Mario Kallnik
Mario Kallnik (* 30. Oktober 1974 in Spremberg) ist ein deutscher Fußballfunktionär und ehemaliger Fußballspieler. Der frühere Libero ist seit dem 1. Januar 2016 Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg.[1] Seit seinem Rücktritt als Sportdirektor verantwortet er nur noch die Finanzen und Administration des Traditionsvereins.[2][3] Kallnik absolvierte eine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten.[4]
Mario Kallnik | ||
Mario Kallnik (2020) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 30. Oktober 1974 | |
Geburtsort | Spremberg, DDR | |
Größe | 181 cm | |
Position | Libero | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1980–1988 | BSG Aktivist Schwarze Pumpe | |
1988–1992 | BFC Dynamo | |
1992–1993 | VfB Stuttgart | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1993–1994 | VfB Stuttgart II | |
1994–2001 | BFC Dynamo | 215 | (9)
2001–2008 | 1. FC Magdeburg | 210 (28) |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. Stand: Karriereende |
Karriere
Als Spieler
Kallnik durchlief die Nachwuchsabteilungen der BSG Aktivist Schwarze Pumpe und des BFC Dynamo. 1992 wechselte er zum VfB Stuttgart. Bei den Schwaben spielte er in der A-Jugend unter Ralf Rangnick und in der Zweiten Mannschaft unter Jochen Rücker. Er konnte sich nicht für die erste Mannschaft unter Meistertrainer Christoph Daum empfehlen und verließ den Verein im Sommer 1994.[5]
Kallnik kehrte in die Hauptstadt zum BFC Dynamo zurück.[6] Für den Rekordmeister der DDR-Oberliga war er sieben Jahre im Einsatz. Er entwickelte sich zum Stammspieler und absolvierte bis 2001 215 Pflichtspiele. Am 11. Mai 1999 gewann er mit den Berlinern den Landespokal. In der Saison 1999/2000 stieg er mit dem Verein in die viertklassige Oberliga Nordost ab. Nur ein Jahr später, in der Saison 2000/01, wurde Kallnik mit seiner Mannschaft, in der Nord-Staffel der zweigleisigen Oberliga, Meister. Am 9. Juni 2001 machte er seine letzte Partie für den BFC Dynamo. In den Aufstiegsspielen zur Regionalliga Nord konnte sich die Elf von Jürgen Bogs, nach einem 0:0 im Hinspiel, nicht gegen Kallniks späteren Arbeitgeber und Meister der Süd-Staffel den 1. FC Magdeburg durchsetzen. Das Rückspiel, vor 20.600 Zuschauern im Ernst-Grube-Stadion, endete mit einem 5:2 Heimerfolg für die Bördestädter. Kallnik verpasste mit dem BFC den sofortigen Wiederaufstieg.[7] FCM-Aufstiegstrainer Eberhard Vogel bemühte sich anschließend um Kallnik, dessen Vertrag in Hohenschönhausen auslief. Im Sommer 2001 unterschrieb er in Magdeburg.[8][9]
In der Saison 2001/02 schaffte er mit FCM den Klassenerhalt in der Regionalliga Nord. Ein Insolvenzverfahren besiegelte jedoch den Zwangsabstieg des Vereins.[10][11] Kallnik blieb dem Club als einziger Spieler treu und wurde von Trainer Martin Hoffmann umgehend zum Mannschaftskapitän ernannt. Als Leistungsträger und "verlängerter Arm" von Trainer Dirk Heyne war er später maßgeblich am sportlichen Aufschwung zwischen 2003 und 2007 beteiligt. Er gewann mit dem Club dreimal den Sachsen-Anhalt-Pokal (2003, 2006 und 2007) und stieg mit der Mannschaft, in der Saison 2005/06, in die Regionalliga auf. In der folgenden Spielzeit 2006/07 verpasste Kallnik mit dem 1. FC Magdeburg knapp den Durchmarsch in die 2. Bundesliga. Der FCM verfehlte in der Saison 2007/08 die Qualifikation für die neue eingleisige 3. Liga und den Sprung in den bezahlten Fußball. Der Verein stieg erneut in die Viertklassigkeit ab und Kallnik erklärte am 31. Mai 2008, im Anschluss an das letzte Saisonspiel beim Wuppertaler SV, im Alter von 33 Jahren sein sofortiges Karriereende.[12][13]
Als Fußballfunktionär
Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn arbeitete Kallnik als Teamleiter für die Regionalligamannschaft des 1. FC Magdeburg. Er verließ den Verein im Sommer 2009, um sich seiner Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten bei der AOK Sachsen-Anhalt zu widmen. Später wurde er Regionalleiter der AOK Magdeburg. Außerdem studierte er von 2010 bis 2012 Gesundheitswissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal und beendete das Studium ohne Abschluss.[14] Am 31. August 2011 kehrte er in beratender Funktion zum 1. FCM zurück und unterstützte, als Mitglied des neu gegründeten Sportbeirats, mit weiteren früheren Vereinsikonen, die sportliche Leitung des kriselnden Traditionsvereins.[15]
Am 5. April 2012 wurde Kallnik in das Präsidium des 1. FC Magdeburg berufen und übernahm ehrenamtlich die Verantwortung für den finanziellen und sportlichen Bereich.[16] Zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme befand sich der Europapokalsieger von 1974 an seinem historischen Tiefpunkt. Die Magdeburger beendeten die Spielzeit 2011/12 auf dem letzten Tabellenplatz. Aufgrund der anstehenden Regionalligareform stieg der Verein allerdings nicht in die fünftklassige Oberliga Nordost ab. Außerdem kämpften die Elbestädter, aufgrund des anhaltenden sportlichen Niedergangs, mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen und einem zunehmenden Zuschauerrückgang. Kallnik übernahm, als Sport- und Finanzchef in Personalunion, die Sanierung des 1. FC Magdeburg.[17] Zu seinen ersten wegweisenden Amtshandlungen zählen die Trennung vom erfolglosen sportlichen Leiter Detlef Ullrich und die Verpflichtung von Andreas Petersen als neuen Cheftrainer.[18][19] Mit Kallniks Rückkehr legten die Vereinsgremien 2012 den Grundstein für die Professionalisierung des FCM.[20]
In den folgenden zwei Jahren bauten Kallnik und Petersen die Mannschaft radikal um. Mit Christian Beck, Lars Fuchs, Nico Hammann, Christopher Handke, Felix Schiller und Marius Sowislo wurden wichtige Leistungsträger verpflichtet. Die Saison 2012/13 wurde auf dem 6. Platz abgeschlossen. Außerdem gewann der FCM am 31. Mai 2013, mit einem Sieg über Germania Halberstadt, den Sachsen-Anhalt Pokal.[21] In der folgenden Spielzeit 2013/14 wurde die Mannschaft Vizemeister hinter der TSG Neustrelitz. Am 14. Mai 2014 konnte der Drittligist Hallescher FC geschlagen und der Landespokal verteidigt werden.[22] Außerdem wurde der Verein entschuldet und das Zuschauerinteresse stieg wieder deutlich an. Der Vertrag von Andreas Petersen wurde, aufgrund der fehlenden Fußballlehrerlizenz, nicht verlängert und Kallnik verpflichtete Jens Härtel von RB Leipzig als neuen Cheftrainer.[23][24]
In der Saison 2014/15 wurde der 1. FC Magdeburg Meister der Regionalliga Nordost und setzte sich in den folgenden zwei Aufstiegsspielen gegen den Meister der Regionalliga Südwest Kickers Offenbach durch. Der 1. FCM stieg in die 3. Liga auf und etablierte sich 25 Jahre nach der Wende im Profifußball. Im engen Schulterschluss mit den Gremien, den regionalen Wirtschaftspartnern und der sportlichen Leitung um Trainer Jens Härtel, trieb Kallnik die anstehende Ausgliederung der Profiabteilung aus dem eingetragenen Verein voran. Am 1. Januar 2016 wurde er zum hauptamtlichen Geschäftsführer der 1. FC Magdeburg Stadion- und Sportmarketing GmbH bestellt und im Juni 2017 aus dem Präsidium abberufen.[25] Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga, als Meister der 3. Liga in der Saison 2017/18, gelang dem 1. FC Magdeburg der bislang größte sportliche Erfolg seit der Wiedervereinigung.[26][27] Im Sommer 2018 legte Kallnik die Kaderplanung und Leitung der Lizenzspielerabteilung in die Hände seines Assistenten Maik Franz. Er blieb aber der Hauptverantwortliche für den sportlichen Bereich.[28][29]
In der 2. Bundesliga konnte sich der FCM nicht etablieren und stieg am Ende der Saison 2018/19 wieder in die 3. Liga ab. Für die Trennung von Aufstiegstrainer Jens Härtel am 12. November 2018 wurde Kallnik von den Fans massiv kritisiert.[30][31][32] Im Anschluss verschliss der 1. FC Magdeburg, nach jahrelanger erfolgreicher Kontinuität, mit Michael Oenning, Stefan Krämer, Claus-Dieter Wollitz und Thomas Hoßmang vier weitere Trainer. Am 10. Juni 2020 trennte sich der Verein, nach anhaltender Talfahrt, von Sportdirektor Maik Franz. Kallnik übernahm daraufhin wieder die alleinige sportliche Leitung. Für die hohe Personalfluktuation, die glücklose Kaderplanung und den Absturz auf die Abstiegsplätze der 3. Liga machten Medien, Fans und Vereinsgremien im Herbst 2020 Kallnik verantwortlich.[33][34][35] Er trat am 1. November 2020 als Sportdirektor zurück.[36][37] Am 2. November 2020 forderten die Ultras seine Entlassung.[38] Präsidium und Aufsichtsrat hielten allerdings an Kallnik fest. Er ist als Geschäftsführer heute nur noch im Hintergrund für die Finanzen und Wirtschaftspartner des 1. FC Magdeburg zuständig. Sein Nachfolger als Sportchef wurde Otmar Schork.[39]
Erfolge
Als Spieler
BFC Dynamo
- Berliner Landespokal: 1999
- Meister der Oberliga Nordost: 2001
1. FC Magdeburg
- Sachsen-Anhalt-Pokal: 2003, 2006, 2007
- Meister der Oberliga Nordost und Aufstieg in die Regionalliga Nord: 2006
Als Sportdirektor
1. FC Magdeburg
- Sachsen-Anhalt-Pokal: 2013, 2014, 2017, 2018
- Meister der Regionalliga Nordost und Aufstieg in die 3. Liga: 2015
- Meister der 3. Liga und Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga: 2018
Weblinks
- Mario Kallnik in der Datenbank von fussballdaten.de
- Mario Kallnik in der Datenbank von transfermarkt.de
- Mario Kallnik in der Datenbank von weltfussball.de
Einzelnachweise
- Strukturveränderungen werden vorangetrieben, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 29. Januar 2022.
- FCM stellt sich in der Sportlichen Leitung neu auf, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 29. Januar 2022.
- FCM-Manager Mario Kallnik: "Das lässt mich nicht kalt", In: mdr.de, abgerufen am 29. Januar 2022.
- Kallniks Liebeserklärung an Magdeburg, In: volksstimme.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Magdeburger Allerlei | Mario Kallnik, In: youtube.com, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Magdeburg-Geschäftsführer Mario Kallnik: "Das ist kein Glücksfall, der Plan ist aufgegangen", In: sportbuzzer.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Heute vor 20 Jahren: Regionalliga Aufstieg vor 20 Jahren, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Humanas Sportstunde Nr. 01 - Fußball in Magdeburg, In: youtube.com, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Die neue Bescheidenheit, In: 11freunde.de, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Insolvenz angemeldet: 1. FC Magdeburg vor dem Zwangsabstieg, In: rp-online.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Der 1. FC Magdeburg beantragt Insolvenz, In: kicker.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Linz trauert dem Matchball nach, In: kicker.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Trauer in Magdeburg - das Wunder blieb aus, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Kallniks Liebeserklärung an Magdeburg, In: volksstimme.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Beirat Sport unterstützt sportliche Leitung des 1. FC Magdeburg, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Stellungnahme von Mario Kallnik bezüglich seiner Berufung in das Präsidium des 1. FC Magdeburg, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Neue Wege, alte Ziele, In: spiegel.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Detlef Ullrich mit sofortiger Wirkung freigestellt, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Andreas Petersen wechselt als Trainer zum 1. FC Magdeburg, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Kallnik im Interview: "Euphorie nimmt immer noch weiter zu", In: liga3-online.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Wir haben den Pokal, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Wer Pokal sagt, meint den 1. FC Magdeburg!, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Vertrag mit Trainer Andreas Petersen wird nicht verlängert, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Jens Härtel wird ab Sommer 2014 Trainer des 1. FC Magdeburg, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Aufsichtsrat des 1. FC Magdeburg beschließt Neuordnung des Präsidiums, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- FCM-Manager Mario Kallnik: Verantwortung, In: mdr.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Wilde Hüpfer, In: spiegel.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- 1. FC Magdeburg erweitert personelle Strukturen, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Magdeburg: Franz neuer Leiter der Lizenzabteilung, In: kicker.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Fans sauer über Härtel-Rauswurf, In: volksstimme.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Fanproteste gegen Trainer-Rauswurf, In: volksstimme.de, abgerufen am 8. Februar 2022.
- Nach Rücktritts-Forderungen: Magdeburg Boss Kallnik kontert Fan-Kritik, In: volksstimme.de, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Wirtschaftsrat des 1. FC Magdeburg kritisiert Machtfülle von Kallnik, In: sportbuzzer.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- FCM-Sponsoren kritisieren Kallnik, In: volksstimme.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Kallnik reagiert auf Kritik an seiner Person, In: liga3-online.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- FCM stellt sich in Sportlicher Leitung neu auf, In: 1.fc-magdeburg.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Kallnik legt Sportchefamt nieder, In: liga3-online.de, abgerufen am 30. Januar 2022.
- Ultras des 1. FC Magdeburg fordern Entlassung von Geschäftsführer und Trainer , In: berliner-zeitung.de, abgerufen am 12. Februar 2022.
- Kallnik Nachfolger: Otmar Schork neuer Sportchef beim FCM, In: liga3-online.de, abgerufen am 30. Januar 2022.