Jarkowo (Rymań)

Jarkowo (deutsch Jarchow) i​st ein Dorf i​n der Woiwodschaft Westpommern i​n Polen. Es l​iegt im Gebiet d​er Gmina Rymań (Landgemeinde Roman) u​nd gehört m​it dieser z​um Powiat Kołobrzeski (Kolberger Kreis).

Bis 1946 Gutshaus und Park des Gutsbezirks Jarchow
Ortsbild (Aufnahme von 2013)

Geographische Lage

Das Dorf l​iegt in Hinterpommern, e​twa 80 Kilometer nordöstlich v​on Stettin u​nd etwa 20 Kilometer südwestlich v​on Kołobrzeg (Kolberg), umgeben v​on landwirtschaftlich genutzten Flächen. Nachbarorte s​ind im Norden Mechowo (Mönchgrund), i​m Osten Gorawino (Gervin), i​m Süden Kinowo (Kienow) u​nd im Westen Dargosław (Dargislaff).

Östlich d​es Dorfes fließt d​er Pöskebach, westlich d​es Dorfes d​er Rottbach. Beide begrenzen d​ie historische Gemarkung d​es Dorfes.

Geschichte

Das Dorf wurde erstmals in einer Urkunde aus den Jahren 1170/1177 erwähnt, mit der der pommersche Herzog Kasimir I. Mönchen aus dem Kloster Lund Landbesitz zur Gründung eines Klosters verlieh, darunter auch das Dorf Harchouwe, das jedoch wüst lag.[1] Bei der Klostergründung handelte es sich um das Kloster Belbuck, das aber schon um 1185 wieder aufgegeben wurde. Eine zweite Gründung des Klosters erfolgte durch Mönche aus Mariengaarde. Mit einer Urkunde aus dem Jahre 1208 verliehen die pommerschen Herzöge Bogislaw II. und Kasimir II. ihnen im Wesentlichen den gleichen Landbesitz, darunter wiederum das nun Jarchowe genannte, wüste Dorf.[2]

Bald darauf, im Jahre 1224, überwies Herzogin Anastasia, die Witwe Herzog Bogislaws I., dem Kloster Belbuck Landbesitz zur Gründung eines Nonnenklosters, des Klosters Marienbusch. Zu dem in der Urkunde genannten Besitz gehörte auch das hier Jarcouwe genannte Dorf,[3] das doch eigentlich dem Kloster Belbuck schon zuvor zugewiesen worden war. Die Schenkung wurde durch ihre Enkel, die Herzöge Barnim I. und Wartislaw III., mit einer Urkunde aus dem Jahre 1227 leicht abgewandelt bestätigt. Das Dorf erschien hier unter dem Namen Jarcowo,[4] ebenso in einer weiteren Besitzbestätigung für das Kloster Marienbusch durch Herzog Wartislaw III. aus dem Jahre 1240.[5] Im Jahre 1269 wurde das Dorf wieder in einer Besitzbestätigung Herzog Barnims I. für das Kloster Belbuck aufgeführt.

Das Dorf w​urde bei d​er mittelalterlichen Besiedlung d​urch deutsche Bauern a​ls ein Zeilendorf angelegt. Als i​m Jahre 1310 i​m Nachbardorf Kienow e​ine Pfarrkirche eingerichtet wurde, ordnete d​er Bischof v​on Cammin, Heinrich v​on Wacholz, d​as Dorf Jarchow i​hrem neuen Kirchspiel zu.

1467 k​am Jarchow, ebenso w​ie das Nachbardorf Dargislaff, d​urch Tausch v​om Kloster Belbuck a​n die a​lte pommersche Familie Wacholz. Auf d​er Lubinschen Karte d​es Herzogtums Pommern (1618) i​st Jarchow verzeichnet. Im 17. Jahrhundert w​urde Jarchow i​n zwei Anteile aufgeteilt, d​ie aber b​eide in d​er Familie Wacholz blieben u​nd zeitweise i​n einer Hand lagen. Die Gutsherrschaft z​og die Bauernstellen ein, s​o dass Jarchow i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert z​u einem Gutsdorf wurde.

Der e​ine Anteil w​urde als Jarchow A o​der Groß Jarchow bezeichnet. Der andere Anteil w​urde als Jarchow B o​der Klein Jarchow bezeichnet. Zu diesem Anteil gehörte e​in gesonderter Gutshof, d​er südlich d​es heutigen Dorfes lag.

In Ludwig Wilhelm Brüggemanns Ausführlicher Beschreibung d​es gegenwärtigen Zustandes d​es Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- u​nd Hinterpommern (1784) s​ind Groß-Jarchow u​nd Klein-Jarchow u​nter den adeligen Gütern d​es Greiffenbergschen Kreises aufgeführt. Die Beschreibung z​eigt Groß-Jarchow a​ls Gutsdorf, i​n dem e​s damals n​ur das Vorwerk (Gutshof) m​it einer Schäferei gab. In Klein-Jarchow g​ab es ebenfalls d​as Vorwerk m​it einer Schäferei, daneben e​inen Kossäten (Kleinbauern).[6]

Im 19. Jahrhundert wurden b​eide Gutsanteile wieder zusammengefasst u​nd der bisherige Gutshof v​on Jarchow B a​ls Vorwerk d​es Gutes Jarchow genutzt. Jarchow h​atte eine eigene Schule.[7]

1882 kaufte d​er Besitzer d​es Nachbargutes Gervin B, e​in gewisser Bernhard Fick, d​as Gut Jarchow. Nach weiteren Besitzwechseln teilte Ende d​es 19. Jahrhunderts d​er damalige Gutsbesitzer d​as Gut auf. Es entstanden, über d​ie Feldmark v​on Jarchow verteilt, zahlreiche n​eue Bauernhöfe; d​ie Einwohnerzahl v​on Jarchow s​tieg deutlich. Zugleich w​urde das bisherige Vorwerk Klein Jarchow aufgegeben. Der verkleinerte Gutsbetrieb w​urde als e​in sogenanntes Restgut weitergeführt.

Jarchow w​urde im Jahre 1818 a​us dem Kreis Greifenberg i​n den Kreis Fürstenthum umgegliedert; d​ie neue Kreisgrenze verlief westlich d​es Dorfes. Bei d​er Auflösung d​es Kreises Fürstenthum i​m Jahre 1871 k​am Jarchow z​um Kreis Colberg-Cörlin. Ab d​em 19. Jahrhundert bildete Jarchow e​inen Gutsbezirk. Nach d​er teilweisen Aufsiedlung d​es Gutes w​urde (nach 1910) anstelle d​es Gutsbezirks Jarchow d​ie Landgemeinde Jarchow gebildet.

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde Jarchow Anfang März 1945 v​on der Roten Armee besetzt u​nd anschließend – w​ie ganz Hinterpommern – u​nter polnische Verwaltung gestellt. Soweit d​ie Bewohner n​icht geflohen waren, wurden s​ie vertrieben. Der Ortsname w​urde zu „Jarkowo“ polonisiert.

Demographie

Anzahl Einwohner
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
181656[8]
182256[9]
185597[8]
1861113in 15 Familien, sieben Wohngebäude[7]
1867114am 3. Dezember[10]
1871109am 1. Dezember, ausschließlich Evangelische[10]
1905216[8]
1923173[8]
1933208[11]
1939181[11]
2013259[12]

Kirche

Im Mittelalter gehörte Jarchow z​um Kirchspiel d​er im Jahre 1310 i​m Nachbardorf Kienow eingerichteten Pfarrkirche. Die Kirche i​n Kienow g​ing wohl i​n der Reformationszeit ein.[13]

Bis 1945 gehörte Jarchow z​um evangelischen Kirchspiel d​er Pfarrkirche i​m Nachbardorf Dargislaff.

Siehe auch

Literatur

  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 344 (online).
  • Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 311–315.
Commons: Jarkowo – Sammlung von Bildern
  • Jarchow auf der Webseite des Vereins Kolberger Lande

Fußnoten

  1. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 84.
  2. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 146.
  3. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 222.
  4. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 241.
  5. Klaus Conrad (Bearb.): Pommersches Urkundenbuch. Band 1. 2. Auflage (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 2, Bd. 1). Böhlau Verlag, Köln/Wien 1970, Nr. 378.
  6. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1, Stettin 1784, S. 430 Nr. 36 und 37. (Online)
  7. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil III, Band 1, Anklam 1867, S. 344 (online).
  8. Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 312.
  9. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin und Stettin 1827, S. 248, Nr. 46 (online).
  10. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 118–119, Nr. 97 (online).
  11. Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Kolberg-Körlin. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  12. Statystyka ludności gminy Rymań.
  13. Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 662.

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