Pontifikale Gundekarianum
Das Pontifikale Gundekarianum ist ein nach dem Eichstätter Bischof Gundekar II. benanntes liturgisches Buch (Pontifikale). Es wurde von seinen Nachfolgern bis 1697 kontinuierlich fortgeschrieben und bildet damit eine entscheidende Quelle zur Geschichte des Bistums.
Entstehung und Umfang des Werkes
Ausgangsbestand
1072 übergab Gundekar an seine Domkirche eine prächtig ausgestattete Handschrift, das sogenannte Gundekarianum, ein Sammelband von 204 Blättern, der nach Gundekar auf 257 Blätter erweitert wurde. 110 Blätter bilden ein Pontifikale, eine Zusammenstellung der vom „pontifex“, vom Bischof zu spendenden Sakramente, Weihehandlungen und Segnungen. Dabei zeigt sich auch, dass Gundekar ein Anhänger der Kirchenreform war, denn diese legte besonderen Wert auf die gültige Vermittlung sakramentalen Heils. Nach einem Kalendarium folgt ein Rituale, das heißt, eine Zusammenstellung von Segnungen, Beschwörungen und Gebeten. Dem Ganzen sind Seiten mit historischen Einträgen seit der Bistumsgründung unter dem heiligen Willibald und Seiten mit Miniaturmalereien vorgeschaltet.
Erweiterungen bis 1697
Von den Nachfolgern Gundekars wurden diese Einträge bis 1697 mit insgesamt 19 eingebundenen Fortsetzungen mit den Bischofsviten und Bischofsbildern in Miniaturmalerei ergänzt.
Das Original wird im Eichstätter Diözesanarchiv verwahrt; ein kommentierter Reprint ausgewählter Seiten liegt seit 1987 in 380 Exemplaren vor.
Beispiele für die Malereien
Die Malereien stellen u. a. für das Bistum Eichstätt wichtige Personen des geistlichen Lebens dar. Abgebildet sind mehrere Eichstätter Bischöfe, dabei versuchen die Darstellungen auch rückwirkend bis in die Gründungsphase des Bistums im 8. Jahrhundert geschichtliche Abläufe zu veranschaulichen.
- Abt Wunibald
- Abt und Heiliger Sola
- Bischof Erchanbald
- Bischof Gundekar I.
- Bischof Walther
- Bischof Heribert
- Bischof Gezemann
- Bischof Gebhard I., später Papst Viktor II.
- Bischof Gundekar II.
- Bischof Otto
- Bischof Johann I. von Straßburg
- Bischof Philipp von Rathsamhausen[1]
- Bischof Friedrich IV. von Oettingen
- Bischof Johann III. von Eych
- Bischof Wilhelm von Reichenau[2]
Literatur
- Das „Pontifikale Gundekarianum“. Faksimile-Ausgabe des Codex B 4 im Diözesanarchiv Eichstätt, 2 Bde., Faksimile-Band, 46 × 37 cm, 82 S., davon 37 farbig, Kommentarband mit Beiträgen von Brun Appel, Andreas Bauch, Walter Dürig, Johann Konrad Eberlein, Monika Fink-Lang, Helmut Flachenecker, Hermann Hauke, Dietmar von Hübner, Klaus Kreitmeir, Ernst Reiter und Stefan Weinfurter, Bibliographie von Maria Mengs, 28 × 20 cm, 199 S. mit 9 Abbildungen und 1 Frontispiz, Verlag Reichert 1987
- Gundekarianum. In: Felix Mader (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler von Bayern. Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken. I. Stadt Eichstätt. München 1924, Nachdruck München und Wien 1981: R. Oldenbourg, ISBN 3-486-50504-1, S. 627–631
- Alfred Wendehorst: Das Bistum Eichstätt. Band 1: Die Bischofsreihe bis 1535. Reihe: Germania Sacra – Neue Folge 45. Berlin 2006. ISBN 978-3-11-018971-1. S. 1f.
Anmerkungen
- Größerer Ausschnitt (Memento vom 13. März 2012 im Internet Archive) der Seite im Gundekarianum mit Papst Johannes XXII.
- Größerer Ausschnitt des Bildes (s/w)