Justus Haucap

Justus Haucap (* 24. März 1969 in Quakenbrück) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er ist seit 2009 Professor für Volkswirtschaftslehre und war von Jahresbeginn 2015 bis Ende 2018 Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er ist Gründungsdirektor des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) und war von 2008 bis 2012 Vorsitzender der Monopolkommission. Seit 2019 ist er federführender Herausgeber der Perspektiven der Wirtschaftspolitik.

Justus Haucap, 2020

Leben

Justus Haucap studierte nach dem Abitur am Quakenbrücker Artland-Gymnasium Volkswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes und am Department of Economics der University of Michigan in Ann Arbor. Er promovierte 1997 bei Rudolf Richter in Saarbrücken zum Thema „Werbung und Marktorganisation: Die ökonomische Theorie der Werbung betrachtet aus Perspektive der Neuen Institutionenökonomik“. Während seines Promotionsstudiums war er Visiting Scholar bei Oliver Williamson am Institute for Management, Innovation and Organization der Haas School of Business an der University of California, Berkeley. Anschließend ging er zur New Zealand Treasury (dem neuseeländischen Schatzamt) in Wellington und war dort hauptverantwortlich für die Bereiche Telekommunikation, Wasserwirtschaft, Post, Funkfrequenzen und wettbewerbspolitische Grundsatzfragen. Haucap habilitierte sich im November 2003 mit einer kumulierten Habilitationsschrift zum Thema „Acht Aufsätze zur Wirtschaftspolitik: Wettbewerb, Regulierung und Institutionen“ bei Jörn Kruse an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.

Zwischen Februar 2004 und September 2007 war er Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik, insbesondere Wettbewerbstheorie und -politik an der Ruhr-Universität Bochum sowie zwischen Wintersemester 2007/2008 und Sommersemester 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Zum Wintersemester 2009/10 wechselte er auf den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wettbewerbstheorie und -politik (Schwarz-Schütte-Stiftungsprofessur) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Er ist Gründungsdirektor des Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE). Von Juli 2006 bis zum Juli 2014 war er Mitglied der Monopolkommission, davon vier Jahre (von Juli 2008 bis Juli 2012) auch ihr Vorsitzender.[1]

Am 1. Januar 2015 wurde Haucap neuer Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Düsseldorfer Universität. Er ist damit Nachfolger von Stefan Süß, der am selben Tag ins Rektorat der Universität als Prorektor für Studienqualität und Personalmanagement wechselte.[2] Im September 2015 wurde er mit dem Gustav-Stolper-Preis des Vereins für Socialpolitik geehrt.[3] Er ist Vertrauensdozent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit an der Universität Düsseldorf.

Haucap ist seit Ende 2020 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Branchenverbandes Cannabiswirtschaft e.V.[4]

Haucap ist verheiratet und hat zwei Söhne und zwei Töchter.

Positionen

Haucap ist nicht zuletzt in seiner Rolle als ehemaliges Mitglied der Monopolkommission häufig in den Medien präsent, unter anderem zu den Themen Post-Mindestlöhne, Abwrackprämie und zu Wettbewerbsdefiziten in den Bereichen Energie, Bahn und Telekommunikation, als entschiedener Gegner von branchenspezifischen Lohnuntergrenzen, als Kritiker des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), als Gegner des Leistungsschutzrechtes für Presseverleger sowie als Befürworter einer Liberalisierung von Drogen wie Cannabis. Haucap schreibt auch Beiträge für den Autorenblog Carta, den INSM-Blog[5], das Manager Magazin[6] sowie für Merton[7], das Onlinemagazin des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft. 2010 gab er im Auftrag der INSM das Buch „Behördenflut in Deutschland. 50 Ämter und Institutionen auf dem Prüfstand“ heraus (siehe Literaturliste).[8]

Im Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks spricht er sich für eine Abschaffung der Rundfunkgebühr, eine Privatisierung der Rundfunkanstalten und eine öffentliche Förderung eines gesellschaftlich bedeutenden Programmangebotes nach Auswahl eines politikunabhängigen Gremiums aus. Am 22. Mai 2015 schrieb Haucap gemeinsam mit Christiane Kehder für The Huffington Post einen Beitrag, in dem er die Ausweitung des öffentlich-rechtlichen Programmangebotes in Zeiten digitaler Programmvielfalt mit den Worten vergleicht: „Das ist ungefähr so, als ob man als Reaktion auf das Ende des Kalten Krieges eine vehemente Aufrüstung der Bundeswehr betrieben hätte.“[9]

Forschungsschwerpunkte

Berufungen

Mitgliedschaften

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Auch der Fiskus profitiert: Der Nutzen einer Cannabislegalisierung in Deutschland. In: Alternativer Drogen- und Suchtbericht 6, 2019, S. 112–119.
  • Macht, Markt und Wettbewerb: Was steuert die Datenökonomie?, Berlin 2018, ISBN 978-3-96476-022-7.
  • mit Heike Schweitzer, Wolfgang Kerber, Robert Welker, Modernisierung der Missbrauchsaufsicht für marktmächtige Unternehmen, i. A. des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Baden-Baden 2018, ISBN 978-3-8487-5520-2.
  • mit Holger Hoch, Praxishandbuch Energiekartellrecht, Berlin 2018, ISBN 978-3-89949-523-2.
  • mit Christiane Kehder, Ina Loebert, Eine liberale Rundfunkordnung für die Zukunft, Düsseldorf 2015 (DICE Ordnungspolitische Perspektiven 79), ISBN 978-3-86304-679-8. Digitalisat
  • mit Ulrich Heimeshoff, Google, Facebook, Amazon, eBay: Is the Internet Driving Competition or Market Monopolization? In: International Economics and Economic Policy 11, 2014, S. 49–61.
  • mit Oliver Falck, Jürgen Kühling, Wachstumsorientierte Telekommunikationspolitik: Handlungsbedarf und -optionen, i. A. des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0831-4.
  • mit Ralf Dewenter, Tobias Wenzel, On File Sharing with Indirect Network Effects between Concert Ticket Sales and Music Recordings. In: Journal of Media Economics 25, 2012, S. 168–178.
  • Behördenflut in Deutschland. 50 Ämter und Institutionen auf dem Prüfstand, hrsg. i. A. der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Köln 2010, ISBN 978-3-9812730-4-5.
  • mit Ralf Dewenter, Ökonomische Auswirkungen von öffentlich-rechtlichen Online-Angeboten: Marktauswirkungen innerhalb von Drei-Stufen-Tests, i. A. des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien e.V., Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-5033-0.
  • mit Uwe Pauly, Christian Wey: A Cartel Analysis of the German Labor Institutions and Its Implications for Labor Market Reforms. In: Journal of Institutional and Theoretical Economics (JITE) 163, 2007, S. 503–516.
  • mit Stefan Bühler: Strategic Outsourcing Revisited. In: Journal of Economic Behavior and Organization, 61, 2006, S. 325–338.
  • mit Christian Wey: Unionisation Structures and Innovation Incentives. in: The Economic Journal, 114, 2004, S. C140–C165.
  • Weitere Publikationen bei Research Papers in Economics/RePEc
Commons: Justus Haucap – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Achim Wambach ersetzt Justus Haucap in der Monopolkommission IDW Pressemeldung, abgerufen am 8. September 2015.
  2. Neuer Dekan und Prodekan Heinrich-Heine-Universität, Internetauftritt; vom 1. Januar 2015, abgerufen am 26. Mai 2015.
  3. Justus Haucap erhält Gustav-Stolper-Preis Verein für Socialpolitik, Internetauftritt, abgerufen am 8. September 2015.
  4. Wissenschaftlicher Beirat der Cannabiswirtschaft. In: Branchenverband Cannabiswirtschaft. Abgerufen am 20. Dezember 2020.
  5. INSM-Blog (Memento vom 4. Januar 2014 im Internet Archive). Internetseite der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Abgerufen am 5. September 2013.
  6. MeinungsMacher des Manager Magazins. Abgerufen am 12. Februar 2016.
  7. Merton. Onlinemagazin des Stifterverbandes. Abgerufen am 12. Februar 2016.
  8. Behördenflut in Deutschland. Internetseite der INSM. Abgerufen am 8. September 2013.
  9. Warum die Rundfunkgebühr abgeschafft werden sollte; aus The Huffington Post, vom 22. Mai 2015, abgerufen am 25. Mai 2015.
  10. Website von Econwatch.
  11. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste nimmt 17 neue Mitglieder auf. Pressemitteilung vom 22. Mai 2014 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de).
  12. Bundesnetzagentur – Wissenschaftlicher Arbeitskreis für Regulierungsfragen - Mitgliederliste. Abgerufen am 9. Juli 2018.
  13. Professor Justus Haucap in Wirtschaftssenat berufen - BVMW. (bvmw.de [abgerufen am 9. Juli 2018]).
  14. Grimme-Institut (Memento vom 26. Juni 2009 im Internet Archive). Internetseite des Grimme-Institut. Abgerufen am 20. März 2014.
  15. Gustav-Stolper-Preis, abgerufen am 11. September 2017.
  16. RP ONLINE: DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V: Justus Haucap erhält Ordnungspolitischen Preis der Familienunternehmer. Abgerufen am 9. Juli 2018.
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