Nornickel
Nornickel (russisch Норникель, bis 2016: Norilsk Nickel) ist ein Unternehmen aus Russland mit Firmensitz in Moskau. Das Unternehmen ist im RTS-Index am Russian Trading System und an der NASDAQ gelistet. Nach eigenen Angaben steuert das Unternehmen 1,5 % des russischen Bruttoinlandsproduktes bei.
PAO GMK Norilski Nikel | |
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Rechtsform | PAO (Öffentliche Aktiengesellschaft) |
ISIN | RU0007288411 |
Gründung | 30. Juni 1993 |
Sitz | Moskau, Russland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 83.624[3] |
Umsatz | 8,542 Mrd. US-Dollar[3] |
Branche | Bergbau, Metallurgie |
Website | www.nornickel.com |
Stand: 31. Dezember 2015 |
Übersicht
Das operative Geschäft von Nornickel befindet sich vorwiegend in der Region Norilsk-Talnach im nördlichen Russland, wo das Unternehmen der bei weitem größte Arbeitgeber ist.
Nornickel ist der weltweit führende Nickel- und Palladiumförderer. Des Weiteren rangierte das Unternehmen in Verbindung mit seinem Tochterunternehmen Stillwater Mining Company (Denver, Colorado) unter den vier größten Platinförderern und gehört zu den zehn größten Kupfer-Produzenten der Welt. Zudem fördert Nornickel Kobalt, Rhodium, Silber, Gold, Tellur, Selen, Iridium, Ruthenium und Kohle.
Geschichte
Die Kupfer- und Nickelvorkommen der Taimyrhalbinsel waren bereits seit dem 17. Jahrhundert bekannt, aber erst in den 1920ern begann der Bergbau in der Region Norilsk. Die Regierung der UdSSR schuf am 23. Juni 1935 das Norilsker Kombinat und somit den Anfang des mittlerweile größten Bergbau- und Metallurgie-Unternehmens des Landes. Am 10. März 1939 begann die Produktion.
In den ersten beiden Jahrzehnten wurden Norilsk und das dortige Nickelkombinat fast ausschließlich von Gulag-Häftlingen gebaut und betrieben, die in dem von 1935 bis 1956 bestehenden Norilsker Besserungsarbeitslager (russische Kurzform: Noril-Lag) inhaftiert waren. Die Insassenzahl dieses Lagers stieg bis zu Stalins Tod 1953 stetig an und erreichte in den frühen 1950er-Jahren etwa 70.000[4] bis 90.000 Personen.[5] 270.000 Personen durchliefen insgesamt das Lager, 17.000 bis 18.000 starben in der Haftzeit.[6]
Auch in der Oblast Murmansk auf der Kolahalbinsel entstanden Bergbaukombinate zur Förderung von Kupfer und Nickel – 1935 Seweronikel in Montschegorsk und 1940 Petschenganikel in Sapoljarny und Nikel.
Am 4. November 1989 vereinte eine Resolution der Regierung die drei Kombinate mit zwei weiteren Unternehmen und dem Gipronickel-Institut zu Norilsk Nickel, und eine weitere Resolution formte aus dem Unternehmen am 30. Juni 1993 das Aktienunternehmen RAO Norilsk Nickel. 2000 wurde das Unternehmen restrukturiert und Norilsk Gornaja Kompanija genannt, aber bereits 2001 folgte eine weitere Umstrukturierung und ein neuer Name – GMK Norilsk Nickel.
2014 verkaufte das Unternehmen seine Beteiligungen an Gold- und Nickelvorkommen (Lake Johnston, Cawse, Avalon, Black Swan, Silver Swan) in Westaustralien.
Seit 2014 entwickelt Norilsk Nickel das Kupfer-Gold-Eisen-Vorkommen Bystrinsky bei Tschita.[7]
Im Juli 2016 erneuerte Norilsk Nickel seinen Außenauftritt. Das Unternehmen tritt nun unter dem Namen Nornickel auf, des Weiteren wurde ein neues Unternehmenslogo eingeführt.[8]
2019 wurde berichtet, dass Nornickel an einer Handelsplattform für Schöpfung von Krypto-Tokens für den Handel mit Palladium arbeitet.[9]
Ende Mai, Anfang Juni 2020 flossen rund 21.000 m³ Dieselkraftstoff des Kraftwerkbetreibers NTEK, der ein Tochterunternehmen von Nornickel ist, bei Norilsk in die Ambarnaja.[10] Nach Angaben von Norilsk Nickel sei ein Dieseltank beschädigt worden, als die Stützpfeiler durch den auftauenden Permafrostboden absanken.[11][12] Bis zum 9. Juni 2020 waren rund 23.000 m³ Boden entsorgt und in den kontaminierten Gewässern 2,4 km Ölsperren errichtet worden.[13] Am 5. Februar 2021 berichteten russische Nachrichtenagenturen, dass Nornickel 146,2 Mrd. Rubel (1,6 Mrd. Euro) Schadenersatz zahlen soll. Die russische Umweltaufsicht hatte 148 Mrd. Rubel gefordert. Im Juli 2020 hatte Wladimir Putin ein Gesetz unterzeichnet, das eine Entschädigungszahlung von Nornickel statt in das Budget der betroffenen Region in den russischen Bundeshaushalt fließen lässt.[14]
Aktionärsstruktur
Stand: 31. Dezember 2020[15]
- Olderfrey Holding Ltd, Zypern (übertragen im Oktober 2014 von Interros, Zypern[16]; beide Wladimir Potanin zuzurechnen): 34,6 %
- En+: 27,82 %
- Andere: 37,58 % (darunter eigene Aktien; Roman Abramowitsch hält nur noch geringe Anteile)
Die Anteile sind zu 76,8 % an den Börsen in Moskau und St. Petersburg gehandelte Aktien, zu 23,2 % sind es ADR.
Unternehmensbeteiligungen
- Polyus Gold Mining Company ist Russlands führendes Goldbergbauunternehmen und war bis 2006 zu 100 % in Besitz von Norilsk Nickel
- Norilsk Nickel Finland in Harjavalta[17]
- Das Gipronickel-Institut in Sankt Petersburg ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Metallurgie. Das Unternehmen entwirft und baut die Anlagen von Norilsk Nickel.
- Am südafrikanischen Nkomati-Nickelbergwerk hält Norilsk Nickel 50 % der Anteile in Folge der Übernahme von LionOre Mining International Limited am 28. Juni 2007.[18]
- An der 1995 eröffneten Phoenix Mine (Tagebau) in Botswana, östlich von Francistown, ist der Konzern mit 85 % (15 % Staatsanteile durch die Regierung Botswanas) beteiligt. Die Übernahme ergab sich ebenso aus dem Erwerb von LionOre Mining International Limited am 28. Juni 2007. Ein weiteres zugehöriges und untertägiges Bergwerk, die Selkirk Mine, wurde 1989 unweit der Phoenix Mine angefahren.[18]
Die Stillwater Mining Company, Denver wurde zu über 50 % von Norilsk Nickel kontrolliert. Das Unternehmen gewinnt in Stillwater (Montana) Erzkonzentrate aus dem Stillwater Complex mit signifikanten Gehalten an Platinmetallen (PGM). Norilsk Nickel veräußerte jedoch seine Anteile im Geschäftsjahr 2010 und setzte damit seinen Rückzug aus dem Geschäft mit Platin und Palladium fort.[19]
Kritik
Der Abbau von Nickel hat in der Umgebung von Norilsk zu schwersten Umweltverschmutzungen geführt, weshalb die Stadt im November 2001 für Ausländer gesperrt wurde. 2006 wurde die Stadt vom Blacksmith Institute zu einem der zehn am meisten verschmutzten Orte der Welt erklärt. Hauptverursacher ist Norilsk Nickel. Das Unternehmen nimmt zudem in Sachen Luftverschmutzung Platz eins unter den russischen Industrieunternehmen ein.[20]
Literatur
- Simon Ertz: Zwangsarbeit in Noril’sk. Ein atypischer, idealtypischer Lagerkomplex. In: Osteuropa, 6-2007, S. 289–300.
- Stephen Fortescue, Vesa Rautio: Vom Arbeitslager zum Weltmarktführer. Ein Firmenporträt der Buntmetallhütte Noril’sk Nikel’. In: Osteuropa, 6-2007, S. 395–408.
Weblinks
- Website Nornickel (russisch)
- Website Nornickel (englisch)
- Polyus Gold Mining Company (englisch)
- Interros Holding Company (russisch, englisch)
- Gipronickel Institute (russisch)
Einzelnachweise
- Management Board
- Board of Directors
- Geschäftsbericht 2015 (englisch)
- Karte der Gulag bei Norilsk
- Simon Ertz: Zwangsarbeit in Noril’sk. Ein atypischer, idealtypischer Lagerkomplex, S. 293.
- Simon Ertz: Zwangsarbeit in Noril’sk. Ein atypischer, idealtypischer Lagerkomplex, S. 295.
- Yuliya Fedorinova: Norilsk Approves $1 Billion Chita Copper Project on China Demand. In: Bloomberg.com. 19. Mai 2014 (bloomberg.com).
- Nornickel: Nornickel presents new brand abgerufen am 20. April 2019
- Ana Alexandre: Russischer Bergbau-Gigant arbeitet an Tokenisierung von Palladium auf de.cointelegraph.com, 29. März 2019.
- Agathe Duparc: Norilsk Nickel: Der Serien-Umweltsünder vertreibt seine Metalle von Zug aus. In: publiceye.ch. 18. September 2020, abgerufen am 10. Oktober 2020.
- Красноярский губернатор прилетел в Норильск из-за ЧП на ТЭЦ-3. In: ria.ru. 4. Juni 2020, abgerufen am 4. Juni 2020 (russisch).
- MMC Norilsk Nickel: CLEAN-UP UNDERWAY AFTER ACCIDENTAL DIESEL SPILL AT NORILSK NICKEL'S HEAT AND POWER PLANT ? In: finanznachrichten.de. 3. Juni 2020, abgerufen am 4. Juni 2020 (englisch, Pressemitteilung des Unternehmens).
- Dieselkatastrophe in Norilsk: Über 23.000 Kubikmeter verseuchten Bodens entfernt. In: de.sputniknews.com. 9. Juni 2020, abgerufen am 9. Juni 2020.
- Russischer Konzern zu Rekordzahlung für Ölpest in Arktis verurteilt. In: orf.at. 5. Februar 2021, abgerufen am 5. Februar 2021.
- https://www.nornickel.com/investors/shareholders/listing/
- http://rusletter.com/articles/potanin_transferred_shares_from_the_offshore_that_had_appeared_in_the_divorce_process
- www.nornik.fi
- Norilsk Nickel Africa., www.nornik.ru (englisch)
- Norilsk Nickel über 5 Mrd. Dollar Gewinn, 20. Juni 2011
- Blacksmith Institute über Norilsk (Memento vom 3. Februar 2007 im Internet Archive)