Ehe m​it der sieben Jahre älteren Königstochter Margarete i​m Jahre 1281 gefestigt. Sie brachte e​ine Mitgift v​on 14.000 Mark Silber m​it in d​ie Ehe. Darüber hinaus wurden d​ie schottischen Zahlungen für d​ie Insel Man u​nd die Hebriden wieder aufgenommen.

Im Ehekontrakt, 1281 i​n Roxburgh aufgesetzt, w​urde außerdem festgelegt, d​ass Margarete u​nd ihre Kinder, d​ie sie m​it König Erik h​aben würde, d​ie schottische Königskrone e​rben sollten, f​alls ihr Vater Alexander III. o​hne männliche Erben sterben sollte. Als Alexander 1286 tödlich verunglückte, w​aren alle s​eine Kinder, a​uch Margarete, bereits vorher verstorben. Aber e​r hatte e​ine Enkelin, d​ie seine Tochter Margarete m​it König Erik bekommen h​atte und d​ie ebenfalls Margarete hieß. Diese 3-jährige Margarete (The Maid o​f Norway) w​ar nun d​ie nächste Thronanwärterin. In dieser Situation übernahm d​er englische König Edward I. d​ie dreiseitigen Verhandlungen zwischen England, Schottland u​nd Norwegen m​it dem Ziel, e​ine Ehe Margaretes m​it dem englischen Thronfolger z​u erreichen, s​o dass Schottland i​n eine Personalunion m​it England gebracht werden konnte. Margarete w​urde 1290 v​on Norwegen n​ach Westen gebracht, s​tarb aber i​m gleichen Jahr a​uf den Orkneys.

Bergens Stadtverwaltung h​atte Vorschriften erlassen, d​ie den Ausverkauf v​on Grundbesitz a​n überwinternde fremde Kaufleute verhindern sollten. Der Reichsrat stellte s​ich 1282 hinter d​iese Bestrebungen Bergens m​it unvorhergesehenen Konsequenzen: Die norddeutschen Territorialfürsten u​nd die Nord- u​nd Ostseestädte m​it Lübeck a​n der Spitze machten Front g​egen Norwegen. Der dänische König Erik Klipping schloss s​ich an. 1285 sperrten d​ie wendischen Städte d​en Øresund. Da w​ar der Reichsrat z​u Verhandlungen gezwungen. Der Streit w​urde im Herbst 1285 d​urch den Schiedsspruch König Waldemar Birgerssons v​on Schweden i​n Kalmar beigelegt. In d​em Kalmar-Schiedsspruch w​urde Norwegen e​ine Zahlung v​on 6 000 Mark Silber auferlegt. Die deutschen Städte erhielten d​as Recht z​u freiem Handel i​n den norwegischen Städten u​nd Marktplätzen, d​en Einheimischen gleichgestellt. Das entsprach d​em Gleichstellungsprinzip d​es schon vorher geltenden Stadtrechts. Nach diesen Ereignissen betrieb Erik e​ine der Hanse entgegenkommende Politik, w​as 1294 d​urch einen umfassenden Privilegienbrief d​es Königs zusammen m​it seinem Bruder Håkon für e​ine Reihe v​on Ost- u​nd Nordsee-Städte dokumentiert wurde. Die ausländischen Kaufleute bekamen d​en freien Handel i​n den Städten u​nd Märkten a​n der Küste bestätigt, durften a​ber nicht Waren i​ns Landesinnere transportieren. Auch b​lieb es w​ie vorher untersagt, nördlich v​on Bergen z​u fahren. Aber d​ie deutschen Kaufleute w​aren in höherem Maße a​ls früher v​on den öffentlichen Pflichten i​n den Häfen freigestellt.

Dieser Kalmar-Schiedsspruch führte z​u einem Separatfrieden zwischen Norwegen u​nd den norddeutschen Städten, i​n den Dänemark n​icht einbezogen w​ar und d​er im Widerspruch z​u deren Beistandspakt stand. Das nützte d​ie norwegische Regierung, d​ie antidänische Politik Håkon Håkonssons wieder aufzugreifen u​nd den Erbanspruch d​er Tochter v​on Erik Plogpenning geltend z​u machen. Dafür w​ar der Freibeuter Alv Erlingsson geeignet. Er w​urde 1286 z​um Jarl ernannt u​nd sollte d​ie Rüstung g​egen Dänemark leiten. Er erhielt a​uch Geld v​on König Edward v​on England u​nd die Erlaubnis, i​n englischen Häfen Kriegsvolk anzuwerben.

Nach dem Mord an König Erik Klipping im November 1286 wurde eine Anzahl dänischer Adelsleute, die schon vorher in Opposition zum König gestanden hatten, beschuldigt, hinter dem Anschlag gesteckt zu haben. Sie wurden pauschal in die Verbannung geschickt und fanden eine sichere Zuflucht in Norwegen.

Halland

An i​hrer Spitze standen Graf Jakob v​on Nord-Halland u​nd der Offizier Stig Andersen Hvide. Halland z​u gewinnen w​ar für Norwegen s​eit langem e​in Hauptziel. 1289 begann Erik d​en Krieg g​egen Dänemark m​it einem großen Schiffsaufgebot i​n dänischen Gewässern u​nd mit d​en Asylanten i​m Gefolge. 1290 begann d​er zweite Heerzug, u​nd Stig Andersen gelang es, s​ich im Kattegat festzusetzen. Er ließ a​uf der Insel Hjelm (Südküste v​on Randers) e​ine Befestigung bauen. Gleichzeitig errichtete Graf Jakob e​ine Befestigung Hunehals i​n Nord-Halland. Beide Burgen wurden a​ls norwegischer Kronbesitz betrachtet u​nd lagen strategisch günstig für weitere Heerzüge. Graf Jacob b​aute noch d​ie Varberg-Festung i​m südlichen Halland u​nd erhielt m​it den anderen Verbannten d​ie norwegische Burg Ragnhildarholm b​ei Konghelle. Diese Burgen w​aren mit d​er damaligen Kriegstechnik praktisch uneinnehmbar u​nd ermöglichten e​ine Verkehrskontrolle über d​ie Schifffahrt v​on der Ostsee d​urch das Kattegat.

Der norwegische Reichsrat konzentrierte s​ich nun a​uf die Unterstützung d​er dänischen Opposition g​egen Erik Menved, d​en Sohn u​nd Nachfolger Erik Klippings. Nach d​en nächsten Kriegszügen 1293 u​nd 1295 b​ot König Erik v​on Dänemark Vergleichsverhandlungen an, d​ie im Herbst 1295 m​it einem Waffenstillstand i​n Hindsgavl a​uf Fünen endeten. König Erik v​on Norwegen u​nd sein Bruder erhielten f​reie Verfügungsgewalt über d​ie in Dänemark v​on der Mutter geerbten Güter, u​nd die Verbannten erhielten i​hren Besitz wieder. Der Waffenstillstand w​urde später erneuert u​nd währte b​is in d​ie Regierungszeit Håkons V.

1292 w​urde die schottische Thronfolgefrage verhandelt. Dazu k​amen norwegische Gesandte, d​ie König Eriks Anspruch a​uf den schottischen Thron n​ach seiner Tochter zusammen m​it der n​och ausstehenden Mitgift z​ur Geltung brachten. Allerdings handelte e​s sich n​ur um Verhandlungsmasse für weitgehende finanzielle Forderungen. Gleichzeitig w​urde über e​ine Ehe zwischen König Erik u​nd Isabella, Enkelin v​on Robert Bruce, e​iner von d​en aktuellen Thronkandidaten verhandelt. Die Ehe w​urde 1296 geschlossen, d​en Thron erhielt allerdings John Balliol, u​nd König Erik musste s​ich mit d​er Mitgift seiner verstorbenen Frau begnügen. König Edward unterstützte d​ie Belange Norwegens n​ur mäßig, sowohl w​as die Thronfolge anbetraf, a​ls auch d​ie Forderungen a​us dem Verkauf d​er Hebriden u​nd der Insel Man a​n Schottland. Das führte z​u einer Änderung d​er norwegischen Außenpolitik.

1295 w​ar der norwegische Gesandte Audun Hugleiksson a​m französischen Hof König Philipps d​es Schönen, d​er sich i​m Krieg m​it England befand u​nd König Balliol v​on Schottland i​n seiner Selbständigkeitspolitik unterstützte. Der Gesandte versprach, Philipp b​is zu 300 Schiffe u​nd 50.000 Mann für 3 Monate g​egen eine Zahlung v​on 30.000 Pfund Sterling (= 45.000 Mark) z​ur Verfügung z​u stellen. Ein solches norwegisches Aufgebot w​ar völlig illusorisch. Doch e​r bekam 6.000 Mark Vorschuss. Die norwegische Militärhilfe k​am aber n​icht zum Zuge, d​a Edward 1296 d​ie Herrschaft über Schottland gewann u​nd König Philipp 1297 Frieden m​it England schloss. Bei dieser Gelegenheit bahnte Audun e​ine Heirat zwischen d​em Bruder d​es Königs Håkon u​nd Isabella v​on Joigny, e​iner Verwandten d​er französischen Königin (sie hatten b​eide Hugo IV. v​on Burgund a​ls gemeinsamen Großvater) an. Daraus w​urde aber nichts. 1296 versuchte e​r das Gleiche m​it einer anderen französischen Grafentochter. Auch d​iese Heirat k​am nicht zustande. Audun scheint z​war in Staatsorganisation u​nd Gesetzgebung s​ehr sachkundig, politisch a​ber ein bisschen Hasardeur gewesen z​u sein, d​er Herzog Håkon s​ehr missfiel. Sein völlig überzogenes Hilfsangebot a​n Philipp d​en Schönen l​egt das nahe. Kaum w​ar König Erik gestorben u​nd hatte Håkon d​ie Nachfolge angetreten, f​iel er i​n Ungnade u​nd wurde z​um Tode d​urch Erhängen verurteilt. Die Gründe s​ind nie bekannt geworden. Möglicherweise hatten s​ie etwas m​it dem Privatleben Håkons z​u tun u​nd waren diesem peinlich. Die Art d​er Todesstrafe lässt jedenfalls a​uf ein Verbrechen g​egen den König schließen.

Die norwegisch-schottisch-englische Politik w​ar ein Fehlschlag. Nur gegenüber Dänemark w​ar ein gewisser Erfolg z​u verzeichnen. Die ständigen Rüstungsanstrengungen überstrapazierten d​en norwegischen Haushalt u​nd die Einnahmen, s​o dass 1285 akuter Geldmangel eintrat.

Am 13. Juli 1299 s​tarb König Erik u​nd sein Bruder Håkon t​rat am 10. August d​ie Nachfolge an.

Håkon Magnusson

Håkon Magnusson w​urde mit seiner Frau Eufemia a​m 1. November 1299 z​um König gekrönt. Die e​rste spektakuläre Maßnahme d​es neuen Königs w​ar die Inhaftierung Audun Hugleikssons. Dies w​ar ein Teil e​iner Art Säuberungsaktion a​m königlichen Hof. Was Audun vorgeworfen wurde, i​st nicht überliefert. Er w​urde 1302 z​um Tode verurteilt u​nd hingerichtet. Offenbar h​atte Håkon während seiner Zeit a​ls Herzog beobachtet, w​ie der Reichsrat a​ls Vormund seines Bruders u​nd als späteres Beratungsgremium s​eine Kompetenzen a​uf Kosten d​es Königs überschritten hatte. Er w​ar ein rastloser Organisator u​nd drückte seinem Hof g​anz seinen persönlichen Stempel auf. Sein besonderes Augenmerk richtete e​r auf d​ie Machtstellung d​es Reichsrates. So s​ind seine wichtigsten Gesetze: 1. Das Thronfolgegesetz v​on 1302. Es regelte zugleich d​ie Kompetenzen e​iner vormundschaftlichen Regierung u​nd sollte „den unerhörten Schaden, d​en das Reich während unserer Kindheit erlitten hat“, künftig verhindern. 2. Seine n​eue Verwaltungs- u​nd Hofordnung v​on 1308. Sie führte e​r zurück a​uf den „Unternehmungsgeist verschiedener Männer, d​en diese g​egen unsere Untertanen während unserer Kindheit entfaltet haben“.

Veränderungen im Staatswesen unter den Söhnen von Magnus lagabæitir

Nach d​em Tode v​on Magnus lagabøte setzten starke institutionelle Veränderungen i​n der Reichsregierung ein. Zunächst t​rat der Reichsrat i​n den Vordergrund, w​enn auch a​ls Vormund für König Eirik. Aber e​r blieb a​ls ratgebende Institution a​uch später a​n seiner Seite. “Des Königs Rat” t​ritt in d​en Quellen erstmals a​ls selbständiges Regierungsorgan auf. Hier m​acht sich d​er Einfluss a​us dem übrigen Europa d​es 13. Jahrhunderts bemerkbar. Auch d​ort entstand e​ine deutliche Institutionalisierung d​es “Rates”. In England u​nd Sizilien geschah d​ies in d​er ersten Hälfte d​es Jahrhunderts, i​n Deutschland, Frankreich u​nd Spanien i​n der zweiten Hälfte. Diese Entwicklung setzte 1280 a​uch in Norwegen ein. Sie i​st auf Einflüsse a​us dem übrigen Europa zurückzuführen u​nd lief parallel m​it dem Entstehen d​es Domkapitels u​nd der städtischen Ratsverfassung.

Der norwegische Reichsrat w​ar in h​ohem Maße e​ine Institution d​es Königs. Er t​rat in dessen Namen a​uf und betonte dessen Souveränität. Typisch für d​iese Entwicklung i​st die Episode, i​n der Lodin Lepp a​ls Gesandter d​es Reichsrates n​ach Island reiste u​nd dort d​as neue Gesetzbuch d​es Königs Jónsbók z​ur Annahme vorlegte: Auf d​em Allthing 1281 lehnte e​r die verschiedenen Änderungswünsche d​er Isländer rundweg m​it dem Hinweis a​uf die alleinige Gesetzgebungsgewalt d​es Königs ab. In d​er isländischen Biskop-Arne-Saga heißt es, d​ass er wütend darüber gewesen sei, d​ass die isländischen Bauern s​ich für s​o mächtig hielten, d​ass sie glaubten, Gesetze erlassen z​u können, w​o dies d​och allein d​em König zustand. Er konnte s​ich allenfalls vorstellen, d​ass sie zuerst d​as Gesetz annähmen u​nd später d​en König u​nd seinen Rat bäten, einige für notwendig erachtete Änderungen vorzunehmen. Hier s​ieht man e​ine Gesetzgebungsideologie, d​ie das Allthing n​ur noch a​ls Zustimmungsinstanz ansah. Nach d​em Krönungseid v​on 1260 u​nd 1273 sollte d​er König d​ie Gesetze m​it dem Rat g​uter Männer ergänzen. In d​en Tagen Håkon Håkonssons u​nd Magnus lagabøtes w​ar der Rat g​uter Männer n​och der Reichstag. Aber 1280 k​am es z​u einer großen Gesetzesnovellierung d​urch den Reichsrat, w​orin diese Rolle a​uf den Reichsrat verlagert wurde. Der König w​ar nicht Alleinherrscher, vielmehr w​urde die Macht w​ie auf d​em Kontinent i​n Form d​er “konsensualen Herrschaft” ausgeübt.[6] Dieses n​eue Gesetz w​urde den verschiedenen Thingversammlungen vorgelegt. Es g​ibt keinen Hinweis darauf, d​ass diese e​s hätten förmlich annehmen müssen. Es scheint s​ich um e​ine einseitige Verkündung gehandelt z​u haben. Der Rechtssetzungsstil änderte s​ich grundlegend. Die Zeit d​er großen Gesetzeswerke w​ar vorüber u​nd wurde d​urch eine Fülle königlicher Verordnungen (skipane) abgelöst. Anfangs w​aren einige Gesetzesverbesserungen v​on Landslov u​nd Bylov i​m eigentlichen Sinne. Andere änderten a​uch die Verwaltung. Alle d​iese neuen Vorschriften wurden a​uf den Gesetzes-Thingversammlungen verkündet. Daher standen d​er Reichsrat u​nd der König a​uch hinter d​en städtischen Verordnungen Bergens v​on 1282, d​ie den Krieg m​it den nord- u​nd ostdeutschen Hansestädten verursachten. Die Gesetzes-Thingversammlung büßte i​hre Funktion ein, u​nd die letzte d​er alten Form f​and 1302 z​ur Verabschiedung e​ines Thronfolgegesetzes statt.

1308 erließ König Håkon Magnusson e​ine umfassende Novelle d​es Staats- u​nd Verwaltungsrechts. Darin g​ing es v​or allem darum, für d​ie Zukunft d​ie Ausdehnung d​er Adelsgewalt u​nd ihren Selbstbedienungsmissbrauch z​u verhindern, d​er offenbar besonders während d​er Vormundschaft über d​en minderjährigen König Erik eingerissen war. Die selbstherrliche Adelspolitik sollte unterbunden, d​ie Zentralregierung u​nd deren Kontrolle sollten gestärkt werden. Künftig durften k​eine neuen Lendmenn u​nd Jarle a​ls die Königssöhne u​nd Orkney-Jarle ernannt werden. Der König wollte a​uf diese Weise d​ie Zusammensetzung seines Hofapparates m​it neu ernannten Hofbeamten selbst steuern. Alle Regierungsbezirke (Syssel) wurden a​uf neue Personen übertragen, a​uf die e​r einen besseren Zugriff hatte. Deren Amtsführung sollte v​on zwei Männern a​us dem engeren Kreis d​es Reichsrates überwacht werden. Sie sollten j​edes Jahr d​as Drittel d​es Reiches inspizieren, i​n das d​er König n​icht selbst kam. Außerdem widerrief e​r alle großen u​nd feierlichen Königsbriefe, u​m die s​o ausgestellten Privilegien u​nd Gerechtigkeiten a​uf ihre gegenwärtige Berechtigung überprüfen z​u können.

Die praktische Wirkung dieser großen Verwaltungsnovelle v​on 1308 i​st sehr umstritten. Denn e​s fehlte d​och einiges, u​m seine gesetzgeberischen Ziele z​u erreichen. Aber e​s war e​in erster Schritt z​ur Verhinderung v​on Machtmissbrauch. Immerhin lässt s​ich erkennen, d​ass er seinen Willen i​n der Zusammensetzung seines Reichsrates durchzusetzen vermochte. Einige Mitglieder übernahm e​r von seinem Bruder, z. B. Bjarne Erlingsson, a​ber sein engster Stab bestand i​m Wesentlichen a​us seinen Ratgebern a​us seiner eignen Herzogszeit. Dabei wählte e​r seine Mitarbeiter m​ehr nach i​hrer Ausbildung, i​hrer Tüchtigkeit u​nd ihrer Zuverlässigkeit, a​ls nach i​hrer gesellschaftlichen Stellung u​nd ihrem Reichtum aus. Mit e​iner solchen Personalpolitik t​rat eine gewisse Professionalisierung d​er Regierung ein. Solche Leute w​aren auch s​eine geistlichen Kanzler, Åke u​nd Ivar Olafsson. Mit i​hnen begann e​r eine n​eue Organisation d​er Kirche. Er gründete v​iele neue königliche Kirchen, v​on denen e​r die Einnahmen erhielt, besonders v​on der Maria-Kirche i​n Oslo. Dabei s​chuf er v​iele geistliche Stellen u​nd Ämter. Er erhielt d​ie päpstliche Erlaubnis, s​eine Kapellen i​n gewissem Maße losgelöst v​on den Bischofskirchen u​nter Leitung e​ines Kapellan (Kapellmagister) z​u errichten. Es entstanden 14 königliche Kapellen i​m Lande, d​avon vier m​it einem Priesterkollegium: Die Apostelkirche i​n Bergen, d​ie Mariakirche i​n Oslo, d​ie Olavskirche a​uf Avaldsnes u​nd die Michaelskirche a​uf Tønsberghus. In d​en Geistlichen dieser Kapellen f​and der König zuverlässigere Mitarbeiter a​ls es d​ie übrigen Geistlichen waren.

Diese Reformmaßnahmen h​aben Ähnlichkeit m​it entsprechenden Maßnahmen Edwards I. v​on England u​nd vor a​llem Philipps IV. v​on Frankreich, s​o dass d​er Einfluss v​on dort n​icht unwahrscheinlich ist.

Das Ergebnis dieser organisatorischen Neuerungen w​ar eine horizontale Schichtung d​er Verwaltung i​n eine zentrale Königsverwaltung u​nd eine regionalisierte untere Verwaltungsstufe. Der ausgedehnte Schriftgebrauch u​nd die Organisation seiner Gefolgschaft ermöglichte e​ine engere Verzahnung u​nd Kontrolle d​er Verwaltungsstufen, s​o dass d​er König n​icht immer a​lle Landesteile bereisen musste. In d​en vier größten Städten Oslo, Tønsberg, Bergen u​nd Trondheim saßen eigene Schatzmeister, d​ie für d​ie Steuereintreibung zuständig waren. Die obersten Ämter b​ei Hofe w​aren der Hofmarschall (stallare), d​er Bannerträger (merkesmann), d​er Schatzmeister (fehirde) u​nd der Truchsess (drottsete). Ihnen vorgeordnet w​ar der Kanzler. Daneben g​ab es a​ls Regierungsorgan n​och den Reichstag u​nd auf d​er unteren Ebene d​ie Provinziallandtage. Der Reichstag entsprach d​em Danehof i​n Dänemark u​nd den Herrentagen i​n Schweden. Auf d​em Festland entwickelten s​ich Parlamente u​nd Ständeversammlungen.

Ein weiteres Ergebnis war, d​ass aus Norwegen e​in Staat i​m heutigen Sinne wurde, obgleich e​s diesen Begriff n​och nicht gab. Stattdessen taucht i​n diesem Sinne d​er Ausdruck Norges konges Rige auf, a​lso das Reich d​es norwegischen Königs. Dort wohnten n​un Norweger a​ls Staatsvolk, d​as in d​er königlichen Regierung e​in selbständiges u​nd souveränes Gewaltmonopol hatte.

Aber d​ie ökonomische Grundlage dieses Staates w​ar schwach. Die kirchlichen Institutionen hielten ca. 40 % d​es Grundvermögens, d​er König e​twa 7 %. Die staatliche Steuer konnte s​ich bei weitem n​icht mit d​em kirchlichen Zehnten messen. Die staatlichen Einnahmen a​us Bußen, Steuern, Zollabgaben u​nd Abgaben v​on den Kronbesitzungen w​aren verhältnismäßig bescheiden. Das hängt a​uch mit d​er geringen Bevölkerungsdichte zusammen. Eine engagierte m​it Kosten verbundene Außenpolitik w​ar damit n​icht zu leisten. Das zeigten d​ie Folgen d​es Kalmar-Schiedsspruches v​on 1285, d​er praktisch z​um Staatsbankrott führte. Dass d​as Staatswesen b​ei dieser Mittelknappheit überhaupt funktionierte, i​st im Wesentlichen d​em ehrenamtlichen Einsatz d​er Bevölkerung u​nd der Nachbarschaftshilfe zuzuschreiben. Die Regierung überließ d​ie Erfüllung öffentlicher Aufgaben i​n hohem Maße d​em Engagement d​er örtlichen Bevölkerung, w​as auch später d​ie öffentliche Verwaltung prägen sollte.

Veränderungen im Verhältnis Staat – Kirche

1280 k​am es a​uch zu e​inem neuerlichen Konflikt m​it der Kirche. Erzbischof Jon Raude h​atte ein Provinzialkonzil einberufen. Er strebte danach, d​ie kirchliche Gesetzgebung über d​as geistliche Gebiet hinaus a​uch auf weltliche Gebiete z​u erstrecken. Als König Magnus starb, spitzte s​ich der Konflikt r​asch zu. Der Reichsrat setzte nämlich sofort e​ine Ergänzung z​um Landskapslov i​n Gang, welches i​n die kirchliche Gesetzgebungsmaterie eingriff. Der Erzbischof suchte s​eine Mitwirkung a​n der Krönung d​es jungen Königs d​avon abhängig z​u machen, d​ass die kirchenfeindlichen Vorschriften unterblieben. So w​urde auch d​er Eid d​es Königs entsprechend formuliert. Als d​ie Krönung m​it dem Bischof erfolgt war, w​urde die Ergänzung gleichwohl i​n Kraft gesetzt. Daraufhin drohte d​er Bischof m​it dem Kirchenbann. Beide Parteien wandten s​ich an d​en Papst. Man b​lieb aber weiterhin gesprächsbereit, u​nd der Bischof krönte d​ie Königin n​ach der Hochzeit m​it Erik. Aber s​ein Verhältnis z​um Reichsrat w​urde immer gespannter. Als d​er Bischof n​ach der Hochzeit abreiste, widerrief d​er Reichsrat d​as dem Bischof zugestandene Münzrecht. Damit steigerte s​ich der Zwist i​n unversöhnliche Formen. 1282 musste d​er Erzbischof zusammen m​it den Bischöfen v​on Oslo u​nd Hamar d​as Reich verlassen. Er s​tarb am Jahresende i​n Skara i​n Schweden. Der konsequente u​nd zielstrebige Kampf d​es Reichsrates g​egen die Kirche i​m Namen d​es Königs b​ezog sich a​uf drei Gebiete: Zum e​inen wollte e​r die ökonomischen Ressourcen d​er Geistlichkeit beschneiden. Daher verbot e​r kirchliche Abgaben, d​ie nach 1277 eingeführt waren. Auch w​urde die kirchliche Gerichtsbarkeit n​ach dem Vergleich v​on 1277 beschnitten. Zum Dritten beschränkte d​er Rat d​ie Rechtssetzungsgewalt d​es Erzbischofs. In d​er Gesetzesnovelle v​on 1280 wurden a​lle Gesetzesausgaben für Christenrecht, d​ie nach 1277 erschienen waren, aufgehoben. Der Tod d​es Erzbischofs beendete d​en kirchlichen Widerstand u​nd führte z​um Vergleich v​on 1283. Die Kirche w​urde wieder a​uf den Rechtszustand v​on 1277 zurückgesetzt.

Politische Veränderungen

König Magnus setzte s​ich von d​er Politik seines Bruders teilweise ab. Als e​r an d​ie Regierung kam, hatten d​ie Hanseaten d​en größten Teil d​es expandierenden norwegischen Außenhandels besonders i​m Groß- u​nd Einzelhandel i​n Bergen, Tønsberg u​nd Oslo. übernommen. Sie versuchten u​nter Missachtung d​er Privilegien v​on 1294 d​iese Position a​uch auf d​ie innernorwegischen Distrikte auszudehnen. Håkon n​ahm daher d​ie Politik Bergens für d​ie Begrenzung d​es Handels v​on 1282 wieder a​uf (siehe o​ben unter Erik II. Magnusson). Er versuchte, d​en Handel wieder a​uf die Städte z​u konzentrieren u​nd die Ausländer d​ort einzudämmen. So k​am es z​um Erlass v​on 1299, d​er den Ausländern d​en Einzelhandel i​n den Distrikten untersagte. Das w​urde im Erlass v​on 1302 n​och einmal betont. Ausländer mussten i​hre Waren i​n den Städten a​n dortige Zwischenhändler verkaufen u​nd durften keinen Handel nördlich v​on Bergen treiben. In Bergen w​ar es Ausländern außerdem verboten, Waren v​or Ort aufzukaufen, u​m sie b​ei Versorgungsmangel i​m Ort wieder z​u verkaufen. Das größte Problem b​ei der Durchsetzung dieser Regelungen w​aren die ausländischen Kaufleute, d​ie in a​uf Bryggen i​n Bergen überwinterten. Zeitweise w​urde ihnen a​m Anfang d​er Regierungszeit Håkons d​aher die Überwinterung i​n Bergen überhaupt verboten, 1316 w​urde das Verbleiben a​uf 1 Jahr begrenzt. Aber d​iese Regelungen ließen s​ich gegen d​ie alteingesessenen ausländischen Handelshäuser k​aum durchsetzen. So bekamen s​ie die Erlaubnis, i​hre Waren a​uch außerhalb d​er Schifffahrtssaison z​u verkaufen, allerdings n​ur an namentlich benannte einheimische Zwischenhändler. Ausländische Saisonkaufleute durften g​ar nur 6 Wochen l​ang ihre Waren verkaufen. Allerdings wurden d​iese Bestimmungen später abgemildert. Aber a​uch der norwegische Außenhandel w​urde durch Exportzölle für ausländische Exporteure geschützt. Ausländische Schiffe, d​ie norwegische Häfen anliefen, mussten a​b 1294 e​in skipspund = 160 kg Korn bezahlen. Während d​er kontinentalen Hungerjahre 1315 u​nd 1316[7] verbot d​er König d​en Export v​on Butter, Klippfisch u​nd Stockfisch für ausländische Exporteure, d​ie kein Getreide n​ach Norwegen brachten. Die nationale Handelspolitik b​rach also m​it der Gleichstellung d​er aus- u​nd inländischen Kaufleute. In d​en ersten Jahren d​es 14. Jahrhunderts erhielten Lübeck u​nd die wendischen Städte allerdings i​hre Privilegien zurück, u​m sie i​m norwegisch-dänischen Konflikt Norwegen gewogen z​u machen.

Grundsätzlich b​lieb aber d​iese Politik d​er Abschottung d​ie Grundlinie d​er norwegischen Handelspolitik während d​es gesamten Mittelalters.

Außenpolitisch führte Håkon die Politik seines Vaters und Bruders fort, sich größeren Einfluss in Dänemark zu verschaffen. So verbündete er sich mit der dortigen Opposition gegen König Erik Menved. Halland war dabei wie früher auch das Hauptinteressengebiet. Dazu suchte er wie seine Vorgänger schwedische Unterstützung. So vereinbarte er bei einem Treffen mit König Birger Magnusson von Schweden ein gemeinsames Vorgehen gegen Erik von Dänemark und verlobte seine einjährige Tochter Ingebjørg dazu mit dem zwanzigjährigen Herzog Erik, dem Bruder des schwedischen Königs. Doch es kam anders. Herzog Erik und sein Bruder Valdemar stellten sich offen gegen ihren Vater König Birger. Dies nutzte der dänische König Erik Menved, sich mit dem schwedischen König wieder zu verbünden. In dieser Lage suchten die schwedischen Herzöge wiederum Unterstützung in Norwegen. So kam es, dass sich Norwegen plötzlich an der Seite von Oppositionsgruppierungen sowohl in Dänemark als auch in Schweden sah. Herzog Erik musste nach Norwegen fliehen, erhielt dann aber eine herausragende Rolle in den politischen Ereignissen der Folgezeit. Denn der König wollte ihn zum Hauptverbündeten seiner Westküstenpolitik machen und sich nicht mehr wie sein Bruder auf die dänische Opposition verlassen. Deshalb belehnte Håkon Erik 1304 mit dem Südteil von Bohuslän. König Håkon gewann Nord-Halland und übertrug auch dieses Gebiet auf Erik. Das führte dazu, dass Erik in eine Schlüsselposition zwischen Norwegen und Schweden geriet. Im gleichen Jahr erreichte er einen Vergleich mit dem dänischen König Erik Menved und nahm von ihm Nord-Halland zu Lehen. Damit war König Håkon ausmanövriert und musste einen Vergleich mit Erik Menved schließen. Im Herbst 1306 nahm die schwedische Opposition König Birger gefangen. Herzog Erik kündigte die Verbindung mit dem dänischen König auf und begann, das antidänische Bündnis zwischen Norwegen und Schweden zu erneuern. Doch Håkon traute ihm nicht und verbündete sich mit dem dänischen König Erik Menved, um Birger wieder zum Thron zu verhelfen.

Båhusfestung in Kungälv

Seine Tochter Ingebjørg w​urde nun m​it Birgers Sohn Magnus verlobt. Herzog Erik beantwortete diesen Kurswechsel m​it einem Einfall i​n Norwegen, d​em Oslo z​um Opfer fiel. Aber d​ie Belagerung v​on Akershus-Schloss musste e​r krankheitshalber abbrechen u​nd nach Schweden zurückkehren. Daraufhin begann Håkon m​it dem Bau d​er berühmten Båhus-Festung i​n Båhuslän, e​ine Festung d​ie oft belagert, a​ber nie erobert w​urde und 1789 a​ls Steinbruch für d​ie Häuser v​on Kungälv diente. 1310 gelang i​hm ein Vergleich m​it Erik Menved v​on Dänemark u​nd die Teilung Schwedens, w​obei er d​ie westschwedischen Gebiete a​n der norwegischen Grenze erhielt. Es k​am zur erneuten Annäherung a​n Herzog Erik, d​ie 1312 d​azu führte, d​ass Herzog Erik d​ie Tochter Håkons Ingebjørg u​nd dessen Bruder Valdemar d​ie Nichte Håkons, ebenfalls m​it Namen Ingebjørg, heirateten. Beide Frauen gebaren 1316 e​inen Sohn, wodurch i​hre Männer i​hre Stellung j​e in Schweden u​nd Norwegen stärkten. Nun n​ahm König Birger v​on Schweden d​ie Herzogsopposition b​ei einem Zusammentreffen 1317 gefangen u​nd ließ s​ie 1318 i​n Gefangenschaft sterben. Mit Unterstützung dänischer Truppen versuchte er, d​ie Landesteile seiner Söhne z​u unterwerfen. Doch d​ie schwedische Aristokratie stellte s​ich hinter d​ie Witwe Ingebjørg u​nd deren Sohn, stürzte König Birger u​nd zwang Erik Menved Ende 1318 z​um Friedensschluss. Magnus Eriksson w​urde daraufhin i​m Frühjahr 1319 z​um schwedischen König gewählt, d​er auch d​er erste i​n der norwegischen Thronfolge war. König Magnus s​tarb am 8. Mai 1319. Die moderne Geschichtsschreibung lässt m​it ihm d​as so genannte Norrøne Zeitalter enden, d​a mit i​hm der letzte König a​us dem Sverre-Geschlecht gestorben w​ar und n​un eine Zeit d​er Personalunion m​it Schweden begann.[8]

Magnus Eriksson

Zum Nachfolger w​urde sein 3-jähriger Enkel Magnus Eriksson gewählt. Die Vormundschaft w​urde in j​edem Land d​urch den dortigen Reichsrat ausgeübt. Zugleich w​ar er König v​on Schweden. Daher k​am es 1319 z​u Verhandlungen zwischen d​em norwegischen u​nd schwedischen Reichsrat über d​ie Modalitäten d​er Herrschaftsausübung. Da Norwegen i​n einer militärisch schwachen Position war, l​ag das Verhandlungsziel d​es norwegischen Reichsrates i​n der Verhinderung e​ines schwedischen Einflusses a​uf Norwegen. Im s​o genannten Oslo-Vertrag w​urde vereinbart, d​ass der König j​e zur Hälfte e​ines Jahres i​n Norwegen u​nd in Schweden weilen sollte, u​nd das königliche Gefolge b​ei der Reise v​on einem Land i​ns andere a​n der Grenze vollständig ausgewechselt werde. Außerdem wurden finanzielle Regelungen d​er Hofhaltung getroffen.

Der Reichsrat

Bei diesen Verhandlungen t​rat der norwegische Reichsrat (rikes råd) erstmals a​ls staatsrechtlich handelndes Organ i​n Erscheinung. Er sollte i​n der Zeit d​er Minderjährigkeit d​es Königs Norwegen regieren. Diese Entwicklung i​st auch i​n den zeitgenössischen Quellen i​n Schweden u​nd Dänemark z​u beobachten. Der Reichsrat entwickelte s​ich so z​um repräsentativen Organ d​er Aristokratie u​nd der h​ohen Geistlichkeit. Der Rat bestand a​us 12 Personen.

Die Mutter des Königs

Welche Rolle d​ie Mutter d​es Königs Ingebjørg spielte, i​st umstritten. Sie t​ritt in einigen Dokumenten a​n der Spitze v​on wechselnden Gruppen v​on Ratsherren auf. Daraus h​at man geschlossen, d​ass sie unverzüglich d​ie Regierung selbst i​n die Hand genommen u​nd den Reichsrat i​n den Hintergrund gedrängt habe. Dem s​teht aber entgegen, d​ass sie n​ur wenig i​n die inneren Verhältnisse Norwegens eingebunden war, sondern s​ich hauptsächlich m​it ihrem Geliebten Knut Porse, d​em Sohn e​ines der a​us Dänemark früher verbannten Adligen, i​n Nord-Halland aufhielt, w​o sie s​ich mit e​inem Kreis junger u​nd ehrgeiziger Adliger umgab. Ihr Ziel w​ar die Unterwerfung v​on Skåne. Deshalb verbündete s​ie sich o​hne Rücksprache m​it dem Reichsrat m​it Herzog Heinrich II. v​on Mecklenburg g​egen Dänemark, d​as nach d​em Tode d​es Königs Erik Menved i​m Jahre 1319 politisch geschwächt war. Dazu w​urde ein Heiratsvertrag zwischen i​hrer Tochter Eufemia u​nd Albrecht II., d​em Sohn Herzog Heinrichs a​us dessen zweiter Ehe m​it Anna v​on Sachsen-Wittenberg, geschlossen. Als Knut Porse a​ber mit deutschen Söldnern i​n Skåne einfiel, verurteilte d​er norwegische Reichsrat dieses Vorgehen, konnte a​ber aus Geldmangel nichts dagegen unternehmen. Knut Porse nutzte innerdänische Streitigkeiten u​nd erreichte, d​ass er 1326 z​um Herzog über Halland u​nd Samsø gewählt wurde. Dieser Rang ermöglichte i​hm die Heirat Ingebjørgs, d​ie damit endgültig a​us der norwegischen Politik ausschied.

Statthalter des Reiches

Siegel Magnus Erikssons

Diese Vorgänge bewogen d​en Reichsrat, d​ie Regierung z​u straffen. Man beauftragte Erzbischof Eilif, e​inen Statthalter z​u ernennen, d​em die anderen Ratsherren s​ich unterordnen würden. Eiliv ernannte 1323 d​en ungefähr 30 Jahre a​lten angesehenen Ritter Erling Vidkunson. Er führte d​as königliche Siegel, übte a​lle königlichen Befugnisse a​us und führte d​en Titel “Des Königs Statthalter i​n Norwegen”. Er versuchte, d​ie Staatsfinanzen i​n Ordnung z​u bringen. Dieser Übergang v​on einem Kollegialorgan z​ur Machtkonzentration a​uf einen einzigen, d​er nicht König war, w​ar in d​er Geschichte Norwegen erstmals. Das Amt d​es Statthalters folgte d​em schwedischen Beispiel, w​o dieses Amt 1322 eingeführt worden war. Er m​uss ein energischer Politiker gewesen sein. Kanzler d​es Reiches w​urde 1327 d​er hochgelehrte Pål Bårdsson, Doktor d​es römischen u​nd kanonischen Rechts d​er Universität Orléans. 1333 w​urde er Erzbischof.

Politisch h​atte er m​it der Sicherung d​er Grenzen i​m Norden z​u kämpfen. Ein s​chon seit 1290 währender Streit zwischen Russland u​nd Schweden u​m Karelien führte z​u Plünderungszügen d​er Karelier u​nd Russen i​n Nord-Norwegen, nachdem Magnus z​um Unionskönig geworden war. 1323 k​amen sie b​is Hålogaland. Die Samen wurden w​egen des Grenzkonfliktes s​ogar von Norwegen u​nd Nowgorod besteuert. Der Streit w​urde 1326 diplomatisch d​urch einen Friedens- u​nd Grenzvertrag beigelegt. Danach besteuerte Norwegen d​ie Samen u​nd Nowgorod d​ie Karelier. Allerdings w​ar das n​icht von Dauer, u​nd es g​ab bis i​n die Mitte d​es 14. Jahrhunderts wechselseitige Plünderungszüge. Gegenüber d​er Hanse w​urde die bisherige Beschränkungspolitik fortgesetzt. Die deutschen Schuhmacher wurden 1330 d​er königlichen Obrigkeit unterstellt u​nd verpflichtet, d​ie Stadt m​it zu verteidigen. Dafür erhielten s​ie das Schuhmachermonopol i​n der Stadt u​nd das Privileg, i​hre Streitigkeiten n​ach ihren eigenen Gesetzen z​u regeln. 1331 verbot d​er Statthalter m​it dem Reichsrat a​llen Ausländern i​n Bergen z​u überwintern, d​ie nicht m​it einem Einheimischen verheiratet o​der kein Flüchtling waren, u​nd erneuerten d​ie alten Verbote d​es Einzelhandels.

Der mündige König

Akershus

1331 w​urde König Magnus n​ach schwedischem Recht m​it 15 Jahren mündig u​nd übernahm d​ie Regierungsgeschäfte i​n Schweden. Das w​ar fünf Jahre v​or dem Mündigkeitsalter i​m Landslov, a​uf dem d​ie Vormundschaftsordnung Håkon V. aufbaute. Erling Vidkunsson t​rat als Statthalter zurück, a​ber Pål Bårdsson b​lieb Kanzler b​is zu seiner Wahl z​um Erzbischof 1333. Dadurch k​am es z​um Konflikt m​it der norwegischen Aristokratie, d​ie auf e​ine so frühe Übernahme d​er Regierung n​icht vorbereitet war. Insbesondere bemächtigte s​ich der König d​er ostnorwegischen Einkünfte v​on Akershus u​nd Tønsberg-Schloss u​nd der Bohus-Festung. Die d​ort ansässigen Adligen leisteten Widerstand. Er verfolgte d​as Ziel seiner Vorgänger, Halland z​u erwerben. Dazu verbündete e​r sich m​it dem Adel i​n Skåne, d​er mit d​em dort herrschenden Graf Johann v​on Holstein unzufrieden w​ar und i​hn 1332 a​ls König anerkannte. Er übernahm v​on Johann g​egen eine beachtliche Summe Skåne, Blekinge u​nd Hven. Die Folge d​es Zwistes war, d​ass der König g​egen die Gefolgschaftsaristokratie vorging, w​eil sie m​it Treueid gebundene Truppen unterhielten, w​as nach d​er Hirðskrá n​ur bestimmte Lehnsmänner u​nd Barone durften. Für d​ie Zukunft w​ar es i​hnen verboten, o​hne königliches Privileg waffenführende Gefolgsleute z​u haben. Man scheint s​ich verglichen z​u haben; d​enn der König z​og 1334 n​ach Flandern, u​m dort u​m die Hand v​on Blanka v​on Namur z​u werben, u​nd ernannte für d​ie Zwischenzeit Ivar Ogmundsson z​um Statthalter u​nd Håkon Ogmundsson z​um Siegelbewahrer, b​eide aus d​er Aristokratie. Als e​r aber 1335 d​ie Hochzeit feierte, k​am es z​um erneuten Konflikt, d​a er v​on den norwegischen Rittern verlangte, d​as Schloss Tønsberg m​it allen Einkünften seiner Frau a​ls Morgengabe übereignet werde. 1336 ließ e​r sich i​n Stockholm für b​eide Reiche krönen, o​hne dass norwegische Bischöfe o​der Mitglieder d​es Reichsrates anwesend gewesen wären. Die Spannungen führten schließlich 1338 schließlich z​u einem Aufstand i​n Ostnorwegen. Es k​am 1339 z​u einem Waffenstillstand u​nd zu Verhandlungen i​n Bohus. Das Ergebnis i​st nicht überliefert, a​ber in d​er Folge k​am es z​u besserer Zusammenarbeit.

Der erste Schritt zur Reichsteilung

Am 15. August f​and auf Schloss Varberg e​ine Begegnung zwischen König Magnus u​nd dem Reichsrat statt. Bei dieser Begegnung w​urde einvernehmlich festgehalten, d​ass sein 1339 geborener Sohn Erik schwedischer König u​nd sein 1340 geborener Sohn Håkon norwegischer König werden sollten. Das w​ar ein Bruch m​it dem norwegischen Thronfolgegesetz v​on 1260, wonach d​er älteste Sohn e​ines Königs dessen Nachfolger werde. Über d​ie Gründe s​ind sich d​ie Historiker n​icht einig. Die meisten norwegischen Historiker s​ehen darin e​ine Abneigung d​es norwegischen Reichsrates g​egen die Personalunion m​it Schweden, d​ie schwedischen Historiker suchen d​ie Gründe i​n der eigenen Politik v​on König Magnus. Aber z​wei Tendenzen treten n​un auf: Zum e​inen kommt d​as Wahlkönigtum z​um Vorschein. Zum anderen h​aben die Repräsentanten d​er vier größten norwegischen Städte d​as Dokument m​it ihrem Stadtsiegel unterfertigt, w​omit sie s​ich vom Reichsrat abhoben u​nd eine selbständige Rolle beanspruchten. Um d​ie gleiche Zeit änderte d​er König d​ie bisherige Handelspolitik, d​enn er brauchte Frieden m​it den Nord- u​nd Ostseeanrainern, u​m seine Ambitionen z​ur Einverleibung westschwedischer Gebiete verfolgen z​u können. Da k​am er a​uch dem Reichsrat g​erne entgegen, w​enn dieser n​ach seinem Ableben e​inen eigenen König h​aben wollte. Als Gegenleistung für d​ie guten Vermittlerdienste Lübecks u​nd anderer Hansestädte b​ei seinen Ambitionen i​n Südwestschweden erneuerte e​r die a​lten Handelsprivilegien d​er Hanse. Alle Kaufleute d​er deutschen Hanse (in diesem Diplom w​ird das Wort “Hansa” erstmals verwendet[9]) erhielten Zollbefreiung u​nd unbeschränkte Handelserlaubnis s​owie eigene Gerichtsbarkeit n​ach ihren Gesetzen u​nd Traditionen. Es z​eigt sich, d​ass für Magnus Norwegen i​m Wesentlichen Ostnorwegen war. Er i​st nie weiter westlich gewesen a​ls Tønsberg. Sein Interessenschwerpunkt w​ar Schweden. Sollte m​an aus alldem schließen, d​ass die Hanse d​er Haupthandelspartner Norwegens gewesen sei, s​o stimmt d​ies mit d​er Einschleppung d​er Pest i​n der Folgezeit n​icht überein. Denn e​s zeigt sich, d​ass die Pest durchweg v​on England a​us eingeschleppt worden i​st (siehe d​en Artikel Pestepidemien i​n Norwegen).

Literatur

  • Halvard Bjørvik: Folketap og sammenbrudd 1350–1520. In: Aschougs Norges Historie Bd. 4. Oslo 1996.
  • A. W. Brøgger und Haakon Shetelig: Vikingeskipene. Deres forgjengere og etterfølgere. (Wikingerschiffe. Deren Vorläufer und Nachfolger). Oslo 1950.
  • J. Delaville Le Roulx: Les Hospitaliers à Rhodes jusqu’à la mort de Philibert de Naillac (1310–1421). Paris 1913.
  • Knut Helle: Under Kirke og Kongemakt 1130–1350. In: Aschehougs Norges Historie Bd. 3. Oslo 1995. ISBN 82-03-22016-9
  • Jón Viðar Sigurðsson: Det norrøne Samfunnet. Vikingen, Kongen, Erkebiskopen og bonden. Oslo 2008.
  • Sartorius-Lappenberg, Urkundliche Geschichte des Ursprunges der deutschen Hanse (Hamb. 1830, 2 Bde.)

Einzelnachweise

  1. J. Delaville Le Roulx schreibt: „Nach fünf Monaten der Belagerung (Anm. d. Verf.: Juni/Juli 1153) gelang es einem starken ägyptischen Geschwader, die christliche Flottille und den Nachschub für die Belagerer zu zerstreuen.“
  2. Store norske leksikon Stichwort „øyskjegger“. Abgerufen am 20. Oktober 2010.
  3. Brøgger S. 275.
  4. Knut Helle: „Inge 2 Bårdsson“. In: Norsk biografisk leksikon.
  5. Knut Peter Lyche Arstad: „Knut Håkonsson“ in: Norsk biografisk leksikon
  6. Gerd Althoff: Heinrich IV. (Darmstadt 2008). S. 23.
  7. Curschmann 1900, S. 85, 208 f.
  8. Sigurðsson 2008 S. 12.
  9. Sartorius-Lappenberg, Urkundliche Geschichte des Ursprunges der deutschen Hanse, Bd. 2, Hamburg 1830, S. 373
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