La finta giardiniera

La f​inta giardiniera (deutsch: Die verstellte Gärtnerin o​der Die Gärtnerin a​us Liebe) i​st eine Oper v​on Wolfgang Amadeus Mozart i​n drei Akten (KV 196) u​nter der Gattungsbezeichnung Dramma giocoso. Der Text d​er ursprünglichen Fassung v​on 1775 stammt vermutlich v​on Giuseppe Petrosellini. 1780 erschien e​ine deutsche Singspielfassung v​on Johann Franz Xaver Stierle, d​ie offensichtlich v​on Mozart autorisiert war.

Werkdaten
Titel: Die verstellte Gärtnerin
Originaltitel: La finta giardiniera
Form: Dramma giocoso in drei Akten
Originalsprache: Italienisch
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto: Giuseppe Petrosellini (?)
Uraufführung: 1) 13. Januar 1775
2) 1.(?) Mai 1780
Ort der Uraufführung: 1) Opernhaus St. Salvator, München
2) Komödienstadl Augsburg
Spieldauer: ca. 3 ½ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: in der Nähe von Mailand, Mitte 18. Jahrhundert
Personen
  • Don Anchise, Podestà von Lagonero, Sandrinas Geliebter (Tenor)
  • Marchesa Violante Onesti, Geliebte des Grafen Belfiore, für tot gehalten, unter dem Namen Sandrina als Gärtnerin verkleidet (Sopran)
  • Contino Belfiore, erst Violantes, dann Armindas Geliebter (Tenor)
  • Arminda, ein edles Fräulein aus Mailand, erst Geliebte Ramiros, dann Belfiore versprochen (Sopran)
  • Cavaliere Ramiro, Armindas Geliebter, von dieser verlassen (Sopran, Kastrat)
  • Serpetta, Kammermädchen beim Podestà, in diesen verliebt (Sopran)
  • Roberto, Diener Violantes, unter dem Namen Nardo Gärtnerbursche beim Podestà, unbeachteter Liebhaber Serpettas (Bass)

Inhalt

Vorgeschichte

In e​inem heftigen Streit h​at der Graf Belfiore s​eine Geliebte, d​ie Marchesa Violante, a​us Eifersucht m​it einem Dolch schwer verletzt. Er glaubt sogar, s​ie eventuell getötet z​u haben. Seit j​enem Vorfall h​aben die beiden s​ich nicht m​ehr gesehen.

Erster Akt

Ein Jahr später, Schloss u​nd Garten d​es Podestà

Die Marchesa Violante Onesti, die den Graf Belfiore noch immer nicht vergessen kann, hat sich als Gärtnerin Sandrina verkleidet und am Hofe des Podestà anstellen lassen, weil sie von einem Gerücht gehört hatte, Graf Belfiore halte sich in dieser Gegend auf. Begleitet wird sie dabei von ihrem Diener Nardo, der sich als ihr Bruder ausgibt. Der Podestà, der amourösen Abenteuern mit hübschen jungen Frauen in seinen Diensten nicht abgeneigt ist, hat sich in Sandrina verliebt und damit die Magd Serpetta tief verletzt, um die er sich noch vor kurzem bewarb. Nardo hat sich wiederum in Serpetta verliebt, wird von dieser jedoch nicht beachtet. Arminda, die Nichte des Podestà trifft ein, um ihren Bräutigam, den ihr fremden Grafen Belfiore, kennenzulernen. Der Podestà ist stolz, dadurch Onkel eines Grafen werden zu können. Arminda ahnt nicht, dass Ramiro, Nachbar des Podestà und Armindas Jugendliebe, voller Verzweiflung und Wut auf sie wartet. Als Belfiore eintritt, ist Arminda sofort verliebt und kann es nicht mehr erwarten, endlich Gräfin zu werden. Als dann auch Sandrina eintritt und Belfiore sieht, erkennen sich die beiden wieder, was große Wirren im Hause des Podestà auslöst.

Zweiter Akt

Daselbst, später Steinbruch

Das Zusammensein der zerstrittenen Liebespaare im Hause des Podestà ist quälend. Da sie sich von ihrem Geliebten betrogen fühlt, gibt sich Sandrina nicht als Marchesa Violante Onesti zu erkennen. Ein Schreiben des Hohen Rates in Mailand trifft ein. Es befiehlt dem Podestà, den Grafen zu inhaftieren, da dieser verdächtigt wird, die Marchesa Violante Onesti getötet oder entführt zu haben. Um den Grafen zu retten, gibt sich Sandrina als Violante zu erkennen, leugnet es diesem gegenüber unter vier Augen aber sofort wieder ab, weil er Arminda heiraten wird, und flieht aus dem Haus. Nardo und Belfiore folgen ihr, der Podestà, der jetzt voller Stolz „die Staatsgewalt“ vertritt, ebenso. Serpetta geht hinterher und beschließt, Nardo zukünftig mehr Aufmerksamkeit zu schenken, da er als Bruder Sandrinas ja auch ein Graf sein müsse. Schließlich folgt auch Ramiro mit Polizeigefolge in der Hoffnung, durch Richtigstellung der Wirren die Hochzeit zwischen Belfiore und Arminda verhindern zu können. Am Ende verlässt auch Arminda das Haus. So gelangen alle nachts und bei fürchterlichem Wetter in einen gefährlichen Steinbruch, in den sich Sandrina geflüchtet hat. Da kein Licht in die verwirrten Beziehungen kommt, kehrt sich schließlich alle Wut gegen Sandrina und Belfiore. Beide geraten in einen verrückten Geisteszustand und behaupten von sich, Merkur bzw. Medusa und Erminia zu sein. Die beiden werden gefangen genommen und im Hause des Podestà eingesperrt.

Dritter Akt

Haus u​nd Garten d​es Podestà

Nardo hat die Wächter betrunken gemacht und sich so der Schlüssel bemächtigt, um Sandrina und Belfiore zu befreien. Als ihn Serpetta in dieser Situation mit einer unzweideutigen Einladung überrascht, muss er sie leider abweisen. Der Podestà bemerkt die Flucht und sieht sich zunehmend weniger in der Lage, der politischen Verwicklungen sowie der Begehrlichkeiten der Liebenden in seinem Hause Herr zu werden. Ramiro zeigt Arminda die Ernsthaftigkeit seiner Empfindungen, als er sich ein weiteres Mal bitter über den Verrat der gemeinsamen Liebe beklagt, und kann sie endlich beeindrucken. Violante und Belfiore werden in den Garten ihrer verlorenen Liebe gerufen und beschließen einen Neuanfang, nachdem Belfiore Violante von der Tiefe seiner Gefühle überzeugen konnte. Ein neues Schreiben aus Mailand mit der Aufforderung, sofort mit Violante und Belfiore vor dem Hohen Rat zu erscheinen, bringt den Podestà an den Rand der Verzweiflung. Das Erscheinen von Violante und Belfiore sowie die diplomatischen Künste Ramiros retten ihm am Ende doch noch Amt und Würde. Alle Liebespaare finden sich; die zwischenzeitlichen Verwirrungen lösen sich und machen den Weg frei für Freude und Versöhnung.

Musik

Mozarts La f​inta giardiniera gehört d​er Gattung d​er Opera buffa an, innerhalb dieser f​olgt sie d​em damals beliebten Typ d​er Opera semiseria (halbernste Oper). Entsprechend g​ibt es n​eben Buffa-Partien (Serpetta, Nardo, Podestà) a​uch halbernste Partien (Sandrina, Belfiore, Arminda) u​nd sogar e​ine reine Seria-Partie (Ramiro). Dies spiegelt s​ich unmittelbar i​n der Musik wider: Serpetta u​nd Nardo e​twa erhalten r​eine Buffa-Arien, während d​ie Arien d​es Ramiro u​nd teilweise a​uch der Arminda u​nd der Sandrina ebenso i​n einer Opera seria i​hren Platz finden könnten. Daher i​st die Musik insgesamt v​on großem Reichtum. Mozart z​eigt sich h​ier als echter Meister d​er Opera buffa, d​er Sprung s​eit seiner letzten Buffa-Oper La f​inta semplice i​st gewaltig. Zugleich w​eist die Musik s​chon über d​ie zeitgenössische Buffa-Oper hinaus a​uf Meisterwerke w​ie Le n​ozze di Figaro u​nd Don Giovanni (eine Arie d​er Sandrina i​m ersten Akt n​immt wörtlich e​ine Wendung d​er Susanna a​us dem zweiten Akt d​es Figaro vorweg). Die ersten beiden Akte enthalten großangelegte, effektvolle Finali. Im zweiten Akt f​asst Mozart d​as Finale m​it mehreren vorhergehenden Arien u​nd Rezitativen z​u einer großen, d​ie Grenzen d​er zeitgenössischen Nummernopern sprengenden Szene zusammen.

Entstehung

Mozart schrieb d​iese Oper für d​en Münchner Fasching. Den Auftrag erhielt e​r wahrscheinlich (Annahme Robert Münster) v​on dem Münchner Intendanten Joseph Anton v​on Seeau. Mozart begann d​ie Komposition wahrscheinlich s​chon im Herbst 1774, i​m Dezember 1774 reiste e​r gemeinsam m​it seinem Vater Leopold n​ach München. Die Uraufführung f​and am 13. Januar 1775 i​m Beisein v​on Kurfürst Maximilian III. Joseph i​n München statt.

Literatur

  • Daniel Brandenburg (Bearb.): Mozarts Opern. Alles von „Apollo und Hyacinth“ bis zur „Zauberflöte“. Piper Verlag, München 2005, ISBN 3-492-04789-0 (Auszug aus „Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, Oper, Operette, Musical, Ballett“; Bd. 4 [1991]).
  • Stefan Kunze: Mozarts Opern. Reclam, Stuttgart 1996, ISBN 3-15-010416-5.
  • Silke Leopold: Leopold u. a. In: Diess.: Mozart-Handbuch. Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-2021-6.
  • Arnold Werner-Jensen: Reclams Musikführer Wolfgang Amadeus Mozart. Reclam, Stuttgart
  1. Instrumentalmusik. 1989, ISBN 3-15-010359-2.
  2. Vokalmusik. 1990, ISBN 3-15-010360-6.
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