Joseph Weigl

Joseph Weigl (* 28. März 1766 i​n Eisenstadt; † 3. Februar 1846 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Komponist u​nd Dirigent.

Joseph Weigl; Lithographie von Joseph Kriehuber, 1829
Grabstätte von Josef Weigl

Leben

Joseph Weigl w​ar der Sohn d​es Cellisten Joseph Franz Weigl u​nd ein Patenkind Joseph Haydns. Weigl studierte Musik b​ei Johann Georg Albrechtsberger, d​em die Vorklassik wichtige Impulse verdankt, u​nd beim Hofkapellmeister Antonio Salieri, v​on dem e​r sehr gefördert wurde. Weigl assistierte b​ei den Einstudierungen d​er Uraufführung v​on Le n​ozze di Figaro, d​eren spätere Wiederholungen e​r teilweise selbst dirigierte. Ebenfalls assistierte e​r Mozart b​ei den Wiener Erstaufführungen d​er Opern Don Giovanni u​nd Così f​an tutte. 1790 w​urde Weigl Theaterkapellmeister a​n den Wiener Hoftheatern, d​ann 1792 Erster Theaterkapellmeister u​nd 1827 Vizehofkapellmeister. 1839 g​ing er i​n Pension. Weigls jüngerer Bruder Thaddäus Weigl (1776–1844) wirkte ebenfalls a​ls Opernkomponist.

Die Werke v​on Joseph Weigl umfassen primär Vokal- u​nd Bühnenmusik: Messen, z​irka 34 Opern, Singspiele u​nd Operetten i​n Deutsch u​nd Italienisch n​ach Libretti v​on u. a. C. Mazzolà, G. Bertati, G. De Gamerra, August v​on Kotzebue, G. Carpani, Georg Friedrich Treitschke, Emanuel Schikaneder, Ignaz Franz Castelli, Johann Anton Friedrich Reil, einmal a​uch Lorenzo d​a Ponte (La caffettiera bizzarra). Ein Großteil seines Spätwerks widmet s​ich der Kirchenmusik.

Weigls Singspiele Das Waisenhaus u​nd Die Schweizer Familie gehören z​u den erfolgreichsten dieser Gattung überhaupt.

Sein Ehrengrab befindet s​ich auf d​em Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 21). Im Jahr 1912 w​urde in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) d​ie Weiglgasse n​ach ihm benannt.

Werke

Opern und Singspiele

(Uraufführung i​n Wien, w​o nicht anders angegeben)

  • Die unnütze Vorsicht oder Die betrogene Arglist (Oper in einem Akt, 1783)
  • La sposa collerica, (1786)
  • Il pazzo per forza, Oper in zwei Akten (1788)
  • La caffettiera bizzarra, Oper in drei Akten (1790)
  • Der Strazzensammler oder Ein gutes Herz ziert jeden Stand, Oper in einem Akt (1792)
  • La principessa d’Amalfi, Oper in zwei Akten (1794)
  • Das Petermännchen 1. und 2. Teil, Schauspiel mit Gesang in acht Teilen (1794)
  • Giulietta e Pierotto, Oper in zwei Akten (1794)
  • I solitari, Oper in drei Akten (1797)
  • L’amor marinaro ossia Il corsaro, Oper in zwei Akten (1797)
  • Das Dorf im Gebirge, Schauspiel mit Gesang in zwei Akten (1798)
  • L’accademia del maestro Cisolfaut, Oper in zwei Akten (1798)
  • L’uniforme, Oper in drei Akten (Schönbrunn 1800), als Die Uniform (dt., 1805)
  • Vestas Feuer, Oper in zwei Akten (1805)
  • Il principe invisibile, Oper in vier Akten (Laxenburg 1806)
  • Kaiser Hadrian, Oper in drei Akten (1807), Libretto von Joseph Sonnleithner nach Adriano in Siria von Pietro Metastasio[1]
  • Adrian von Ostade, Oper in einem Akt (1807)
  • Cleopatra, Oper in zwei Akten (Mailand 1807)
  • Il rivale di se stesso, Oper in zwei Akten (Milano 1808)
  • Das Waisenhaus, Oper in zwei Akten (1808)
  • Die Schweizer Familie, Oper in drei Akten (1809) auch als Streichquartett-Fassung überliefert
  • Der Einsiedler auf den Alpen, Oper in einem Akt (1810)
  • Die Verwandlungen, Operette in einem Akt (1810)
  • Franziska von Foix, Oper in drei Akten (1812)
  • Der Bergsturz, Oper in drei Akten (1813)
  • Die Jugend Peter des Großen, Oper in drei Akten (1814)
  • L’imboscata, Oper in zwei Akten (Mailand 1815)
  • Margaritta d’Anjou ossia L’orfana d’Inghilterra, Oper in zwei Akten (Mailand 1816)
  • Die Nachtigall und der Rabe, Oper in einem Akt (1818)
  • Daniel in der Löwengrube oder Baals Sturz, Oper in drei Akten (1820)
  • König Waldemar oder Die dänischen Fischer, Oper in einem Akt (1821)
  • Edmund und Caroline, Oper in einem Akt (1821)
  • Die eiserne Pforte, Oper in zwei Akten (1823)

Andere Werke

  • Geistliche Vokalmusik, Oratorien: La passione di Gesù Cristo (Wien 1804); La resurrezione di Gesù Cristo (Wien 1804)
  • Liturgische Musik: Elf Messen, Offertorien usw.
  • Bearbeitungen und Einlagen, Schauspielmusik und andere musikdramatische Kompositionen, Weltliche Kantaten, Lieder, Landwehrlieder, zahlreiche einzeln publizierte Lieder und Arien
  • Instrumentalmusik: Musik zu 18 Balletten, Konzerte für Cembalo, Tänze, Sammlung verschiedener Musikstücke aus Opern

Schüler

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Weigl, Joseph. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 53. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, S. 279 (Digitalisat).
  • Max Dietz: Weigl, Josef. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 478–482.
  • Werner Bollert: Joseph Weigl und das deutsche Singspiel. In: Werner Bollert: Aufsätze zur Musikgeschichte. Postberg, Bottrop 1938, S. 95–114.
  • Franz Grasberger: Joseph Weigl (1766–1846). Leben und Werk mit besonderer Berücksichtigung der Kirchenmusik. Wien 1938, (Wien, Universität, Dissertation, 1938).
  • Rudolph Angermüller: Zwei Selbstbiographien von Joseph Weigl (1766–1846). In: Deutsches Jahrbuch der Musikwissenschaft. Bd. 16, 1971, ISSN 0070-4504, S. 46–85.
  • Teresa Reichenberger: Joseph Weigls italienische Opern: mit einem biographischen Nachtrag. Wien 1983, (Wien, Universität, Dissertation, 1983).
  • Annette Landau: Eine Erfolgsoper von 1809. Die Schweizerfamilie von Joseph Weigl und Ignaz Franz Castelli. In: Anselm Gerhard, Annette Landau (Hrsg.): Schweizer Töne. Die Schweiz im Spiegel der Musik. Chronos, Zürich 2000, ISBN 3-905313-19-7, S. 65–81.
  • Till Gerrit Waidelich: Zur Rezeptionsgeschichte von Joseph Weigls Schweizer Familie in Biedermeier und Vormärz. In: Schubert: Perspektiven. 2, 2002, ISSN 1617-6340, S. 167–232.
  • John A. Rice: Empress Marie Therese and Music at the Viennese Court, 1792–1807. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2003, ISBN 0-521-82512-1.
  • Harald Strebel: Joseph Weigl: Patenkind Haydns, Lieblingsschüler und Protegé Salieris, Verehrer Mozarts. Miszellen zur Biographie des Komponisten und der Erfolgsoper "Die Schweizerfamilie", in: In signo Wolfgang Amadé Mozart, 14. Jg. Nr. 24, August 2004, S. 3–60.
  • Angelika Tasler: Joseph Weigl. In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter: Monachia. Von Carl Theodor von Piloty im Münchner Rathaus. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 92.
  • Till Gerrit Waidelich: Das Bild der Schweiz in der österreichischen Musik des 19. Jahrhunderts (= Neujahrsblatt der Allgemeinen Musikgesellschaft in Zürich. Bd. 189 (recte: 190), Auf das Jahr 2006). Anhang: Ein Singspiel in drei Aufzügen. (Wien 1812). Erstveröffentlichung des Librettos der Oper von Joseph Weigl. Amadeus, Winterthur 2005, ISBN 3-905075-13-X.
  • Fabian Kolb: Exponent des Wandels. Joseph Weigl und die Introduktion in seinen italienischen und deutschsprachigen Opern (= Forum Musiktheater. Bd. 5). Lit, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-8258-9878-4 (Zugleich: Köln, Universität, Magisterarbeit, 2006: Die Introduktion in Joseph Weigls italienischen und deutschsprachigen Opern, paradigmatische Untersuchungen zur Opernproduktion in Wien um 1800.).
  • Klaus Pietschmann: Gattungs- und Stilvielfalt im musikdramatischen Schaffen Joseph Weigls. In: Marcus Chr. Lippe (Hrsg.): Oper im Aufbruch. Gattungskonzepte des deutschsprachigen Musiktheaters um 1800 (= Kölner Beiträge zur Musikwissenschaft. Bd. 9). Bosse, Kassel 2007. ISBN 978-3-7649-2709-7, S. 323–345.
  • Klaus Pietschmann: Joseph Weigl. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil. Band 17: Vin – Z. 2., neubearbeitete Ausgabe. Bärenreiteru. a., Kassel u. a. 2007, ISBN 978-3-7618-1137-5.

Einzelnachweise

  1. Kaiser Hadrian (Joseph Weigl) bei Opening Night! Opera & Oratorio Premieres, Stanford University, abgerufen am 17. Dezember 2020.
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