Lobberich
Lobberich ist ein Stadtteil der Stadt Nettetal im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen. Lobberich war bis Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Ländern der Welt für seine Samt- und Seidenproduktion bekannt. Zu Lobberich gehören die Ortschaften Sassenfeld, Dyck und Burg Bocholt.
Lobberich Stadt Nettetal | |
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Höhe: | 47 m |
Fläche: | 17,64 km² |
Einwohner: | 13.916 (31. Dez. 2019) |
Bevölkerungsdichte: | 789 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1970 |
Postleitzahl: | 41334 |
Vorwahl: | 02153 |
Lage von Lobberich in der Stadt Nettetal | |
Geschichte
Die älteste erhaltene Urkunde, in der Lobberich erwähnt wird, wurde um das Jahr 988 ausgefertigt. Mit ihr übertrug Erzbischof Everger von Köln unter anderem die Kirche zu Lubbruch dem Bischof Notker von Lüttich.[1]
Aktenkundig begann die Lobbericher Textilindustrie 1802 mit der Samtbandfabrik Heithausen. 1880 wurde bei Niedieck der erste ganzmechanische Webstuhl in Betrieb genommen; er bescherte einen großen Wettbewerbsvorteil. Niedieck beschäftigte in den Jahren 1970 bis 1975 über 1000 Mitarbeiter.[2] 1868 wurde die Bahnstrecke Kempen–Venlo eröffnet[3], 1999 geschlossen. Während des Zweiten Weltkrieges war in der Gemeinde eine Flak-Abteilung der Luftwaffe stationiert. Am 2. März 1945 wurde Lobberich nach Artilleriebeschuss im Zuge der Operation Grenade von der Eighth United States Army besetzt.[4]
Nur sechs Jahre nach der Verleihung der Stadtrechte 1964 wurde im Zuge der kommunalen Neugliederung aus den Städten Lobberich und Kaldenkirchen sowie den Gemeinden Breyell, Hinsbeck und Leuth am 1. Januar 1970 die neue Stadt Nettetal gebildet.[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Metallindustrie Bedeutung durch die Sanitärarmaturen- und Vergaserproduktion bei 'Rokal Armaturen GmbH'. Rokal produzierte auch Modelleisenbahnen der Spur TT (12 mm)[6] und wurde später von Pierburg, einem Zulieferer der Automobilindustrie, übernommen. Pierburg gab 2014/15 seinen Standort Lobberich auf und zog nach Neuss (→ Rheinmetall Automotive).
Mitte Mai 2011 kaufte das niederländische Unternehmen Laarakkers das Gelände der 2004 insolvent gewordenen ehemaligen Samtweberei Niedieck.[7] Laarakkers ließ das Niedieck-Gebäude abreißen und baute dort Wohnungen, kleinteilige Gewerbeflächen und Gebäude für Dienstleistungsfirmen.[8][9]
Sehenswürdigkeiten
- mehrere Kirchen (die doppeltürmige katholische Pfarrkirche St. Sebastian, im Jahre 1893 errichtet, ist die drittgrößte Kirche im Bistum Aachen)
- Wasserturm Lobberich
- Burg Bocholt und Burg Ingenhoven
- Marienhospital (eröffnet 1885) mit Kapelle (Sassenfelder Kirchweg)[10].
- St. Sebastian
- St. Sebastian
- Burg Ingenhoven
Sonstiges
Die Samtproduktion machte Lobberich wohlhabender als die umliegenden Gemeinden. Deren Bewohner sagten den Lobberichern Wichtigtuerei und Überheblichkeit nach und verwendeten dafür den Begriff „Lobbricker Wenk“. Wenkbüll ist die mundartliche Bezeichnung für Lobbericher (Ur-)Einwohner, was „Windbeutel“ bedeutet.
Persönlichkeiten
- Jacob Reiners (1828–1907), Porträt-, Genre- und Landschaftsmaler
- Leo Anton Carl de Ball (1853–1916), Astronom
- Heribert Reiners (1884–1960), Kunsthistoriker und Hochschullehrer
- Albert Steeger (1885–1958), Universalgelehrter
- Heinrich Plönes (1885–1956), Pädagoge und Schriftsteller
- Reinhard Boetzkes (1886–1967), Altphilologe und Gymnasiallehrer
- Rudolf Kömstedt (1887–1961), Kunst- und Architekturhistoriker
- Werner Jaeger (1888–1961), Philologe
- Hanna Meuter (1889–1964), Soziologin, Dozentin und Schriftstellerin
- Johannes Hessen (1889–1971), Philosoph und römisch-katholischer Theologe
- Hans Aloys Schmitz (1899–1973), Kinderpsychiater
- Urbanus Bomm (1901–1982) Benediktiner-Abt Maria Laach
- August Erkens (1908–1988), niederrheinischer Maler
- Johannes Menskes (* 1927), Chorleiter und Dirigent
- Hans Klaps (1936–2015), Politiker (SPD)
- Heinrich Gillis Görtz (1940–2010), Maler und Grafiker
- Wolfgang Schiffer (* 1946), Schriftsteller
- Hartmut Mirbach (1949–2011), deutscher Fotograf und Maler
- Volker Kischkel (MOCK) (* 1953), Karikaturist
- Michael Heghmanns (* 1957), Jurist und Hochschullehrer
- Marcus Optendrenk (* 1969), Politiker (CDU)
Partnerstädte
Literatur
- Samt und Seide. Zur Geschichte der Lobbericher Textilindustrie. 2012. Hrsg. VVV Lobberich, ISBN 3-9807883-5-0 / Theo Optendrenk.[11]
- Peter Dohms: Lobberich – Geschichte einer niederrheinischen Gemeinde. Schriftenreihe des Kreises Viersen, 1981, ISBN 978-3766692405[12]
- Johann Finken: Geschichte der ehemaligen Herrlichkeit Lobberich, 1902. lobberich.de[13]
Einzelnachweise
- Marcus Optendrenk: Lobberich – Zwischen Herrschaft und Gemeinde. In: Frank G. Hirschmann, Gerd Mentgen: Campana pulsante convocati. Festschrift anläßlich der Emeritierung von Prof. Dr. Alfred Haverkamp. Kliomedia, Trier 2005, ISBN 978-3-89890-086-7, S. 449–472, hier S. 451.
- Rheinische Post vom 16. Mai 2009, Seite B3: Seidenbarone standen Pate
- der Bahnhof war am Ende der Friedenstraße; er wurde 1978 abgerissen. Rheinische Post 2. Januar 2018, S. C2
- Hans Kaiser / Grenzland-Kurier vom 28. Februar 2015, S. C4: Die Bürger schwenkten die weißen Fahnen vor den anrückenden US-Soldaten.
- Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 115.
- Webseite der Rokalfreunde Lobberich Vergaser aus Lobberich: ROKAL und Pierburg
- WZ 11. Mai 2011: Niedieck-Gelände ist verkauft
- www.wohnen-in-nettetal.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- www.niedieckpark.de (Memento vom 6. Januar 2018 im Internet Archive)
- Chronik auf: rp-online.de 5. November 2010
- www.vvv-lobberich.de (Memento vom 10. April 2015 im Internet Archive)
- siehe auch diese Literaturliste
- ein Reprint erschien 1977.