Kloster Loccum
Kloster Loccum (Lucca oder Luca) ist eine Abtei der Zisterzienser in der Stadt Rehburg-Loccum, die Ende des 16. Jahrhunderts die Augsburger Konfession angenommen hat. Rehburg-Loccum liegt in Niedersachsen, nahe dem Steinhuder Meer. Auf eine Stiftung des Grafen Wilbrand von Hallermund zurückgehend, wurde es 1163 als Filialgründung des Klosters Volkenroda in Thüringen errichtet, mit welchem es heute der Pilgerweg Loccum–Volkenroda verbindet. Primarabtei ist das Kloster Morimond. Heute gilt Kloster Loccum neben dem Kloster Maulbronn in Baden-Württemberg als das am besten erhaltene Zisterzienser-Kloster nördlich der Alpen.
Kloster Loccum | |
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Blick auf das Kloster Loccum | |
Lage | Deutschland Niedersachsen |
Koordinaten: | 52° 27′ 7″ N, 9° 9′ 2″ O |
Ordnungsnummer nach Janauschek |
384 |
Gründungsjahr | 1163 |
Jahr der Auflösung/ Aufhebung |
um 1585; seitdem Fortbestand als evangelischer Konvent. |
Mutterkloster | Kloster Volkenroda |
Primarabtei | Kloster Morimond |
Tochterklöster |
Kloster Reinfeld (1186) |
Das Kloster Loccum ist eine „selbstständige geistliche Körperschaft“ in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Es dient kirchlichen Zwecken innerhalb der Landeskirche.[1]
Die zwischen 2017 und 2021 generalsanierten Gebäude[2] werden heute als Predigerseminar, als Tagungshaus, als Ausflugsziel und für Musikveranstaltungen, wie das KlosterKlangFestival seit 2015,[3] genutzt. Im Jahr 2013 beging das Kloster sein 850-jähriges Bestehen.[4]
Geschichte
Vorläuferanlage
Namensgeber von Loccum war die Luccaburg, deren Reste in der Art einer Erdhügelburg sich etwa einen Kilometer südlich des Klosters in der Niederung der Fulde befinden.
Die Burg ist nach dem Geschlecht derer von Lucca benannt worden. Ihre Entstehungszeit wird im 9. oder 10. Jahrhundert vermutet. Von der Burganlage, die aus einem aufgeschütteten kreisrunden Hügel von 40 Meter Durchmesser bestand, sind kaum oberirdische Steinreste mehr vorhanden. Bei archäologischen Untersuchungen 1820, 1893 und 1914 wurde eine 2 Meter starke und fast 3 Meter tief in den Boden hineinreichende Ringmauer gefunden. Die Burg wurde wahrscheinlich bereits vor der Gründung des Klosters aufgegeben.
Seit 1820 befindet sich am Burghügel ein Grabdenkmal für einen 1818 verstorbenen Prior und Provisor des Klosters Loccum.
Gründung
Im Jahr 1163 kamen ein Abt und zwölf Mönche aus dem thüringischen Zisterzienserkloster Volkenroda nach Loccum, um hier eine neue Niederlassung ihres Ordens zu gründen. Die Ansiedlung der Mönche erfolgte durch eine Stiftung von Wilbrand I. von Loccum-Hallermund als Graf von Hallermund.
Um 1250 beschrieb ein Loccumer Mönch in der sogenannten Vetus narratio de fundatione Monasterii Luccensis, also der „Alten Erzählung von der Gründung des Loccumer Klosters“, die Lebensumstände der ersten Mönche als dramatisch schlecht. Danach hätten die Mönche sich an einem „Ort des Schreckens und weiter Einsamkeit“ niedergelassen, einem Ort „des Aufenthalts von Räubern und Wegelagerern“.[5] Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse seien so gewesen, dass die Gründerväter Loccums in Hunger und Durst die Armut Christi nachgeahmt hätten. Trotz Kälte und Hitze hätten sie aber nicht abgelassen zu arbeiten, bis sie aus der Räuberhöhle ein Haus des Gebets gemacht hatten. Diese Zustände hätten den in den Statuten der Zisterzienser festgelegten Idealen entsprochen.
Die Beschreibung entsprach jedoch nicht den wahren Umständen. Die nähere Umgebung des Klosters war besiedelt. Es ist umstritten, ob die Luccaburg, die den Kern der Stiftung bildete, noch bewohnt war. Die Nennung des zur Burg gehörenden Fronhofs in der Stiftungsurkunde des Mindener Bischofs spricht dafür. Ausweislich der Stiftungsurkunde gehörten zum Stiftungsgut zusätzlich drei namentlich bekannte Ortschaften. Auch war die Gegend nicht so unwirtlich wie beschrieben, denn in der Umgebung Loccums hatte die landwirtschaftliche Erschließung der Sumpf- und Waldgebiete bereits begonnen. Ein vom Klosterstifter, dem Grafen von Loccum-Hallermund, zum Schutze des Klosters eingerichteter Ministerialensitz dürfte die 1183 erwähnte Burg Monechusen auf dem Haarberg (zwischen den heutigen Orten Rehburg und Winzlar) gewesen sein, der Stammsitz des Adelsgeschlechtes Münchhausen.
Die heute noch stehende Kirche wurde erst 1240 als Bau begonnen. Die Loccumer Mönche erschlossen vor allem in der unmittelbaren Umgebung des Klosters sowie um den Grinder Wald größere Flächen für die Landwirtschaft.[6]
Mittelalter
Bereits 1279 war das Kloster Loccum Hausbesitzer in Hannover. Nach zwei ersten Buden am dortigen Hokenmarkte kam 1293 ein Hof in der Osterstraße hinzu, der vor allem dem Verkauf der eigenen Getreideernte dienen sollte. Diesen Besitz erweiterte das Kloster durch den Ankauf eines weiteren Grundstückes zum Loccumer Hof[7], auf dem bis ins 20. Jahrhundert hinein Geschichte geschrieben wurde.[8]
Loccum unterstand dem direkten Schutz des Reiches sowie des Papstes. Es führte den Titel eines Freien Reichsklosters. Vom Kloster Loccum ausgehend, wurde 1186 das Kloster Reinfeld besetzt.
Für Loccum lassen sich im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts Anzeichen einer sich zuspitzenden Krise feststellen. Bereits seit 1206 hatte man begonnen, Land an Bauern zu verpachten. Was anfangs noch Ausnahmecharakter hatte, wurde dann im 14. Jahrhundert zur Regel.[9] Es gab auch in Loccum nicht mehr genug Konversen, um die Grangien weiter in Eigenregie zu bewirtschaften, die Ländereien mussten aufgeteilt und an Ordensfremde ausgegeben werden. Die entstandene Grundherrschaft des Klosters unterschied sich nicht mehr von der eines herkömmlichen Benediktinerklosters. In dieser Phase endete das wirtschaftliche Wachstum des Klosters und der Konvent geriet in immer größere wirtschaftliche Schwierigkeiten.[10] Zu Beginn des 15. Jahrhunderts musste sich Loccum verschulden, um den Unterhalt der noch verbliebenen 20 Mönche und zehn Konversen zu finanzieren. Einen Tiefpunkt stellt dabei im Jahr 1424 die Verpfändung von Messkelchen und einer Handschrift an das Kloster Scharnebeck dar, zumal die Pfänder nicht wieder ausgelöst werden konnten.[6]
Es gibt auch direkte Hinweise auf die innere Krise des Klosters im 14. Jahrhundert. Mehrfach gab es mit Herren der Umgebung gewaltsame Auseinandersetzungen und Fehden, bei denen es vor allem um den Klosterbesitz ging.[11] 1320 kam es im Verlauf eines solchen Streits zwischen dem Kloster und Konrad von Wendessen so weit, dass drei Loccumer Brüder den Sohn ihres Widersachers entführten und töteten.[11]
Der Tief- und Wendepunkt der Krise wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts erreicht. Dabei war das Jahr 1454 entscheidend, in dem die Wahl eines neuen Abts anstand. Da sich in Loccum kein geeigneter Kandidat fand, setzte der Abt des Gründungsklosters Volkenroda die Ernennung des Abts Heinrich II. aus dem Kloster Marienrode durch.[12] Der neue Abt begann die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Einer seiner Nachfolger, Abt Arnold Holtvoigt (1458–1483), öffnete den Konvent für nichtadelige Chormönche, sein Nachfolger Abt Ernst (1483–1492) war selbst ein Bürgerlicher. Daraufhin verließen die adeligen Mönche das immer noch arme Kloster.[11] Eine solche Tendenz zur „Verbürgerlichung“ des Konvents ist typisch für die Ordensreformbewegung und nicht nur auf Loccum beschränkt. Der Erfolg der Reformen ist dokumentiert im 1504 entstandenen Visitationsbericht des Abts Nicolaus von Volkenroda anlässlich der Einführung des neuen Abts Boldewin Clausing. Nun lebten wieder 40 Chormönche in Loccum, und die wirtschaftlichen Verhältnisse waren gut. Das lässt sich unter anderem am großen, in dem Dokument aufgeführten Viehbestand ablesen.[12]
Reformation
1585 kam das Loccumer Kloster bei Bestätigung aller bisherigen Rechte unter die Hoheit der welfischen Landesherren. Ende des 16. Jahrhunderts nahm es die Augsburger Konfession, also das Luthertum, an.
Im Dreißigjährigen Krieg fanden die „Loccumer evangelischen Konventualen“ zeitweilig auf dem Loccumer Hof in Hannover Zuflucht, nachdem das Kloster durch das Restitutionsedikt eine Zeitlang durch einen katholischen Zisterzienser-Konvent besetzt war.[7]
Mit dem Übertritt zur evangelischen Kirche war ein Ende des mönchischen Lebens im ursprünglichen Sinn verbunden. Die Konventsmitglieder, jetzt lutherische Geistliche, legten nicht mehr die klassischen, für die gesamte Lebenszeit bindenden Mönchsgelübde der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit ab; sie hatten das Recht, sich zu verheiraten, in diesem Fall mussten sie jedoch aus dem Konvent wieder austreten. Austritte sind überhaupt aus verschiedensten Gründen bezeugt und waren unproblematisch. Die Mitgliedschaft im Konvent hatte den Charakter einer zumindest potentiell zeitlich begrenzten beruflichen Stellung angenommen und war in der Regel keine Lebensentscheidung mehr. Die Gemeinschaft behielt aber ihr Klostererbe bis zur Agrarreform im 19. Jahrhundert und wurde seit dieser Zeit als calenbergischer Landstand geführt. Die landständische Eingliederung war verbunden mit der Übernahme des Vorsitzes in der Ständeversammlung, dem Calenberger Landtag, durch den jeweiligen Abt des Klosters – eine Aufgabe, die bis heute wahrgenommen wird.
Hexenprozesse
Im Stiftsgebiet Loccum gab es zwischen 1581 und 1661 insgesamt 54 belegte Hexenprozesse. Höhepunkt waren die Jahre 1628 bis 1638 während der konfessionellen Auseinandersetzungen. Etwa 33 Menschen wurden in Hexenverfolgungen hingerichtet. Mit 15 Frauen und fünf Männern gehörten die meisten der Angeklagten zur Gemeinde Wiedensahl. Eine besondere Rolle spielte der evangelische Pastor Heinrich Rimphoff (1622–1638 in Wiedensahl), später Superintendent in Verden, genannt „großer Hexenverfolger“ und „Hexenriecher“.[13] Er publizierte 1647 das Buch Drachenkönig – Das ist: Wahrhafftige Deutsche Christliche und hochnothwendige Beschreybunge deß grawsamen hochvermaledeyten Hexen und Zauber Teuffels in Rinteln. In einem der letzten Prozesse wurde am 2. Juni 1660 Gesche Köllers, verw. Weimars aus Wiedensahl, im Stiftsort durch das Schwert hingerichtet.[14]
Der Rat der Stadt Rehburg-Loccum fasste am 25. September 2013 einen Beschluss zur sozialethischen Rehabilitation der Opfer der Hexenprozesse,[15] und die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, der Kirchensenat und Konvent des Klosters Loccum befürworten „soziale Rehabilitation“ der Opfer der Hexenprozesse im Kloster Loccum.[16]
Klosteranlage
Das Kloster Loccum ist bekannt für seine gut erhaltene, bis in die spätromanische Zeit zurückreichende Bauanlage mit Kirche (Renaissance-Taufstein von 1601,[17]) Kreuzgang und den anliegenden Räumen sowie den Wirtschaftsgebäuden. Im ehemaligen Laienrefektorium befinden sich Wandgemälde mit biblischen Szenen, welche der Maler Eduard von Gebhardt von 1884 bis 1891 geschaffen hat.[18][19] Auch die zum Kloster Loccum gehörende Teich- und Waldlandschaft in der Umgebung erlaubt Einblicke in die ursprüngliche Organisation des ehemaligen Klosters als Wirtschaftsbetrieb.
Ausgrabungen
2017 wurde im Südostbereich der Klosteranlage ein Neubau für eine Bibliothek errichtet.[20] Der Bau entstand auf den Fundamenten des klösterlichen Auditoriums als mittelalterlicher Vorgängerbau, der 1815 abgerissen wurde. Das historische Mauerwerk blieb im Boden erhalten und wurde durch die Überbauung nicht zerstört.[21]
Noch vor den Bautätigkeiten führte das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) Ausgrabungen durch. 2014 gab es eine erste Grabungskampagne, die 2016 fortgesetzt wurde. Dabei wurden die romanischen Grundmauern[22] des im 13. Jahrhundert errichteten Auditoriums mit den Maßen von etwa 20 × 14 Meter freigelegt. Unter dem früheren Bauwerk verläuft ein tonnengewölbter gemauerter Wasserkanal, der vom Brauteich zum Bach Fulde führt und noch heute in Funktion ist. Im Gebäudekeller befand sich früher eine Latrine am Wasserkanal. Unterhalb des Abortes bargen die Archäologen im 80 cm mächtigen Bodensediment des Kanals eine große Menge an Metall-, Keramik- und Glasgegenständen. Darunter waren 150 Münzen aus Kupfer und Silber, metallene Buchschließen und Kantenschützer, Schnallen und Applikationen aus Buntmetall, Fragmente bemalter und bleiverglaster Fensterscheiben, Scherben von Trinkgläsern aus dem 17. Jahrhundert, Tabakpfeifen sowie Münzen, darunter ein Denar aus dem 13. Jahrhundert mit einer Bischofsdarstellung. Die vielen gefundenen Fragmente von Tonpfeifen lassen laut dem Bezirksarchäologen des NLD Friedrich-Wilhelm Wulf darauf schließen, dass die Mönche starke Raucher waren.[23]
Historische Kulturlandschaft
Das Kloster und der nördliche Teil des Klosterforstes liegen innerhalb der 2,9 km² großen historischen Kulturlandschaft Loccumer Klosterlandschaft, die von landesweiter Bedeutung ist. Diese Zuordnung zu den Kulturlandschaften in Niedersachsen hat der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) 2018 getroffen. Ein besonderer, rechtlich verbindlicher Schutzstatus ist mit der Klassifizierung nicht verbunden.[24]
Klosterkirche
Die spätromanische Klosterkirche (oder Stiftskirche) St. Maria und Georg (heute Pfarrkirche St. Georg) wurde wahrscheinlich in den Jahren von 1230/40 bis 1280 errichtet und gehört damit in die älteste Bauperiode des Klosters. Sie ist in ihrer ursprünglichen Gestalt im schlichten Stil der Zisterzienser durch die Jahrhunderte unverändert geblieben.
Die Stiftskirche wurde in den Jahren 2010–2012 grundlegend saniert, um die Statik der historischen Klosterkirche zu sichern. Außerdem wurden die Seitenkapellen ausgebaut und eine neue Orgel aufgestellt.[25] Neu angeschafft wurde ein Bronzeguss „Amplexus“ des Künstlers Werner Franzen. Es handelt sich um einen Abguss eines Werks, das sich im Altenberger Dom befindet. Es zeigt Jesus, der sich vom Kreuz herabbeugt, um den Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux und den ebenfalls knienden Martin Luther zu umarmen.[26]
- Blick auf den Altarraum
- Kreuzgang
- Hochaltar
- Nebenaltar
- Epitaph
- Reliquienschrein
- Taufbecken
- Blick nach Westen
Orgel
Die Geschichte der Orgeln in der Klosterkirche reicht zurück in das 14. Jahrhundert. Das erste, größere Orgelwerk wurde wohl 1417 erbaut, unter Verwendung von Material des ersten, kleinen Instruments. 1599 erbaute der Orgelbauer Andreas de Mare die dritte Orgel, die im 18. und 19. Jahrhundert erweitert und in einem neuen Gehäuse untergebracht wurde. 1947 wurde das Instrument beim Brand der Kirche, verursacht durch einen Brand im Orgelmotor, vernichtet. Es hatte 32 Register auf drei Manualen und Pedal.
1956 errichtete der Orgelbauer Paul Ott eine neue Orgel, deren Rückpositiv 1963 fertiggestellt wurde. Das Schleifladen-Instrument hatte 40 Register auf drei Manualen und Pedal.
2011 wurde diese Orgel durch einen Neubau der Werkstatt Orgelbau Romanus Seifert & Sohn ersetzt. Dieses Instrument hat 37 Register (2.414 Pfeifen) auf drei Manualen und Pedal. Ein Großteil der Register des Hauptwerkes steht auf Wechselschleifen, die damit eine Registrierung auf das zweite Manual ermöglichen. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch und elektrisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[27]
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- Koppeln
- Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
- Suboktavkoppeln: I/I, II/I, III/I, III/II, III/III
- Superoktavkoppeln: III/P
- Spielhilfen: Stoßfänger ab, Frontschweller ab, Rückschweller an
- Anmerkungen:
- Gruppenzug.
Das Instrument verfügt zudem über ein mitteltöniges Werk mit 7 Registern (sog. Spanisches Werk), das vom ersten Manual aus anspielbar ist. Die Register des spanischen Werks sind überwiegend bei c1/cis1 in Bass- und Diskantseite unterteilt.
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Rechtsstellung
Die heutige Rechtsstellung des Klosters Loccum ergibt sich aus der Kirchenverfassung der Hannoverschen Landeskirche[28] und der Klosterverfassung.[29] Die landeskirchliche Rechtssetzung billigt dem Kloster Loccum eine weitgehende Autonomie, einschließlich des Rechts auf freie Abtwahl zu. Allerdings werden die landeskirchlichen Aufsichtsrechte, die durch den Kirchensenat ausgeübt werden, gewahrt. Die einzige durch die Kirchenverfassung festgelegte Aufgabe ist der Unterhalt des Predigerseminars. Bis heute gehört das Kloster offiziell zum Orden der Zisterzienser (der seinerzeitige Generalabt des Zisterzienserordens Sighard Kleiner verlieh am 22. Juli 1964 Hanns Lilje den weißen Pileolus, die Kopfbedeckung der Zisterzienseräbte; am 26. und 27. Dezember 1977 visitierte Kleiner das Kloster Loccum als erster Generalabt nach der Reformation. Im November 1980 war der damalige Prior des Klosters, Dieter Andersen, als Vertreter Liljes Repräsentant Loccums beim Symposion der Äbte und Äbtissinnen des Zisterzienserordens in Rom.[30]) und zur „Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland.“
Konvent
Kloster Loccum als selbständige geistliche Körperschaft besteht aus dem Abt, der den Vorsitz innehat, und den in der Regel vier bis acht Konventualen. Diesem neunköpfigen Konvent, dem Kloster, gehören zumeist Geistliche und Juristen an. Er ergänzt sich selbst. Der Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche ist Mitglied eigenen Rechtes. Der Konventual-Studiendirektor des Predigerseminars ist für die Dauer seiner Amtszeit Mitglied. Die Konventualen und der Konvent wählen den Abt und den Prior des Klosters Loccum. Der Konvent ist grundsätzlich frei in der Abtwahl, allerdings hat der Kirchensenat der Hannoverschen Landeskirche das Recht der Einflussnahme auf die Wahlliste.
Das Konventshaus wurde zwischen 1778 und 1780 als eindrucksvoller spätbarocker Fachwerkbau neu errichtet.[31]
Verbundene Einrichtungen
Predigerseminar
Das Kloster ist seit 1820 Sitz des ältesten Predigerseminars der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers (Predigerseminar der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers im Kloster Loccum) und seit 2009 einziges Predigerseminar für die Ausbildung von Theologinnen und Theologen nach ihrem Universitätsabschluss. Im Rahmen dieser zweiten Ausbildungsphase werden die Vikare auf die praktischen Tätigkeiten im Pfarramt vorbereitet. Im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen werden auch Vikare der anderen Landeskirchen auf dem Gebiet Niedersachsens und Bremen ausgebildet. Das Predigerseminar wird von einem Kuratorium beraten und beaufsichtigt, den Vorsitz führt ein Vertreter der Ausbildungsabteilung im Landeskirchenamt Hannover. Zudem gibt es den Ausbildungsbeirat, in dem Vertreter der an der Ausbildung beteiligten Einrichtungen und Gremien einen „Runden Tisch“ bilden. Die Leitung des Predigerseminars obliegt dem Konventual-Studiendirektor, der vom Kuratorium im Einvernehmen mit dem Konvent des Klosters Loccum vorgeschlagen und von der Landeskirche Hannovers berufen wird.[32][33]
Die Wurzeln des Predigerseminars reichen bis in die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.[34] Ein geregelter Studienbetrieb begann auf Initiative des Abtes Johann Christoph Salfeld im Jahre 1795. In den welfischen Ländern gab es zuvor bereits praktisch-theologische Ausbildungseinrichtungen, wie an den Landesuniversitäten in Helmstedt und Göttingen.
Akademie
Seit 1952 wirkt die Evangelische Akademie der Hannoverschen Landeskirche östlich des Klosters.
Loccumer Vertrag
Am 19. März 1955 wurde im Kloster Loccum der Loccumer Vertrag zwischen dem Land Niedersachsen und den evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen abgeschlossen.[35] Er regelt die Beziehungen zwischen dem Staat und den evangelischen Kirchen, die als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt sind. Der im Loccumer Refektorium unterzeichnete Vertrag ist richtungweisend für die Beziehungen zwischen dem Staat und den evangelischen Landeskirchen in Deutschland geworden.
Äbte des Klosters in evangelischer Zeit
Der Titel des Abtes wurde über die Reformation und das Ende des klösterlichen Lebens hinaus bis heute beibehalten.
- Johannes (VII.) Fenger (1591–1596)
- Johannes (VIII.) Beese (1596–1600)
- Theodor Stracke (1600–1629). Dieser Abt orientierte sich im Rahmen des behutsamen Übergangs des Klosters zum lutherischen Glauben offenbar wiederum stärker am römischen Bekenntnis. Ein Gemälde des 2,05 m großen Mannes befindet sich an der Südwand des Kreuzganges im Kloster. Das Taufbecken im Westen der Klosterkirche ist nach seinem Maß gefertigt.
- Johann IX. Kitzow, 1629–1657
- Johann X. Kotzebue, 1657–1677
- Gerhard Wolter Molanus, 1677–1722
- Just Christopherus Böhmer, 1722–1732
- Georg Wilhelm Ebell, 1732–1770
- Christoph Heinrich Chappuzeau, 1770–1791
- Johann Christoph Salfeld, 1791–1829
- August Ludwig Hoppenstedt, 1830, anschließend Vakanz bis 1832
- Friedrich Rupstein, 1832–1876
- Gerhard Uhlhorn, 1878–1901
- Georg Hartwig, 1902–1927
- August Marahrens, 1928–1950
- Johannes Lilje, 1950–1977
- Eduard Lohse, 1977–2000
- Horst Hirschler, 2000–2020
- Ralf Meister, seit September 2020
Konventual-Studiendirektoren des Predigerseminars
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Literatur
- Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Mit Urkunden und einer Kupfertafel. Nach Weidemann’s Manuscripte bearbeitet, fortgesetzt und herausgegeben von Friedrich Burchard Köster. Baier, Göttingen 1822. (Digitalisat aus Wien und Digitalisat aus Harvard von Google Bücher)
- Wilhelm von Hodenberg (Hrsg.): Archiv des Stifts Loccum (= Calenberger Urkundenbuch; 3. Abtheilung). Jänecke, Hannover 1858. (Digitalisat)
- Heinrich Ludolf Ahrens: Zur ältesten Geschichte des Klosters Loccum. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen. 38 (1872), S. 1–47. (Teil 1), 40 (1874/1875), S. 372–423. (Teil 2), 41 (1876), S. 47–156. (Teil 3). (Digitalisate der SLUB Dresden)
- Frithjoff Bestmann: Loccum. In: Philipp Meyer (Hrsg.): Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes. Band 2: Kaarßen bis Zeven. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1941, S. 84–87.
- Wilhelm Steinmann: Der Besitz des Klosters Loccum bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Eine Studie zur Wirtschaftsgeschichte der Zisterzienser. Diss. phil. masch. Göttingen 1951.
- Nicolaus Heutger: Das Kloster Loccum im Rahmen der zisterziensischen Ordensgeschichte. Zum 100. Geburtstag von Johannes XI. Lilje, Abt zu Loccum, und zur Expo 2000. Theodor Oppermann Verlag, Hannover 1999, ISBN 3-87604-030-2.
- Arbeitskreis Wasserwirtschaft der Zisterzienser: Die Wasserbaukunst im Kloster Loccum. Lukas Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-936872-81-3.
- Horst Hirschler, Ludolf Ulrich (Hrsg.): Kloster Loccum. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2012, ISBN 978-3-7859-1086-3, Inhaltsverzeichnis.
- Simon Sosnitza, Ludolf Ulrich (Hrsg.): Neue Forschungen zum Zisterzienserkloster Loccum. Solivagus-Verlag, Kiel 2015, ISBN 978-3-943025-21-7, Inhaltsverzeichnis.
- Eberhard Doll: Burchard Stöter aus Neustadt am Rübenberge, Abt zu Loccum (um 1465–1528). In: Zeitschr. f. Niederdeutsche Familienkunde, 84. Jhg., H. 2/2009, ISSN 0945-7461, S. 67–71.
Film
- Mauern für die Ewigkeit. Dokumentarfilm, Deutschland, 2012, 58:30 Min., Buch und Regie: Hanna Legatis, Produktion: NDR, Reihe: die nordstory, Erstsendung: 29. März 2013 bei Phoenix, Inhaltsangabe von ARD, (Memento vom 22. Juli 2014 im Internet Archive).
Weblinks
- Website des Klosters Loccum
- Beschreibung von Kloster Loccum auf der Niedersächsischen Klosterkarte des Instituts für Historische Landesforschung
- Erinnerungen von Johannes Dittrich an seine Zeit im Loccumer Predigerseminar von 1875 bis 1877 in 14 Kapiteln
- Loccumer Orgelbüchlein auf der Webseite des Evangelischen MedienServiceZentrums (EMSZ) der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
- Gebaut.eu: Burgundische Romanik – Pontigny – Zisterziensergotik
Einzelnachweise
- kirchenrecht-evlka.de
- Kloster Loccum nimmt nach vier Jahren Sanierung wieder Betrieb auf, evangelisch.de, Artikel vom 3. November 2021.
- KlosterKlangFestival
- Siehe die Website Kloster Loccum 2013.
- Mitgeteilt nach dem lateinischen Original bei Gottfried Wilhelm Leibniz: Scriptores rerum Brunsvicensium. Band 3, Förster, Hannover 1711, S. 690 f. (books.google.de) und bei Wilhelm von Hodenberg (Hrsg.): Archiv des Stifts Loccum (= Calenberger Urkundenbuch. 3. Abtheilung). Jänecke, Hannover 1858, Nr. 1, S. 3 (Textarchiv – Internet Archive).
- Werner Rösener: Die Wirtschaftsstruktur der niedersächsischen Zisterzienserklöster im Mittelalter. In: Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte. 88, 1990, S. 41–60, hier S. 48 ff.
- Arnold Nöldeke: Loccumer Hof. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. Band 1, H. 2, Teil 1, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover 1932 (Neudruck Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1), S. 221–224.
- Waldemar R. Röhrbein: Loccumer Hof. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 413 f.
- Werner Rösener: Die Wirtschaftsstruktur der niedersächsischen Zisterzienserklöster im Mittelalter. In: Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte. 88 (1990), S. 41–60, hier S. 57 f.
- Werner Rösener: Die Wirtschaftsstruktur der niedersächsischen Zisterzienserklöster im Mittelalter. In: Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte. 88 (1990), S. 41–60, hier S. 59.
- Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Mit Urkunden und einer Kupfertafel. Nach Weidemann’s Manuscripte bearbeitet, fortgesetzt und herausgegeben von Friedrich Burchard Köster. Baier, Göttingen 1822, S. 21–31..
- Christoph Erich Weidemann: Geschichte des Klosters Loccum. Mit Urkunden und einer Kupfertafel. Nach Weidemann’s Manuscripte bearbeitet, fortgesetzt und herausgegeben von Friedrich Burchard Köster. Baier, Göttingen 1822, S. 21–39.
- Peter Beer: Hexenprozesse im Kloster und Klostergebiet Loccum. V & R Unipress, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89971-357-2, S. 52–60. und passim für das gesamte Thema.
- Namensliste der Opfer der Loccumer Hexenprozesse (PDF-Datei; 12 kB)
- Rat der Stadt Rehburg-Loccum (PDF; 471 kB), abgerufen am 13. September 2016.
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, Der Kirchensenat (PDF; 563 kB), abgerufen am 13. September 2016.
- Georg Speitel: Die Taufsteine in der Klosterkirche Loccum und in St. Marien zu Minden. In: Mitteilungen des Mindener Geschichtsvereins. 55 (1983), S. 103–110.
- Abbildung des Wandgemäldes Austreibung aus dem Tempel von Eduard von Gebhardt im Kloster Loccum, in Rhein und Düssel No. 27, vom 5. Juli 1913
- 850 Jahre Kloster Loccum – Klosterführung, Impressionen
- Überreste der Zisterzienser-Baukunst in: Schaumburger Nachrichten vom 16. Dezember 2014
- Tag des offenen Denkmals in Niedersachsen am 11. September 2016 (Memento vom 16. September 2016 im Internet Archive) beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege
- Schatzsuche im Kloster bei Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers vom 28. Oktober 2014
- Friedrich-Wilhelm Wulf: Klosterbibliothek auf historischem Fundament. In: Archäologie in Deutschland 2|2017, S. 46.
- Christian Wiegang: HK49 Loccumer Klosterlandschaft. In: Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften landesweiter Bedeutung in Niedersachsen. Landesweite Erfassung, Darstellung und Bewertung. Hannover 2019, S. 216–217.
- Zur Sanierung der Klosterkirche
- Informationen der Landeskirche zur Sanierung der Stiftskirche
- Umfassende Informationen zur Geschichte der Orgeln und zum heutigen Instrument
- Verfassung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Vom 1. Juli 1971. In: Kirchenrecht Online-Nachschlagewerk.
- Verfassung des Klosters Loccum. Vom 17. Mai 1980. In: Kirchenrecht Online-Nachschlagewerk.
- Johannes Jürgen Siegmund: Bischof Johannes Lilje, Abt zu Loccum: Eine Biographie. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S. 577–580.
- Nichts lenkt von Gebet und Arbeit ab. In: Calenberger Zeitung, 2. September 2006, S. 15.
- predigerseminar-loccum.de
- landeskirche-hannovers.de
- Heinrich Holze: Zwischen Studium und Pfarramt. Die Entstehung des Predigerseminars in den welfischen Fürstentümern zur Zeit der Aufklärung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, ISBN 3-525-55229-7, S. 213–220.
- Kirchengesetz über den Vertrag der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers und der übrigen evangelischen Landeskirchen Niedersachsens mit dem Lande Niedersachsen. Vom 14. April 1955. In: Kirchenrecht Online-Nachschlagewerk.
- Dr. Cord Cordes. In: Stifts-Kirchengemeinde Wunstorf, aufgerufen am 3. Juni 2015 und
Chronik für das Jahr 1950: 31. Dezember 1950. In: Stadtarchiv Göttingen.