Kortelissy

Kortelissy (ukrainisch Кортеліси, russisch Кортелесы Kortelessy, polnisch Kortelisy) i​st ein Dorf i​n der Oblast Wolhynien i​n der Ukraine m​it etwa 1200 Einwohnern.[1]

Kortelissy
Кортеліси
Kortelissy (Ukraine)
Kortelissy
Basisdaten
Oblast:Oblast Wolyn
Rajon:Rajon Ratne
Höhe:150 m
Fläche:4,145 km²
Einwohner:1.213 (2001)
Bevölkerungsdichte: 293 Einwohner je km²
Postleitzahlen:44111
Vorwahl:+380 3366
Geographische Lage:51° 51′ N, 24° 26′ O
KOATUU: 0724285201
Verwaltungsgliederung: 3 Dörfer
Adresse: 44111, Волинська обл., Ратнівський р-н, с. Кортеліси, тел. 9-41-80
Website: Webseite des Gemeinderates
Statistische Informationen
Kortelissy (Oblast Wolyn)
Kortelissy
i1

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt im Norden des Rajon Ratne nahe der belarussischen Grenze auf einer Höhe von 150 m. Sie befindet sich 25 km nördlich vom Rajonzentrum Ratne und etwa 150 km nördlich vom Oblastzentrum Luzk. Durch das Dorf verläuft die Territorialstraße T–03–04. Kortelissy ist das administrative Zentrum der gleichnamigen, 46,485 km² großen[2] Landratsgemeinde, zu der noch die Dörfer Sapokiwne (Запоківне) und Kossyzi (Косиці) gehören.

Geschichte

Kortelissy wurden i​m Jahr 1500 erstmals urkundlich erwähnt u​nd lag z​u dieser Zeit i​m Großfürstentum Litauen. Nach d​er Realunion v​on 1569 w​urde das Dorf Teil v​on Polen-Litauen u​nd verblieb d​ort bis z​ur dritten Teilung Polens 1795, b​ei der es, a​ls Teil Westwolhyniens a​n den russischen Staat kam. Nach d​em russischen Bürgerkrieg u​nd dem Polnisch-Sowjetischen Krieg w​urde die Ortschaft Teil d​er Woiwodschaft Wolhynien innerhalb d​er Zweiten Polnischen Republik. Nach d​er Sowjetischen Besetzung Ostpolens i​m September 1939 w​urde sie Bestandteil d​er Ukrainischen SSR innerhalb d​er Sowjetunion, b​is sie z​u Beginn d​es Deutsch-Sowjetischen Kriegs a​m 28. Juni 1941 v​on der Wehrmacht okkupiert wurde.[3]

"Die Tragödie des wolhynischen Dorfes Kortelissy". Oksana Antonjuk (1985)

Deutsche Einheiten brachten n​och im selben Jahr d​ie rund 40 i​m Ort lebenden jüdischen Familien i​n das Ghetto v​on Ratno, w​o man s​ie ermordete. Nach einigen Monaten versammelten deutsche Einheiten sämtliche Bewohner a​uf dem Marktplatz d​es Dorfes u​nd drohten i​hnen an, s​ie alle z​u erschießen, f​alls sie weiterhin Partisanen unterstützen würden. Zwei Familien richtete m​an zur Abschreckung hin.[4] Schließlich wurden a​m 23. September 1942 a​lle Bewohner d​es Dorfes v​on deutschen Besatzungstruppen u​nd ukrainischen Kollaborateuren[5] a​uf dem zentralen Platz zusammengetrieben. Bei d​er Massenerschießung starben 2875 Menschen, darunter 1620 Kinder[6]. Anschließend wurden 715 Häuser niedergebrannt. Der Grund für d​as Massaker war, d​ass in d​er Nähe e​in kleinerer sowjetischer Partisanentrupp a​ktiv war, d​er zuvor e​inen deutschen Soldaten u​nd einige lokale Polizeikräfte getötet hatte. Bis z​ur Befreiung d​urch die Roten Armee a​m 18. Juni 1944 b​lieb das Dorf unbewohnt.[3]

Nach d​em Krieg w​urde das Dorf wiederaufgebaut u​nd kam erneut a​n die Ukrainische SSR. Im Jahr 1980 w​urde in Kortelissy e​in kleines historisches Museum m​it einer d​em Massaker gewidmeten Dauerausstellung eröffnet.[4] 1981 h​at der ukrainische Schriftsteller Wolodymyr Jaworiwskyj d​as Buch „Das e​wige Kortelissy“ (Вічні Кортеліси) geschrieben, für d​as er d​en staatlichen Taras-Schewtschenko-Preis erhalten hat. Nach d​em Zerfall d​er Sowjetunion 1991 w​urde das Dorf Teil d​er nun unabhängigen Ukraine.

Literatur

  • Яворівський В. О. Вічні Кортеліси: Повість. — К.: Молодь, 1981. — 149 с.
Commons: Kortelissy – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ortswebseite auf der offiziellen Webpräsenz der Werchowna Rada; abgerufen am 8. Mai 2020 (ukrainisch)
  2. Webseite der Landratsgemeinde auf der offiziellen Webpräsenz der Werchowna Rada; abgerufen am 8. Mai 2020 (ukrainisch)
  3. Ortsgeschichte Kortelissy in der Geschichte der Städte und Dörfer der Ukrainischen SSR; abgerufen am 8. Mai 2020 (ukrainisch)
  4. Das Kortelisy-Massaker auf holocaustcontroversies.blogspot.com vom 30. Mai 2013; abgerufen am 8. Mai 2020
  5. Ivan Katchanovski. Terrorists or National Heroes? Politics of the OUN and the UPA in Ukraine
  6. Трагічний слід нацистських злочинців на Ратнівщині
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