Brod (Stadt)
Brod (serbisch-kyrillisch Брод, auch Bosanski Brod/Босански Брод) ist eine Stadt mit etwa 18.000 Einwohnern im Norden von Bosnien und Herzegowina, etwa 70 km nordöstlich von Banja Luka. Sie gehört zur Republika Srpska, einer der beiden Entitäten des Landes, und liegt an der Save, die hier die Grenze zu Kroatien bildet. Gegenüber, am nördlichen Save-Ufer, befindet sich die kroatische Stadt Slavonski Brod. Der Ortsname bedeutet auf Deutsch „Furt“ und bezieht sich auf die günstige Lage an einer flachen Stelle der Save.
Brod Брод | |||
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Basisdaten | |||
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Staat: | Bosnien und Herzegowina | ||
Entität: | Republika Srpska | ||
Koordinaten: | 45° 9′ N, 18° 0′ O | ||
Höhe: | 84 m. i. J. | ||
Fläche: | 228 km² | ||
Einwohner: | 15.245 (2018[1]) | ||
Bevölkerungsdichte: | 67 Einwohner je km² | ||
Telefonvorwahl: | +387 (0) 53 | ||
Postleitzahl: | 74450 | ||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2016) | |||
Gliederung: | 19 Ortsgemeinschaften | ||
Bürgermeister: | Ilija Jovičić (SNSD) | ||
Webpräsenz: | |||
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Geografie
Brod liegt in einer Flussschleife am Mittellauf der Save, wo diese nach Passieren der Motajica-Berge in einer breiten Ebene zu mäandrieren beginnt. Die Gemeinde Brod grenzt im Süden an Derventa, im Osten an Modriča und Odžak.
Geschichte
Der Ort wurde erstmals 1691 als Turcae Brodienses (Turski Brod) erwähnt, als die Osmanen und später die Österreicher die Festung Brod zur Sicherung der Grenze anlegen ließen.
Unter österreichischer Herrschaft erfuhr Bosanski Brod einen erheblichen Aufschwung, insbesondere durch den Bau der Eisenbahn 1896/97, der Carevska i Kraljevska Bosanska Željeznica, und die beginnende Industrialisierung. Ein Beleg dafür war der Besuch Kaiser Franz Josephs 1908 zur Eröffnung des Bahnhofs, wo er von Bürgermeister Mehmed Hadži Hodžić empfangen wurde.[2]
Im Zweiten Weltkrieg gehörte die Stadt zum faschistischen Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) und trug den Namen Brod na Savi.
1992 wurde im Bosnienkrieg das Massaker von Sijekovac verübt. Angehörige der HOS zerstörten die serbisch-orthodoxe Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche, die von 1999 bis 2009 neu erbaut wurde. Nach dem Bosnienkrieg war die Stadt wie ausgestorben, durch den Wiederaufbau der Brücke zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien erwachte sie zu neuem Leben.
Seit 1994 wurde die Stadt von den Behörden der Republika Srpska als Srpski Brod (Serbische Furt) bezeichnet. In einem Urteil des bosnischen Verfassungsgerichts von 2004 wurden diese und andere ethnisch motivierte Umbenennungen für verfassungswidrig erklärt. Seitdem wird Brod ohne Zusatz verwendet.
Bevölkerung
Im Jahre 1991 hatte die Gemeinde Bosanski Brod 33.962 Einwohner, von denen sich 13.993 (40,98 %) als Kroaten, 11.389 (33,36 %) als Serben, 4.088 (11,97 %) als Slawische Muslime und 3.664 (10,73 %) als Jugoslawen bezeichneten.
In der Stadt selbst (14.098 Einwohner) gab es keine eindeutigen Mehrheiten. Die größte Gruppe waren die 4.373 Serben (31 %). Daneben bezeichneten sich 4.086 Einwohner als Kroaten (29 %), 2.760 als Jugoslawen (19,6 %) und 2.246 als Muslime (15,9 %). Außerdem gehörten zur Gemeinde zehn Dörfer mit serbischer und neun mit kroatischer Mehrheit sowie eines mit überwiegend muslimischer Bevölkerung.
Die Bevölkerungszahl nach dem Krieg liegt (je nach Quelle) zwischen 22.471 und 32.000, davon mindestens 22.000 Serben.[3]
Orte
Die Gemeinde besteht aus insgesamt 23 Dörfern: Brod, Brusnica Mala, Brusnica Velika, Donja Barica, Donja Močila, Donja Vrela, Donje Kolibe, Donji Klakar, Gornja Barica, Gornja Močila, Gornja Vrela, Gornje Kolibe, Gornji Klakar, Grk, Koraće, Kričanovo, Kruščik, Liješće, Novo Selo, Sijekovac, Unka, Vinska und Zborište.
Wirtschaft
Brod besitzt eine große Ölraffinerie. Sie stand seit Juli 2003 einige Monate still. Unter Beteiligung eines russischen Unternehmens wurde die Produktion wieder aufgenommen. Im Herbst 2009 wurden Reparaturen an der Raffinerie beendet und die Arbeit wieder aufgenommen. Zu der Zeit arbeiteten ca. 1500 Menschen dort (Stand August 2011). Seit Oktober 2018 stand die Produktion wegen einer Havarie still.[4] Im Januar 2020 wurde bekannt, dass die Raffinerie zu einem Gaskraftwerk umgewandelt werden soll.[5]
Verkehr
Über die Brücke in Brod erfolgt der größte Teil des Transitverkehrs im bosnischen Teil der Posavina. Um die Region zu entlasten und einen zweiten Grenzübergang in der Posavina zu schaffen, ist die Autobahn A1 durch das östlich von Brod gelegene Dorf Donji Svilaj geplant.
Am 10. Juli 1879 wurde die 3,6 Kilometer lange normalspurige Verbindungsbahn Slavonski Brod–Bosanski Brod von den Königlich Ungarischen Staatsbahnen eröffnet. Die Savebrücke diente damals sowohl dem Eisenbahn- als auch dem Straßenverkehr. Bereits am 22. April 1879 wurde der Abschnitt Bosanski Brod – Žepče der schmalspurigen, nach Sarajevo führenden Bosnabahn in Betrieb genommen.[6] 1969 wurde der Verkehr auf dem verbliebenen Teilstück Bosanski Brod – Derventa eingestellt.
Persönlichkeiten
- Ljiljana Petrović (1939–2020), jugoslawische Sängerin
- Mate Šakić († 1945), Ustascha-Mitglied und Bürgermeister von Bosanski Brod im Unabhängigen Staat Kroatien (NDH)
Einzelnachweise
- http://rzs.rs.ba/front/article/3630/ Fortgeschriebene Bevölkerungszahlen für 2018 vom Institut für Statistik der Republika Srpska. Abgerufen am 9. Juni 2019.
- Österreichische Nationalbibliothek: Ankunft des Kaisers am Bahnhof von Bosanski Brod. 1908, abgerufen am 8. Januar 2020.
- Bericht des Bosnienbeauftragten des Bundes (Memento vom 10. August 2009 im Internet Archive)
- Eksplozija potresla rafineriju Bosanski Brod, ima povrijeđenih. In: AlJazeera Balkans. 9. Oktober 2018, abgerufen am 9. Januar 2020 (bosnisch).
- BN Televizija: Rafinerija Bosanski Brod. BN Televizija, 3. Januar 2020, abgerufen am 8. Januar 2020 (bosnisch).
- Victor von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Bosnisch-hercegovinische Eisenbahnen. Abgerufen am 1. April 2016.
Weblinks
- Offizielle Website
- Bosanski Brod auf der Seite des Bosnienbeauftragten des Bundes (1998)
- Offizielle Brod Forum