Lardenbach
Lardenbach ist ein Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Lardenbach Stadt Grünberg | |
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Höhe: | 279 (272–284) m ü. NHN |
Fläche: | 3,13 km²[1] |
Einwohner: | 371 (31. Dez. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 119 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Februar 1971 |
Postleitzahl: | 35305 |
Vorwahl: | 06400 |
Stadtteile von Grünberg | |
Geographie
Lardenbach liegt 6,5 km östlich von Grünberg am Lardenbach in Mittelhessen im Vorderen Vogelsberg. Die Bebauungen von Lardenbach und Klein-Eichen gehen ineinander über. Durch den Ort führt die Landesstraße 3166, die Bundesstraße 276 liegt im Westen.
Geschichte
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Lardenbach unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):
- Lardenbach (1036/51) [XIII Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld 1,1, Nr. 98]
- Lartinbach, in (1335) [Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), Nr. 759]
- Lartenbach, by [Baur, Hessische Urkunden 4, Nr. 81]
Chronik
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Lardenbach erfolgte in einer Urkunde der Reichsabtei Hersfeld und wird in die Zeit 1036–1051 datiert.[2] Früher ernährten die Leinweberei und der Erzabbau im Tagebau die Bevölkerung. Nachdem die alte Schule baufällig geworden war, wurde 1951 ein neues Schulgebäude errichtet. In ihm befindet sich heute ein Kindergarten. Das neue Dorfgemeinschaftshaus für Lardenbach und Klein-Eichen wurde 1992 gebaut.
1939 gehörte der Ort zum Kreis Gießen und hatte 325 Einwohner.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lardenbach zum 1. Februar 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingegliedert.[3][4] Für Lardenbach sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Lardenbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6][7]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Solms-Laubach (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Laubach (des Grafen Solms-Laubach)
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen (durch Rheinbundakte), Oberfürstentum Hessen, Amt Laubach (des Grafen Solms-Laubach)[8]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Laubach (des Grafen Solms-Laubach)[9]
- ab 1820: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Laubach (Patrimonialgericht: Standesherrliches Amt Laubach des Grafen Solms-Laubach)
- ab 1822: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Laubach; 1822 gingen die Rechte des „standesherrlichen Amts Laubach“ an das Landgericht über, wo sie im Namen der Standesherren ausgeübt wurden) und Verwaltung)[10]
- ab 1837: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Gießen (Provinzen 1937 aufgelöst)[11]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- am 1. Februar 1972 wurde Lardenbach als Stadtteil nach Grünberg eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Gerichte seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Lardenbach ab 1806 das „Patrimonialgericht der Grafen Solms-Laubach“ in Laubach zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.
Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Grafen Solms-Laubach ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Laubach“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Lardenbach zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Graf 1823.[12] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13]
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Laubach“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[14]
Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts, die Gemeinde Lardenbach wurde dem Sprengels des Amtsgerichts Gießen zugelegt.[15] Die übergeordneten Instanzen sind jetzt, das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.
Einwohnerzahlen
• 1631: | 28 Untertanen[2] |
Lardenbach: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2020 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 286 | |||
1834 | 311 | |||
1840 | 335 | |||
1846 | 384 | |||
1852 | 344 | |||
1858 | 322 | |||
1864 | 320 | |||
1871 | 331 | |||
1875 | 321 | |||
1885 | 322 | |||
1895 | 327 | |||
1905 | 337 | |||
1910 | 356 | |||
1925 | 411 | |||
1939 | 325 | |||
1946 | 558 | |||
1950 | 535 | |||
1956 | 458 | |||
1961 | 420 | |||
1967 | 403 | |||
1970 | 418 | |||
1980 | ? | |||
1987 | 418 | |||
2003 | 418 | |||
2011 | 381 | |||
2016 | 375 | |||
2020 | 371 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[16][17]; Zensus 2011[18] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lardenbach 381 Einwohner. Darunter waren 6 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 135 zwischen 18 und 49, 102 zwischen 50 und 64 und 69 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 153 Haushalten. Davon waren 36 Singlehaushalte, 48 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 30 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 102 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]
Religionszugehörigkeit
• 1829: | 286 evangelische (= 100 %) Einwohner[2] |
• 1961: | 365 evangelische (= 86,9 %), 54 katholische (= 12,9 %) Einwohner[2] |
Erwerbstätigkeit
• 1961: | Erwerbspersonen: 94 Land- und Forstwirtschaft, 86 Produzierendes Gewerbe, 23 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 13 Dienstleistungen und Sonstige.[2] |
Wappen
Am 13. März 1970 wurde der Gemeinde Lardenbach im damaligen Landkreis Gießen ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In einem von Rot und Silber geteilten Schild drei um eine blaue Blüte in der Mitte des Schildes zueinandergeordnete Weberschiffchen in verwechselter Tinktur.[19]
Vereine
Mehrere Vereine bestimmen das kulturelle Dorfleben, nämlich
- Freiwillige Feuerwehr Lardenbach
- Gesangverein Eintracht Lardenbach/Klein-Eichen
- Obst- und Kelterverein Lardenbach/Klein-Eichen
- Theatergruppe Lardenbach
- TTC Ilsdorf/Lardenbach
- VdK Ortsgruppe Lardenbach
Literatur
- Suche nach Lardenbach In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur über Lardenbach nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Die Stadtteile. In: Webauftritt der Stadt Grünberg.
- Lardenbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Statistiken der Stadt Grünberg. In: Internetauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen am 1. Januar 2022.
- Lardenbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 294.
- Hauptsatzung. (PDF; 43 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im September 2020.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 22, 438 f. (Online bei google books).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 f. (online bei Google Books).
- Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Band 2, Teil 1. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
- Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 c) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
- Haushaltsplan 2015. (PDF; 1,9 MB) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, S. 13, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
- Einwohnerzahlen 2020. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2022. Einwohnerzahlen 2013–2019 (Memento vom 5. April 2020 im Internet Archive)
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46 .
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lardenbach, Landkreis Gießen (Punkt 509) vom 13. März 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 13, S. 660 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).