Maurice Maeterlinck

Maurice Polydore Marie Bernard Maeterlinck (* 29. August 1862 in Gent; † 6. Mai 1949 in Nizza) war ein belgischer Schriftsteller und Dramatiker französischer Sprache. Die flämische Aussprache des Namens lautet [ˈmaːtɛrlɪŋk]. Die französische Aussprache lautet in Belgien [ma.tɛʁ.lɛ̃ːk], in Frankreich [mɛ.teʁ.lɛ̃ːk][1].

Maurice Maeterlinck

Maeterlinck gilt mit seinen lyrischen Werken und Bühnenstücken – darunter das Schauspiel Pelléas et Mélisande – als einer der wichtigsten Vertreter des Symbolismus. Im Mittelpunkt dieser Arbeiten steht oftmals der Mensch in seiner Hilflosigkeit gegenüber dem Tod. 1911 erhielt Maeterlinck den Nobelpreis für Literatur.

Leben

Maurice Maeterlinck wurde als Sohn wohlhabender französischsprachiger Eltern geboren. Während seiner Studienzeit schrieb er Gedichte und kurze Erzählungen, die er später vernichtete und von denen nur Fragmente erhalten sind. Nach dem Ende seines Jurastudiums lebte er einige Monate in Paris, wo er einige Mitglieder der neuen literarischen Bewegung des Symbolismus kennenlernte, darunter Stéphane Mallarmé und Villiers de l'Isle-Adam. 1890 wurde er mit seinem Schauspiel La princesse Maleine berühmt.

Das 1892 entstandene Märchendrama Pelléas et Mélisande wurde mehrfach vertont, u. a. 1902 als Oper von Claude Debussy (→ Pelléas et Mélisande) und 1954 als Ballett von Max Baumann.

Von 1895 bis 1918 hatte er eine Beziehung mit der Sängerin Georgette Leblanc. 1919 heiratete er die französische Schauspielerin Renée Dahon (1893–1969). 1926 veröffentlichte er La Vie des Termites, ein eklatantes Plagiat des Werkes The Soul of the White Ant des südafrikanischen Biologen und Dichters Eugène Marais (1871–1936). 1930 erwarb er ein Schloss in Nizza, dem er den Namen Orlamonde aus seinen Quinze Chansons gab. Dieses Haus wurde bis März 2008 als Hotel Palais Maeterlinck geführt. 1932 wurde er vom belgischen König Albert I. geadelt und zum Grafen ernannt[2]. 1939 emigrierte er in die USA, wo er bis 1947 lebte. Er starb 1949 in Nizza.

Werke (Auswahl)

Melchior Lechter Buchumschlag zu Der Schatz der Armen (1898)

Lyrik

  • Serres chaudes (1889)
  • Douze chansons (1896, 1900 als Quinze chansons erneut veröffentlicht)

Prosa

  • Le Trésor des humbles (1896, deutsch Der Schatz der Armen, 1898)
  • La Sagesse et la destinée (1898, deutsch Weisheit und Schicksal, 1904)
  • La vie des abeilles (1901, deutsch Das Leben der Bienen, 1901)
  • L'Intelligence des fleurs (1907, deutsch Die Intelligenz der Blumen)
  • La mort (1913, deutsch Vom Tode)
  • L'hôte inconnu (1917, deutsch Der fremde Gast)
  • La vie des termites (1926, deutsch Das Leben der Termiten)
  • La vie des fourmis (1930, deutsch Das Leben der Ameisen)
  • Avant le grand silence (1934, deutsch Vor dem großen Schweigen)

Bühnenwerke

  • La Princesse Maleine (1889, dt. Prinzessin Maleine)
  • L'Intruse (1890, dt. Der Eindringling)
  • Les Aveugles (1890, dt. Die Blinden)
  • Les Sept Princesses (1891, dt. Die sieben Prinzessinnen)[3]
  • Pelléas et Mélisande (1892, dt. Pelleas und Melisande)
  • Alladine et Palomides (1894, dt. Alladin und Palomides)
  • L'Intérieur (1894)
  • La Mort de Tintagiles (1894, dt. Der Tod des Tintagiles)
  • Aglavaine et Sélysette (1896, dt. Aglavaine und Selysette)
  • Sœur Béatrice (1901, dt. Schwester Beatrix)
  • Ariane et Barbe-Bleue (1901, als Libretto 1907, dt. Blaubart und Ariane oder die vergebliche Befreiung)
  • Monna Vanna (1902, dt. Monna Vanna)
  • L'Oiseau bleu (1908, dt. Der blaue Vogel)
  • Le Bourgmestre de Stilmonde (1918, dt. Der Bürgermeister von Stilmonde)

Rezeption

Für die deutsche Rezeption verfasste Monty Jacobs 1901 eine Monographie mit dem Titel Maeterlinck, eine kritische Studie zur Einfuehrung in seine Werke.

Übersetzungen

Die Übersetzungen für die deutschen Erstausgaben im Verlag Eugen Diederichs stammen von Friedrich von Oppeln-Bronikowski.

Deutsche Ausgaben (Auswahl)

Erstausgaben

  • Weisheit und Schicksal. Eugen Diederichs, Leipzig 1899
  • Aglavaine und Selysette. Eugen Diederichs, Leipzig 1900
  • Blaubart und Ariane oder die vergebliche Befreiung. In: Zwei Singspiele. Eugen Diederichs, Leipzig 1901
  • Das Leben der Bienen. Eugen Diederichs, Leipzig 1901
  • Schwester Beatrix, nach einer alten Klosterlegende. In: Zwei Singspiele. Eugen Diederichs, Leipzig 1901
  • Pelleas und Melisande, Eingeleitet durch zwölf Lieder. Eugen Diederichs, Leipzig 1902
  • Prinzessin Maleine. Eugen Diederichs, Leipzig 1902
  • Monna Vanna. Eugen Diederichs, Leipzig 1903
  • Alladine und Palomides. In: Drei mystische Spiele. Eugen Diederichs, Leipzig 1904
  • Der Tod des Tintagiles. In: Drei mystische Spiele. Eugen Diederichs, Leipzig 1904
  • Die sieben Prinzessinnen. In: Drei mystische Spiele. Eugen Diederichs, Leipzig 1904
  • Maria Magdalena. Eugen Diederichs, Leipzig 1909
  • Vom Tode. Eugen Diederichs, Jena 1913
  • Das Leben der Termiten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 1927

Neuere Ausgaben

  • Der blaue Vogel. Märchenspiel in 6 Akten und 12 Bildern. Sachon, Bad Wörishofen 1984 ISBN 3-923493-17-7
  • Die frühen Stücke. 2 Bände. Edition Text und Kritik, München 1983 ISBN 3-88377-127-9 und ISBN 3-88377-128-7
  • Das Leben der Bienen. Fischer, Frankfurt am Main 1953
  • Das Leben der Termiten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1955
  • Das Leben der Termiten und Das Leben der Ameisen. Aus der Reihe Nobelpreis für Literatur. Coron, Zürich 1966 (und Neuausgabe 1980)
  • Melisandes Lieder. Sachon, Mindelheim 1985 ISBN 3-923493-25-8
  • Pelleas und Melisande. Reclam, Stuttgart 1972 ISBN 3-15-009427-5
  • Prosa und kritische Schriften. 1886-1896. Sachon, Bad Wörishofen 1983. ISBN 3-923493-03-7
  • Der Schatz der Armen. Nachdruck der Ausgabe von 1898. Diederichs, Düsseldorf und Köln 1964

Bühnenmusik

  • 1898: Pelléas et Mélisande (Schauspielmusik), Schauspielmusik von Gabriel Fauré

Adaptionen

Musik

Opern

Ballette

Hörspiele

Literatur

  • Mohammed Anâm: Hugo von Hofmannsthal und Maurice Maeterlinck. Zur Darstellung und Rezeption der Maeterlinckschen Todesauffassung und Theaterästhetik bei Hugo von Hofmannsthal. Hochschul-Verlag, Freiburg im Breisgau 1995 ISBN 3-8107-2257-X
  • Stefan Gross (Hrsg.): Maurice Maeterlinck und die deutschsprachige Literatur. Eine Dokumentation. Sachon, Mindelheim 1985 ISBN 3-923493-04-5
  • Stefan Gross: Maurice Maeterlinck oder der symbolische Sadismus des Humors. Studie zum Frühwerk mit angehängten Materialien. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1985 ISBN 3-8204-9019-1
  • Monty Jacobs: Maeterlinck, eine kritische Studie zur Einführung in seine Werke. Eugen Diederichs, Leipzig 1901
  • Linn Bratteteig Konrad: Modern drama as crisis. The case of Maurice Maeterlinck. (Englische Ausgabe). Berne, New York und Lang, Frankfurt am Main 1986 ISBN 0-8204-0222-2
  • Hans W. Panthel: Rainer Maria Rilke und Maurice Maeterlinck. Erich Schmidt Verlag, Berlin 1973 ISBN 3-503-00741-5
  • Hartmut Riemenschneider: Der Einfluß Maurice Maeterlincks auf die deutsche Literatur bis zum Expressionismus. Dissertation. Aachen 1. Juli 1969, DNB 482425571.
  • Dirk Strohmann: Die Rezeption Maurice Maeterlincks in den deutschsprachigen Ländern (1891–1914). Reihe „Europäische Hochschulschriften“. Peter Lang, Bern 2006 ISBN 3-03910-855-7
  • Beatrix Vedder: Das symbolistische Theater Maurice Maeterlincks. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1978 ISBN 3-261-02275-2
Commons: Maurice Maeterlinck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jean-Marie Pierret, Phonétique historique du français et notions de phonétique générale, 1994, S. 103.
  2. Da Maeterlinck nicht um den Adelsbrief (niederl. diploma, frz. lettres patentes) ansuchte, blieb die Verleihung des Adelstitels jedoch ohne Wirkung (Luc Duerloo und Paul Janssens: Wapenboek van de Belgische adel, van de 15de tot de 20ste eeuw, digitale Ausgabe auf academia.edu, S. 1306, abgerufen am 27. Dezember 2021).
  3. Zu diesem mystischen Spiel schuf die schottische Jugendstilkünstlerin Margaret MacDonald Mackintosh 1906 für den Musiksalon von Fritz Waerndorfer einen Fries, der heute im MAK Wien zu sehen ist, MAK: Sammlung Online (abgerufen am 27. Dezember 2021).
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