Lauenhain (Ludwigsstadt)
Lauenhain ist ein Gemeindeteil der Stadt Ludwigsstadt im oberfränkischen Landkreis Kronach in Bayern.
Lauenhain Stadt Ludwigsstadt | |
---|---|
Höhe: | 620 m ü. NHN |
Fläche: | 6,63 km² |
Einwohner: | 180 (31. Dez. 2018)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 27 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1978 |
Postleitzahl: | 96337 |
Vorwahl: | 09263 |
Evangelisch-lutherische Kirche St. Franziskus |
Geographie
Das Kirchdorf liegt im Naturpark Frankenwald in einer Talsenke nördlich des Rennsteigs. In der Talsenke entspringt der Dorfbach, ein rechter Zufluss des Haßbaches. Die Frankenwaldstraße (Kreisstraße KC 25) führt durch den Ort zur Bundesstraße 85 bei der Leinenmühle (1,6 km nördlich) südlich von Ludwigsstadt bzw. über einen Kreisverkehr der Staatsstraße 2209 bei Ziegelhütte nach Reichenbach (4 km südlich).[2] Nordöstlich von Lauenhain lag auf der Gemeindemarkung die Bahnstrecke Ludwigsstadt–Lehesten, die 1885 errichtet und 1951 abgebaut wurde.
Geschichte
Lauenhain wurde als Anger- und Waldhufendorf angelegt. Die Erstnennung war 1414 in einer Erbteilungsurkunde der Grafen von Orlamünde.[3] Der Ort gehörte zur Herrschaft Lauenstein. 1622 verkaufte die Familie Thüna Burg und Herrschaft Lauenstein an Markgraf Christian von Brandenburg-Bayreuth.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Lauenhain 34 Anwesen (zwölf Güter, vier halbe Güter, drei Hintersättel, ein Gütlein, drei halbe Gütlein, ein Tropfhaus, neun Häuser, ein Einödgehöft mit Ziegel- und Kalkhütte). Das Hochgericht übte das bayreuthische Amt Lauenstein aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Kastenamt Lauenstein inne. Neben den Anwesen gab es noch ein Forsthaus, eine Kirche, einen Pfarrhof, ein Schulhaus, ein Gemeindehirtenhaus und ein Gemeindebräuhaus.[4]
1792 fiel die Markgrafschaft Bayreuth mit dem Amt Lauenstein und Lauenhain an das Königreich Preußen, bevor es durch einen Grenz- und Landestauschvertrag vom 30. Juni 1803 in den Besitz des Kurfürstentums Bayern, später Königreich Bayern, überging. Von 1797 bis 1808 unterstand Lauenhain dem Justiz- und Kammeramt Lauenstein. Mit dem Gemeindeedikt wurde der Ort dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Ludwigsstadt zugewiesen. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Lauenhain, zu der Ziegelhütte gehörte. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Lauenstein (1837 in Landgericht Ludwigsstadt umbenannt) und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Lauenstein zugeordnet. 1815 wurde Lauenhain dem Rentamt Rothenkirchen überwiesen (1919 in Finanzamt Rothenkirchen umbenannt). Von 1862 bis 1880 und von 1888 bis 1931 gehörte Lauenhain zum Bezirksamt Teuschnitz, von 1880 bis 1888 und ab 1931 zum Bezirksamt Kronach (ab 1939 Landkreis Kronach). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Ludwigsstadt (1879 in das Amtsgericht Ludwigsstadt umgewandelt, das 1956 zu einer Zweigstelle des Amtsgerichts Kronach wurde). Die Finanzverwaltung wurde 1929 vom Finanzamt Kronach übernommen.[5] Die Gemeinde hatte 1885 eine Fläche von 10,107 km²,[6] die im Jahr 1900 noch 8,138 km² betrug.[7]
1865 wurde auf dem Gemeindegebiet mit dem Schieferbruch begonnen.[8] Bis 1888 gab es dort eine Einöde, die Carlsbruch bzw. Schieferbruch genannt wurde. Mit der Inbetriebnahme Frankenwaldbahn im Jahr 1885 wurde der Gemeindeteil Steinbach am Wald Bahnhof gegründet. Die Bahnstation Steinbach am Wald, etwa drei Kilometer von Lauenhain entfernt, lag auf Lauenhainer Gemarkung. 1951 wurde Bahnhof Steinbach am Wald nach Steinbach am Wald umgegliedert.[9] Dadurch verringerte sich die Gemeindefläche auf 6,733 km².[10]
Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte bis 1989 die Lage an der innerdeutschen Grenze den Ort, der land- und forstwirtschaftlich geprägt war. Im Gemeindeteil Ziegelhütte befand sich eine der wenigen Ziegelhütten im Schiefergebirge.[3] 1971 wurde die Volksschule aufgelöst und als Ersatz die Volksschule in Ludwigsstadt errichtet.[11]
Am 1. Januar 1978 folgte die Eingemeindung Lauenhains nach Ludwigsstadt.[12] 1997 wurde die Windkraftanlage Lauenhain mit einem Windrad mit 68 Meter Nabenhöhe und 66 Meter Rotordurchmesser errichtet. Im Jahr 2020 wurde im Rahmen eines Dorferneuerungsverfahrens mit dem Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses mit rund 60 Sitzplätzen begonnen.[13] Zusätzlich erfolgt eine Umfeldgestaltung mit einer gestalterischen Aufwertung des Gerinneweg im Bereich des Dorfteiches. Die Gesamtmaßnahme mit geschätzten 1,18 Mio. Euro Kosten fördert der Freistaat Bayern in Höhe von 90 %.[14]
Baudenkmäler
- Evangelisch-lutherische Filialkirche St. Franziskus. Die Chorturmkirche steht am unteren Dorfende von Lauenhain als Dorfmittelpunkt. Sie ist im Kern spätmittelalterlich. Der Saalbau besitzt ein Mansardwalmdach das 1737/1739 errichtet wurde. Der Turm, in dem zwei Bronzeglocken hängen, hat eine verschieferte, welsche Haube. Das Taufbecken stammt aus dem Jahr 1686. In der Kirche befindet sich eine Steinmeyer-Orgel, die 1903 aufgestellt wurde, mit einem Prospekt von 1698.[15]
- Ehemaliges Forsthaus
- Loquitzviadukt
- Dreiwappenstein am Kießlich und zwei weitere Grenzsteine
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Lauenhain
|
|
Ort Lauenhain
Jahr | 1787 | 1801 | 1818 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 180 | 190 | 199 | 307 | 328 | 349 | 368 | 361 | 462 | 324 | 264 | 228 |
Häuser[16] | 33 | 35 | 36 | 62 | 65 | 70 | 62 | 64 | 67 | |||
Quelle | [3] | [24] | [5] | [18] | [19] | [6] | [7] | [21] | [22] | [10] | [23] | [25] |
Religion
Die Kirchengemeinde St. Franziskus in Lauenhain gehörte ursprünglich zur Pfarrei Ludwigsstadt.[4] Mit der Reformation wurde diese samt ihren Filialen evangelisch. 1871 waren nur 3 % der Bevölkerung katholisch, 1925 waren es wegen der Mitarbeiter der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen 13 %. Sie wurden zunächst von der Pfarrei in Windheim betreut. 1953 wurde St. Franziskus nach Steinbach am Wald umgepfarrt.[15] Seit den 1960er Jahren ist Heilig Geist (Ludwigsstadt) für die Katholiken zuständig.
Literatur
- Tilmann Breuer: Landkreis Kronach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 19). Deutscher Kunstverlag, München 1964, DNB 450619354, S. 177.
- Johann Kaspar Bundschuh: Lauenhayn. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 290–291 (Digitalisat).
- Helmut Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 32). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1998, ISBN 3-7696-9698-0.
- Georg Paul Hönn: Lauenhain. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 268 (Digitalisat).
Weblinks
- Lauenhain in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 10. September 2021.
- Lauenhain in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 20. August 2020.
- Lauenhain im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 20. August 2020
Einzelnachweise
- Zahlen und Fakten auf der Website der Stadt Ludwigsstadt.
- Lauenhain im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- Geschichte von Lauenhain auf der Website der Stadt Ludwigsstadt.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 488f. Durch die Einberechnung der herrschaftlichen, kirchlichen und kommunalen Gebäude werden abweichend 37 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
- H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis, S. 590.
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1011 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
- Sanitätsrat Dr. Peetz: Lehesten in der Vergangenheit, Lehesten 1921, S. 114.
- Andreas Schmitt: Bahnhof Steinbach am Wald: Der Scheitelpunkt der Frankenwaldbahn musste erst eingemeindet werden. auf der Website inFranken.de, 6. Dezember 2018
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 690 (Digitalisat).
- Oberfränkisches Amtsblatt Nr. 11/2008
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 690.
- Heike Schülein: Sachstand der Baustellen der Stadt Ludwigsstadt. In: infanken.de, 30. Oktober 2020
- Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Ludwigsstadt, Ausgabe Januar/Februar 2020, 40. Jahrgang, 18. Dezember 2019
- Filialkirche St. Franziskus in Lauenhain auf der Website der Stadt Ludwigsstadt.
- Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 157, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 952, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1124–1125, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 148, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1161 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 939 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 159 (Digitalisat).
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 290.
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 310 (Digitalisat).