Mariehamn
(finnisch Maarianhamina) ist die Hauptstadt der autonomen finnischen Region Åland und die einzige Stadt der Ålandinseln. Sie liegt auf der Hauptinsel Fasta Åland und bildet eine von drei Verwaltungsgemeinschaften Ålands. Mariehamn ist schwedischsprachig und hat 11.705 Einwohner (Stand 31. Dezember 2020). Es ist Sitz des Lagtings (früher Landsting genannt), des Parlaments der autonomen Provinz Åland.
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Staat: | Finnland |
Landschaft: | Åland |
Verwaltungsgemeinschaft: | Mariehamn |
Geographische Lage | 60° 6′ N, 19° 55′ O |
Fläche: | 20,75 km²[1] |
davon Landfläche: | 11,79 km² |
davon Meeresfläche: | 8,96 km² |
Einwohner: | 11.705 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 992,8 Ew./km² |
Gemeindenummer: | 478 |
Postleitzahlen: | 22100 - 22160 |
Sprache(n): | Schwedisch |
Website: | mariehamn.ax |
Benannt wurde Mariehamn („Mariahafen“) nach Maria Alexandrowna, der Gemahlin Zar Alexanders II., der 1861 die Stadt gründete, als Finnland und Åland zum Russischen Kaiserreich gehörten.
Geschichte
Die rechtwinklige Stadtanlage der Innenstadt von Mariehamn geht auf einen Plan des Architekten Georg Theodor Chiewitz von 1859 zurück. Ursprünglich sollte die Stadt auf Befehl des Zaren ausschließlich aus Steinbauten bestehen; doch bereits 1863 wurde hiervon Abstand genommen und die Errichtung von Holzhäusern gestattet.[4]
Gegen Ende der 1880er Jahre entstanden Pläne, Mariehamn zu einem Kur- und Badeort auszubauen; daher wurden am heutigen Westhafen 1889 ein Kurhaus und 1900 ein großes Strandhotel gebaut.[5] Die beiden repräsentativen Lindenalleen, die noch heute das Gesicht der Stadt prägen und ihr den Beinamen „Stadt der 1000 Linden“ einbrachten, wurden 1900 angelegt.[6]
Von den 1920er bis in die 1940er Jahre war Mariehamn Heimathafen einer der letzten großen Windjammerflotten, unter dem Reeder Gustaf Erikson. Zu seinen Schiffen gehörten mehrere ehemalige Flying P-Liner, die für ihre Geschwindigkeit berühmten Schiffe der Hamburger Reederei F. Laeisz, so die 1957 unter deutscher Flagge gesunkene Pamir sowie die Schwesterschiffe Passat und Peking, die heute als Museumsschiffe in Travemünde beziehungsweise Hamburg liegen. Im Hafen von Mariehamn verblieben ist die als Museum eingerichtete Viermastbark Pommern, ebenfalls ein früherer Flying P-Liner.
Bevölkerungsentwicklung
Die Einwohnerzahl der Stadt ist in den letzten dreißig Jahren kontinuierlich angestiegen (Stand: 31. Dezember 2018):
Bevölkerungsentwicklung von Mariehamn | ||||||||
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Jahr | 1987 | 1990 | 1997 | 2000 | 2006 | 2012 | 2018 | |
Einwohner | 9.966 | 10.263 | 10.408 | 10.488 | 10.824 | 11.346 | 11.743 |
Politik
Bei der letzten Kommunalwahl 2015, die gleichzeitig mit der Parlamentswahl in Åland 2015 stattfand, wurde ein neuer Stadtrat gewählt. Als Wahlsieger ging die Moderate Sammlung für Åland hervor, dicht gefolgt von Ålands Sozialdemokraten. Beide Parteien errangen jeweils sieben Mandate. Im Vergleich zum Ergebnis der Landgemeinden auf Åland lässt sich in Mariehamn feststellen, dass die Moderate Sammlung für Åland sowie Ålands Sozialdemokraten in der einzigen Stadt Ålands deutlich bessere Wahlergebnisse erreichen als auf dem Land. Alle weiteren Parteien haben in Mariehamn ebenfalls ein durchschnittlich besseres Ergebnis eingefahren als auf dem Land, da auf dem Land viele unabhängige Kandidaten antraten. Nur das Åländische Zentrum als nordische Agrarpartei ist in Mariehamn im Gegensatz zu den Landgemeinden schwächer.[7][8]
Bei den Kommunalwahlen am 20. Oktober 2019 kam es zu folgenden Ergebnissen:[9]
Die Moderate Sammlungspartei verlor ihre Position als stärkste Kraft im Stadtrat an die Liberalen. Neu hinzugekommen ist die Nachhaltige Initiative, die für ökologisch orientierte Politik im Sinne Grüner Parteien eintritt. Die Åländischen Demokraten verloren ihren bei der letzten Wahl errungenen Sitz wieder.
Wirtschaft und Transport
Mariehamn ist per Schiff gut erreichbar. Die großen Fähren aus Stockholm, Kapellskär, Turku, Helsinki und Tallinn der Fährgesellschaften Viking Line, Silja Line und Tallink legen teilweise mehrmals täglich in Mariehamn an. Mariehamn ist, gemessen an der Tonnage der Handelsflotte, die zweitgrößte finnische Hafenstadt nach Helsinki. Die Attraktivität des Hafens beruht auf der Abgabenfreiheit verschiedener Produkte, da Åland zollrechtlich gesehen außerhalb der gemeinsamen EU-Zollzone liegt und daher bestimmte Güter duty-free auf den Inseln verkauft werden können.
Der Flughafen Mariehamn Airport befindet sich in der Nachbargemeinde Jomala, etwa 3 Kilometer nordwestlich des Zentrums von Mariehamn.
Mariehamn ist Hauptsitz der meisten großen åländischen Unternehmen. So haben die åländischen Reedereien Viking Line und Rederiaktiebolaget Eckerö, die Chipsfabrik Taffel sowie die Ålandsbanken hier ihren Hauptsitz.
Kultur und Sehenswertes
Mittelpunkt Mariehamns ist der Marktplatz (Torget), auf dem ein Glockenturm und ein Musikpavillon errichtet wurden. Hier befindet sich auch das mit weißem Marmor verkleidete Parlamentsgebäude (Lagting) der Åland-Inseln, das 1976–1978 von Helmer Stenros erbaut wurde.[10] Auf einem Hügel südlich des Marktplatzes erhebt sich das repräsentative Rathaus (Stadshus) der Stadt, 1938 nach den Plänen des finnischen Architekten Lars Sonck (1870–1956) im typischen Stil der 1930er Jahre erbaut.[11] Das Rathaus ist von gepflegten Parkanlagen umgeben, in denen mehrere Denkmäler errichtet wurden, z. B. für die russische Zarin Maria Alexandrowna, nach der die Stadt benannt ist. In der nahegelegenen Straße Södragatan sind noch zahlreiche Gebäude aus der Zeit der Gründung Mariehamns erhalten.
Am Osthafen ist das aus renovierten Bootsschuppen und Holzhäusern bestehende Seefahrerviertel (Sjökvarteret) sehenswert, wo in einer kleinen Werft alte Schiffe restauriert und neue Schiffe nach alten Plänen gebaut werden. Unmittelbar am Meer steht die kleine ökumenische Seefahrerkapelle (Sjöfararkapellet), die eine Grundfläche von ca. 5 × 7 m bedeckt und 2008 von freiwilligen Helfern aus Holz gebaut wurde. Sie wird u. a. für Trauungen und Taufen genutzt und erinnert an die Tradition, dass früher für Seefahrer unmittelbar vor dem Beginn einer gefährlichen Reise Gottesdienste abgehalten wurden.
Zu den markantesten Neubauten Mariehamns zählt die 1989 nach den Plänen von Hans J. Stenius fertiggestellte Stadtbibliothek.[6]
Am Westhafen befindet sich das bekannte Seefahrtsmuseum der Åland-Inseln (Ålands Sjöfartsmuseum), vor dem 1936 zum Gedenken an die auf See gebliebenen Seeleute das Denkmal „Der Mann am Steuer“ von dem Bildhauer Emil Cederkreutz errichtet wurde.[12] Zum Denkmal gehört ebenfalls eine Mauer, auf der die Namen vieler Seeleute, die dieses Schicksal erlitten, eingraviert sind. Unweit des Westhafens erhebt sich auf einem Hügel die 1937–1938 von Lars Sonck erbaute Seefahrtsschule, die heute ein Teil der Hochschule der Ålandinseln ist. Die Seefahrtsschule wurde 1854 in Godby gegründet und 1866 an die heutige Stelle verlegt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Hilda Hongell (1867–1952), Baumeisterin
- Kaarlo Mäkinen (1892–1980), Ringer und Olympiasieger
- Clas Zilliacus (* 1943), Literaturwissenschaftler und Übersetzer
- Mikael Granskog (* 1961), Fußballspieler und -funktionär
- Stefan Lindfors (* 1962), Innenarchitekt und Designer
- Henrik Klingenberg (* 1978), Keyboarder
- Daniel Sjölund (* 1983), Fußballspieler
- Adelina Engman (* 1994), Fußballspielerin
Mit Beziehungen zur Stadt
- Amanda Chanfreau (* 1983), Künstlerin, in Mariehamn aufgewachsen
- Gustaf Erikson (1872–1947), letzter Großreeder einer reinen Seglerflotte, in Mariehamn gestorben
- Pekka Yli-Niemi (1937–1963), Skispringer, in Mariehamn gestorben
Weblinks
Einzelnachweise
- Maanmittauslaitos (finnisches Vermessungsamt): Suomen pinta-alat kunnittain 1. Januar 2010 (PDF; 199 kB)
- Statistisches Amt Finnland: Tabelle 11ra -- Key figures on population by region, 1990-2020
- Software: Geoklima 2.1
- Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 99.
- Kjell Ekström: Åland - skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 53.
- Kjell Ekström: Åland – skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 51.
- Lagtings- och kommunalvalet 2015. ÅSUB Statistik, 2015, S. 41–46, abgerufen am 11. Juni 2019 (schwedisch).
- Lagtings- och kommunalvalet 2011 (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive) Statistik 7: 2011 (ÅSUB), S. 5
- Lagtings-och kommunalvalet 2019 (Parlaments- und Kommunalwahlen 2019) (schwedisch); PDF 953,5 KB, abgerufen am 6. Mai 2020
- Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 110.
- Kjell Ekström: Åland – skärgård i Östersjön. Mariehamn 2006, S. 46.
- Heiner Labonde: Finnland – Åland-Inseln. Offenbach 2011, S. 105.
- Website Mariehamn