Kunsthaus Zürich
Das Kunsthaus Zürich ist das grösste Kunstmuseum der Schweiz (Fläche des Museums)[4] und liegt in unmittelbarer Nähe des Schauspielhauses am Heimplatz in Zürich.
Kunsthaus Zürich, Hauptgebäude am Heimplatz (2011) | |
Daten | |
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Ort | Zürich, Schweiz |
Architekt | Karl Moser[1](Hauptgebäude) |
Eröffnung | 1910 |
Besucheranzahl (jährlich) | 319'000 (2016)[2] |
Leitung |
Christoph Becker(bis Ende 2022)[3]
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Website |
Geschichte
1787 traf sich erstmals jener Kreis von Künstlern und Kunstliebhabern, aus dem die Zürcher Kunstgesellschaft hervorging.[5] 1910 wurde der Museumsbau eröffnet, Architekt war Karl Moser.[1] Seither wurde der Bau mehrfach erweitert – unter anderem 1925[6] sowie durch den 1958 eröffneten, von den Gebrüder Pfister geplanten und von Emil Georg Bührle finanzierten, 1200 Quadratmeter grossen[7] Ausstellungsflügel[8], der Bührlesaal[7] – und von 2001 bis 2005 komplett saniert.[9] Im Herbst 2021 wurde die Kunsthaus-Erweiterung von David Chipperfield Architects eröffnet. Seitdem ist das Kunsthaus Zürich das grösste Kunstmuseum der Schweiz.
- Direktoren
- 1909–1949: Wilhelm Wartmann
- 1950–1975: René Wehrli
- 1976–2000: Felix Baumann
Seit 2000 ist Christoph Becker Leiter des Zürcher Kunsthauses.[10] Vize-Direktor ist Christoph Stuehn. Zu den Kuratoren zählen Christoph Becker, Jonas Beyer, Philippe Büttner, Sandra Gianfreda, Cathérine Hug und Mirjam Varadinis (Stand 2017).[11] Die Zürcher Kunstgesellschaft wählt die Direktion des Kunsthauses. Walter B. Kielholz war als Nachfolger von Thomas W. Bechtler von Juni 2002 bis 2021 Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft.[12] Aktuell ist Conrad M. Ulrich Präsident ad interim der Zürcher Kunstgesellschaft.[13]
Architektur
Ein Erweiterungsbau mit einer Nutzfläche von 13'000 Quadratmetern, was einer Vergrösserung des Kunsthauses um mehr als 80 % entspricht, nahm am 9. Oktober 2021 den Betrieb auf.[9] Der Zürcher Gemeinderat (Stadtparlament) billigte am 4. Juli 2012 den zu einem grossen Teil aus Steuergeldern zu finanzierenden Erweiterungsbau,[14][15] in der Volksabstimmung am 25. November desselben Jahres wurde dem Projekt zugestimmt.[16][17] Für den insgesamt 206 Mio. Franken teuren Erweiterungsbau des Kunsthauses zahlte die Stadt Zürich 88 Mio., 30 Mio. fielen auf den Kanton, und 88 Mio. kamen über Spender herein.[9] Auch die Sammlungen von Emil Georg Bührle, von Werner und Gabriele Merzbacher und von Hubert Looser haben in dem von David Chipperfield Architects entworfenen Gebäude Platz gefunden.[18]
Aus Anlass des 150. Geburtstages von Lydia Welti-Escher, die von der Zürcher Gesellschaft zu Fraumünster als herausragende Kunstmäzenin geehrt wurde, brachte man bei einem kleinen Platz vor dem Zürcher Kunsthaus 2008 eine Ehrentafel an, in Erinnerung an die Gründerin der Gottfried-Keller-Stiftung. Noch im selben Jahr taufte man den Hof auf Vorstoss der Gesellschaft zu Fraumünster offiziell «Lydia-Welti-Escher-Hof».[19]
Sammlung
Im Erdgeschoss des Altbaus liegen der Miró-Garten, der Vortragssaal, der Shop, ein Kabinett für kleine wechselnde Ausstellungen und Räume mit Werken aus der Sammlung des Kunsthauses. Im ersten und zweiten Obergeschoss setzt sich eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Schweiz vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart fort.[20]
Zu den internationalen Schwerpunkten gehören die grösste Munch-Sammlung ausserhalb Norwegens sowie die bedeutendste und umfangreichste Werksammlung Alberto Giacomettis. Weiter finden sich Bilder von Pablo Picasso, Claude Monet, Giambattista Pittoni, Marc Chagall, Vincent van Gogh und der Expressionisten Oskar Kokoschka, Max Beckmann und Lovis Corinth. Neben Pop Art (z. B. Andy Warhol oder Richard Hamilton) sind u. a. Arbeiten von Mark Rothko, Mario Merz, Cy Twombly, Joseph Beuys und Georg Baselitz vertreten.
Mittelalterliche Skulpturen und Tafelbilder (z. B. von Hans Leu dem Älteren) sowie Gemälde des niederländischen und italienischen Barock (z. B. Domenichino und Rembrandt van Rijn) gehören ebenso zur Sammlung wie Höhepunkte der Schweizer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts von Johann Heinrich Füssli, Giovanni Segantini, Ferdinand Hodler oder Félix Vallotton. Auch Zürcher Konkrete (z. B. Max Bill, Fritz Glarner, Verena Loewensberg) und zeitgenössische Schweizer Künstler wie Pipilotti Rist und Peter Fischli / David Weiss sowie Fotografie und Installationen sind vertreten.
Zum Ausstellungskonzept gehört seit 2006 auch die Vorstellung bedeutender Privatsammlungen, zunächst unter dem Titel Fest der Farbe die Sammlung Merzbacher, 2010 die Sammlung Emil Georg Bührle, 2012 The Nahmad Collection aus dem Besitz der Kunsthändlerfamilie Nahmad, 2013 die Sammlung Looser und 2015 unter dem Titel "Ein Goldenes Zeitalter" die Sammlung Knecht.
Es finden regelmässig Veranstaltungen statt, worin das Museum mit Workshops, Performances, Musik und Führungen einen Blick hinter die Kulissen anbietet.
Ausstellungen (Auswahl)
- 2015: Cathérine Hug und Robert Menasse: Europa – Die Zukunft der Geschichte[21][22]
- 2016: Francis Picabia: Eine Retrospektive, danach im Museum of Modern Art, New York City, USA.
- 2017: Kirchner – Die Berliner Jahre.
- 2018: Robert Delaunay und Paris.
- 2018/19: Oskar Kokoschka. Eine Retrospektive, in Kooperation mit dem Leopold Museum, Wien (kuratiert von Cathérine Hug).
- 2020: Olafur Eliasson, Kuratorin Mirjam Varadinis
- 2020/21: Ottilie W. Roederstein
- 2021/22: Barockes Feuer, Kuratoren: Jonas Beyer und Timothy J. Standring.
Werke aus der Sammlung (Auswahl)
- Fra Angelico:
St. Cosmas und Damian, um 1445 - Berner Nelkenmeister:
Johannes der Täufer in der Wüste - Jacob van Ruisdael:
Ansicht von Haarlem - Johann Heinrich Wüest:
Der Rhonegletscher, 1795 - Johann Heinrich Füssli:
Das Schweigen, um 1800 - Arnold Böcklin:
Der Krieg - Rudolf Koller: Gotthardpost, 1873
- Édouard Manet:
Die Flucht des Rochefort - Claude Monet:
Das Parlament bei Sonnenuntergang - Paul Cézanne:
Le Mont St. Victoire - August Macke:
Landschaft mit Kühen und Kamel - Auguste Rodin:
Das Höllentor, 1880–1917, Geschenk von Georg Bührle, 1947
Filme
- Museums-Check mit Markus Brock: Kunsthaus Zürich. 30 Min., Buch und Regie: Martina Klug, Produktion: SWR, 3sat, Erstausstrahlung: 5. Dezember 2010.[23]
Literatur
- Das neue Kunsthaus 2001–2019. Hrsg.: Einfache Gesellschaft Kunsthaus Erweiterung. Zürich August 2018 (divio-media.net [PDF; 118 kB, abgerufen am 24. September 2019]).
- Erich Keller: Das kontaminierte Museum. Das Kunsthaus Zürich und die Sammlung Bührle. Rotpunktverlag, Zürich 2021, ISBN 978-3-85869-938-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jonas Kropf: Kunsthaus Zürich. kunstmuseum.com, abgerufen am 12. September 2020.
- Kunsthaus Zürich mit deutlich mehr Eintritten. In: Meienmitteilung. Kunstmuseum Zürich, 30. Mai 2017, S. 1, abgerufen am 25. Dezember 2021.
- Christoph Heim: Das Kunsthaus Zürich verkauft sich. Mit der Sammlung Bührle wird das Museum zum Schaufenster privater Sammler. Das ist ein Rückschritt in feudalistische Zeiten. Das junge Publikum hat nichts davon. Tagesanzeiger, 6. Oktober 2021, abgerufen am 3. November 2021.
- Kunsthaus Zürich - Erste Einblicke ins grösste Kunstmuseum der Schweiz. 5000 Quadratmeter mehr für die Kunst: In David Chipperfields Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich sind Gemälde und Skulpturen eingezogen. Ein Augenschein. SRF, 19. Oktober 2021, abgerufen am 3. November 2021.
- Zürcher Kunstgesellschaft. In: Jahrbuch für Kunst und Kunstpflege in der Schweiz, Bd. 1, 1913–1914, S. 261–271, abgerufen am 11. Mai 2021.
- Wilhelm Wartmann: Die Erweiterung des Zürcher Kunsthauses im Jahr 1925. In: Jahrbuch für Kunst und Kunstpflege in der Schweiz, Bd. 4, 1925–1927, S. 188–200, abgerufen am 10. Mai 2021.
- Philipp Meier: Die Erweiterung des Kunsthauses Zürich öffnet ihre Türen: Hier ist das private Sammeln zu Hause. Die Kunsthaus-Sammlung hat heute eine Grösse erreicht, die nach einem selbstbewussten Auftritt verlangt. Neue Zürcher Zeitung, 7. Oktober 2021, abgerufen am 17. Oktober 2021.
- Geschichte des Kunsthaus. In: kunsthaus.ch, abgerufen am 24. September 2019.
- André Müller: Die jüngsten Abstimmungen werfen kein gutes Licht auf das Verhältnis der Zürcher zu ihren Banken. Haben sich Bevölkerung und Finanzplatz auseinandergelebt? Die Stadtzürcher stimmen zwar sehr wirtschaftskritisch ab, lassen ihre eigenen Grossunternehmen aber meist in Ruhe. Verzichten auf Credit Suisse, UBS und Versicherer könnte man jedenfalls nicht. Neue Zürcher Zeitung, 15. Oktober 2021, abgerufen am 17. Oktober 2021.
- Dorothee Vögeli: Der Zürcher Kunsthausdirektor Christoph Becker: «Ich bin nicht sicher, ob es in einem Land wie der Schweiz opportun ist, Kanonen auf Plätze zu stellen». Der Erweiterungsbau des Zürcher Kunsthauses ist vollendet. Am Freitag fand die virtuelle Schlüsselübergabe statt. Damit hat Christoph Becker sein Ziel erreicht. Er begrüsse die Kontroverse zur Sammlung Bührle, sagt der Direktor des Kunsthauses im Gespräch. Neue Zürcher Zeitung, 11. Dezember 2020, abgerufen am 3. November 2021.
- Kuratoren des Zürcher Kunsthauses (Memento vom 11. Mai 2012 im Internet Archive), Deskription ihrer Arbeitsbereiche auf der Webseite des Museums.
- Kunsthaus Zürich: Geschichte des Kunsthaus. abgerufen am 23. Februar 2022.
- Philipp Meier, Thomas Ribi: Museen sind Orte, wo man sich trifft: Das neue Kunsthaus Zürich will in einer digitalen Welt analoge Erlebnisse bieten – und trotzdem virtuell werden. Kunst geht auch digital, das hat der Lockdown gezeigt. Kommt das neue Kunsthaus Zürich also in einer Zeit, die keine Museen mehr braucht? Nein, sagen Kunsthaus-Direktor Christoph Becker und Präsident Walter Kielholz: Kunst finde nicht vor dem Laptop statt. Neue Zürcher Zeitung, 17. Juni 2020, abgerufen am 3. November 2021.
- Kunsthaus-Erweiterung. (Nicht mehr online verfügbar.) In: kunsthaus.ch. 2016, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 24. September 2019 (Chronologie vom 25. November 2012 bis 3. August 2015; ursprünglich abgerufen am 3. August 2012).
- Zürich stimmt ab. 25.11.2012. Kunsthaus-Erweiterung Zürich. (PDF; 1,7 MB) In: stadt-zuerich.ch, 19. September 2012, abgerufen am 24. September 2019.
- Kunsthaus-Erweiterung: Zürcher sagen Ja zum Ausbau. In: Tages-Anzeiger. 26. November 2012, abgerufen am 26. November 2012.
- Das Museum. Über uns. Erweiterung. In: kunsthaus.ch, abgerufen am 17. November 2020.
- Emil Bührles Aufstieg als Unternehmer und Kunstsammler. Medienmitteilung der Universität Zürich, abgerufen am 17. November 2020.
- Adi Kälin: Ein Plätzchen für Lydia Welti-Escher. In: NZZ. 5. August 2008, abgerufen am 18. November 2021.
- Kunsthaus Zürich (Hrsg.): Plan.
- Ania Mauruschat: Ausstellung im Kunsthaus Zürich: Europa nicht Politikern überlassen. Rezension im Deutschlandradio Kultur, 11. Juni 2015.
- Valeska Peschke: Die Botschaft von Amikejo. In: amikejo.net. Abgerufen am 15. April 2016 (englisch).
- Museums-Check: Kunsthaus Zürich. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 12. November 2020.