Neum-Korridor
Der Neum-Korridor oder Korridor von Neum ist ein an der schmalsten Stelle ca. 5 km breiter Zugang des Staates Bosnien und Herzegowina zum Hafen Neum am Adriatischen Meer und ist umgeben von kroatischem Staatsgebiet (Gespanschaft Dubrovnik-Neretva).
Ab 2022 sollen die kroatischen Landesteile durch die Pelješac-Brücke verbunden werden.[1]
Ursprung
Im Spätmittelalter war die Gegend um Neum Zankapfel zwischen der Republik Venedig und der Republik Ragusa. Mit dem Frieden von Karlowitz im Jahre 1699 wurde der Landstreifen Teil des Osmanischen Reiches, unter anderem, weil die Republik Ragusa eine weitere Stärkung Venedigs in der Region verhindern wollte und zu diesem Zweck den Osmanen als Puffer zum venetianischen Dalmatien einen Landstreifen im Nordwesten des ragusischen Herrschaftsbereiches überließ.[2] Die Osmanen erhielten hierdurch erstmals einen Meereszugang zur Adria. Der Landstreifen wurde in der Folge Teil der Herzegowina. In gleicher Weise wurde ein weiter südlich gelegener Landstreifen bei Sutorina, heute in Montenegro gelegen, Teil des Osmanischen Reiches.
Situation für Kroatien
Problematik
Durch die Lage des Neum-Korridors entsteht für Kroatien das Problem, dass der innerkroatische Straßenverkehr auf der D8 (Jadranska Magistrala) zwischen Ploče und Dubrovnik bosnisch-herzegowinisches Staatsgebiet durchqueren muss. Für die geplante Autocesta A1 entlang der Küste nach Dubrovnik ergibt sich sowohl das Problem der Grenzkontrollen als auch der genauen Streckenführung.
Drastisch verschärft wurde die Situation durch den Beitritt Kroatiens zur Europäischen Union zum 1. Juli 2013. Die Grenze zum Neum-Korridor wurde dadurch zur EU-Außengrenze, an der entsprechende Personen- und Zollkontrollen durchgeführt werden müssen. Damit wurde der Transitverkehr durch den Neum-Korridor deutlich komplizierter. Das kroatische Außenministerium gibt an, dass EU-Bürger den Korridor mit Lichtbildausweis und zollfreien persönlichen Gegenständen passieren können. Bürger von Drittstaaten müssen sich hingegen einer Grenzkontrolle unterziehen, zudem kann der Korridor nicht mit einem einmaligen Einreisevisum durchquert werden. Alle Autobesitzer müssen eine für Bosnien gültige Autoversicherung besitzen.[3]
Der geplante Beitritt Kroatiens zum Schengener Abkommen würde diese Situation noch weiter verschärfen.
Pelješac-Brücke als Lösung
Um dieses Problem zu lösen, begann Kroatien am 24. Oktober 2007 den Bau der Pelješac-Brücke, die eine Verbindung zur gleichnamigen Halbinsel Pelješac unter Umgehung des Neum-Korridors ermöglicht. Aus finanziellen Gründen wurde der Bau im Jahr 2010 gestoppt. Im Jahr 2018 wurde der Bau fortgesetzt und soll bis 2022 fertiggestellt werden. 85 % der Kosten wurden von der Europäischen Union übernommen.
Situation für Bosnien und Herzegowina
Auch wenn der Neum-Korridor eine direkte Verbindung zum bosnisch-herzegowinischen Mutterland besitzt und keine Exklave ist, bringt die Lage auch für Bosnien und Herzegowina Nachteile mit sich. So ist die Magistralstraße M17.3 die einzige Straßenverbindung zum restlichen Land. Diese schmale und schlecht ausgebaute Straße führt auf einer kurvigen Strecke über die Berge zur M6 nach Stolac. Aufgrund der schlechten Straßenanbindung wird der Verkehr von und nach Neum überwiegend über Kroatien abgewickelt.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pelješac Bridge to Be Constructed Within 3.5 Years. (total-croatia-news.com [abgerufen am 8. Mai 2017]).
- Franz Petter: Dalmatien in seinen verschiedenen Beziehungen dargestellt. Justus Perthes, Gotha 1857. Bd. 2, S. 170.
- Paul Bradbury: How to Get from Dubrovnik to Split: The 2015 Guide vom 17. Januar 2014 auf croatia-split.com – abgerufen am 3. Juni 2015