Lithiumniobat
Lithiumniobat ist eine chemische Verbindung mit der Formel LiNbO3. Es ist ein transparenter, kristalliner Feststoff, der nicht in der Natur vorkommt. Lithiumniobatkristalle werden üblicherweise nach dem Czochralski-Verfahren aus einer Schmelze (Gemisch aus Lithiumoxid und Niob(V)-oxid) gezogen. Aufgrund seiner Kristallstruktur hat es einige technisch nutzbare Eigenschaften, vor allem als Material in der nichtlinearen Optik.
Kristallstruktur | |||||||||||||||||||
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_ Li+ _ Nb5+ _ O2− | |||||||||||||||||||
Kristallsystem | |||||||||||||||||||
Raumgruppe |
R3c (Nr. 161) | ||||||||||||||||||
Gitterparameter |
a = 515 pm | ||||||||||||||||||
Koordinationszahlen |
Li[12] (6+6), Nb[6], O[6] (4+2) | ||||||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Lithiumniobat | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
Lithium-Niob-Oxid | ||||||||||||||||||
Verhältnisformel | LiNbO3 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
weißlicher, geruchloser Feststoff[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 147,85 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte |
4,64 g·cm−3[2] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Brechungsindex |
2,2871[3] (23 °C) | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C |
Kristallstruktur
Lithiumniobat kristallisiert im trigonalen Kristallsystem in der Raumgruppe R3c (Raumgruppen-Nr. 161) mit den Gitterparametern a = 515 pm und c = 1386 pm sowie sechs Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4] Die Nb5+-Kationen werden jeweils von sechs Sauerstoffatomen in Form von verzerrten Oktaedern umgeben. Diese [NbO6] verknüpfen über gemeinsame Ecken zu einem dreidimensionalen Netzwerk. In den Lücken des Netzwerks befinden sich die Li+-Kationen die ihrerseits von je zwölf Sauerstoffatomen umgeben sind. Die Koordinationszahl von 12 kann als 6+6 beschrieben werden, da sechs der Sauerstoffatome einen deutlich größeren Abstand zu Lithium haben. Als Koordinationspolyeder ergibt sich für Lithium ein stark verzerrtes Antikuboktaeder.
Physikalische Eigenschaften
Lithiumniobat kristallisiert als farbloser Festkörper mit einem weiten Transparenzbereich beginnend im nahen UV- bis in den mittleren IR-Bereich entsprechend Wellenlängen von 320 bis 5600 nm. Lithiumniobat ist doppelbrechend und hat bei 633 nm Brechungsindices von no = 2,286 und ne = 2,202.
Die Kristalle haben eine Mohs-Härte von 5. Lithiumniobat zeigt eine Anzahl physikalischer Effekte: die stöchiometrische Zusammensetzung (LiNbO3) ist unterhalb der Curie-Temperatur Tc von 1213 °C (1486 K)[5] ferroelektrisch und dadurch optisch nichtlinear, elektrooptisch, photorefraktiv, elastooptisch, piezoelektrisch und pyroelektrisch. Die ferroelektrische Curie-Temperatur ist abhängig von der Zusammensetzung, so beträgt sie für die kongruente Zusammensetzung (hergestellt aus 48,45 % Li2O, 51,55 % Nb2O5) 1143 °C (1416 K).[5] Oberhalb der Curie-Temperatur verliert das Material die ferroelektrischen Eigenschaften und geht in die paraelektrische Phase (Raumgruppe R3c (Nr. 167) ) über.[6]
Herstellung
Lithiumniobat kann zum Beispiel durch Festkörper- oder Schmelzenreaktion von Lithiumcarbonat mit Niob(V)-oxid gewonnen werden.
Nanoteilchen
Nanoteilchen von Lithiumniobat werden durch Imprägnierung von porösen Trägersubstanzen durch Lösungen von Metallsalzen mit anschließender Kalzinierung und Auflösung der Trägermatrix oder durch hydrothermale Verfahren hergestellt. Sphärische Nanopartikel mit einem Durchmesser von 10 nm können durch Imprägnierung einer mesoporösen Silikatmatrix mit einer wässrigen Lösung aus LiNO3 und NH4NbO(C2O4)2 und anschließendem zehnminütigen Erhitzen in einem Infrarot-Ofen hergestellt werden.[7]
Einsatzgebiete
- Interdigitaltransducer und darauf basierend
- Bandpassfilter (Oberflächenwellenfilter) in Hochfrequenz-Schaltungen, z. B. Mobiltelefonen und Fernsehern
- Laser
- Modulatoren
- Integrierte Optik
- Holographie
Ähnliche Verbindungen
Das Lithiumtantalat LiTaO3 kristallisiert isotyp zu LiNbO3, das heißt, es hat die gleiche Kristallstruktur.
Siehe auch
Literatur
- A. M. Prokhorov, Yu S. Kuz'minov: Physics and Chemistry of Crystalline Lithium Niobate. Institute of Physics Publishing, 1999, ISBN 0-85274-002-6.
- A. Räuber: Chemistry and physics of lithium niobate. In: Current Topics in Materials Science. Band 1. Elsevier Science Publishing, 1978, ISBN 0-7204-0708-7, S. 481–601.
- R. S. Weis, T. K. Gaylord: Lithium niobate: Summary of physical properties and crystal structure. In: Applied Physics A: Materials Science & Processing. Band 37, Nr. 4, 1985, S. 191–203, doi:10.1007/BF00614817.
Einzelnachweise
- Datenblatt Lithium niobium oxide, Puratronic®, 99.998% (metals basis excluding Ta), Ta <50ppm bei AlfaAesar, abgerufen am 6. Dezember 2019 (PDF) (JavaScript erforderlich).
- Lithium Niobate, LiNbO3 bei Almaz Optics, abgerufen am 23. August 2011.
- A. Alcázar de V., B. Ramiro, J. Rams, B. Alonso, G. Rojo, V. Bermúdez, J.M. Cabrera: Temperature effects in proton exchanged LiNbO3 waveguides. In: Applied Physics B. Band 79, Nr. 7, 2004, S. 845–849, doi:10.1007/s00340-004-1646-8.
- R. Hsu, E. N. Maslen, D. du Boulay, N. Ishizawa: Synchrotron X-ray Studies of LiNbO3 and LiTaO3. In: Acta Crystallographica Section B Structural Science. Band 53, Nr. 3, Mai 1997, S. 420–428, doi:10.1107/S010876819600777X.
- K. K. Wong: Properties of Lithium Niobate. Emis. Datareviews Series, No. 28, London 2002, ISBN 0-85296-799-3.
- H. Lehnert, H. Boysen, F. Frey, A. Hewat, P. Radaelli: A neutron powder investigation of the high-temperature structure and phase transition in stoichiometric LiNbO3. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 212, Nr. 10, 1997, S. 712–719, doi:10.1524/zkri.1997.212.10.712.
- Annett Grigas und Stefan Kaskel:: Synthesis of LiNbO3 nanoparticles in a mesoporous matrix. In: Open Access Beilstein Journal of Nanotechnology. Band 2, 2011, S. 28–33, doi:10.3762/bjnano.2.3.