Franziska Stünkel
Franziska Stünkel (* 1973 in Göttingen) ist eine deutsche Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Fotokünstlerin.[1]
Leben
Franziska Stünkel absolvierte ihre Ausbildung zur Drehbuchautorin und Filmregisseurin an der Hochschule für Bildende Kunst in Kassel und bei Uwe Schrader an der Fachhochschule Hannover im Fachbereich Bildende Kunst. Im Anschluss an ihr Diplom wurde sie zur Meisterschülerin ernannt. Während ihres Studiums erhielt sie mehrere Stipendien, u. a. das zweijährige vgf-Stipendium des Bayerischen Filmzentrum München. Das Land Niedersachsen zeichnete sie mit dem Förderstipendium Film aus. Es folgte das Stipendium „Talents 2003“ bei dem dänischen Drehbuchautoren Mogens Rukov (u. a. Das Fest). Als Teilnehmerin des „Berlinale Talent Campus“ wurde sie von weiteren international tätigen Dozenten unterrichtet.
1998 gründete Stünkel die Firma Cita Film und ist seitdem auch als Filmproduzentin tätig.
Ihre Kurzspielfilme liefen auf zahlreichen internationalen Filmfestivals. Im Rahmen der „Next Generation 2001“ wurde ihr Kurzspielfilm Wünsch Dir Was während der internationalen Filmfestspiele in Cannes vorgestellt.
Vineta, die Verfilmung des Theaterstücks Republik Vineta von Moritz Rinke, war der erste abendfüllende Kinospielfilm von Stünkel (Regie, Drehbuch, Koproduktion). Die Hauptrolle spielte Peter Lohmeyer. In weiteren Rollen sind Ulrich Matthes, Justus von Dohnányi, Matthias Brandt und Susanne Wolff zu sehen. Bela B spielte für den Film zusammen mit Wir sind Helden deren Song Bist du nicht müde neu ein. Außerdem wirkt Bela B in dem Film als Schauspieler mit. Der Film feierte auf dem Filmfest München 2006 seine Premiere.
2012 führte Stünkel bei dem 18-stündigen Dokumentarfilm Der Tag der Norddeutschen Regie. Der Film zeigt das Leben von 121 Menschen an einem einzigen Tag. Der Film entstand aus über 700 Stunden Filmmaterial mit 400 Teammitgliedern. Die Dreharbeiten fanden am 11. Mai 2012 statt, die TV-Erstausstrahlung erfolgte am 10. November 2012.
In den Jahren 2019 und 2020 realisierte Franziska Stünkel als Regisseurin und Drehbuchautorin den Kinospielfilm Nahschuss mit Lars Eidinger, Luise Heyer und Devid Striesow in den Hauptrollen. In weiteren Rollen sind u. a. Moritz Jahn, Peter Benedict, Paula Kalenberg, Christian Redl, Kai Wiesinger, Florian Anderer und Peter Lohmeyer zu sehen. Der Film zeichnet die Lebensgeschichte des DDR-Bürgers Werner Teske nach, der durch das letzte vollstreckte Todesurteil in der DDR getötet wurde.[2] Die Dreharbeiten fanden im November und Dezember 2019 statt.[3] Der Film kam im August 2021 ins Kino.[4]
Franziska Stünkel ist außerdem Fotokünstlerin. Seit Jahren arbeitet an ihrer fortlaufenden fotografischen Serie Coexist. Ihre Fotowerke sind in Museen, Kunstinstitutionen und Galerien zu sehen und in privaten und öffentlichen Sammlungen vertreten. Die Fotografien entstanden bisher in Asien, Europa, Afrika, dem Mittelmeerraum und Amerika.[5][6]
Im Jahr 2020 veröffentlichte der Kehrer Verlag den Bildband Coexist, der in 110 Abbildungen die fotografische Serie von Franziska Stünkel zeigt. Entstanden ist ein vielschichtiger Blick auf die Frage nach Koexistenz in unserer Gegenwart. Ergänzt werden die Fotografien durch Textbeiträge von Autoren und Wissenschaftlern zum Thema Koexistenz aus verschiedenen Bereichen, darunter Künstliche Intelligenz, Biologie, Psychologie, Glücksforschung, Linguistik, Kultur und Angstforschung. Die Texte stammen u. a. von Jannis Androutsopoulos, Borwin Bandelow, Bela B Felsenheimer, Karen Guggenheim, Karin Rehn-Kaufmann, Mark Stephen Meadows, Florian Langenscheidt, Piotr Młodozeniec, Moritz Rinke, Bernhard Schlink.[7]
2016 erschien der Bildband Dialog der Geschichten mit Fotografien von Franziska Stünkel und Kai Wiesinger.[8]
Franziska Stünkel ist Mitglied im Bundesverband Regie und bei Pro Quote Regie. Sie lebt in Hannover.
Ehrenamtliches Engagement
Franziska Stünkel engagiert sich als Botschafterin des Norddeutschen Knochenmarkspenderegister NKR, als Botschafterin der Aktion Dabei sein der Niedersächsischen Landesstiftung Familie in Not[9] und als Schirmherrin der Freiwilligenbörse in Hannover.
Sie ist Mitglied im Kuratorium der Hannah-Arendt-Tage, im Kuratorium der TUI Stiftung, in der Kunstkommission der Landesvertretung Niedersachsen beim Bund in Berlin und im Beirat des Kunstvereins Hannover.
Im Jahr 2008 war sie Ideengeberin des Spreewälder Literatur Stipendiums, das sie dann als Kuratorin mit der Spreewälder Kulturstiftung entwickelte. Seit 2008 ist sie Vorsitzende der Jury, zu deren Mitgliedern u. a. Bernhard Schlink, Hanns-Josef Ortheil, Martin Hoffmann und Nina Bohlmann zählen.
Ehrungen und Auszeichnungen
Franziska Stünkel erhielt 2006 auf dem Hamburger Filmfest den Otto-Sprenger-Preis für den besten Debütfilm.[10] Sie wurde für das Drehbuch von Vineta zum Förderpreis Deutscher Film 2006 und für den Prix Genève Europe - Bestes Europäisches Drehbuch nominiert. 2007 wurde Vineta mit dem Remi Silver Award beim Internationalen Filmfestival Houston ausgezeichnet.[11]
Für ihre Fotografien wurde sie 2009 mit dem Audi-Art-Award ausgezeichnet. Es folgte der Berlin Hyp Kunstpreis 2015.
2014 wurde Stünkel als Unternehmerin, die sich unter anderem für eine Frauenquote einsetzt, im Hannover Congress Centrum mit dem Wirtschaftspreis Frauen machen Standort ausgezeichnet.[12]
Für ihr Drehbuch zu Nahschuss wurde Stünkel der Förderpreis Neues Deutsches Kino zuerkannt.[13]
Filmographie: Drehbuch / Regie
- 1999: Bonbon (Kurzspielfilm)
- 2001: Wünsch Dir was (Kurzspielfilm)
- 2002: It's a Small World (Kurzspielfilm)
- 2002: Fury in the Slaughterhouse, Monochrome (Konzertfilm und Dokumentarfilm, DVD)[14]
- 2006: Vineta (Spielfilm, Kino)[15]
- 2009: Franziskas Kulturtour (Kurzdokumentationen, TV)
- 2010: Rheingold - der Film (in Zusammenarbeit mit dem Musikzentrum Hannover und der Staatsoper Hannover)[16][17]
- 2012: Der Tag der Norddeutschen (18-stündiger Dokumentarfilm, TV)[18]
- Musikclips für Selig, Fury in the Slaughterhouse, Heinz Rudolf Kunze, Jan Plewka u. a.
- 2021: Nahschuss
Ausstellungen (Auswahl)
- 2020: Coexist, Leica Galerie, Wetzlar[19]
- 2020: Coexist, Barlach Halle K, Galerie Jenny Fackenberg, Hamburg[20]
- 2020: Coexist, Galerie Jarmuschek + Partner, Berlin[21]
- 2019: Coexist, Leica Galerie Salzburg[22]
- 2019: Coexist, Galerie Art 7, Köln[23]
- 2018: Coexist, MIA Mailand[24]
- 2017: Coexist, Galerie Robert Drees, Hannover[25]
- 2016: Coexist, Neuer Worpsweder Kunstverein[26]
- 2016: Coexist, Kunstforum der Berlin Hyp, Preisträgerin des Berlin Hyp Kunstpreises, Berlin
- 2016: Coexist, sommer.frische.kunst, Österreich[27]
- 2015: Coexist, Museum Heylshof[28]
- 2015: Coexist, Museum Andreasstift
- 2015: Coexist, Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Berlin
- 2014: Coexist, Lütze Museum[29]
- 2014: Coexist, Galerie Jenny Falckenberg, Hamburg
- 2014: Coexist, Galerie Bege Fischerplatz, Ulm[30]
- 2013: More than Seven Billion Stories, Städtische Galerie Hilden
- 2012: More than Seven Billion Stories, Internationale Photoszene Köln
- 2010: Seven Billion Stories, Galerie Falckenberg & Littmann, Hamburg
- 2010: Seven Billion Stories, Galerie Geuer & Breckner, Düsseldorf[31]
- 2009: Anton är kort, Schweden
Bücher / Bildbände
- Coexist. Fotografien von Franziska Stünkel (110 Abbildungen), mit Texten von Karin Rehn-Kaufmann, Jannis Androutsopoulos, Borwin Bandelow, Türker Baş, Bela B Felsenheimer, Karen Guggenheim, Mark Stephen Meadows, Florian Langenscheidt, Piotr Młodozeniec, Iris Phan, Moritz Rinke, Anno Saul, Bernhard Schlink, Georg Toepfer, Stephen Vasconcellos; Kehrer Verlag, Heidelberg/Berlin 2020, ISBN 978-3-86828-918-3.
- Dialog der Geschichten. Fotografien von Franziska Stünkel und Kai Wiesinger. Edition Jenny Falckenberg-Blunck, Gudberg-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-943061-11-6.
Auszeichnungen
- 2021: Auszeichnung mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino (Nahschuss)[32]
Weblinks
- Franziska Stünkel in der Internet Movie Database (englisch)
- Franziska Stünkel bei filmportal.de
- Eigene Website
- Agentur und Vita
- Galerie
Einzelnachweise
- Franziska Stünkel - Filmregisseurin und Fotokünstlerin (eigene Website)
- S. W. R. Aktuell, S. W. R. Aktuell: "Nahschuss": Film mit Lars Eidinger über Todesurteil in der DDR kommt ins Kino. Abgerufen am 14. August 2021.
- "Nahschuss" – Dreh für Kinokoproduktion mit Lars Eidinger: ZDF Presseportal. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Nahschuss. Internet Movie Database, abgerufen am 24. Juni 2021 (englisch).
- Allyssia Alleyne: In today's light, these surreal photos of busy metropolises are eerily poignant. In: cnn.com. 6. April 2020, abgerufen am 30. Mai 2020 (englisch).
- Juliane Rohr: Franziska Stünkel sucht - und findet. In: n-tv.de. 17. März 2020, abgerufen am 30. Mai 2020 (Interview).
- Franziska Stünkels Spiegelungen aus Metropolen aller Kontinente sind spannende Kommentare des Zusammenlebens in einer globalisierten Welt. In: kehrerverlag.com. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Dialog der Geschichten. In: gudbergnerger.com. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Familien mit Zukunft (Memento vom 13. Mai 2012 im Internet Archive)
- Sprenger-Preis für NDR Kino-Koproduktion 'Vineta' (Memento vom 19. September 2016 im Internet Archive) NDR-Pressemitteilung vom 13. Oktober 2006
- Alle preisgekrönten Filme der Reihe „FilmDebüt im Ersten“. daserste.de, abgerufen am 12. Juli 2016 (PDF-Datei, 360 kB)
- Claudia Brebach: Standortpreis für Filmemacherin Stünkel / Stadt ehrt die 41-jährige gestern auf Wirtschaftsempfang, in: Neue Presse vom 18. November 2014, S. 5
- Drehbuch-Förderpreis für DDR-Drama „Nahschuss“, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 9. Juli 2021.
- Fury in the Slaughterhouse - Monochrome, Musikvideo, 2002 bei crew united, abgerufen am 16. März 2021.
- Vineta. Internet Movie Database, abgerufen am 24. Juni 2021 (englisch).
- Rheingold - Der Film - MusikZentrum Hannover. In: musikzentrum-hannover.de, abgerufen am 25. Juni 2021
- Jugendfilmprojekte: Die Oper geht auf Musikfilmclip-Format. auf: musikzentrum-hannover.de, 4. März 2010.
- Christiane Eickmann: Interview mit Regisseurin Franziska Stünkel - „Tag der Norddeutschen“ im NDR Fernsehen. In: haz.de. 11. November 2012, abgerufen am 25. Juni 2021.
- Franziska Stünkel Coexist Ausstellung Leica Galerie Wetzlar. Abgerufen am 31. Mai 2020.
- Kunst Ausstellungen in der Barlach Halle K. In: Barlach Halle K. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- FRANZISKA STÜNKEL. Abgerufen am 30. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).
- COEXIST. In: Leica Galerie Salzburg. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- ART Galerie 7, Köln | Franziska Stünkel. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Looking forward to MIA PHOTO FAIR 2018 | Magic Beans. In: Contemporary Art Gallery Berlin. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Franziska Stünkel. In: Galerie Robert Drees. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- NWWK Neuer Worpsweder Kunstverein - 2016-06-26 Franziska Stünkel. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- “Coexist” von Franziska Stünkel – sommer.frische.kunst. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Autor Museum Heylshof: Wiesinger – Stünkel – Wessel »Sichtbarkeiten«. In: Museum Heylshof. 24. Juli 2015, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Franziska Stünkel und Kai Wiesinger | Ausstellungen. In: Galerie Stadt Sindelfingen. 11. September 2017, abgerufen am 30. Mai 2020.
- Behance. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Franziska Stünkel. In: Kunstverlag Galerie Till Breckner - Editionen. Ausstellungen. Projekte. Abgerufen am 30. Mai 2020.
- Drehbuch-Förderpreis für DDR-Drama „Nahschuss“. In: Zeit Online, 10. Juli 2021.