Kungälv
Kungälv ist eine Stadt im Südwesten Schwedens. Sie gehört zur Provinz Västra Götalands län sowie zur historischen Provinz (landskap) Bohuslän und ist Hauptort der gleichnamigen Gemeinde.
Kungälv | ||||||
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Staat: | Schweden | |||||
Provinz (län): | Västra Götalands län | |||||
Historische Provinz (landskap): | Bohuslän | |||||
Gemeinden (kommuner): |
Kungälv Göteborg | |||||
Koordinaten: | 57° 52′ N, 11° 59′ O | |||||
SCB-Code: | 4452 | |||||
Status: | Tätort | |||||
Einwohner: | 24.101 (31. Dezember 2015)[1] | |||||
Fläche: | 14,62 km²[1] | |||||
Bevölkerungsdichte: | 1648 Einwohner/km² | |||||
Liste der Tätorter in Västra Götalands län |
Geografie
Kungälv liegt überwiegend am rechten Ufer des rechten (nördlichen) Mündungsarms des Flusses Göta älv, der auch als Nordre älv bezeichnet wird, etwa 20 km nördlich des Zentrums von Göteborg und etwa 15 km von der schwedischen Westküste am Kattegat entfernt.
Ein kleiner Teil des Tätortes (278 Einwohner auf 44 Hektar, 2015) liegt auf dem Territorium der benachbarten Gemeinde Göteborg.[2] Dabei handelt es sich um das zuvor als Tätort eigenständige Rödbo südöstlich an Kungälv anschließend am jenseitigen Ufer des Nordre älv auf der Insel Hisingen gelegen.
Geschichte
Eisenzeitliche Spuren finden sich im Gräberfeld von Västra Porten-Smällen. Hinweise der Namenforschung ergeben, dass sich eine erste Besiedelung auf der Insel Björkö im Fluss Nordre älv zusammengefunden hat. Der Name Björkøy fällt in die Namensfamilie bjarkøy, welche verschiedene Bedeutungen hat. Zum einen kann es sich auf bjerk, Birke, beziehen und eine Baum- (Birken-) bewachsene Insel heißen. Zum anderen bezieht sich das Wort bjark auf den Handel. Eine weitere Bedeutung lehnt sich an das altfriesische Wort berek und bedeutet Rechtskreis. Die letzten zwei Bedeutungen kommen im Zusammenhang mit dem alten Handels- und Seefahrtsrecht, dem Bjarkøyrett, vor. Der Name kann aber ebenso gut von einem Ortsnamen abgeleitet sein, da viele Inseln entlang der norwegischen Küste den Namen Bjarkøy oder Bjerkøy tragen; so Inseln in Hålogaland, Trøndelag, Hordaland, vor Tønsberg sowie im Skiensfjord und Oslofjord. Ebenso befand sich der wichtige Wikinger-Handelsplatz Birka auf der Insel Björkö. Viele skandinavische Handelsplätze entstanden zuerst auf Inseln, da diese besser zu verteidigen waren.[3]
Ein geschichtlich überlieferter Vorgänger der Stadt Kungälv war Konghelle, auch unter den schwedischen Namen Kungahälla und Konnungahälla bekannt. Die Stadt gehörte zu Norwegen, und auch ihre Ursprünge sind unbekannt. Die Stadt soll im Jahr 959 vier Kilometer westlich von Kungälv gegründet worden sein, doch schriftliche Quellen erwähnen sie erst im 12. Jahrhundert.[4] Im Jahre 1101 fand hier ein Dreikönigstreffen statt. Damals schlossen König Erik I. Ejegod von Dänemark, König Magnus III. von Norwegen und König Inge I. von Schweden einen Friedensvertrag. Ein 1940 in Kungälv errichteter hoher „Friedensstein“ erinnert an das denkwürdige historische Ereignis vor über 900 Jahren.[4]
Konghelle verlor jedoch seine Bedeutung als mittelalterliche skandinavische Hafen- und Handelsstadt am Laurentiustag (10. August) des Jahres 1135, nur fünf Jahre nach Sigurds Tod. Dieses wichtige Zentrum wurde von dem Pommernherzog Ratibor mit einer Flotte von 250 Schiffen als Vergeltungsaktion heimgesucht und gebrandschatzt. Die Pommern erlitten während der Kampfhandlungen erhebliche Verluste an Kriegern und an Schiffen, blieben aber letztlich die Sieger. Mit wertvoller Beute, darunter dem berühmten und heute verschollenen „Cordula-Schrein“ und an die 700 gefangene Nordländer mit sich führend, segelte der Rest der herzoglichen Flotte zurück nach Pommern. Sowohl Snorri Sturluson als auch die Knytlingasaga und der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus berichten über den slawischen Angriff und die Vorgänge im Göta älv an der Küste Hallands. Der Cordula-Schrein, auch als Schrein von Cammin bekannt, war eine kostbare nordische Reliquie. Das erbeutete Original, nach anderer Auffassung ein Geschenk des Bischofs Asker an Otto von Bamberg, gehörte zum Schatz des Doms zu Cammin und gilt seit Kriegsende 1945 als verlustig.
Im Jahr 1161 starb der Heerführer Gregorius Dagsson, ein Gefolgsmann von König Inge, bei Konghelle.[5]
Unter Håkon Håkonsson wurde Konghelle Mitte des 13. Jahrhunderts zum südlichsten Außenposten Norwegens. Er ließ die Festung Ragnhildarholm auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses errichten und auch das Franziskanerkloster stammt aus dieser Zeit. Anfang des 14. Jahrhunderts errichtete Håkon V. die Festung Bohus unweit von Konghelle.[5]
1612 wurde Konghelle durch einen schwedischen Angriff zerstört und nicht wieder errichtet. Die Bewohner gründeten nach dem Angriff die Stadt Kungälv in unmittelbarer Nähe zur Festung Bohus. Diese gehört seit dem Frieden von Roskilde, im Jahr 1658, zu Schweden.[4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Größte Sehenswürdigkeit von Kungälv ist die Festung Bohus, eine ehemals norwegische Festung zur Sicherung der norwegischen Grenze gegen Schweden. Durch die Nähe zur Festung wurde Kungälv in Kriegen mehrfach komplett zerstört und an unterschiedlichen Orten in Festungsnähe wieder neu aufgebaut.
Durch seine reizvolle Lage zwischen Flüssen, Seen und hügeligen Wäldern ist Kungälv besonders an Wochenende ein beliebtes Ausflugsziel der Göteborger.
Persönlichkeiten
- Erik Lindh (* 1964), Tischtennisspieler und -trainer
- Sabina Jeschke (* 1968), Professorin für Maschinenbau
- Niklas Andersson (* 1971), Eishockeyspieler
- Svante Samuelsson (* 1972), Fußballnationalspieler
- Per Johan Axelsson (* 1975), Eishockeyspieler
- John Hron (1981–1995), ein Junge, von Neo-Nazis ermordet
- Pontus Wernbloom (* 1986), Fußballspieler
- Lovisa Lindh (* 1991), Leichtathletin
- Marie Wall (* 1992), Handballspielerin
Literatur
- Lutz Mohr: Die Rache der Pommern. Über den Feldzug des Herzogs Ratibor I. wider Kungälv im Herzen Skandinaviens anno 1135 nach einer isländischen Quelle. In: Stier und Greif. Blätter zur Kultur- und Landesgeschichte in Mecklenburg-Vorpommern, Jg. 11, Schwerin 2001, S. 94–102
Weblinks
Einzelnachweise
- Statistiska centralbyrån: Landareal per tätort, folkmängd och invånare per kvadratkilometer. Vart femte år 1960 - 2015 (Datenbankabfrage)
- Statistiska centralbyrån: Tätorter 2015 som delas av kommungräns (Excel-Datei)
- Nils Petter Thuesen: De eldste norske byer – forhistorie, oppkomst og tidlig utvikling. Fabritius Forlag, Oslo 1976, ISBN 82-07-00027-9, S. 9/10.
- Nils Petter Thuesen: De eldste norske byer – forhistorie, oppkomst og tidlig utvikling. Fabritius Forlag, Oslo 1976, ISBN 82-07-00027-9, S. 42.
- Knut Are Tvedt: Konghelle. In: store norske leksikon. 14. Februar 2009, abgerufen am 31. Dezember 2014 (norwegisch).