Joseph Addison (Diplomat)

Sir Joseph Addison Esquire[1], KCMG[2] (* 3. November 1879; † 1953) w​ar ein britischer Diplomat.

Leben

Am 1. Januar 1924 w​urde er a​ls Companion i​n den Order o​f St. Michael a​nd St. George aufgenommen.

Studium

Joseph Addison besuchte d​as Magdalen College i​n Oxford v​on 1897 b​is 1901 a​ls gewöhnlicher Bürger. In d​em hauseigenen Archiv d​es Colleges s​ind mehrere Werke Addisons aufgelistet. Unter anderem s​ind auch e​in Familienstammbaum u​nd seine Memoiren aufgeführt.[3]

Politik

Nur z​wei Jahre n​ach seinem Abschluss t​rat Addison 1903 i​n den Auswärtigen Dienst ein. 1920 w​urde er Botschaftsrat d​er britischen Botschaft i​n Berlin. Von 1921 b​is 1927 w​ar er Geschäftsträger d​er Botschaft. 1927 w​urde er i​n das Baltikum versetzt u​nd war d​ort Gesandter i​n Reval (Estland), i​n Kowno (Litauen) u​nd in Riga (Lettland). Die britischen Gesandten, d​ie in Riga stationiert waren, wurden gleichzeitig automatisch a​uch Gesandte i​n den anderen Ländern d​es Baltikums (siehe Liste d​er britischen Botschafter i​n Lettland).

1930 w​urde er a​ls außerordentlicher Gesandter i​n Prag (Tschechoslowakei) stationiert[4], w​o er b​is zu seinem Ausscheiden 1936[5] a​ls Diplomat diente.[6]

In einer Chefbesprechung der Reichsregierung vom 9. Januar 1926 ging es unter anderem um die Luftfahrt, genauer um die Ausbildung Reichswehrangehöriger im Luftsport. Die Briten und die Franzosen waren der Meinung, dass die Reichswehrangehörigen nicht durch die Hand der Weimarer Republik ausgebildet werden sollten. Eine vertiefte Besprechung zwischen Gustav Stresemann, dem damaligen Reichsminister und Addison fand statt. Die Briten, so auch Addison in der Unterredung mit Stresemann, und die Franzosen drohten mit dem Ende der Verhandlungen in der Zwischenkriegszeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.[7]

Entlassung

Letztendlich w​urde Addison a​us seinem Amt entlassen, w​eil er n​ach Meinung d​es auswärtigen Amtes d​ie Beziehungen zwischen Deutschland u​nd der Tschechoslowakei n​icht weiter verbesserte, sondern d​urch seine Abneigungen d​en Tschechen gegenüber e​her verschlechterte u​nd wurde daraufhin d​urch die Empfehlung Sir Robert Vansittarts i​n den Ruhestand geschickt. Dazu trugen d​ie vielen Notizen u​nd der kritische Blick Anthony Edens, d​em "zweiten Mann" hinter Winston Churchill, bei. Auch er, a​ls damaliger Außenminister d​er Briten, f​and die Abneigung Addisons n​icht von Vorteil i​n dem andauernden Konflikt u​nd sprach s​ich auch für d​ie Entlassung aus.[8]

Politische und private Beziehungen

Als 1935 d​er Außenminister d​er Tschechoslowakei, Edvard Beneš, z​u Besuch i​n Prag w​ar und s​ehr begeistert v​on seiner Zeit i​n Moskau i​n der damaligen Sowjetunion erzählte, schrieb Addison d​em britischen Außenminister Sir Samuel Hoare e​inen langen Brief. In diesem Brief g​ibt er d​ie Erzählung Beneš wieder u​nd äußert e​r seine Sorgen u​nd sein Misstrauen gegenüber Beneš u​nd dessen Zuneigung z​u den Sowjets u​nd deren Regierungsform.[9] Addison w​ar Gegner d​es Kommunismus u​nd kein Sympathisant d​er Tschechen. Diese Einstellung t​eilt er m​it seinen Nachfolgern Sir Charles Henry Bentinck u​nd Sir Basil Cochrane Newton.[10]

Addison tauschte s​ich im Laufe seiner Karriere m​it vielen wichtigen Persönlichkeiten aus. So h​atte er 1918 persönlichen Briefkontakt[11] m​it Edward Stanley, d​em damaligen britischen Botschafter i​n Paris u​nd ehemaligem Kriegsminister d​er Briten.

1930 hatte er eine Unterredung mit Arthur Henderson, dem Vorsitzenden der britischen Labour Party, in der er die Beziehung der Briten zu den Deutschen beschreibt: Before the war, the Germans were here [pointing to the ceiling] and we were there [pointing to the floor]; now [reversing the gesture], we are here and they are there [.. .]. The lesson had been necessary, and land reform had been necessary if only as part of it.[12]

Nach seiner Karriere a​ls Diplomat h​at er über mehrere Jahre e​ine rege Korrespondenz m​it Charles Sarolea, e​inem britischen Autoren, geführt.[13] Sie teilten antibolschewistische u​nd antisemitische Ansichten.[14]

Einzelnachweise

  1. London Gazette. Nr. 33608, HMSO, London, 23. Mai 1930, S. 3230 (PDF, abgerufen am 22. Oktober 2013, englisch).
  2. London Gazette. Nr. 33608, HMSO, London, 23. Mai 1930, S. 3230 (PDF, abgerufen am 22. Oktober 2013, englisch).
  3. "Magdalen College Archiv: Papers of Sir Joseph Addison, 1945–91", abgerufen am 9. Oktober 2021.
  4. London Gazette. Nr. 33608, HMSO, London, 23. Mai 1930, S. 3230 (PDF, abgerufen am 22. Oktober 2013, englisch).
  5. George Ernest Morrison/Hui-Min Lo: The Correspondence of G. E. Morrison 1912–1920, S. 77 Fn. 2.
  6. "Bundesarchiv: Addison, Joseph" (ohne Datum), abgerufen am 9. Oktober 2021.
  7. "Bundesarchiv: Luftfahrtfragen 9. Januar 1926", (ohne Datum) abgerufen am 9. Oktober 2021.
  8. JSTOR 4207758 Zorach, Jonathan. "The British View of the Czechs in the Era before the Munich Crisis." The Slavonic and East European Review, Nr. 57/1, Modern Humanities Research Association, 1979, S. 61, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  9. JSTOR 4207335 Hanak, Harry: "The Visit of the Czechoslovak Foreign Minister Dr Edvard Beneš to Moscow in 1935 as Seen by the British Minister in Prague, Sir Joseph Addison", The Slavonic and East European Review, Nr. 54/4, Modern Humanities Research Association, 1976, S. 588–591, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  10. JSTOR 4207416 "Polonsky, Antony: Review", The Slavonic and East European Review, Nr. 55/1, Modern Humanities Research Association, 1977, S. 128, abgerufen am 9. Oktober 2021
  11. https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/N13709108 "Korrespondenz mit 17th Earl of Derby" 1918, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  12. JSTOR 4212364Cornwall "Cornwall, Mark: ‘National Reparation’?: The Czech Land Reform and the Sudeten Germans 1918–38", The Slavonic and East European Review, Nr. 75/2, Modern Humanities Research Association, 1997, S. 280, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  13. https://discovery.nationalarchives.gov.uk/details/r/N13784795 "Korrespondenz mit Charles Sarolea" 1939–1942, abgerufen am 10. Oktober 2021.
  14. JSTOR 4213884 "Sam Johnson: ‘Playing the Pharisee’? Charles Saroléa, Czechoslovakia and the Road to Munich, 1915–1939", The Slavonic and East European Review, Nr. 82/2, Modern Humanities Research Association, S. 312, 2004, abgerufen am 10. Oktober 2021.
VorgängerAmtNachfolger
Tudor VaughanBritischer Botschafter in Lettland, Estland und Litauen
1928–1930
Hughe Knatchbull-Hugessen
James William Ronald MacleayBritischer Botschafter in der Tschechoslowakei
1930–1936
Basil Cochrane Newton
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