Kronenether

Kronenether s​ind cyclische Ether, d​eren schematischer Aufbau i​n der Abfolge v​on Ethylenoxyeinheiten (–CH2–CH2–O–) a​n eine Krone erinnert. Sie wurden v​on Charles Pedersen, e​inem Chemiker b​ei DuPont, entdeckt (Pedersen 1967). Für d​iese Entdeckung erhielt e​r 1987 zusammen m​it Jean-Marie Lehn u​nd Donald J. Cram d​en Nobelpreis für Chemie.

Aufbau

Kronenether m​it m Ringgliedern u​nd n Heteroatomen werden w​ie folgt bezeichnet: [m]Krone-n.

Die Namen zusätzlicher Substituenten werden w​ie im u​nten stehenden Fall d​es Dicyclohexano[18]Krone-6 a​ls Präfixe vorangestellt. Eine präzisere IUPAC-Nomenklatur existiert, i​st aber wesentlich komplexer.

Bedeutung

Dicyclohexano-[18]Krone-6

Neben dem ästhetischen Reiz der Strukturen ist deren Fähigkeit zur Komplexierung von Kationen unter Bildung sogenannter Coronate von großem Interesse. Die Komplexierung wird im Falle von Metallkationen durch die attraktive Wechselwirkung der negativ polarisierten Sauerstoffe (oder anderer Heteroatome, wie Stickstoff oder Schwefel) mit den Kationen erreicht. Im Falle von Ammoniumionen werden Wasserstoffbrücken zu den Protonen ausgebildet. Übereinstimmungen mit den Strukturen und Bindungseigenschaften von z. B. Valinomycin oder Nonactin sind frappierend. Diese Eigenschaft macht Kronenether zu einem wichtigen Bindeglied zwischen der Organischen Chemie, der Anorganischen Chemie und der Biochemie. Die Weite der Öffnung wird durch die Anzahl der Untereinheiten bestimmt. Bei guter Übereinstimmung von Innendurchmesser und Kationenradius lässt sich eine bemerkenswerte Selektivität erreichen. So bindet Dicyclohexano[18]Krone-6 Kaliumionen rund hundertmal besser als Natriumionen.

Chemische Eigenschaften

Aufgrund der ausgewogenen HydrophilieHydrophobie-Balance sind Kronenether sowohl in den meisten organischen Lösemitteln als auch in Wasser löslich. Darauf beruht ihre Fähigkeit, ionische, hydrophile Verbindungen in organische Phasen zu überführen. So wird Kaliumpermanganat bei Zugabe von [18]Krone-6 in Benzol mit violetter Farbe löslich. Mit solchen und anderen Kronenether-vermittelten Reaktionen gelingen ansonsten kaum mögliche Reaktionen (Lehn 1975; Liotta 1974). Mit chiralen Kronenethern lassen sich fast 100 % Enantiomerenüberschuss bei Michael-Reaktionen erzielen (Cram 1981). Neben der Synthese sind Kronenether auch in der analytischen Chemie von Bedeutung (Kolthoff 1979). Von besonderer Bedeutung ist die Verwendung für ionenselektive Elektroden (Koryta 1980). Nachdem das Kation im Kryptat (Komplex) festgelegt wurde, steigt die Aktivität des ungebundenen Anions, welches stark nucleophil wird. Aus diesem Grund erhält man bei Zugabe von Kronenether bei der Hydrolyse von Estern mit Kalilauge stark beschleunigte Ergebnisse.[4]

Synthese

Kronenether werden d​urch intramolekulare Ethersynthese n​ach Alexander William Williamson, d​er so genannten Williamson'schen Ethersynthese, hergestellt.[5] Zur Unterdrückung intermolekularer Verknüpfungen i​st das Arbeiten i​n stark verdünnter Lösung notwendig.

Kryptanden

[2.2.2]Kryptand

Durch Überbrückung d​er Öffnung erhält m​an sogenannte Kryptanden (so bezeichnet v​on Lehn, 1978), d​ie speziell m​it Alkali- u​nd Erdalkalimetallionen n​och stärkere u​nd selektivere Komplexe (die Kryptate) bilden a​ls unüberbrückte Kronenether.[6] Dabei dienen z​wei Stickstoffatome a​ls „Brückenköpfe“ für d​ie aus Ethylenoxyeinheiten (–CH2–CH2–O–) aufgebauten Brücken. Für d​ie vereinfachte Nomenklatur w​ird die Anzahl d​er Sauerstoffatome i​n der ersten, zweiten u​nd dritten Brücke d​urch Punkte voneinander getrennt v​or dem Wort „Kryptand“ i​n eckiger Klammer vorangestellt: i​m gezeigten Beispiel [2.2.2]Kryptand. Wie Kronenether s​ind auch Kryptanden i​n Wasser u​nd vielen organischen Lösungsmitteln g​ut löslich.

Die Kryptandensynthese gestaltet s​ich wesentlich schwieriger u​nd teurer a​ls die normale Kronenethersynthese.

Literatur

Commons: Kronenether – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu [21]Krone-7: CAS-Nummer: 33089-36-0, EG-Nummer: 251-373-3, ECHA-InfoCard: 100.046.689, PubChem: 93160, Wikidata: Q55176433.
  2. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu [24]Krone-8: CAS-Nummer: 33089-37-1, EG-Nummer: 251-374-9, ECHA-InfoCard: 100.046.690, PubChem: 10893545, ChemSpider: 9068808, Wikidata: Q82934081.
  3. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Diaza-[18]Krone-6: CAS-Nummer: 23978-55-4, EG-Nummer: 245-965-0, ECHA-InfoCard: 100.041.772, PubChem: 72805, ChemSpider: 65641, Wikidata: Q72507855.
  4. Beyer, Walter; Lehrbuch der Organischen Chemie; 2004; Vol. 24, S. 324.
  5. Vögtle, Fritz: Supramolekulare Chemie, Stuttgart 1989, S. 336.
  6. Dietrich, B. "Cryptands" in Comprehensive Supramolecular Chemistry; Gokel, G. W. Ed; Elsevier: Oxford, 1996; Vol. 1, S. 153–211. ISBN 0080406106.
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