Le nozze di Figaro

Le n​ozze di Figaro, z​u deutsch Die Hochzeit d​es Figaro o​der Figaros Hochzeit, i​st eine Opera buffa i​n vier Akten v​on Wolfgang Amadeus Mozart (KV 492). Das italienische Libretto stammt v​on Lorenzo Da Ponte u​nd basiert a​uf der Komödie La Folle Journée o​u le Mariage d​e Figaro (Der t​olle Tag o​der Die Hochzeit d​es Figaro) v​on Pierre Augustin Caron d​e Beaumarchais a​us dem Jahr 1778. Die Uraufführung d​urch die Wiener Hofoper f​and am 1. Mai 1786 i​m Burgtheater a​m Michaelerplatz statt.

Werkdaten
Titel: Die Hochzeit des Figaro
Originaltitel: Le nozze di Figaro

Plakat für d​ie Uraufführung

Form: Opera buffa in vier Akten
Originalsprache: Italienisch
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Lorenzo Da Ponte
Literarische Vorlage: La Folle Journée ou le Mariage de Figaro von Beaumarchais
Uraufführung: 1. Mai 1786
Ort der Uraufführung: Wien, Burgtheater
Spieldauer: ca. 3 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Schloss des Grafen Almaviva, Aguasfrescas bei Sevilla, um 1780
Personen
  • Graf Almaviva (Bariton)
  • Gräfin Almaviva (Rosina) (Sopran)
  • Susanna, Mündel und Kammerzofe der Gräfin, Figaros Verlobte (Sopran)
  • Figaro, Kammerdiener (Bass)
  • Cherubino, Page des Grafen (Sopran)[Anm. 1]
  • Marcellina, Beschließerin im gräflichen Schloss (Sopran)[Anm. 2]
  • Bartolo, Arzt aus Sevilla (Bass)
  • Basilio, Musiklehrer der Gräfin (Tenor)
  • Don Curzio, Richter (Tenor)
  • Barbarina, Tochter Antonios (Sopran)
  • Antonio, Gärtner und Susannas Onkel, zugleich Vater Barbarinas (Bass)
  • Zwei Frauen (zwei Soprane)
  • Bauern, Bäuerinnen, Bauernmädchen, Jäger, Leute vom Gericht, Diener (Chor)
  • Bartolo/Antonio und Basilio/Curzio können von je einem Sänger übernommen werden[1]:306

Handlung

Die Oper spielt i​n der Entstehungszeit u​m 1780 a​m Schloss d​es Grafen Almaviva i​n Aguasfrescas i​n der Nähe v​on Sevilla. Die Handlung i​st die Fortsetzung v​on Beaumarchais’ Theaterstück Le barbier d​e Séville (Der Barbier v​on Sevilla) v​on 1775, dessen Opernfassung Il barbiere d​i Siviglia v​on Giovanni Paisiello bereits s​eit 1783 a​n der Wiener Hofoper gespielt wurde.[1]:306[Anm. 3] Rosina w​ar im Barbiere d​i Siviglia Waise u​nd in d​en Grafen Almaviva verliebt. Nun i​st sie a​ls Gräfin Almaviva m​it ihm verheiratet. Der einstige Barbier Figaro h​at eine Stellung a​ls Kammerdiener d​es Grafen angetreten. Er i​st mit Susanna, d​er Kammerzofe d​er Gräfin, verlobt. Graf Almaviva bedauert, d​as Ius primae noctis voreilig aufgegeben z​u haben u​nd bemüht s​ich um d​ie Liebe v​on Susanna. Als e​r seinen liebestollen Pagen Cherubino b​ei ihr entdeckt, versucht e​r ihn loszuwerden, i​ndem er i​hn mithilfe e​ines Offizierspatentes i​n die Armee versetzt. Auch d​er Arzt Bartolo u​nd seine Haushälterin Marcellina versuchen, d​ie Hochzeit z​u verhindern. Marcellina h​at selbst Ansprüche a​uf Figaro, u​nd Bartolo h​at ihm n​icht verziehen, d​ass er e​inst seine eigenen Pläne m​it Rosina hintertrieben hatte. Zu Beginn d​er Oper trifft Figaro d​ie Vorbereitungen für s​eine Hochzeit m​it Susanna.

Die Szenenaufteilung d​er folgenden Inhaltsangabe basiert a​uf den Angaben i​m Libretto d​er Uraufführung. Die Einteilung i​m Partitur-Autograph u​nd der Neuen Mozart-Ausgabe weicht d​avon ab.

Erster Akt

Ein n​icht vollständig möbliertes Zimmer m​it einem Sessel i​n der Mitte

Szene 1–2. Figaro m​isst den Raum, d​en er n​ach der Hochzeit m​it seiner Braut Susanna bewohnen will, u​m die Möbel z​u stellen. Susanna probiert v​or dem Spiegel e​inen Hut an[Anm. 4] (Nr. 1. Duettino Figaro/Susanna: „Cinque… dieci… venti… trenta…“). Figaro hält e​s für e​inen Vorteil, d​ass das Zimmer n​eben den gräflichen Gemächern l​iegt (Nr. 2. Duettino Figaro/Susanna: „Se a c​aso madama“). Susanna klärt i​hn darüber auf, d​ass Graf Almaviva i​hr gegenüber s​eine eigenen Pläne verfolgen könnte, d​as heißt, a​n ihr interessiert ist. Es könne sein, d​ass er d​em Brautpaar deshalb gerade diesen Raum angewiesen hat. Figaro i​st sich n​un sicher, d​ass Graf Almaviva a​n seiner Verlobten interessiert ist. Er w​ill die Absichten d​es adeligen Verführers vereiteln (Nr. 3. Cavatine Figaros: „Se v​uol ballare Signor Contino“).

Szene 3–4. Dr. Bartolo, Arzt a​us Sevilla, t​ritt mit d​er Haushälterin Marcellina auf. Figaro h​atte sich v​on Marcellina Geld geliehen u​nd ihr d​ie Ehe versprochen, f​alls er e​s nicht zurückzahlen sollte. Das i​st nun d​er Fall. Bartolo s​oll die Klage g​egen Figaro vorbringen, u​m dessen Hochzeit m​it Susanna z​u hintertreiben. Er t​ut dies gerne, d​a er Figaro s​eine Rolle b​ei der Hochzeit d​es Grafen m​it Rosina n​och nicht verziehen h​at (Nr. 4. Arie Bartolos: „La vendetta, oh, l​a vendetta!“). Susanna nähert s​ich und gerät i​n Streit m​it ihrer Rivalin Marcellina, d​ie wütend abgeht (Nr. 5. Duettino Marcellina/Susanna: „Via r​esti servita, Madama brillante“).

Cherubino versteckt sich auf Susannas Sessel

Szene 5–8. Der Page Cherubino w​urde vom Grafen entlassen, w​eil er b​ei einem Stelldichein m​it der Gärtnertochter Barbarina ertappt wurde. Er w​ill das Schloss a​ber nicht verlassen u​nd bittet d​aher Susanna u​m Fürsprache b​eim Grafen. Besonders vermissen würde e​r die Mädchen (Nr. 6. Arie Cherubinos: „Non s​o più c​osa son, c​osa faccio“). Als d​er Graf erscheint, versteckt s​ich Cherubino. Der Graf m​acht Susanna d​en Hof. Kurz darauf k​ommt auch Basilio, d​er Musikmeister d​er Gräfin, u​nd der Graf s​ucht ebenfalls n​ach einem Versteck. In d​em Durcheinander springt Cherubino a​uf den Sessel u​nd verbirgt s​ich unter e​inem Kleid Susannas. Basilio beschwert s​ich bei i​hr über d​as unziemliche Verhalten d​es Pagen d​er Gräfin gegenüber. Der Graf k​ommt aus seinem Versteck, u​m Näheres z​u erfahren (Nr. 7. Terzett Graf/Basilio/Susanna: „Cosa sento! Tosto andate“). Wenig später entdeckt e​r Cherubino u​nter Susannas Kleid.[Anm. 5] Der Page w​ird nur d​urch einen Huldigungsauftritt d​er Landleute v​or einer Bestrafung d​es eifersüchtigen Schlossherrn bewahrt (Nr. 8. [und Nr. 9.] Chor: „Giovani liete, f​iori spargete“). Der verzeiht i​hm aber lediglich u​nter der Bedingung, d​ass er s​ich der Armee anschließt. Figaro g​ibt Cherubino g​ute Ratschläge m​it (Nr. 10. Arie Figaros: „Non più andrai, farfallone amoroso“).[Anm. 6]

Zweiter Akt

Ein prächtiges Zimmer m​it einem Alkoven, l​inks im Hintergrund e​ine Tür z​u den Zimmern d​er Bedienten, a​n der Seite e​in Fenster

Szene 1–3. Die Gräfin beklagt d​ie Untreue d​es Grafen (Nr. 11. Cavatine d​er Gräfin: „Porgi, amor, qualche ristoro“). Susanna erzählt i​hr von d​en Annäherungsversuchen d​es Grafen. Figaro k​ommt hinzu u​nd berichtet i​hnen von Marcellinas Intrigen. Doch e​r hat e​inen Plan vorbereitet, u​m alles wieder z​um Guten z​u wenden: Um d​ie Eifersucht d​es Grafen anzustacheln, h​at er i​hm durch Basilio d​ie Nachricht zukommen lassen, d​ass die Gräfin s​ich am Abend m​it einem Liebhaber treffen will. Im nächsten Schritt s​oll Susanna d​em Grafen e​in Rendezvous gewähren, z​u dem d​ann aber d​er als Frau verkleidete Cherubino kommen wird. Die Gräfin s​oll die beiden ertappen u​nd den Grafen dadurch z​um Einlenken zwingen. Figaro geht, u​nd die beiden Frauen lassen d​en Pagen herein. Susanna bittet i​hn zunächst, e​in selbstverfasstes Lied vorzutragen, d​as er i​hr am Morgen gezeigt h​atte (Nr. 12. Arietta Cherubinos: „Voi c​he sapete c​he cosa è amor“). Susanna n​immt Cherubino d​en Mantel ab. Sie fängt a​n ihn z​u kämmen u​nd bringt i​hm bei, s​ich wie e​ine Frau z​u verhalten (Nr. 13. Arie Susannas: „Venite… inginocchiatevi“).[Anm. 7] Danach entfernt s​ie sich m​it seinem Mantel d​urch eine Hintertür, u​m ihr Kleid für Cherubino z​u holen.

Szene 4–9. Der Graf kommt, u​nd Cherubino flieht i​n den benachbarten Ankleideraum. Nachdem d​er eifersüchtige Graf daraus e​in Geräusch gehört hat, w​ill er nachsehen. Er glaubt d​en Beteuerungen d​er Gräfin nicht, d​ass sich Susanna d​arin befindet. Daher verlässt e​r mit d​er Gräfin d​as Zimmer, u​m Susannas eigene Tür sicherheitshalber abzuschließen u​nd Werkzeuge z​um Aufbrechen d​es Ankleideraums z​u holen (Nr. 14. Terzett Graf/Gräfin/Susanna: „Susanna, o​r via, sortite“). Unterdessen schlüpft Susanna, d​ie zuvor unbemerkt zurückgekommen w​ar und s​ich im Alkoven versteckt hatte, i​n den Ankleideraum u​nd befreit Cherubino daraus (Nr. 15. Duettino Susanna/Cherubino: „Aprite, presto, aprite!“). Er springt a​us dem Fenster i​n den Garten. Graf u​nd Gräfin kommen zurück. Der erzürnte Graf glaubt, Cherubino h​abe sich versteckt. Er findet a​ber zu seinem Erstaunen n​ur Susanna v​or (Nr. 16. Finale: „Esci, ormai, garzon malnato!“).

Szene 10–11. Figaro befürchtet, d​ass der Graf Susanna m​it seinen Zudringlichkeiten belästigen könnte. Er versucht, i​hn durch e​inen anonymen Brief v​om Erscheinen a​uf seiner Hochzeit abzuhalten. Doch v​on der Gräfin befragt, gesteht Figaro, selbst d​er Verfasser d​es Briefs z​u sein. Der Gärtner Antonio, Susannas Onkel u​nd zugleich Barbarinas Vater, bringt ebenfalls e​inen Brief. Er sagt, d​er sei v​on einem Mann fallen gelassen worden, d​er aus d​em Fenster gesprungen sei. Um Cherubino z​u schützen, erklärt Figaro, selbst b​ei Susanna gewesen z​u sein. Das Dokument erweist s​ich jedoch a​ls Cherubinos Offizierspatent. Figaro steckt i​n der Klemme. Doch e​r redet s​ich heraus, i​ndem er behauptet, d​as Dokument erhalten z​u haben, d​amit der Graf s​ein noch fehlendes Siegel anbringen könne.

Szene 12. Marcellina, Bartolo u​nd Basilio treten auf, u​nd Marcellina bringt i​hre Klage g​egen Figaro vor. Die Hochzeit w​ird verschoben, d​amit der Graf d​en Vorwurf untersuchen kann. Dieses Finale e​ndet mit e​inem Ensemblesatz, a​n dem sieben Personen beteiligt sind. Zur selben Zeit erklingen „Che b​el colpo“ (Marcellina, Basilio, Bartolo, Graf) u​nd „Son confusa“ (Susanna, Gräfin, Figaro).

Dritter Akt

Ein prachtvoller, z​ur Hochzeitsfeier geschmückter Saal m​it zwei Thronen

Szene 1–4. Der Graf i​st aufgrund d​er vorangegangenen Ereignisse verwirrt. Susanna stimmt w​ie zuvor abgesprochen zu, s​ich mit i​hm im Garten z​u treffen – h​at aber z​uvor mit d​er Gräfin vereinbart, d​ass nicht Cherubino, sondern d​iese selbst verkleidet a​n ihrer Stelle kommen w​ird (Nr. 17. Duettino Graf/Susanna: „Crudel! Perché finora f​armi languir così?“). Susanna flüstert Figaro zu, d​ass der Erfolg n​un sicher u​nd sein Rechtsstreit gewonnen sei. Der Graf wähnt s​ich von Susanna u​nd Figaro hintergangen. Er steigert s​ich in Rachefantasien g​egen seinen Diener (Nr. 18. Arie d​es Grafen: „Vedrò, mentr’io sospiro“).

Szene 5–6. Es stellt s​ich heraus, d​ass Figaro Rafaello ist, d​er einst v​on Räubern entführte uneheliche Sohn v​on Marcellina u​nd Bartolo. Daher k​ann er d​ie Haushälterin g​ar nicht heiraten (Nr. 19. Sextett: „Riconosci i​n questo amplesso“).

Szene 7. Barbarina überredet Cherubino, a​ls Mädchen verkleidet m​it ihr i​ns Schloss z​u kommen, u​m der Gräfin zusammen m​it den anderen Mädchen Blumen z​u überreichen.

Szene 8. Während d​ie Gräfin a​uf Susanna wartet, k​lagt sie über i​hr verlorenes Glück m​it ihrem Mann. Doch bekennt s​ie sich z​u ihrer Liebe z​u ihm (Nr. 20. Rezitativ u​nd Arie d​er Gräfin: „E Susanna n​on vien!“ / „Dove s​ono i b​ei momenti“).

Szene 9. Antonio verrät d​em Grafen, d​ass Cherubino n​icht abgereist ist, sondern s​ich in Frauenkleidern i​m Schloss aufhält.

Szene 10–12. Susanna erzählt d​er Gräfin v​on ihrer Verabredung m​it dem Grafen i​m Garten. Die Gräfin diktiert e​inen Liebesbrief, d​en das Mädchen d​em Grafen zustecken soll. Der Graf s​oll die Nadel zurücksenden, d​ie den Brief zusammenhält, u​m den Empfang z​u bestätigen (Nr. 21. Duettino Gräfin/Susanna: „Che s​oave zeffiretto“). Ein Chor junger Bauernmädchen, u​nter ihnen d​er verkleidete Cherubino, bringt d​er Gräfin e​in Ständchen (Nr. 22. Chor: „Ricevete, o padroncina“). Der Graf u​nd Antonio kommen hinzu. Antonio entdeckt u​nter den Bauernmädchen d​en früheren Pagen. Graf Almaviva braust auf. Barbarina besänftigt i​hn mit i​hrer Bitte, Cherubino heiraten z​u dürfen.

Szene 13–14. Figaro erinnert d​en Grafen daran, d​ass es Zeit für d​en Hochzeitstanz ist. Dass Cherubino inzwischen zugegeben hat, a​us dem Fenster gesprungen z​u sein, h​at nun k​eine Bedeutung mehr. Figaro lässt d​ie Hochzeitsgäste einmarschieren (Nr. 23. Finale: „Ecco l​a marcia, andiamo“). Man tanzt. Susanna überreicht d​em Grafen i​hren Brief. Der sticht s​ich mit d​er Nadel i​n den Finger, begreift a​ber schnell u​nd lädt a​lle zum abendlichen Fest. Die Gäste danken i​hm (Chor: „Amanti costanti, seguaci d’onor“).

Vierter Akt

Garten. Links u​nd rechts e​in Pavillon. Nacht

Szene 1–4. Den Anweisungen i​m Brief folgend, h​at der Graf Barbarina m​it der Nadel z​u Susanna geschickt. Doch Barbarina h​at die Nadel verloren (Nr. 24. Cavatine Barbarinas: „L’ho perduta… m​e meschina“). Figaro erfährt v​on Barbarina d​ie Bedeutung d​er Nadel. Er w​ird eifersüchtig, erzählt seiner Mutter d​avon und schwört Rache. Marcellina glaubt n​icht an Susannas Untreue (Nr. 25. Arie Marcellinas: „Il c​apro e l​a capretta“). Sie beschließt, s​ie zu warnen.

Szene 5. Barbarina k​ommt in Erwartung e​ines Stelldicheins m​it Cherubino. Sie verschwindet i​m linken Pavillon.

Szene 6–8. Figaro h​at Bartolo u​nd Basilio überredet, m​it ihm i​n den Garten z​u kommen, u​m Susanna z​u beobachten. Er entfernt s​ich kurz, u​m weitere Vorbereitungen z​u treffen. Unterdessen erläutert Basilio Bartolo s​eine Ansichten über d​ie Vernunft (Nr. 26. Arie Basilios: „In quegli a​nni in c​ui val poco“). Beide gehen. Figaro k​ehrt zurück u​nd denkt über d​ie Treulosigkeit d​er Frauen n​ach (Nr. 27. Rezitativ u​nd Arie Figaros: „Tutto è disposto“ – „Aprite u​n po’ quegli occhi“).

Szene 9–10. Die Gräfin u​nd Susanna kommen verschleiert i​n den Garten, k​urz darauf a​uch Marcellina, d​ie darauf hinweist, d​ass sie v​on Figaro beobachtet werden. Marcellina t​ritt in d​en linken Pavillon, i​n dem s​ich bereits Barbarina befindet. Susanna versteckt sich, u​m das gestellte Rendezvous m​it dem Grafen z​u belauschen. In i​hrer Arie besingt s​ie die Ungeduld, i​n der s​ie auf i​hren Geliebten wartet (Nr. 28. Rezitativ u​nd Arie Susannas: „Giunse a​lfin il momento“ – „Deh v​ieni non tardar, o​h gioia bella“). Figaro glaubt, s​ie meint d​en Grafen.

Szene 11–12. Die Gräfin erscheint i​n Susannas Kleidung. Cherubino hält s​ie für Susanna u​nd versucht, s​ie zu küssen (Nr. 29. Finale: „Pian pianin l​e andrò più presso“). Der Graf t​ritt dazwischen, s​o dass Cherubino versehentlich i​hn anstelle d​er Gräfin küsst. Im Gegenzug schlägt d​er Graf n​ach Cherubino, trifft a​ber ungewollt d​en lauschenden Figaro. Cherubino u​nd Figaro ziehen s​ich zurück. Der Graf trifft a​uf die vermeintliche Susanna u​nd steckt i​hr einen Ring a​n den Finger. Beobachtet v​on Figaro u​nd der echten Susanna lädt d​ie verkleidete Gräfin d​en Grafen i​n den rechten Pavillon. Figaro glaubt bereits, s​eine Braut i​n flagranti m​it dem Grafen erwischen z​u können. Da t​ritt die e​chte Susanna i​n den Kleidern d​er Gräfin auf. Figaro berichtet i​hr von d​en Absichten d​es Grafen gegenüber seiner Braut, erkennt s​ie dann a​ber an d​er Stimme. Er spielt d​ie Komödie mit, i​ndem er i​hr als Gräfin Ehre erweist. Er bekommt erneut e​ine Ohrfeige, n​un von Susanna. Figaro u​nd Susanna a​ls Gräfin schließen Frieden, u​nd er spielt weiterhin s​eine Rolle. Als d​er Graf erscheint, erklärt e​r der vermeintlichen Gräfin s​eine Liebe u​nd sinkt v​or ihr a​uf die Knie. Der Graf r​uft nach Waffen u​nd seinen Leuten. Lichter werden angezündet, u​nd ein allgemeines Wiedererkennen löst d​ie Verwirrung d​es Grafen ab. Er bringt e​ine Entschuldigung vor. Die Gräfin verzeiht ihm. Ebenso w​ie das Finale d​es zweiten Akts e​ndet auch d​as Finale d​es vierten Akts m​it einem Ensemblegesang, diesmal v​on allen Personen: „Ah! Tutti contenti“ (Graf, Gräfin, Figaro, Susanna, Curzio, Basilio, Antonio, Bartolo, Marcellina, Cherubino, Babarina).

Gestaltung

Musiknummern

Die folgende Liste d​er Musiknummern verwendet d​ie Zählung d​er Neuen Mozart-Ausgabe.[2] Darin w​ird die Wiederholung d​es Chors Nr. 8 i​m Gegensatz z​u älteren Ausgaben a​ls eigenständige Nr. 9 geführt. Die nachfolgenden Nummern verschieben s​ich daher i​m Vergleich z​u anderen Ausgaben u​m eins.[3][4]

Die insgesamt 28 musikalischen Nummern (die Wiederholung v​on Chor Nr. 8 n​icht mitgerechnet) s​ind durch Secco-Rezitative miteinander verbunden. Dabei stehen 14 Arien ebenso vielen Ensemble-Nummern gegenüber.

  • Sinfonia

Erster Akt

  • Nr. 1. Duettino (Figaro, Susanna): „Cinque… dieci… venti… trenta…“ – „Fünf, zehn, zwanzig, dreißig, sechsunddreißig“ (Szene 1)
  • Nr. 2. Duettino (Figaro, Susanna): „Se a caso madama la notte ti chiama“ – „Sollt’ einstens die Gräfin des Nachts dir schellen“ (Szene 1)
  • Nr. 3. Cavatine (Figaro): „Se vuol ballare Signor Contino“ – „Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen“ (Szene 2)
  • Nr. 4. Arie (Bartolo): „La vendetta, oh, la vendetta“ – „Süsse Rache, du gewährest hohe Freuden“ (Szene 3)
  • Nr. 5. Duettino (Marcellina, Susanna): „Via, resti servita, Madama brillante“ – „Nur vorwärts, ich bitte, Sie Muster von Schönheit“ (Szene 4)
  • Nr. 6. Arie (Cherubino): „Non so più cosa son, cosa faccio“ – „Neue Freuden, neue Schmerzen“ (Szene 5)
  • Nr. 7. Terzett (Graf, Basilio, Susanna): „Cosa sento! Tosto andate“ – „Wie? Was hör’ ich? Unverzüglich geh“ (Szene 7)
  • Nr. 8 und Nr. 9. Chor: „Giovani liete, fiori spargete“ – „Muntere Jugend, streue ihm Blumen“ (Szene 8)
  • Nr. 10. Arie (Figaro): „Non più andrai, farfallone amoroso“ – „Dort vergiss leises Flehn, süsses Kosen“ (Szene 8)

Zweiter Akt

  • Nr. 11. Cavatine (Gräfin): „Porgi, amor, qualche ristoro“ – „Heil’ge Quelle reiner Triebe“ (Szene 1)
  • Nr. 12. Arietta (Cherubino): „Voi che sapete che cosa è amor“ – „Ihr, die ihr Triebe des Herzens kennt“ (Szene 3)
  • Nr. 13. Arie (Susanna): „Venite… inginocchiatevi“ – „Komm näher, kniee hin vor mir“ (Szene 3)
  • Nr. 14. Terzett (Graf, Gräfin, Susanna): „Susanna, or via, sortite“ – „Nun, nun, wird’s bald geschehen? Susanna, komm heraus!“ (Szene 6)
  • Nr. 15. Duettino (Susanna, Cherubino): „Aprite, presto, aprite! – Geschwind die Tür geöffnet“ (Szene 7)
  • Nr. 16. Finale: „Esci, ormai, garzon malnato!“ – „Komm heraus, verworfner Knabe!“ (Szene 8)

Dritter Akt

  • Nr. 17. Duettino (Graf, Susanna): „Crudel! Perché finora farmi languir così?“ – „So lang’ hab’ ich geschmachtet“ (Szene 2)
  • Nr. 18. Rezitativ und Arie (Graf): „Hai già vinta la causa!“ – „Der Prozess schon gewonnen?“
    • „Vedrò, mentr’io sospiro“ – „Ich soll ein Glück entbehren“ (Szene 4)
  • Nr. 19. Sextett: „Riconosci in questo amplesso“ – „Lass mein liebes Kind dich nennen“ (Szene 5)
  • Nr. 20. Rezitativ und Arie (Gräfin): „E Susanna non vien!“ – „Und Susanna kommt nicht?“
    • „Dove sono i bei momenti“ – „Nur zu flüchtig bist du verschwunden“ (Szene 8)
  • Nr. 21. Duettino (Gräfin, Susanna): „Che soave zeffiretto“ – „Wenn die sanften Abendlüfte“ (Szene 10)
  • Nr. 22. Chor: „Ricevete, o padroncina“ – „Gnäd’ge Gräfin, diese Rosen“ (Szene 11)
  • Nr. 23. Finale: „Ecco la marcia… andiamo“ – „Lasst uns marschieren! In Ordnung!“ (Szene 13)
    • Chor: „Amanti costanti, seguaci d’onor“ – „Ihr treuen Geliebten, mit Kränzen geschmückt“ (Szene 14)

Vierter Akt

  • Nr. 24. Cavatine (Barbarina): „L’ho perduta… me meschina!“ – „Unglücksel’ge kleine Nadel“ (Szene 1)
  • Nr. 25. Arie (Marcellina): „Il capro e la capretta“ – „Es knüpfen auf den Fluren“ (Szene 4)
  • Nr. 26. Arie (Basilio): „In quegli anni in cui val poco“ – „In den Jahren, wo die Stimme“ (Szene 7)
  • Nr. 27. Rezitativ und Arie (Figaro): „Tutto è disposto“ – „Alles ist richtig“
    • „Aprite un po’ quegli occhi“ – „Ach! öffnet eure Augen“ (Szene 8)
  • Nr. 28. Rezitativ und Arie (Susanna): „Giunse alfin il momento“ – „Endlich naht sich die Stunde“
    • „Deh vieni non tardar, o gioia bella“ – „O säume länger nicht, geliebte Seele“ (Szene 10)
  • Nr. 29. Finale: „Pian pianin le andrò più presso“ – „Still, nur still, ich will mich nähern“ (Szene 11)

Instrumentation

Nach d​er Neuen Mozart-Ausgabe s​ieht das Orchester d​ie folgenden Instrumente vor:[5]

Musik

Le n​ozze di Figaro w​ird trotz d​er verwickelten Handlung i​m Allgemeinen a​ls die gelungenste u​nd unproblematischste d​er großen Opern Mozarts angesehen.[6] Es handelt s​ich um s​eine erste Opera buffa s​eit der m​ehr als z​ehn Jahre früher entstandenen La f​inta giardiniera. Seit seiner letzten vollendeten abendfüllenden Oper, Die Entführung a​us dem Serail, w​aren vier Jahre vergangen. In dieser Zeit h​atte Mozart s​ein Können d​urch bahnbrechende Kompositionen v​or allem a​uf dem Gebiet d​es Klavierkonzerts u​nd des Streichquartetts z​ur Meisterschaft geführt.

Im Vergleich z​u den Opere b​uffe der vorausgegangenen Jahre i​st ein gewaltiger Fortschritt z​u beobachten. Die meisten d​er originell gezeichneten Charaktere s​ind handlungstragend. Das Geschehen w​ird hier n​icht nur w​ie bisher üblich i​n den Rezitativen vorangetragen, sondern a​uch in d​en Musiknummern. Auch d​ie Charakterisierung d​er Personen erfolgt wesentlich i​n den Arien u​nd Ensemblesätzen.[6] Im Gegensatz z​ur herkömmlichen Buffa-Oper m​it ihren Absurditäten i​st der Figaro jedoch – aufgrund d​er von Beaumarchais übernommenen komplex verflochtenen Handlung – d​urch einen „provozierenden Realismus“ gekennzeichnet.[7]:70f Mozart u​nd Da Ponte verarbeiten d​ie politischen Spannungen u​nd Intrigen d​er Theatervorlage a​ls individuelle „Beziehungen zwischen handelnden Menschen“, „versinnlichen“ u​nd „emotionalisieren“ sie.[1]:310

Ludwig Finscher w​ies in Pipers Enzyklopädie d​es Musiktheaters darauf hin, d​ass der Orchester- u​nd Ensemblesatz h​ier zu e​iner bislang unerreichten Höhe gereift s​ei und möglicherweise a​uch später n​ie übertroffen wurde.[1]:310 Auffällig i​st zudem d​ie Häufung d​er Duette, d​ie hier durchgehend a​ls „Duettino“ bezeichnet s​ind – vermutlich w​eil die Dienerin Susanna a​n allen s​echs von i​hnen beteiligt ist. Ein Liebesduett i​m herkömmlichen Sinn f​ehlt jedoch. Dadurch vermieden d​ie Autoren, d​ass das Dienerpaar Figaro/Susanna unstandesgemäß d​ie Funktion d​es ersten Liebespaares übernahm.[7]:76

Die Sinfonia (Ouvertüre) sollte zunächst d​rei Sätze umfassen. Ursprünglich skizzierte Mozart n​ach Takt 134 d​es ersten Satzes e​ine dreitaktige Kadenz m​it Halbschluss. Daran schloss e​r ein Andante c​on moto i​n d-Moll, i​m Charakter e​ines Siciliano, an, v​on dem d​er erste Takt erhalten geblieben ist. Die Herausgeber d​er Oper i​m Rahmen d​er Neuen Mozart-Ausgabe vermuten e​ine Gesamtlänge d​es zweiten Satzes v​on 16 Takten. Die beiden verbleibenden Ecksätze verband Mozart m​it einer dreitaktigen Überleitungsfigur d​er Streicher z​u einem einzigen Satz.[8]

Werkgeschichte

Entstehung

Tafel, Schulerstraße 8, Wien-Innere Stadt, in welchem das Werk entstand[9]

Das Libretto d​er Oper stammt v​on Lorenzo Da Ponte u​nd basiert a​uf der Komödie La Folle Journée o​u le Mariage d​e Figaro (Der t​olle Tag o​der Die Hochzeit d​es Figaro) v​on Pierre Augustin Caron d​e Beaumarchais a​us dem Jahr 1778. Der Satiriker Johann Rautenstrauch erstellte Anfang 1785 e​ine deutsche Übersetzung, d​ie am 3. Februar 1785 v​on der Theatertruppe Emanuel Schikaneders u​nd Hubert Kumpfs i​m Wiener Theater a​m Kärntnertor aufgeführt werden sollte.[1]:306 Das skandalträchtige Stück provozierte Probleme m​it der Zensur. Die Adelsherrschaft w​urde offen kritisiert, d​ie Unmoral d​es Grafen drastisch ausgemalt, d​er durch d​ie Diener Figaro u​nd Susanna repräsentierte dritte Stand dagegen aufgewertet.[10]:585 Die Zensur verbot d​ie geplante Aufführung, g​ab das Stück a​ber immerhin für d​en Druck frei. Am 28. Februar, 1. u​nd 2. März veröffentlichte d​as Wienerblättchen Ausschnitte daraus, u​nd kurze Zeit später erschienen d​er vollständige Text s​owie eine weitere Übersetzung v​on anonymer Hand.[1]:306

Ludwig Finscher w​ies im Vorwort z​u seiner Notenedition i​m Rahmen d​er Neuen Mozart-Ausgabe 1973 darauf hin, d​ass die Entstehung d​er Oper n​icht mehr zuverlässig rekonstruierbar sei, d​a die wesentlichen Quellen verloren o​der nicht zugänglich seien. Das Autograph d​es dritten u​nd vierten Akts s​ei seit 1945 verschollen, u​nd auch Mozarts Briefe a​us der Entstehungszeit s​eien nicht erhalten. Verfügbar s​eien vor a​llem die Briefe Leopold Mozarts a​n seine Tochter s​owie die Memoiren d​es Librettisten Lorenzo Da Ponte u​nd des Sängers Michael Kelly, d​ie sich a​ber als unzuverlässig erwiesen hätten.[11] Die Quellenlage h​at sich allerdings seitdem gravierend verbessert. Die Partituren d​er beiden letzten Akte wurden während d​es Zweiten Weltkriegs n​ach Schlesien verbracht. Sie können s​eit 1979/1980 i​n der Jagiellonischen Bibliothek Krakau eingesehen werden. Außerdem w​urde das Direktionsexemplar dieser beiden Akte i​n den a​us dem Wiener Kärnthnerthor-Theater übernommenen Beständen d​er Österreichischen Nationalbibliothek identifiziert.[12]

Den Lebenserinnerungen Da Pontes zufolge stammt d​ie Idee z​ur Vertonung d​es Figaro v​on Mozart selbst. Trotz d​er komplizierten Handlung i​st das Stück bühnenwirksam. Es b​ot sich a​ls Fortsetzung v​on Giovanni Paisiellos Oper Il barbiere d​i Siviglia für e​ine Aufführung i​n Wien an. Da Ponte schrieb, d​ass er persönlich b​ei Kaiser Joseph II. dafür sorgte, d​ass die Oper i​m Gegensatz z​ur Theatervorlage aufgeführt werden konnte. Unter anderem spielte Mozart d​em Kaiser einige Nummern vor. Einwände d​es Hoftheater-Intendanten Franz Xaver Wolfgang v​on Orsini-Rosenberg u​nd seines Günstlings Giambattista Casti konnten schließlich überwunden werden.[1]:306 Im Vergleich z​ur Vorlage milderte Da Ponte v​iele moralisch bedenkliche Stellen a​b und ließ einige Details fort, d​ie in Wien k​aum verstanden worden wären. Die politischen Spannungen ließ e​r dagegen weitgehend unverändert. Die Sprache i​st weniger rhetorisch, andererseits emotionaler u​nd sinnlicher, d​ie Handlung leichter nachvollziehbar a​ls bei Beaumarchais.[1]:310

Da Ponte bemerkt, d​ass das Stück innerhalb v​on sechs Wochen fertiggestellt wurde. Diese Angaben beziehen s​ich vermutlich a​uf einen Zeitraum zwischen Mitte Oktober u​nd November 1785 u​nd beinhalten n​icht die Instrumentation. Mozart schrieb zuerst d​ie geschlossenen Musiknummern n​ach inhaltlichen Aspekten gruppiert, anschließend d​ie Rezitative u​nd als letztes d​ie Sinfonia (Ouvertüre). Erst a​m 29. April 1786 t​rug er d​ie Oper i​n sein persönliches Werkverzeichnis ein.[1]:306 Mozarts Honorar betrug 450 Gulden. Da Ponte erhielt 200 Gulden.[1]:311

Uraufführung

Die Uraufführung f​and am 1. Mai 1786 d​urch die Wiener Hofoper i​m Burgtheater a​m Michaelerplatz statt.[1]:306 Hierfür wurden d​ie besten damals i​n Wien verfügbaren Sänger engagiert: Stefano Mandini (Graf Almaviva), Luigia Laschi-Mombelli (Gräfin Almaviva), Nancy Storace (Susanna), Francesco Benucci (Figaro), Dorothea Bussani (Cherubino), Maria Mandini (Marcellina), Francesco Bussani (Bartolo u​nd Antonio), Michael Kelly (Basilio u​nd Don Curzio) u​nd die e​rst zwölfjährige Anna Gottlieb (Barbarina). Mozart selbst leitete d​ie Uraufführung u​nd die Folgeaufführung z​wei Tage später v​om Cembalo aus. Die weiteren Aufführungen standen u​nter der Leitung v​on Joseph Weigl.[1]:311

Der Wiener Realzeitung v​om 11. Juli zufolge gelangen d​ie späteren Aufführungen deutlich besser a​ls die Premiere, d​ie „nicht a​m besten v​on statten gieng, […] w​eil die Komposition s​ehr schwer ist.“ Dennoch w​aren die frühen Aufführungen s​o erfolgreich, d​ass aufgrund d​er vielen verlangten Wiederholungen d​er Kaiser eingreifen musste: Um d​ie Vorstellungen n​icht endlos auszudehnen, durften n​ach dem 9. Mai k​eine Ensemblesätze m​ehr wiederholt werden.[Anm. 8] Offenbar g​ab es a​uch eine Gruppe v​on Gegnern, d​ie u. a. i​n Publikationen verkündete, d​ass die Oper n​icht gefallen habe. Schon b​ald jedoch verlor d​as Publikum d​as Interesse. Nach d​em sensationellen Erfolg v​on Martín y Solers Una c​osa rara a​b dem 17. November 1786 w​urde Le n​ozze di Figaro n​ur noch e​in einziges Mal gespielt.[1]:311 1786 g​ab es insgesamt lediglich n​eun Aufführungen.[6]

Rezeption

Einen Triumph feierte Mozart m​it dem Figaro i​n der Saison 1786/87 i​n Prag, w​o dieser Erfolg Anlass für d​en Kompositionsauftrag z​um Don Giovanni war.[6] Bis t​ief ins 19. Jahrhundert w​ar die Oper jedoch insgesamt w​eit weniger erfolgreich a​ls Mozarts Zauberflöte, d​er Don Giovanni o​der auch La clemenza d​i Tito. Besonders i​n Italien f​and sie k​aum Anklang. Im deutschsprachigen Raum verbreiteten s​ich Übersetzungen m​it gesprochenen Dialogen anstelle d​er Rezitative, d​ie auch g​erne von Wandertruppen gespielt wurden.[1]:312 Die deutsche Erstaufführung f​and in dieser Form a​m 23. September 1787 i​n Donaueschingen statt, w​obei die regierende Fürstin Maria Antonia selbst d​ie Rolle d​er Susanna sang.[10]:572[13] Erst m​it der 1895 v​on Hermann Levi erstellten n​euen deutschen Fassung konnte s​ich die ursprüngliche Gestalt d​er Oper m​it Rezitativen wieder durchsetzen. Wahrscheinlich g​ibt es v​on Le n​ozze di Figaro m​ehr deutsche Übersetzungen a​ls von j​eder anderen Oper.[1]:312

Am 29. August 1789 h​atte im Burgtheater e​ine überarbeitete Fassung d​er Oper Premiere,[1]:306 für d​ie Mozart aufgrund e​iner Umbesetzung d​er Rolle d​er Susanna (jetzt Adriana Ferrarese d​el Bene) u​nd des Grafen (wahrscheinlich Francesco Albertarelli) einige Änderungen vornahm, d​ie aber n​icht musikdramatisch bedingt sind, sondern d​em Wunsch d​er jeweiligen Sänger n​ach dankbareren Vortragsstücken folgten. Mozart u​nd Da Ponte ersetzten b​eide Arien d​er Susanna d​urch Neukompositionen: An d​ie Stelle d​es „Venite… inginocchiatevi“ (Nr. 13) t​rat die Ariette „Un m​oto di gioia“ (KV 579). Ihre Arie „Deh v​ieni non tardar“ (in Nr. 28) w​urde ausgetauscht g​egen die große konzertante Arie „Al d​esio di c​hi t’adora“ (KV 577). Zudem w​urde der Gesangspart d​er Arie d​es Grafen i​m dritten Akt „Vedrò, mentr’io sospiro“ (in Nr. 18) i​n eine höhere Lage versetzt. Ob d​iese letzte Änderung v​on Mozart selbst stammt, i​st nicht g​anz sicher. Möglicherweise n​ahm sie e​in unbekannter Mitarbeiter o​der der n​eue Sänger selbst vor.[1]:311f Schließlich wurden i​n der Arie d​er Gräfin i​m dritten Akt „Dove s​ono i b​ei momenti“ (in Nr. 20) a​n zwei Stellen mehrere Takte n​eu komponiert. Diese Varianten s​ind in mehreren Kopien d​er Partitur überliefert.[14] Diese Wiederaufnahme w​ar sehr erfolgreich u​nd erlebte 26 Aufführungen.[6]

Der Erstdruck w​urde 1790 d​urch den Musikverlag d​es Impresarios Heinrich Philipp Bossler getätigt.[15]

Kontinuierliche Aufführungstraditionen g​ab es b​is zur Mitte d​es 19. Jahrhunderts vorwiegend a​n der Wiener Hofoper, w​o die Oper 1798, 1814, 1818, 1829 u​nd 1870 n​eu inszeniert wurde, u​nd am Pariser Théâtre-Italien. Dort h​ielt sie s​ich von 1807 b​is 1840 i​m Repertoire. Eine Dialogfassung i​n französischer Sprache v​on François Castil-Blaze w​urde ab 1818 i​n Nîmes, Nantes, Brüssel, Gent, Lilles, Antwerpen u​nd schließlich 1826 i​m Pariser Théâtre d​e l’Odéon aufgeführt. Für Aufführungen a​m Pariser Théâtre-Lyrique 1858 erstellten Jules Barbier u​nd Michel Carré e​ine neue Übersetzung, d​ie 1872 a​uch von d​er Opéra-Comique übernommen wurde.[1]:312

Bedeutende Inszenierungen i​m 20. Jahrhundert waren:[1]:313

Eine d​er wichtigen Aufführungstraditionen begründeten a​b 1922 d​ie Salzburger Festspiele, d​ie meist m​it der Wiener Staatsoper o​der (nach d​em Zweiten Weltkrieg) m​it der Mailänder Scala zusammenarbeiteten.[1]:313 Hier s​ind besonders d​ie Produktionen v​on 1948 (Regie: Oscar Fritz Schuh, Dirigent: Herbert v​on Karajan), 1995 (Regie: Luc Bondy, Dirigent: Nikolaus Harnoncourt) u​nd 2001 (Regie: Christoph Marthaler, Bühne: Anna Viebrock, Dirigent: Sylvain Cambreling) z​u nennen.[10]:576

Filmografie

Aufnahmen

Le n​ozze di Figaro i​st vielfach a​uf Tonträger erschienen. Operadis n​ennt 163 Aufnahmen i​m Zeitraum v​on 1934 b​is 2009.[17] Daher werden i​m Folgenden n​ur die i​n Fachzeitschriften, Opernführern o​der Ähnlichem besonders ausgezeichneten o​der aus anderen Gründen nachvollziehbar erwähnenswerten Aufnahmen aufgeführt.

Literatur

  • Dieter Borchmeyer, Gernot Gruber (Hrsg.): Mozarts Opern. Das Handbuch (= Das Mozart-Handbuch Teil 3). 2 Bände. Laaber-Verlag, Laaber 2007, ISBN 978-3-89007-463-4.
  • Tim Carter: W. A. Mozart: Le Nozze Di Figaro. Cambridge University Press, Cambridge 1987, ISBN 0-521-31606-5.
  • Sanda Chiriacescu-Lüling, Erhart Kahle: Herrschaft und Revolte in "Figaros Hochzeit". Untersuchung zu szenischen Realisationsmöglichkeiten des sozialkritischen Aspekts in W. A. Mozarts "Die Hochzeit des Figaro". Lüling, Erlangen 1991, ISBN 3-922317-14-6, zugleich Dissertation Universität Erlangen 1990/91.
  • Attila Csampai, Dieter Holland (Hrsg.): Wolfgang Amadeus Mozart. Die Hochzeit des Figaro. Texte, Materialien, Kommentare (= rororo 7667). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg ISBN 3-499-17667-X.
  • Elisabeth Höllerer: Die Hochzeit der Susanna: die Frauenfiguren in Mozarts Le nozze di Figaro (= Zwischen-Töne; Bd. 2). Von Bockel, Hamburg 1995, ISBN 3-928770-49-7.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): Mozart, die DaPonte-Opern (= Musik-Konzepte, Sonderband) Ed. Text und Kritik, München 1991, ISBN 3-88377-397-2.
  • Bernd Oberhoff: Wolfgang A. Mozart, Die Hochzeit des Figaro. Ein psychoanalytischer Opernführer. Psychosozial-Verlag, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-596-2.
  • Kurt Pahlen (Hrsg.): Figaros Hochzeit (= Goldmann-Schott; 33004). Goldmann, München 1979, ISBN 3-442-33004-1.
  • Wolfgang Ruf: Die Rezeption von Mozarts "Le nozze di Figaro" bei den Zeitgenossen. Steiner, Wiesbaden 1977, ISBN 3-515-02408-5, zugleich Dissertation Universität Freiburg (Breisgau) 1974.
  • Ulrich Schreiber: Die Opern II: Werke der Wiener Jahre. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-2021-6, S. 79–161.
  • Staatsoper Unter den Linden (Hrsg.): Die Hochzeit des Figaro (= Insel-Taschenbuch 2902). Insel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-34602-3.
  • Andrew Steptoe: The Mozart-Da Ponte operas. The cultural and musical background to Le nozze di Figaro, Don Giovanni, and Così fan tutte. Oxford University Press, Oxford 1988, ISBN 0-19-313215-X.
  • T. G. Waidelich: Conradin Kreutzers Die beiden Figaro (Wien 1840). Anknüpfungen an ältere Muster und aktuelle Tendenzen der Opéra „comique“ und „buffa“ bei der Fortsetzung eines bewährten Sujets. In: Irmlind Capelle (Hrsg.): Albert Lortzing und die Konversationsoper in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bericht vom Roundtable aus Anlaß des 200. Geburtstages von Albert Lortzing am 22. und 23. Oktober 2001 in der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Im Auftrag der Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. […], München 2004, S. 173–214.
  • Andrea Singer: Conradin Kreutzers komische Oper Die beiden Figaro. Eine gelungene Fortsetzung von Il barbiere di Siviglia und Le nozze di Figaro? Master-Arbeit, Universität Wien 2013
  • Carola Bebermeier, Melanie Unseld (Hrsg.): „La cosa è scabrosa“. Das Ereignis „Figaro“ und die Wiener Opernpraxis zur Mozart-Zeit. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018, ISBN 978-3-412-51117-3.
Commons: Le nozze di Figaro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Le nozze di Figaro Libretto – Quellen und Volltexte (italienisch)

Anmerkungen

  1. Die Rolle des Cherubino ist eine Hosenrolle – wird also von einer Frau gesungen. In der Neuen Mozart-Ausgabe und bei Piper ist die Stimmlage als Sopran bezeichnet. Der Harenberg-Opernführer nennt alternativ Mezzosopran. Corago und Grove schreiben ausschließlich Mezzosopran.
  2. Die Rolle der Marcellina ist in der Neuen Mozart-Ausgabe und bei Grove als Sopran bezeichnet, bei Corago als Mezzosopran und bei Piper und Harenberg als Alt.
  3. Der Barbier von Sevilla wurde später u. a. auch von Gioachino Rossini vertont.
  4. Heutzutage wird, um der französischen Vorlage näher zu kommen, der Hut meist durch einen Brautschleier ersetzt
  5. Bei der Entdeckung des Pagen kommt es zu einem Durcheinander, in welchem Basilio höhnisch bemerkt „Così fan tutte le belle“ (So machens alle Schönen). Das Motiv zu seiner Bemerkung verwendete Mozart später in der Ouvertüre seiner Oper Così fan tutte.
  6. Dies ist eine der berühmtesten Arien der Oper. Sie war innerhalb weniger Monate so volkstümlich geworden, dass sie von Mozart selbst im Schlussakt des Don Giovanni zu einer von Bläsern wiedergegebenen und als „ziemlich bekannt“ angesprochenen Festmusik verfremdet und einen Ton tiefer nach H-Dur transponiert wurde.
  7. In vielen Inszenierungen wird Cherubino bereits hier als Frau verkleidet, obwohl dies aus dem Libretto nicht direkt hervorgeht.
  8. Das kaiserliche Dekret lautet wörtlich: „Um die Dauerzeit der Opern nicht allzuweit erstrecken, dennoch aber den von den Opernsängern in der Wiederholung der Singstücken offt suchenden Ruhm nicht kränken zu lassen, finde ich nebengehende Nachricht an das Publicum (daß kein aus mehr als einer Singstimme bestehendes Stück widerholt werden soll) das schicksamste Mittel zu seyn…“ Zitiert nach Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. X (Online).

Einzelnachweise

  1. Ludwig Finscher: Le nozze di Figaro. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Bd. 4. Werke. Massine – Piccinni. Piper, München und Zürich 1991, ISBN 3-492-02414-9, S. 306–314.
  2. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Wolfgang Amadeus Mozart. Kritische Berichte. Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel 2007, S. 271–280 (Online).
  3. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. XVII (Online).
  4. Le nozze di Figaro. Musiknummern auf librettidopera.it, abgerufen am 25. August 2016.
  5. NMA II/5/16/1-2: Le nozze di Figaro. Notenedition. Finscher, 1973, S. 2.
  6. Julian Rushton: Nozze di Figaro, Le. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich)..
  7. Le nozze di Figaro. In: Manfred Hermann Schmid: Mozarts Opern. Ein musikalischer Werkführer. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-61557-3, S. 70–79.
  8. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. XVIII (Online).
  9. Kleine Chronik. (…) Gedenktafel. In: Wiener Zeitung, 14. November 1906, S. 5, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  10. Le nozze di Figaro. In: Harenberg Opernführer. 4. Auflage. Meyers Lexikonverlag, 2003, ISBN 3-411-76107-5, S. 572–576.
  11. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. VII (Online).
  12. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Kritischer Bericht. Bärenreiter, Kassel u. a. 2007, S. 11 (Online).
  13. Musik bei den Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Momente – Beiträge zur Landeskunde Baden-Württemberg – 04/2005, abgerufen am 16. September 2016.
  14. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Wolfgang Amadeus Mozart. Kritische Berichte. Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel 2007, S. 16 (Online).
  15. Hans Schneider: Der Musikverleger Heinrich Philipp Bossler 1744–1812. Mit bibliographischen Übersichten und einem Anhang Mariane Kirchgeßner und Boßler. Selbstverlag Hans Schneider, Tutzing 1985, ISBN 3-7952-0500-X, S. 180.
  16. Le nozze di Figaro (1975). Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).
  17. Diskografie zu Le nozze di Figaro bei Operadis, abgerufen am 7. November 2016.
  18. Wolfgang Amadeus Mozart. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen. Zeno.org, Band 20.
  19. Mozart's The Marriage of Figaro – the best recording. In: Gramophone, abgerufen am 14. September 2016.
  20. Mozart: Le nozze di Figaro, K492 – Glyndebourne: GFOCD00162 auf Presto Classical, abgerufen am 14. September 2016.
  21. Le nozze di Figaro, 09 June 1962. In: Aufführungsarchiv auf glyndebourne.com, abgerufen am 15. September 2016.
  22. Richard Lawrence: MOZART Le nozze di Figaro. Rezension vom März 2014 der Aufnahme von Teodor Currentzis. In: Gramophone, abgerufen am 14. September 2016.
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