Johann Heß

Johann Heß, auch (Jan) Hess, Hesse (* 23. September 1490 i​n Nürnberg; † 5. Januar 1547 i​n Breslau) w​ar ein lutherischer Theologe u​nd Reformator.

Johann Heß, Gemälde 1546
Johann Heß, weiß gehöhte Sepia-Tuschezeichnung

Leben

Heß stammt aus einer wohlhabenden Bürgerfamilie in Nürnberg, sein Vater war der Kaufmann Johann Heß d. Ä. (1460–1524), seine Mutter die Kaufmannstochter Anna, geborene Geiger aus Pforzheim.[1] Er ging drei Jahre in Zwickau zur Schule.[2] Humanistisch vorgebildet, studierte er 1505 bis 1510 in Leipzig, wo er mit dem Baccalaureus abschloss, um dann zwei Jahre in Wittenberg die Sieben Freie Künste und Jurisprudenz zu studieren, und zum Magister promoviert wurde. An der Leucorea schloss er sich Johann Lange und Georg Spalatin an. Von hier ging er 1513 nach Breslau und trat als geistlicher Sekretär in den Dienst des Bischofs Johannes V. Turzo,[3] der ihm ein Kanonikat in Neiße verlieh. Auf Veranlassung von Karl I. von Münsterberg und Oels wurde sein Sohn Joachim 1515–1517 von Heß erzogen, der zu der Zeit ein Kanonikat in Neisse besaß[4]. Mit ihm ging Heß für zwei Jahre an die Universität zu Prag. In Neisse lernte er den Humanisten Valentin Krautwald kennen, der 1515 das Amt des bischöflichen Sekretärs bekleidete. Dann war er für zwei Jahre als Propst zu St. Maria und St. Georg in Oels.

1518/1519 unternahm e​r eine Italienreise. Am 9. September 1519 erwarb e​r den Doktortitel a​n der Universität Ferrara u​nd wurde z​uvor am 18. Juni 1519 z​um Subdiakon geweiht. Am 24. März 1520 weihte m​an ihn i​n Rom z​um Diakon.

Er verließ Italien und kehrte nach Schlesien zurück. In Breslau empfing er am 3. Juni 1520 die Priesterweihe, blieb aber mit den Wittenberger Freunden in Verbindung. Philipp Melanchthon mahnte ihn oft wegen seiner Ängstlichkeit. Nach dem Tode des Bischofs – sein Nachfolger war Jakob von Salza – nahm er eine Stelle als Hofprediger bei Herzog Karl I. von Münsterberg an und reiste dann im Jahre 1522 nach Nürnberg. In seinem Bekenntnis zur Reformation bot man Voß die Stelle eines Oberpfarrers an der St.-Sebald-Kirche an. Dort traf er auch auf Dominicus Sleupner. 1523 berief ihn der Breslauer Magistrat gegen den Widerstand des Domkapitels zum Pfarrer an St. Maria-Magdalena. Dort blieb er bis zu seinem Tode, dem 5. Januar 1547.

Nach d​er Breslauer Disputation v​om 20. b​is zum 23. April 1524 i​n der Dorotheenkirche begann e​r in a​ller Stille, Wittenberger Ordnungen einzuführen u​nd das Schul- u​nd Armenwesen z​u verbessern.[5] Die Neuerungen blieben i​n engen Grenzen. Diese Eigentümlichkeit behielt d​ie Breslauer Reformation b​is ins 19. Jahrhundert. Auf d​iese Weise w​urde der konfessionelle Frieden erhalten.

Heß hielt jeden theologischen Streit von Breslau fern. Er lehnte die Schweizer Reformation ebenso wie Kaspar Schwenckfeld ab. An den großen Auseinandersetzungen im Reich nahm er nicht teil. Wohl besaß er eine umfassende Bildung, äußerte sich aber nicht literarisch. In der Welt der Reformatoren stand er trotzdem in hohem Ansehen und führte mit den bedeutendsten Theologen Briefwechsel. 1540/1541 besuchte er zum letzten Mal seine Vaterstadt und reiste mit Veit Dietrich zum Regensburger Religionsgespräch. In seinen letzten Jahren trat er nicht mehr hervor. Für Heß war die Fürsorge für die Armen in Breslau ein wichtiger Bestandteil seiner Tätigkeiten. Das zeigt sich etwa darin, das er schon bald nach seinem Amtsantritt Opferkästen an den Kirchen für die Armen in der Stadt aufstellen ließ. Eine Aktion am 8. Mai 1525 rief alle Bedürftigen auf sich in der Magdalenenkirche zu versammeln, dort wurden sie u. a. von Ärzten und Ratsherren beurteilt und soweit notwendig in städtischen Spitäler eingewiesen. Täglich wurden, wie aus dem Jahre 1526 berichtet wurde, in den sieben städtischen Spitälern über 500 Arme versorgt. Mehr als 400 Personen erhielten außerhalb derselben Unterstützung an Brot, Kleidung, Hauszins u. ä. m. Über das ganze Armenwesen wurde vom Magistrat ein Ausschuss berufen, an dessen Spitze Heß stand. Er machte sich ebenfalls verdient um den Baubeginn für das Allerheiligen-Hospital Breslau im Jahre 1526.

Johann Heß heiratete zweimal, i​m Jahre 1525 u​nd im 1531. Als e​r starb, hinterließ e​r sechs Kinder, Heß w​urde vor d​em Hauptaltar d​er Breslauer Magdalenenkirche beigesetzt. An seinem Sarg sprachen s​ein Genosse Ambrosius Moibanus u​nd sein Schüler Johann Crato v​on Krafftheim.[6] Zu seinen Nachkommen gehört d​er 1690 geborene pietistische Dichter Karl Heinrich v​on Bogatzky.[7]

Die Reformation Schlesiens hängt a​ufs engste m​it ihm zusammen.

Literatur

  • Martin Luther: Brief an Johann Heß in Breslau über die Gefahr, die von der falschen Lehre Schwenckfelds und Crautwalds ausgeht. Grüßt Ambrosius Moibanus. Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, www.archive.thulb.uni-jena.de archive.thulb.uni-jena.de

Einzelnachweise

  1. Georg Kretschmar: Heß, Johann. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 7 f. (Digitalisat).
  2. Friedrich Nösselt: Breslau und dessen Umgebungen: Beschreibung alles Wissenswürdigsten für Einheimische und Freunde. Korn, Breslau 1833, S. 73–74
  3. Christian-Erdmann Schott: Art. Schlesien. I. Kirchengeschichte . In: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 30, S. 189–198, hier S. 190.
  4. Archivlink (Memento des Originals vom 20. Juli 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.breslau-wroclaw.de
  5. Julius Köstlin: Die Thesen der Disputation des Johann Heß vom 20. April 1524 in deutschem Texte. Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Sv. 10 (1870–1871 [1871]), 369–372
  6. archiv.ub.uni-heidelberg.de (PDF; 23 MB)
  7. Michael Sachs: Die Flucht der evangelischen Frau Anna Magdalena von Reibnitz (1664–~1745) mit ihren von der Zwangskatholisierung bedrohten fünf Kindern aus Schlesien im Jahre 1703 – ein Stimmungsbild aus dem Zeitalter der Gegenreformation und des Pietismus. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 34, 2015 (2016), S. 221–263, hier: S. 233.
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