Matthias Brandt
Leben
Matthias Brandt ist der jüngste Sohn des früheren deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt und dessen Frau Rut. Seine Brüder sind der Historiker Peter Brandt und der Schriftsteller und Filmemacher Lars Brandt. Seine ältere Halbschwester Ninja (* 1940) entstammt der ersten Ehe (1941–1948) Willy Brandts mit Carlota Thorkildsen.
Brandt studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Schauspiel[2]. Nach einem ersten Engagement am Oldenburgischen Staatstheater im Jahr 1985 gehörte er unter anderem den Ensembles folgender Theater an: Staatstheater Wiesbaden, Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Bonn, Bayerisches Staatsschauspiel, Renaissance-Theater Berlin, Schauspielhaus Zürich, Schauspielhaus Bochum und Schauspiel Frankfurt.
Seit 2000 ist Brandt auch regelmäßig in Fernsehrollen zu sehen. 2003 spielte er in dem Fernsehfilm Im Schatten der Macht, der die letzten Tage vor dem Rücktritt Willy Brandts vom Amt des Bundeskanzlers schildert, die Rolle des Günter Guillaume. 2005 verkörperte er an der Seite von Juliane Köhler einen minderbegabten Vater im Fernsehfilm In Sachen Kaminski. Für seine darstellerische Leistung wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Matthias Brandt tritt auch als Sprecher von Hörbüchern in Erscheinung, zum Beispiel in der Audiofassung des Romans Halbschatten von Uwe Timm. Zudem war er als Erzähler in dem preisgekrönten Dokumentarfilm Unsere Ozeane zu hören.
2010 drehte Brandt unter der Regie von Dominik Graf seinen ersten Film als Münchner Kommissar in der Krimireihe Polizeiruf 110. Gemeinsam mit Anna Maria Sturm folgte er damit ab 2011 auf Jörg Hube und Stefanie Stappenbeck. Für seine Darstellung des Kommissars Hanns von Meuffels gewann er den Bambi und 2013 als bester männlicher Hauptdarsteller den Bayerischen Fernsehpreis. Im August 2018 wurde bekannt, dass ihm 2019 Verena Altenberger in Polizeiruf 110 nachfolgen soll.[3]
Im September 2016 erschien sein erstes Buch. Es hat den Titel Raumpatrouille und enthält autobiographische Erzählungen aus seiner Kindheit.[4][5] Im August 2019 folgte sein Roman-Debüt Blackbird.[6] Der Roman spielt in den siebziger Jahren und handelt von einem 16-Jährigen, dessen bester Freund am Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt.[7]
Brandt ist verheiratet und hat eine Tochter.
Filmografie (Auswahl)
- 2002: Voll korrekte Jungs (Fernsehfilm) – Regie: Rolf Silber
- 2002: Große Mädchen weinen nicht
- 2003: Im Schatten der Macht (Fernsehfilm) – Regie: Oliver Storz
- 2004: Tatort: Stirb und werde (Fernsehreihe) – Regie: Claudia Garde
- 2004: Der Stich des Skorpion (Fernsehfilm) – Regie: Stephan Wagner
- 2004: Mr. und Mrs. Right (Fernsehfilm) – Regie: Torsten C. Fischer
- 2005: Arnies Welt (Fernsehfilm) – Regie: Isabel Kleefeld
- 2005: In Sachen Kaminski (Fernsehfilm) – Regie: Stephan Wagner
- 2005: Die Leibwächterin
- 2005: Drei Schwestern made in Germany (Fernsehfilm) – Regie: Oliver Storz
- 2006: Leo (Fernsehfilm) – Regie: Vivian Naefe
- 2006: Vineta – Regie: Franziska Stünkel
- 2006: Der Tote am Strand (Fernsehfilm) – Regie: Martin Enlen
- 2006: Hannah
- 2007: Schimanski: Tod in der Siedlung (Fernsehreihe) – Regie: Torsten C. Fischer
- 2007: Die Frau am Ende der Straße (Fernsehfilm) – Regie: Claudia Garde
- 2007: Der Mann von gestern (Fernsehfilm) – Regie: Hannu Salonen
- 2007: Contergan (Fernsehfilm) – Regie: Adolf Winkelmann
- 2007: Gegenüber – Regie: Jan Bonny
- 2007: Unter anderen Umständen: Bis dass der Tod euch scheidet
- 2008: Todsünde (Fernsehfilm) – Regie: Matti Geschonneck
- 2008: Die zweite Frau (Fernsehfilm) – Regie: Hans Steinbichler[8]
- 2008: Nachtschicht – Ich habe Angst (Fernsehfilm) – Regie: Lars Becker
- 2008: Tatort – Der tote Chinese (Fernsehreihe) – Regie: Hendrik Handloegten
- 2009: Ein Sommer mit Paul (Fernsehfilm) – Regie: Claudia Garde
- 2009: Ein Mann, ein Fjord! (Fernsehfilm) – Regie: Angelo Colagrossi
- 2009: Die Wölfe (Fernsehfilm) – Regie: Friedemann Fromm
- 2009: Live Stream (Fernsehfilm) – Regie: Jens Wischnewski
- 2009: Entführt (Fernsehfilm) – Regie: Matti Geschonneck
- 2009: Die Frau, die im Wald verschwand (Fernsehfilm) – Regie: Oliver Storz
- 2010: Die Tochter des Mörders
- 2010: Ken Folletts Eisfieber (Fernsehfilm) – Regie: Peter Keglevic
- 2010: Tatort – Absturz – Regie: Torsten C. Fischer
- 2010: Tod einer Schülerin (Fernsehfilm) – Regie: Mark Schlichter
- 2010: Schutzlos (Fernsehfilm) – Regie: René Heisig
- 2010: Des Kaisers neue Kleider (Fernsehfilm) – Regie: Hannu Salonen
- 2010: Freche Mädchen 2 (Kinofilm)
- 2011: In den besten Jahren (Fernsehfilm) – Regie: Hartmut Schoen
- 2011: Das Blaue vom Himmel – Regie: Hans Steinbichler
- 2012: Glück – Regie: Doris Dörrie
- 2012: Das Ende einer Nacht (Fernsehfilm) – Regie: Matti Geschonneck
- 2012: Ruhm – Regie: Isabel Kleefeld
- 2013: Vier sind einer zuviel – Regie: Torsten C. Fischer
- 2013: Verratene Freunde – Regie: Stefan Krohmer
- 2013: Eine mörderische Entscheidung – Regie: Raymond Ley
- 2013: Eine verhängnisvolle Nacht – Regie: Miguel Alexandre
- 2014: Männertreu – Regie: Hermine Huntgeburth
- 2014: Das Zeugenhaus – Regie: Matti Geschonneck
- 2014: Der Tatortreiniger – Der Putzer – Regie: Arne Feldhusen
- 2015: Ein großer Aufbruch – Regie: Matti Geschonneck
- 2016: Sanft schläft der Tod (Fernsehfilm)
- 2016: Vor der Morgenröte – Regie: Maria Schrader
- 2016: Rheingold (Experimentalfilm) – Regie: Jan Bonny
- 2017: Wir töten Stella – Regie: Julian Pölsler
- 2017: Babylon Berlin (Fernsehserie)
- 2018: Transit – Regie: Christian Petzold
- 2018: Unterwerfung (Fernsehfilm) – Regie: Titus Selge
- 2018: Toulouse (Fernsehfilm) – Regie: Michael Sturminger
- 2019: Wir wären andere Menschen (Fernsehfilm) – Regie: Jan Bonny
- 2020: Das Geheimnis des Totenwaldes (Fernsehfilm)
- 2021: Sörensen hat Angst (Fernsehfilm) – Regie: Bjarne Mädel
Polizeiruf 110
- 2011: Polizeiruf 110: Cassandras Warnung – Regie: Dominik Graf
- 2011: Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun – Regie: Hans Steinbichler
- 2012: Polizeiruf 110: Schuld – Regie: Hans Steinbichler
- 2012: Polizeiruf 110: Fieber – Regie: Hendrik Handloegten
- 2013: Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen – Regie: Jan Bonny
- 2013: Polizeiruf 110: Kinderparadies – Regie: Leander Haußmann
- 2014: Polizeiruf 110: Morgengrauen – Regie: Alexander Adolph
- 2014: Polizeiruf 110: Smoke on the Water[9] – Regie: Dominik Graf
- 2015: Polizeiruf 110: Kreise – Regie: Christian Petzold
- 2016: Polizeiruf 110: Und vergib uns unsere Schuld
- 2016: Polizeiruf 110: Wölfe
- 2016: Polizeiruf 110: Sumpfgebiete
- 2017: Polizeiruf 110: Nachtdienst
- 2018: Polizeiruf 110: Das Gespenst der Freiheit
- 2018: Polizeiruf 110: Tatorte
Hörbücher (Auswahl)
- 2003: A.L. Kennedy: Day. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-700-3.
- 2004: Geoff Dyer: But Beautiful: ein Buch über Jazz.
- 2006: Tom Wolfe: Ich bin Charlotte Simmons. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-511-5.
- 2008: Ingo Schulze: Adam und Evelyn. Der Hörverlag. ISBN 978-3-86717-364-3.
- 2009: Rainer Moritz: Wir Wirtschaftswunderkinder. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-882-6.
- 2009: Åke Edwardson: Der Himmel auf Erden Random House Audio. ISBN 978-3-8371-0091-4.
- 2010: Robert Bloch: Psycho. Der Audio Verlag. ISBN 978-3-89813-975-5.
- 2011: Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-036-5.
- 2011: Ronald Reng: Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben. Roof Music. ISBN 978-3-941168-63-3.
- 2011: Annie Proulx: Schiffsmeldungen. Random House Audio. ISBN 978-3-8371-0881-1.
- 2012: Thomas Wolfe: Die Party bei den Jacks. Jumbo Neue Medien & Verlag. ISBN 978-3-8337-2906-5.
- 2012: Oliver Storz: Als wir Gangster waren. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-337-3.
- 2012: Erin Morgenstern: Der Nachtzirkus. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-355-7.
- 2012: Roger Willemsen: Das müde Glück, gelesen vom Autor, Sofia Brandt und Matthias Brandt; mit Musik von Ulrich Tukur. Tacheles Verlag, Bochum; 1 CD, 47 Minuten.
- 2013: John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-89903-582-7.
- 2013: Aldous Huxley: Schöne neue Welt. Der Hörverlag. ISBN 978-3-8445-1243-4.
- 2013: Ferdinand von Schirach: Tabu. OSTERWOLDaudio. ISBN 978-3-86952-176-3.
- 2013: Thomas Mann: Der Tod in Venedig. Der Hörverlag. ISBN 978-3844510744.
- 2017: Thomas Willmann: Das finstere Tal. Hörbuch Hamburg. ISBN 978-3-86909-218-8
- 2019: Matthias Brandt: Blackbird. (Roman, gelesen vom Autor) tacheles!/ROOF Music. ISBN 978-3864846175
- 2020: Robert Seethaler: Der letzte Satz. tacheles!/Roof Music. ISBN 978-3-86484-657-1
- 2021: Ferdinand von Schirach: Tabu, der Hörverlag, ISBN 978-3-8445-2389-8 (Hörbuch-Download)
Werke
- Raumpatrouille. Geschichten, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016, ISBN 978-3-462-04567-3.
- Blackbird. Roman, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019, ISBN 978-3-462-05313-5.
Auszeichnungen
- 2006: Bayerischer Fernsehpreis als Bester Schauspieler im Bereich Fernsehspiel für In Sachen Kaminski
- 2007: Adolf-Grimme-Preis für Arnies Welt, zusammen mit Caroline Peters und Jörg Schüttauf (Darstellung) und Isabel Kleefeld (Buch/Regie)
- 2008: Deutscher Kritikerpreis für Die Frau am Ende der Straße, gemeinsam mit Maren Eggert
- 2008: Goldene Kamera in der Kategorie Bester deutscher Schauspieler
- 2008: Nominierung für den Deutschen Filmpreis 2008 als Bester Hauptdarsteller für Gegenüber
- 2009: Adolf-Grimme-Preis für Die zweite Frau, zusammen mit Maria Popistaşu (Darstellung) und Hans Steinbichler (Regie)
- 2010: Deutscher Hörbuchpreis für Åke Edwardsons Der Himmel auf Erden in der Kategorie Das besondere Hörbuch/Bester Krimi
- 2011: Bambi für Polizeiruf 110
- 2011: Sonderpreis beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden für herausragende schauspielerische Leistung im Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun
- 2012: Bayerischer Fernsehpreis als Bester Schauspieler im Bereich Serien und Reihen für Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun
- 2012: Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis 2012 als Bester Schauspieler für Polizeiruf 110: Denn sie wissen nicht, was sie tun[10]
- 2013: Deutscher Fernsehpreis als Bester Schauspieler in vier Fernsehfilmen: Polizeiruf 110: Der Tod macht Engel aus uns allen, Polizeiruf 110: Fieber, Eine mörderische Entscheidung und Verratene Freunde
- 2014: Deutscher Hörbuchpreis für Schöne neue Welt von Aldous Huxley in der Kategorie Das besondere Hörbuch/Beste Science-Fiction
- 2014: Grimme-Preis für Eine mörderische Entscheidung
- 2014: Hessischer Fernsehpreis für seine Rolle in Männertreu
- 2015: Bayerischer Fernsehpreis als bester Schauspieler im Bereich Fernsehfilme, Serien und Reihen für die Hauptrolle im Film Männertreu.
- 2015: Hans Abich Preis beim Fernsehfilmfestival Baden-Baden
- 2017: „Preis für Schauspielkunst 2017“ am 31.08. auf dem 13. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen
- 2018: Hessischer Film- und Kinopreis – Ehrenpreis[11]
Dokumentarfilm
- Deutschland, deine Künstler – Matthias Brandt. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 45 Min., Buch und Regie: Helge Trimpert und Inga Wolfram, Produktion: SWR, Erstsendung: 25. Juli 2012 in Das Erste, Inhaltsangabe von ARD.
Literatur
- Torsten Körner: Die Familie Willy Brandt. S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-040407-7.
Weblinks
- Literatur von und über Matthias Brandt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Matthias Brandt in der Internet Movie Database (englisch)
- Matthias Brandt bei crew united
- Matthias Brandt Agenturseite bei Die Agenten, abgerufen am 31. Juli 2020
- Matthias Brandt bei filmportal.de (mit Fotogalerie)
- Julia Jüttner: Schauspieler Matthias Brandt: „Eine Idiotenstandarte kommt mir nicht ans Auto“, Spiegel Online, 14. Januar 2009
- Jan Freitag: Matthias Brandt: Der Minimal-Künstler, Frankfurter Rundschau, 26. Januar 2009
- Herlinde Koelbl: „Wir fanden eine Nähe, die anders war“; Matthias Brandt über die Demenz-Erkrankung seiner Mutter und wie er lernte, damit umzugehen, Zeit Online, 21. September 2011
- Markus von Brauck, Alexander Kühn: Tragödie aus Versehen, Spiegel Online, 9. Dezember 2013
- Sandra Kegel: Du kannst dich auch selbst einwechseln, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. September 2016
Einzelnachweise
- Munzinger-Archiv: Matthias Brandt, deutscher Theater- und Fernsehschauspieler (Artikelanfang), abgerufen am 21. Januar 2011
- Matthias Brandt bei castupload.com, abgerufen am 11. Februar 2022
- derStandard.at: Verena Altenberger löst Matthias Brandt bei „Polizeiruf 110“ ab. Artikel vom 12. August 2018, abgerufen am 12. August 2018.
- Kiepenheuer&Witsch, ISBN 978-3-462-04567-3
- FAZ.net 6. September 2016 / Julia Encke: Mein Vater hatte eben einen komischen Beruf (Rezension)
- Kiepenheuer&Witsch, ISBN 978-3-462-05313-5
- Peter Körte: So und nicht anders, in: F.A.S., 18. August 2019, S. 37.
- Dorothea Grass: Matthias Brandt – Besser spät als nie (Memento vom 4. Dezember 2008 im Internet Archive), Arte Magazin, 30. Oktober 2008
- Warum eigentlich „Smoke on the Water“?, FAZ-Rezension vom 20. Oktober 2014, abgerufen 20. Oktober 2014
- Oliver Overhott: Matthias Brandt für Deutschen Fernsehpreis nominiert, derwesten.de/WAZ, 18. September 2012
- Hessischer Film- und Kinopreis: Nominierungen 2018. Artikel vom 21. September 2018, abgerufen am 23. September 2018.