Kleinheringen

Kleinheringen i​st ein Ortsteil v​on Bad Kösen, e​inem Stadtteil d​er Stadt Naumburg/Saale i​m Burgenlandkreis i​n Sachsen-Anhalt.

Kleinheringen
Höhe: 129 m ü. NN
Einwohner: 60 (Jan. 2020)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1991
Eingemeindet nach: Bad Kösen
Postleitzahl: 06628
Vorwahl: 036461

Lage

Kleinheringen l​iegt am Ostufer d​er Saale i​n der Nähe d​er Mündung d​er Ilm. Dort zweigt v​on der Bahnstrecke BerlinErfurt d​ie Strecke n​ach Saalfeld u​nd München ab. Die Landesstraße 203 u​nd die Landesstraße 1061 verbinden Thüringen m​it Sachsen-Anhalt, d​enn dort e​ndet Thüringen u​nd beginnt d​as Land Sachsen-Anhalt. Die Muschelkalk-Saaleanhöhen eignen s​ich in d​en Südlagen besonders für Wein- u​nd Obstanbau.

Geschichte

Luftaufnahme Kleinheringen im Mai 2016

Kleinheringen w​urde am 12. Februar 1344 erstmals urkundlich erwähnt.[2] Der Ort gehörte z​um Besitz d​er Schenken v​on Saaleck[3] a​us dem Haus d​er Schenken v​on Vargula. 1344 veräußerten s​ie Kleinheringen m​it der Burg Saaleck a​n die Naumburger Bischöfe, welche a​us dem z​ur Burg gehörigen Gebiet d​as Amt Saaleck bildeten. Dieses k​am im Jahr 1544 a​n das z​um Hochstift Naumburg gehörige Amt Naumburg u​nd mit diesem i​m Jahr 1564 a​n das Kurfürstentum Sachsen.[4]

Ein Gabriel Heuwich a​us Kleinheringen w​ar 1652 i​n einen Hexenprozess verwickelt, i​n welchem i​hm Segensprechen u​nd Wahrsagerei vorgeworfen wurden. Der Ausgang i​st nicht überliefert.[5]

Kleinheringen gehörte als Teil des Amts Naumburg zwischen 1656/57 und 1718 zum kursächsischen Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Zeitz, danach zum Kurfürstentum Sachsen und ab 1806 zum Königreich Sachsen. Nach dem Beschluss des Wiener Kongresses im Jahr 1815 wurde der Ort an das Königreich Preußen abgetreten und dem 1818 neu gebildeten Kreis Naumburg im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.[6] Mit dem Übergang zu Preußen wurden bei der Aufhebung alter Besitzverhältnisse 17 Häuser urkundlich erwähnt. Durch den Ort führte über viele Jahrhunderte eine bedeutende Fernhandelsstraße, die sogenannte "Salzstraße", welche hier die Saale an einer Furt überschritt. Erst 2019 wurden hier südlich des Ortes in Richtung Rödigen ein steinzeitlicher Siedlungs- und Kultort,[7], wie auch die mittelalterliche Wüstung Neschwitz entdeckt.[8]

Im Ort befindet sich eine Filialkirche, die lange Zeit der Mutterkirche in Saaleck unterstand. Eingepfarrt waren die Orte Rödigen und Kaatschen. Im Jahre 1539 fand hier die Reformation statt. Seitdem ist die Kirche evangelisch-lutherisch. Am 1. Januar 1991 wurde der Ort in Bad Kösen und zu Beginn des Jahres 2010 mit Bad Kösen in Naumburg (Saale) eingemeindet.

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche in Kleinheringen
    Im Jahr 1724 wurde die evangelische Kirche gebaut. Am 10./11. April 1945 wurde sie nach Beschuss während der Belagerung von Amerikanern stark beschädigt. Nach der Verwitterung durch Regen, Schnee und Wind wurde sie im April 1970 abgerissen. Der Turmbereich wurde mit einem neuen Dach versehen und dient heute als Gedenkraum. 2012 wurde dieser Raum saniert und das Dach neu eingedeckt.[9]
  • Nach der Wende wurde der Museumsgutshof Sonnekalb eingerichtet. Hier entstanden aus dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Gutshof ein Hotel, Restaurant und Tourismusinformationszentrum. Außerdem wurde aus historischen landwirtschaftlichen Geräten ein Museum eingerichtet.
  • Kriegerdenkmal Kleinheringen, Stelengruppe

Wirtschaft und Infrastruktur

Neben d​em Museumsgut existieren i​n dem kleinen Ort z​wei weitere Betriebe, d​ie Bauschlosserei Gneiße u​nd der Kleinheringer Automatenvertrieb GmbH.

Persönlichkeiten

Der Tanzlehrer, Komponist u​nd Musiker Pantaleon Hebenstreit (1668–1750) w​urde in Kleinheringen geboren.

Einzelnachweise

  1. https://www.naumburg.de: Stadt Naumburg (Saale) und Ortsteile - Statistik Einwohner/Haushalte (Hauptwohnung) (Aufruf am 3. Januar 2021).
  2. Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 353.
  3. Germania Sacra, Kleinheringen auf S.593 und 677f.
  4. Das Hochstift Naumburg in der Retrobibliothek
  5. Manfred Wilde: Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2003, ISBN 3-412-10602-X, S. 551 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Orte des Kreises Naumburg im Gemeindeverzeichnis 1900
  7. https://www.sueddeutsche.de/wissen/archaeologie-halle-saale-rund-7200-jahre-alter-ritualort-bei-bad-koesen-entdeckt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-200501-99-902847
  8. Andrei Zahn: Neschwitz an der Salzstraße, in: Saale-Unstrut-Jahrbuch, Bd. 25 (2020)
  9. Beschreibung der 1724 erbauten Kirche von Kleinheringen
Commons: Kleinheringen – Sammlung von Bildern
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