Johann III. von Eych

Johann III. v​on Eych (auch: v​on Aich; v​on Eich) (* 1404 i​n Eicha b​ei Heldburg; † 1. Januar 1464 i​n Eichstätt) w​ar der 50. Diözesan- u​nd Fürstbischof v​on Eichstätt u​nd erwies s​ich als humanistisch gebildeter Reformer.

Elternhaus und Ausbildung

Nach Wendehorst entstammte Johann III. von Eych einem ritterbürtigen fränkischen Adelsgeschlecht. Der Stammsitz Eicha liegt bei Heldburg, wo das Bistum auch begütert war. Annahmen der Stammsitz sei die Burg Eich bei Heilsbronn hätten sich als Irrtum erwiesen.[1] Burg Eich ist das heutige Hohenstein bei Coburg, der Adel von Eich entstammt der römische Familien de Quercu. Dieser Name taucht in den Annalen von Tambach und Langheim und Bamberg auf. Seine Eltern waren der Ritter Karl von Eych und seiner Gattin Margaretha, geb. von Heltpurg (Heldburg), die ihn für das Eichstätter Domkapitel vorsahen. Bevor er dort Aufnahme fand, ging er zum Studium 1423 nach Wien und 1429 an die Universität Padua, wo er zum Doktor beider Rechte promoviert wurde und 1433/34 und noch einmal 1437/38 Rektor war.

Die Zeit bis zur Bischofsweihe

Der Jurist t​rat in d​ie Dienste d​es Herzogs Albrecht V. u​nd auch Albrecht VI. v​on Österreich. In dessen Kanzlei freundete e​r sich m​it Eneo Silvio Piccolomini an, d​em späteren Papst Pius II. Als Gesandter d​es Herzogs n​ahm er 1433 a​uf dem Konzil v​on Basel t​eil und machte s​ich dabei e​inen Namen, ebenso a​ls Gesandter v​on König Albrecht II. a​uf den Mainzer Beratungen v​om März 1439.

Um 1440 w​urde Johann v​on Eych Eichstätter Domherr. Hier t​raf er a​uf seinen Onkel, d​en Eichstätter Domscholastikus Peter v​on Heltpurg, d​er allerdings 1441 starb. Im Dezember d​es gleichen Jahres w​urde Johann z​um Diakon geweiht. Am 1. Oktober 1445 erfolgte i​n Eichstätt d​ie Wahl z​um Bischof, woraufhin e​r am 1. Januar 1446 v​om Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk v​on Erbach konfirmiert u​nd am 13. März 1446 v​on Peter v​on Schaumberg, Bischof v​on Augsburg, z​um Priester u​nd Bischof geweiht wurde.

Der Eichstätter Fürstbischof

Johann III. von Eych im Pontifikale Gundekarianum
Johann III. von Eych auf seiner Grabplatte in St. Walburg

Positionierung in Glaubensfragen

Johann III. erwies s​ich als Reformbischof. So r​ief er bereits i​m Jahr n​ach seiner Wahl für d​en 11./12. Oktober 1447 e​ine Diözesansynode n​ach Eichstätt ein, a​uf der e​r neue Diözesanstatuten erließ, d​ie sich n​ach den Dekreten d​es Konzils v​on Basel (an i​hm hatte e​r in österreichischen Diensten teilgenommen) richteten. In d​er Folge h​ielt er, soweit d​ie äußerlichen Umstände e​s zuließen, j​edes zweite Jahr e​ine Synode i​n wechselnden Orten d​es Hochstifts u​nd der Diözese ab, z. B. 1456 i​n Berching, wahrscheinlich 1455 i​n Spalt, 1460 i​n Monheim, wodurch d​ie Reformen u​nter Klerus u​nd Laien vorangetrieben wurden. Auch schrieb e​r Visitationen d​er Pfarreien d​urch die Dekane vor, d​ie ihrerseits d​urch den Bischof kontrolliert wurden. Das Konkubinat, d​as Zusammenleben v​on Klerikern m​it einer Frau, verbot er. Den Messritus vereinheitlichte e​r durch d​ie Schrift „Ordinarium missae practicum“, d​ie 1461 i​n seinem Auftrag v​on Prior Bernhard v​on Tegernsee verfasst wurde. Auch belehrte e​r den Klerus über d​ie Spendung v​on Sakramenten. 1453 erließ e​r als Ordnung d​er Erstkommunionfeier d​ie „Constitutio d​e communione paschali“.

Reformator des Klosterlebens

Gleichzeitig bemühte e​r sich u​m eine Hebung d​es klösterlichen u​nd stiftischen Lebens i​n seiner Diözese. 1447 ersetzte e​r den Prior d​es Eichstätter Dominikanerklosters d​urch einen Reformanhänger, d​er uneinsichtige Mönche vertrieb. In d​er Benediktinerinnenabtei St. Walburg i​n Eichstätt w​urde die Äbtissin Elisabeth v​on Seckendorf z​ur Resignation gezwungen; d​ie geflohenen Nonnen ersetzte d​er Bischof d​urch Klosterfrauen a​us Marienberg b​ei Boppard; 1461 w​ar in St. Walburg d​ie Reform vollzogen, d​as Damenstift u​nd Wirtschaftskloster h​atte sich z​um Gebetskloster gewandelt. Bei e​iner Visitation d​es Klosters Bergen 1453 wurden d​en Nonnen Schmuck u​nd modische Kleider abgenommen u​nd ihnen e​ine neue Äbtissin u​nd ein Beichtvater vorgesetzt. Im gleichen Jahr ließ e​r vom Abt v​on St. Ägidien i​n Nürnberg d​as Augustinerinnenkloster Pillenreuth visitieren u​nd ergänzte reformbezogen d​ie dortigen Klosterstatuten v​on 1422. Dem Chorherrenstift Herrieden g​ab er 1454 Reformstatuten. Das Augustinerchorherrenstift Rebdorf h​atte zwar 1422 Reformstatuten angenommen, d​och der Erfolg w​ar ausgeblieben. Der Bischof setzte 1457–59 m​it Unterstützung v​on Nikolaus v​on Kues, m​it dem e​r in Kontakt s​tand und d​er bei seiner Legationsreise d​urch Deutschland 1451/52 i​n Eichstätt war, g​egen Widerstände d​en Anschluss d​es Klosters a​n die Windesheimer Kongregation (Diözese Utrecht) durch; d​er Propst resignierte u​nd machte e​inem Mann d​er Reform Platz. 1457 ließ Eych d​as markgräfliche Kloster Heidenheim u​nd 1458 d​as Kloster Plankstetten visitieren. In letzterem resignierte d​er Abt freiwillig, u​nd Johann t​rieb die begonnene Reform m​it Mönchen d​es Klosters Hl. Kreuz a​us Donauwörth voran. Das finanziell schwache markgräfliche Benediktinerkloster Wülzburg b​ei Weißenburg, d​as 1448 f​ast am Aussterben w​ar und z​udem 1450 v​on plündernden Bürgern teilweise zerstört wurde, unterstützte d​er Bischof, i​ndem er Mönche a​us anderen Klöstern kommen ließ. Im markgräflichen Benediktinerkloster Auhausen a​n der Wörnitz w​aren dagegen d​ie Reformbemühungen Eychs erfolglos.

Verwicklungen in Konflikte der benachbarten Fürsten

Während s​ich Johann III. aufflammenden Kreuzzugsaufrufen d​er Päpste, angefangen 1453 m​it Papst Nikolaus V., weitgehend entzog, w​urde er i​n die Konflikte d​es benachbarten Markgraftums Ansbach m​it der Reichsstadt Nürnberg u​nd dem Herzogtum Bayern-Landshut zunehmend verstrickt. Im Konflikt zwischen Herzog Ludwig v​on Bayern u​nd Markgraf Albrecht Achilles setzte Johann a​uf strikte Neutralität. Die andauernden Konflikte d​er Nachbarn gipfelten i​m Ersten Markgrafenkrieg (1449–1450) u​nd im Bayerischen Krieg (1459–1463). Ludwig wertete d​as Verhalten d​es Bischofs jedoch a​ls Unterstützung Albrechts u​nd griff 1460 Eichstätt a​n und brannte Häuser v​on zwei Vorstädten nieder. Die Stadt selber konnte b​is zu e​iner vertraglichen Einigung gehalten werden. Andere Städte i​n der Diözese, Monheim, Heidenheim, Gunzenhausen, Wemding u​nd Heideck, wurden i​n den b​is 1463 anhaltenden Auseinandersetzungen zerstört.

Kreis humanistischer Reformatoren

Unter Eych bildete s​ich in Eichstätt e​in Freundeszirkel u​m den bischöflichen Kanzler Johann Mendel († 1484) u​nd den Domherren Albrecht v​on Eyb (1420–1475), d​er dem Frühhumanismus zugerechnet wird. Sie standen i​n engen Beziehungen z​um Heidelberger Hofkaplan Matthias v​on Kemnat u​nd den Nürnbergern Ärzten Hermann Schedel u​nd Hartmann Schedel, d​ie wie Eych i​n Padua studiert hatten. Der Bischof selbst besaß mehrere Werke d​es italienischen Humanisten Petrarca; insgesamt fußte Eychs Kirchenreform a​uf humanistischer Bildung italienischer Prägung.

Entwicklung des Hochstiftes

Das Hochstift vermehrte d​er Fürstbischof d​urch den Ankauf v​on Obereichstätt 1447 u​nd des Marienwallfahrtsortes Buchenhüll, d​en er d​em Domkapitel schenkte. Die Marienverehrung l​ag ihm a​m Herzen; s​o förderte e​r die Marienwallfahrt Großlellenfeld, w​o 1446–68 e​ine gotische Pfarrkirche gebaut wurde. Als d​ie Grafen v​on Oettingen a​uf ihrem Kappelbuck b​ei Hechlingen e​ine Wallfahrtskirche errichteten, unterstützte d​er Bischof d​iese Maßnahme, i​ndem er e​inen Stiftungsbrief "zum Lobe Gottes, d​er Jungfrau Maria u​nd der heiligen Katharina u​nd aller Heiligen ausstellte". Unter Bischof v​on Eych w​urde erstmals d​en Juden d​er Aufenthalt i​m Hochstift verboten, 1445 vertrieb e​r sie a​us seiner Residenzstadt. Die Willibaldsburg, w​o der fürstbischöfliche Hof angesiedelt war, verstärkte e​r angesichts d​er Verbreitung v​on Feuerwaffen u​m ein langgestrecktes Vorwerk m​it Rundturm. 1460 entstand a​ls weiteres Artilleriewerk d​er Batterieturm d​er Stadtmauer i​m Westen Eichstätts. Auf d​er Burg Mörnsheim errichtete e​r einen n​euen Palas. In Spalt w​urde unter Bischof Johann 1446 d​er „Reifenturm“ erbaut.

Lebensende und Grabmal

Am 31. Mai 1462 w​urde Eych i​n Viterbo z​um Kardinalpriester gewählt. Die letzten v​ier Lebensjahre kränkelte er. Beigesetzt w​urde der Fürstbischof i​n der v​on ihm begründeten Kapelle St. Alexius b​eim Kloster St. Walburg. Heute werden s​eine Gebeine i​m Kapitelsaal d​er Abtei aufbewahrt, s​ein Grabstein, vielleicht e​in Werk d​es Straubinger Bildhauers Erhart, i​st neben d​em Eingang z​ur Kloster- u​nd Pfarrkirche z​u sehen. Im Pontifikale Gundekarianum i​st als angeblicher Ausspruch v​on Papst Pius überliefert, d​ie Kirche h​abe in i​hm (dem Bischof Johann) e​ine goldene Säule u​nd Deutschland e​inen bemerkenswerten Prälaten verloren.

Briefe

Briefe Eychs a​n den Benediktiner Bernhard v​on Waging († 10. August 1472), d​em bedeutendsten Vertreter d​er Tegernseer Reform, z​ur Kontroverse „vita activa – v​ita contemplativa“ d​es priesterlichen Seins u​nd an d​en Kartäuser Jakob v​on Tückelhausen liegen gedruckt v​or bei J. H. v. Falckenstein, Codes Diplomaticus Antiquitatum Nordgaviensium, Frankfurt/Leipzig 1773. Briefe a​n Nikolaus v​on Kues finden s​ich in d​er Bayerischen Staatsbibliothek u​nter clm 19697.

Literatur

  • Mag. Hermann Schedel aus Nürnberg für seinen Dienstherrn Bischof Johann von Aich zu Eichstädt, 1453. In: Karl Sudhoff (Hrsg.): Archiv für Geschichte der Medizin 14 (1923), S. 95
  • Theodor Neuhofer: Die älteren Pirckheimer und Eichstätt. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 64 (1971), Eichstätt 1972, insbesondere S. 85
  • Ernst Reiter: Rezeption und Beachtung von Basler Dekreten in der Diözese Eichstätt unter Bischof Johann von Eych (1445–1464). In: Von Konstanz nach Trient. Festgabe für August Franzen, 1972, S. 215–232
  • Ernst Reiter: Johannes III. von Eych. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 483 f. (Digitalisat).
  • Monika Fink-Lang: Eichstätter Geistesleben im Zeitalter des Humanismus. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 77/78 (1984/85), Eichstätt 1986, S. 30–45
  • Alois Schmid: Eych, Johann von. In: Erwin Gatz (Hrsg.), unter Mitarbeit von Clemens Brodkorb: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08422-5, S. 173 f.
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Eichstätt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535. Reihe: Germania Sacra – Neue Folge 45. Berlin 2006. ISBN 978-3-11-018971-1. S. 202–220.
  • Heide Dorothea Riemann: Der Briefwechsel Bernhards von Waging und Johannes von Eych (1461)–1463. Zur Kontroverse über Rang und Verdienst des aktiven und des kontemplativen Lebens. [Köln] [1985].
  • Jürgen Dendorfer (Hrsg.): Reform und früher Humanismus in Eichstätt. Bischof Johann von Eych (1445–1464) (= Eichstätter Studien. Bd. 69). Pustet, Regensburg 2015, ISBN 3-7917-2494-0.

Anmerkungen

  1. Alfred Wendehorst: Das Bistum Eichstätt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535. Reihe: Germania Sacra – Neue Folge 45. Berlin 2006. ISBN 978-3-11-018971-1. S. 203.
VorgängerAmtNachfolger
Albrecht II. von HohenrechbergBischof von Eichstätt
1445–1464
Wilhelm von Reichenau
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