Lusina (Udanin)
Lusina [luˈɕina] (deutsch Lüssen) ist ein Dorf der Landgemeinde Udanin im Powiat Średzki in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen.
Lusina | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Powiat: | Środa Śląska | ||
Geographische Lage: | 51° 1′ N, 16° 24′ O | ||
Höhe: | 119 m n.p.m. | ||
Einwohner: | 406 (2013) | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 76 | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Geografie
Lusina liegt etwa sechs Kilometer nördlich von Strzegom, 20 km von der Kreisstadt Środa Śląska und 45 Kilometer von Breslau entfernt.
Geschichte
Das Straßenangerdorf Lusina wurde erstmals in einer Urkunde 1149 als „Luszina“ erwähnt. In dieser Urkunde wurde verordnet, dass das Dorf Naturalabgaben an das Sandstift in Breslau zu leisten hätte. 1239 wird „Lussin“, nun mit eingedeutschtem Namen, unter deutsches Recht gestellt, was aber nur bedeutet, „daß die Verfassung der Siedlung deutsch wurde, nicht aber, daß auch die Bevölkerung deutsch geworden ist“[1]. Lüssen war bis dato unter slawisches Recht gestellt, das bedeutet, dass eine andere Gerichtsverfassung, eine andere Flureinteilung sowie eine andere Grundherrschaft bestand.
Der Dorfname Lüssen geht auf lussin = Heide, also ein Heidedorf bzw. Walddorf, zurück. Von dem damals bestehenden Wald ist heute fast nichts mehr übrig geblieben. Lediglich ein größeres Waldstück bei Kohlhöhe westlich des Dorfes befindet sich im näheren Umkreis von Lüssen.
1335 wurde erstmals die katholische Kirche in Lüssen als „Tochterkirche der St. Mariae“ erwähnt; sie unterlag damals dem Pfarramt in Schweidnitz und war eine der ältesten Kirchen im Umkreis. Während der Reformation ging die Kirche in evangelischen Besitz über, am 9. Januar 1654 wurde dies jedoch wieder rückgängig gemacht. Von da an musste die evangelische Bevölkerung zum Gottesdienst nach Gäbersdorf gehen. Im 30-jährigen-Krieg, um ca. 1622, wurde fast das ganze Dorf von schwedischen Truppen eingeäschert. Dabei wurde die Kirche völlig zerstört. Im Jahre 1666 wurde diese erstmals wieder renoviert sowie 1731 von Ignaz Krätzig auf eigene Kosten komplett in den heutigen Zustand umgebaut. Bei diesem Umbau wurde auf Verlangen des „Herrn Prätorius Freiherr von Richthofen auf Barzdorf“, eine unterirdische Gruft unter der Kirche angelegt. Dort fanden von da an sämtliche Bestattungen der adligen Familie „von Richthofen“ statt. Noch heute sollen dort etwa 100 Särge lagern. Der Friedhof der katholischen Kirche wurde für Beerdigungen beider Konfessionen genutzt.
Aus dem Jahr 1736 wird berichtet, dass bei einem „hochnot=peinlichen Halsgericht“[2] ein Dienstjunge am 8. September auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
In den Jahren 1737 und 1746 gab es zwei Brände in Lüssen, bei welchen ein Gut und das katholische Schulhaus abbrannten. In einem Dorfbericht von 1785 werden zwei Schulen erwähnt: Zum einen war dies die katholische Schule, die 1747 neu erbaut wurde, zum anderen die evangelische Schule, die seit 1763 oder 1764 bestand. Das evangelische Schulgebäude wurde 1822 in einen neuen Backsteinbau umgewandelt.
Im erwähnten Dorfbericht von 1785 wird auch auf den anscheinend minderwertigen Acker eingegangen:
„...der Acker hierum ist naß, lehmigt und kalt...“
1829 wird der Boden wie folgt beschrieben:
„Die Bodenart ist mittelmäßig, zum Teil lehmigt und sandigt, mehrenteils Kornboden...“
Im Oktober 1809 grassierte die Rinderpest in Lüssen, an der etwa 170 Rinder verendeten.
Das Standesamt für Lüssen ab 1874 befand sich in Barzdorf, später in Kuhnern. Der nächstgelegene Bahnhof lag im vier km entfernten Järischau.
Die von Friedrich II. durchgesetzte Kreisverfassung von 1741, die Lüssen dem Landkreis Striegau zuordnete, wurde am 1. Oktober 1932 aufgehoben, so dass Lüssen nun im Landkreis Neumarkt lag.
Als in der Mitte der 1930er Jahre die Luftmunitionsanstalt 3/VIII Striegau bei Kohlhöhe gebaut wurde, entstand durch den abgetragenen Sand eine Grube, etwa 500 m nördlich von Lüssen vor dem Ortseingang. Diese Grube, von der Bevölkerung „Kiesgrube“ oder „Sandgrube“ genannt, wurde mit Wasser gefüllt und diente so vor allem der Dorfjugend zum Schwimmen und Ruderbootfahren. Des Weiteren soll in der Grube, die leicht zu unterschätzen war, eine Person ertrunken sein. Heute ist die Grube bis auf wenige Wasserstellen fast vollständig ausgetrocknet und mit Pflanzen bewachsen.
Die bisher evangelische Schule wurde im Jahr 1936 in einen Kindergarten umgewandelt.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es im 830 ha großen Lüssen außer den bisher genannten Einrichtungen eine Brauerei, eine Brennerei, eine Mühle mit Backstube, eine Tischlerei, eine Bäckerei, ein Kaufhaus, eine Stellmacherei, eine Kolonialwarenhandlung, eine Schneiderei, eine Fleischerei, einen Friseur, einen Korbmacher, einen Schuhmacher, einen Bürstenmacher, einen Böttcher und ein Spritzenhaus.
Im Januar 1945 zogen die ersten Flüchtlingstrecks durch Lüssen. Bald darauf, im Februar, während der größten Kälte, flüchteten die meisten Lüssener Familien westwärts ins heutige Deutschland und Tschechien. Mitte Februar besetzte die sowjetische Armee das Dorf, welches bis Kriegsende Frontgebiet blieb. Anfang Juni 1945 kamen die ersten geflüchteten Familien zurück nach Lüssen, jedoch begann dort im Spätsommer die polnische Besiedlung des Dorfes. Im Juni 1946 erfolgte dann die endgültige Ausweisung der deutschen Bevölkerung. Außerdem wurde das Dorf „Lüssen“ nach Ende des Zweiten Weltkrieges in „Lusina“ umbenannt.
In den Jahren von 1975 bis 1998 gehörte das Dorf administrativ zur Woiwodschaft Legnica.
Einwohnerentwicklung
Das Verhältnis von der evangelischen zur katholischen Bevölkerung lag über die Jahre bis 1945 relativ konstant bei 3:2.
Jahr | Einwohner |
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1785 | 428 |
1828 | 525 |
1830 | 496 |
1845 | 615 |
1893 | 654 |
1900 | 594 |
1910 | 672 |
1933 | 645 |
1939 | 665 |
Anfang 1945 | 699 |
2013 | 406 |
Literatur
Buch: „Schlesische Heimat: Stadt und Kreis Neumarkt“ herausgegeben vom „Neumarkter Verein“, Hameln 2001.
Weblinks
Einzelnachweise
- Martin Treblin, Darstellungen und Quellen zur schlesischen Geschichte. Sechster Band: Beiträge zur Siedlungskunde im ehemaligen Fürstentum Schweidnitz, Breslau 1908, S. 75
- Wilhelm Seifert, Der Kreis Striegau. Ein Beitrag zur Heimatkunde für Schule und Haus; Neubearbeitung von Max Bleicher, Striegau 1905, S. 30